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# taz.de -- Umfrage unter Europaabgeordneten: Was zeichnet die EU aus?
> Wir haben die Europaparlamentarier gefragt, was das Beste an der EU ist –
> und wie ihre Vision für die Zukunft aussieht. Hier alle 72 Antworten.
Bild: Eine Treppe im Berliner S-Bahnhof Brandenburger Tor, 2014
Wir haben allen Abgeordneten des Europäischen Parlaments drei Fragen
gestellt. 72 von ihnen haben zurückgeschrieben. Hier finden sie alle ihre
Antworten.
Die Fragen:
1.) Welche EU-Verordnung oder -Richtlinie hat das Leben sehr vieler
Menschen besonders positiv verändert?
2.) Was ist das Beste, was es ohne die Europäische Union nicht gäbe?
3.) Wie lautet, in wenigen Worten, Ihre Zukunftsvision für Europa?
Die Antworten in alphabetischer Reihenfolge:
Jan Philipp Albrecht, Deutschland, Grüne, Fraktion Grüne/Freie Europäische
Allianz (EFA)
1.) Seit 1995 gilt in der EU ein hoher Datenschutzstandard, der das Leben
aller Menschen in der EU positiv verändert hat. Heute haben die Menschen in
Europa mehr Datenschutz als in vielen anderen Teilen der Welt, weil es
diese Richtlinie gegeben hat. Inzwischen gibt es das Internet mit vielen
Unternehmen, die aus anderen Ländern heraus, etwa aus den USA, ihre Dienste
anbieten und unsere Daten verarbeiten. Um dafür zu sorgen, dass der hohe
Datenschutz in der EU durch solche Internetunternehmen nicht umgangen oder
gar ignoriert werden kann, hat das Europäische Parlament im April dieses
Jahres die Datenschutz-Grundverordnung verabschiedet, mit der ab Frühjahr
2018 ein einheitlicher hoher Datenschutzstandard in der ganzen EU gelten
wird. Die Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa bekommen mit ihr
stärkere Rechte und den Unternehmen in der ganzen Welt wird klargemacht:
Wenn Ihr unsere Regeln brecht, werdet Ihr in Zukunft harte Strafen zahlen
müssen.
2.) Ohne die EU gäbe es nicht die Möglichkeit für Auszubildende,
Studierende und ArbeitnehmerInnen, in 28 unterschiedlichen europäischen
Ländern ohne Hindernisse zu leben und arbeiten. Diese Öffnung ist die wohl
größte Leistung, die EU gebracht hat und mit ihr auch der Anspruch auf
Grundfreiheiten und Grundrechte, die – überwacht durch den Europäischen
Gerichtshof in Luxemburg – direkt und unmittelbar in allen Mitgliedstaaten
der Europäischen Union gelten und einklagbar sind. Darunter auch der Schutz
vor Diskriminierung, von Bürgerrechten im Strafverfahren und vielen
sinnvollen Regelungen für VerbraucherInnen.
3.) Meine Zukunftsvision für Europa wäre eine gemeinsame Öffentlichkeit, in
der die Nationalität eine vollen vielen identitätsstiftenden Faktoren ist,
aber die Unionsbürgerschaft entscheidend für die demokratische
Willensbildung bei den zahlreichen Gesetzgebungsprozessen der EU ist. Dazu
brauchen wir mehr transnational agierende PolitikerInnen, bessere
Übersetzungskapazitäten für Medien und Zivilgesellschaft sowie den Willen,
uns als eine gemeinsame europäische Bevölkerung – und nicht bloß als Bund
von Nationalstaaten – zu sehen.
Pascal Arimont, Belgien, Christlich Soziale Partei, Fraktion Europäische
Volkspartei (EVP)
1 .) Die wohl positivste Wirkung auf sehr viele Europäer haben die
Richtlinien und Verordnungen zur Schaffung der Freizügigkeit innerhalb
Europas gehabt, die den grenzüberschreitenden Personenverkehr innerhalb der
EU sehr stark vereinfacht und – gemeinsam mit dem freien Warenverkehr – zu
einer spürbaren Steigerung des Wohlstands in Europa geführt haben.
Insbesondere für die Einwohner einer klassischen Grenzregion wie die
Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens – meinem Wahlkreis – haben diese
Gesetzesinitiativen zu erheblichen Erleichterungen geführt. Die
Freizügigkeit war ebenfalls unerlässlich für die Schaffung eines
gemeinsamen europäischen Binnenmarktes, der mit ungeheurem Potential für
die hiesigen Unternehmen und für die Schaffung von Arbeitsplätzen verbunden
ist. Reisen, Wirtschaften, Arbeiten über die Grenzen hinweg – all das war
vor dreißig Jahren noch mit erheblichen Komplikationen verbunden.
2.) Stabilität und verbindliche Kooperation mit Partnern. Durch die EU
haben wir auf unserem Kontinent eine Stabilität geschaffen, die es – trotz
aller Krisen – in dieser Form vorher nie gegeben hat. Die Europäische Union
hat auf unserem Kontinent ganz maßgeblich dazu beigetragen, für Frieden und
Wohlstand zu sorgen, indem stabile und berechenbare Rahmenbedingungen durch
eine sehr enge Kooperation zwischen den europäischen Staaten geschaffen
wurden. Das hätte es in dieser Form ohne die visionären Gründerväter
Europas so nie gegeben.
3.) Ich bin davon überzeugt, dass wir innerhalb einer globalisierten Welt
nur als vereinte Europäer eine Chance haben, zu bestehen. Eine ideologische
Debatte, in der das „Mehr Europa“ dem „Weniger Europa“ einander
gegenüberstehen, halte ich in diesem Zusammenhang aber für nicht dienlich.
Wir brauchen weder einen EU-Zentralstaat, noch ein Europa, das auf ein
Minimum reduziert wird. Vielmehr sollte bei allem die Frage im Mittelpunkt
stehen, welche Probleme auf welcher Ebene am besten lösbar sind.
Binnenmarkt, Migration, Umweltschutz, Terrorbekämpfung oder Digitales
gehören beispielsweise auf die EU-Ebene. In anderen Bereichen könnte der
Nationalstaat seine Rolle behalten. Aber dann wünsche ich mir auch etwas
mehr Mut zum Bekenntnis für europäische Lösungen von Seiten der
Staatschefs, die gerne zu Hause das beklagen, was sie in Brüssel selbst
beschließen.
Burkhard Balz, Deutschland, CDU, EVP -Fraktion
1.) In der heutigen Zeit, wo Reisen und das Kennenlernen anderer Kulturen
für viele Bürgerinnen und Bürger der EU eine Selbstverständlichkeit sind,
fallen mir zwei Beispiele ein. Zum einen die Roaming-Verordnung. Bereits im
April dieses Jahres wurden die Roaming-Gebühren innerhalb der EU erheblich
gesenkt. Ab Juni 2017 sollen sie schließlich dank der Verordnung ganz
wegfallen. Gerade in Hinblick auf die Urlaubzeit ist das sicherlich ein
Vorhaben, das das Leben vieler Bürgerinnen und Bürger positiv verändert.
Zum anderen die Erasmus-Verordnung. Hierbei handelt es sich um ein Programm
für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. Es soll möglichst
vielen Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen im Ausland zu studieren, sich
weiterzubilden, Berufserfahrung zu sammeln oder Freiwilligenarbeit zu
leisten. Ein tolles Programm, das sicherlich vielen jungen Europäerinnen
und Europäern zu Gute kommt.
2.) Viele Menschen sehen Frieden und Freiheit als Selbstverständlichkeit
an. Ich glaube, das europäische Projekt hat einen Großteil dazu
beigetragen. Wir haben, seit es die Europäische Union gibt, noch nie eine
so lange Zeit des Friedens auf dem europäischen Kontinent gehabt. Der
Europäische Binnenmarkt erlaubt uns einen freien Warenverkehr, die
Personenfreizügigkeit sowie Dienstleistungsfreiheit und freier Kapital- und
Zahlungsverkehr. Diese Freiheiten würde es ohne die Europäische Union
vielleicht nicht geben. Auch wenn populistische Parteien das Europäische
Projekt angreifen, bin ich davon überzeugt, dass ein Großteil der
Europäischen Bevölkerung sich nicht davon mitreißen lässt. Die Europäische
Union ist ein positives, friedenstiftendes Projekt, wofür es sich zu
kämpfen lohnt.
3.) Europa braucht eine Verschnaufpause – Zeit für Reflexion. Wir müssen
uns als EU auf die großen Fragen unserer Zeit konzentrieren, die
Wirtschafts- und Finanzpolitik gehört dazu aber zum Beispiel auch
Terrorismusbekämpfung oder die Flüchtlingskrise. Wir dürfen uns nicht
länger in Details verlieren. Ein Systemcheck ist in dieser Hinsicht
sicherlich mehr als angebracht. Denn wir wollen ein besseres, smarteres
Europa. Dafür setze auch ich mich ein. Die Zukunft liegt in einem Europa
des Miteinanders und nicht des Gegeneinanders.
Ivo Belet, Belgien, Christen-Democratisch & Vlaams, EVP-Fraktion
1.) Der europäische Rechtsakt, der die Grundlage für den Binnenmarkt und
die vier Grundfreiheiten (für Güter, Personen, Dienstleistungen und
Kapital) legte, war ein Motor für Wohlstand und unterstützt unser Modell,
das verantwortlich ist für die Sozialausgaben der halben Welt. Sowie ein
Katalysator für viele andere gemeinsame Standards, von Umweltschutz und
Nahrungssicherheit bis zum Arbeitnehmerschutz. Außerdem ist er Anreiz, die
Union weiter zu stärken – gegen ungerechte soziale Praktiken vorzugehen und
die äußeren Grenzen zu schützen sowie Terrorismus zu bekämpfen, um einen
sicheren und gerechten Raum der Freiheit zu sichern.
2.) Der kontinuierliche Dialog und die Zusammenarbeit zwischen 29 Staaten
mit dem Ziel, Frieden, gemeinsame Werte und der Wohlergehen ihrer Bürger zu
befördern. Der Kern der Union für alle Bürger bleibt die Garantie, dass
Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und
Menschenrechts respektiert werden. Nirgendwo in der Welt befördert eine
Gruppe von Staaten derart hohe, gemeinsame Standards für eine so große
Gruppe von Menschen
3.) Wir brauchen ein stärkeres Europa. Europa muss gemeinsame Werte und
persönliche und wirtschaftliche Sicherheit fördern, soziale Gerechtigkeit
bieten und Luft zum Atmen schaffen für öffentliche Investitionen sowie die
Bürger durch gemeinsame Terrorbekämpfungs- und Grenzsicherungsmaßnahmen
nach außen schützen. Das ist entscheidend, denn das schafft Wohlstand,
Arbeitsplätze und Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Reimer Böge, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Mit über 70 Vorschlägen zu verbessertem Verbraucherschutz in der
Lebensmittelkette hat der BSE-Untersuchungsausschuss des Parlaments, den
ich 1996/97 geleitet habe, großen Druck auf die Kommission und die
Mitgliedstaaten ausgeübt. Diese Initiativen haben zur Aufwertung des
Stellenwerts von Umwelt- und Verbraucherschutz in den Amsterdamer Verträgen
sowie zur grundlegenden Verankerung des Vorsorgeprinzips im europäischen
Regelwerk beigetragen.
2.) Frieden und Freizügigkeit
3.) Ich will eine Europäische Union der Bürger und der Staaten, die noch
demokratischer funktioniert und die in der Lage ist, als Rechtsgemeinschaft
in einer globalisierten Welt unsere gemeinsamen Prinzipien und Werte zu
verteidigen, mehr Verantwortung zu übernehmen und dem Populismus und
Nationalismus die Stirn zu bieten.
Franc Bogovič, Slowenien, Slowenische Volkspartei, EVP-Fraktion
1.) Richtlinien und Verordnungen sind Teil der gemeinsamen EU-Politik,
daher ist meines Erachtens das Wertvollste die Solidarität zwischen Ländern
durch eine Politik des Zusammenhalts.
2.) Binnenmarkt, offene Grenzen…
3.) Wir (als EU= bleiben stark, wenn wir einmütig zusammenarbeiten und
dabei die Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten respektieren.
Elmar Brok, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Die Gesetzregelung für den EU-Binnenmarkt, der viele Arbeitsplätze
geschaffen hat und schafft.
2.) Die Versöhnung der Völker, den Frieden und die Freiheit die immer in
Gefahr sind.
3.) Ein Europa der Freiheit das zum Frieden und zur Gerechtigkeit im
Inneren und in der Welt beiträgt. Ein Europa, das den Herausforderungen,
die der Nationalstaat nicht mehr allein bewältigen kann, gewachsen ist. Ein
Europa der Vielfalt, in dem Regionen und Nationalstaaten, die auch Träger
von Identität sind, ihre Rolle haben.
Klaus Buchner, Deutschland, Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP),
EFA-Fraktion
1.) Die Informationsfreiheitsrichtlinie, die in Deutschland als
Informationsfreiheitsgesetz erlassen wurde. Sie erlaubt jeder Person den
Zugang zu allen amtlichen Schriftstücken und Daten. (Das ist besonders
wichtig, wenn es sich um Verwaltungsakte, die Verwendung von Steuergeldern
oder um Umweltbelastungen handelt. Leider wurden bei der Umsetzung dieser
Richtlinie in deutsches Recht zahlreiche Ausnahmen zugelassen, z.B. für
interne Vorgänge in den Bundesländern.)
2.) Friede in Europa, Freizügigkeit, damit auch mehr Kontakt zwischen den
Völkern, und die Zollunion
3.) Europa muss demokratisch werden. Statt der EU-Kommission brauchen wir
eine EU-Regierung, die gewählt und nicht nur vom Parlament bestätigt wird,
und ein Parlament, das alle Rechte eines Parlaments in einem demokratischen
Staat hat, auch das Recht, die Regierung zu kontrollieren, über alle
Politikbereiche zu entscheiden und neue Gesetze vorzuschlagen.
Reinhard Bütikofer, Deutschland, Grüne, EFA-Fraktion
1.) Ich möchte die sogenannte Direktwahlakte von 1976 hervorheben, die die
Direktwahl des Europäischen Parlaments durch die Bürgerinnen und Bürger und
damit die Entstehung einer transnationalen europäischen Demokratie
begründete.
2.) Ohne die EU gäbe es keine Chance, dass die europäischen Völker ihre
Zukunft in der Welt des 21. Jahrhunderts selbstbestimmt und friedlich
entscheiden können.
3.) Meine Vision ist die eines Europa, das sich auszeichnet durch inneren
Frieden und die Herrschaft des Rechts, durch wegweisende Beiträge zur
ökologischen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft, durch soziale
Inklusion, kulturelle Vielfalt und Respekt der Rechte jedes Menschen, durch
Mitverantwortung für eine multilaterale, gerechte und friedliche
Weltordnung.
Udo Bullmann, Deutschland, SPD, Fraktion Socialists & Democrats (S&D)
1.) Europa hat in vielen Bereichen – sei es im Arbeits-, Verbraucher- und
Datenschutz, in der Finanzmarktregulierung oder mit der Schaffung des
Binnenmarkts – derart vieles erreicht, was das Leben der Menschen jeden Tag
positiv beeinflusst, dass es unfair wäre, nur einen Rechtsakt zum Symbol
europäischen Fortschritts zu erklären. Wenn ich jedoch ein konkretes
Beispiel benennen muss, dann ist es die Arbeitszeitrichtlinie. Natürlich
ist auch sie nicht perfekt. Als Richtlinie, die aus dem Europäischen
Sozialen Dialog hervorging, also in Verhandlungen zwischen Gewerkschaften
und Arbeitgebern, und dann in einen formalen EU Rechtsakt übersetzt wurde,
ist sie jedoch ein Symbol dafür, dass Europa Arbeitnehmerrechte und
Beschäftigte stärken kann.
2.) Das ist für mich ganz klar: 70 Jahre Frieden auf einem Kontinent, der
von Krieg und Elend gezeichnet war, gepaart mit der Möglichkeit, die
friedliche Zukunft gemeinsam zu gestalten.
3.) Europa muss sich vergegenwärtigen, dass nur Solidarität der
Ausgangspunkt gemeinsamen Handelns sein kann. Wenn wir diesen Grundsatz
beherzigen, werden wir eine lebenswerte, gerechte und nachhaltige Zukunft
gestalten können.
Daniel Caspary, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Europa macht für viele vor allem da einen Unterschied, wo die positiven
Einflüsse im Alltag direkt sichtbar sind. (…) Ich denke hier zum Beispiel
an die Fluggastrichtlinie, durch die uns allen bei Flugausfällen oder
Verspätungen Entschädigungen und Rückerstattungen zustehen. Oder an die
bereits jetzt deutlich niedrigeren Roamingkosten beim Urlaub in Europa –
nächstes Jahr fallen die dann sogar ganz weg.
2.) Offene Grenzen und die Chance, Europa in allen seinen Facetten zu
entdecken. Das würde vielen ERASMUS-Studenten (eine weitere wichtige
Errungenschaft!) bei geschlossenen Schlagbäumen ohne Schengen verwehrt
bleiben.
3.) Ein Europa, dass die großen Fragen anpackt, in denen wir gemeinsam
stärker sind als alleine in unseren Heimatländern und das den Raum für
konkrete Entscheidungen vor Ort lässt.
Birgit Collin-Langen, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Verbraucherrechte-Richtlinie
2.) Freizügigkeit
3.) Hier schließe ich mich dem Kommissionspräsidenten Juncker an: „Zu viel
Europa im Kleinen tötet Europa im Großen.“
Michael Cramer, Deutschland, Grüne, EFA-Fraktion
1.) In meinen Augen das Erasmus-Programm! Das Austauschprogramm hat ganze
Generationen geprägt und ist längst nicht mehr nur auf Studenten
ausgerichtet. Kein anderes Programm hat die Menschen in der EU einander
nähergebracht – im wahrsten Sinne des Wortes. Bei 27% der ehemaligen
Erasmusstudenten kommt der Lebenspartner aus dem Ausland, bei den Befragten
ohne Auslandaufenthalt führen nur 13% internationale Beziehungen. Die
Kommission geht deshalb von einer Millionen „Austauschsbabies“ aus!
2.) Eine bisher nie dagewesene Zeitperiode des Friedens in Europa.
Maßgeblich steht dafür die EU-Osterweiterung. Erst durch sie konnte der
Eiserne Vorhang wirklich überwunden werden. Auch deshalb muss uns daran
gelegen sein, die Balkanstaaten in die Europäische Union zu führen und
ihnen eine Beitrittsperspektive zu geben.
3.) Nur gemeinsam sind wir stark. Ich wünsche mir ein Europa, dass
friedlich und nachhaltig zusammenwächst, so dass wir uns mit vereinten
Kräften der großen Probleme draußen in der Welt annehmen können – vom
Frieden über den Klimaschutz bis hin zu fairen Chancen für alle.
Mady Delvaux-Stehres, Luxemburg, Luxemburger Sozialistische Arbeiterpartei,
S&D-Fraktion
1.) Unter den zahlreichen wichtigen EU-Verordnungen und -Richtlinien,
möchte ich besonders die Richtlinie vom 9. Februar 1976 zur Verwirklichung
des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Männern und Frauen im Bereich der
Beschäftigung hervorheben. Sie hatte in zahlreichen Ländern, nicht zuletzt
auch in meinem, einen entscheidenden Einfluss darauf, die Arbeitgeber zu
verpflichten, ihre Behandlung und Vergütung der Frauen zu überdenken. Der
Weg zur Gleichbehandlung ist gewiss noch lang, aber diese Richtlinie war
ein ausschlaggebender Meilenstein.
2.) Ohne jegliches Zögern: die Freizügigkeit.
3.) Ich habe die, vielleicht utopische, Vision einer Europäischen Union,
welche reale Machtbefugnisse besitzt und ein ausreichendes Budget, um die
erforderlichen sozialen Programme und Investitionen zu tätigen, die wir
benötigen, um die Ungleichheiten in Europa konsequent zu verringern.
Etwas realistischer, erwarte ich, dass die 27 Mitgliedsstaaten der
Europäischen Union, wenn es ihnen schon nicht gelingt, mit einer Stimme in
internationalen Foren zu sprechen, sie sich zumindest darauf einigen
können, eine übereinstimmende Botschaft zu vermitteln. Dies gilt
insbesondere im Hinblick auf den Brexit, wo sie eine gemeinsame,
freundschaftliche, aber bestimmte, Position zu den neuen Beziehungen zu
Großbritannien, einnehmen sollen.
Cornelia Ernst, Deutschland, Linke, Fraktion Vereinigte Europäische
Linke/Nordische Grüne Linke (GUE/NGL)
1.) Ich denke da zuerst an die Grenzen, die heute nicht mehr kontrolliert
werden und an die Freizügigkeit in der EU. Es gibt heute sehr viele
Menschen, die in einem anderen als ihrem Heimatland leben und arbeiten. Die
Arbeitserlaubnis bekommt man ja automatisch, das erleichtert das Leben
vieler Menschen ungemein. Und ein Programm wie Erasmus, das vielen jungen
Leuten ganz andere Erfahrungen ermöglicht hat, als sie sie ansonsten
zuhause gehabt hätten. Das alles hat auch die Natürlichkeit, mit der sich
viele Menschen innerhalb der EU bewegen, zur Normalität gemacht. Das fällt
vielleicht nicht jeden Tag auf, ist aber eine riesige positive Veränderung.
2.) Die Grenzkontrollen wären sicher nicht in einem so großen Raum
abgeschafft worden, wenn nicht die EU dahinter gestanden hätte. Umso
schlimmer ist es heute zu sehen, wie das unkontrollierte Reisen in der EU
immer mehr in die Schusslinie gerät.
3.) Ich habe immer die Idee einer europäischen Einigung unterstützt. In
meiner Utopie für Europa haben wir es geschafft, die Armut mit einer
Sozialunion gemeinsam zu bekämpfen. Die Regierung würde von Volk und
Parlament gewählt, und nicht von den Regierungen der Mitgliedstaaten
ausgekungelt. Die Handlungen von allen Regierungen müssten zugänglich sein,
damit klar wird, wer welche Ziele mit welchen Mitteln verfolgt. Ich würde
mir auch wünschen, dass die ewigen Auseinandersetzungen um Menschenrechte
soweit wären, dass wir sie ohne großes wenn und aber umsetzen und achten
könnten. So ein Europa, da bin ich mir sicher, hätte auch in der
Flüchtlingskrise beherzt geholfen, statt monatelang herum zu taktieren.
Ismail Ertug, Deutschland, SPD, S&D-Fraktion
1.) In einer Zeit in der wir so mobil wie noch nie sind, stellen die von
der EU festgelegten Fahrgastrechte im Schienen- (Verordnung 1371/2007),
Luft- (Verordnung 261/2004), Straßen- (Verordnung 181/2011) und
Schiffsverkehr (Verordnung 1177/2010) einen sehr großen Mehrwert für die EU
Bürgerinnen und Bürger dar. Dank der Europäischen Union dürfen EU
Staatsangehörigkeit und Ort bei der Preisbildung keine Rolle spielen.
Außerdem gibt es für jeden Verkehrsträger klare Vorgaben wie Passagiere im
Falle von Ausfällen, Verspätungen oder Stornierungen entschädigt werden
müssen. Interessanterweise sind Fahrgastrechte ein anschauliches Beispiel,
wie sinnvolle von Europäischer Kommission und Europäischen Parlament
erarbeitete EU Gesetzgebung im Rat von den Mitgliedsländern verschleppt
wird.
2.) Bewegungsfreiheit. Ein unschätzbarer Mehrwert der für viele Bürgerinnen
und Bürger in den letzten Jahren immer mehr zur Selbstverständlichkeit
geworden ist. Dank der EU Staatsbürgerschaft können wir innerhalb der Union
grenzfrei reisen, studieren oder arbeiten.
3.) Europa muss demokratischer und sozialer werden. Demokratischer – mit
einem stärkeren Europäischen Parlament und zurechtgestutzter Kommission und
Rat. Europäische Interessen und Zusammenarbeit haben dann Vorrang vor
nationalen Egoismen und der Mentalität, möglichst viel für sich allein
herauszuholen. Sozialer – nach Jahrzehnten der reinen marktwirtschaftlichen
Vertiefung und neoliberalen Politik wird Geld für die Menschen investiert,
vor allem in (soziale) Infrastruktur, Ausbildung, Sozialsysteme.
Markus Ferber, Deutschland, CSU, EVP-Fraktion
1.) Als Positivbeispiel einer EU-Verordnung, von der viele Europäer
profitieren, fällt mir als allererstes die Roaming-Verordnung ein. Aber
z.B. auch die große Auswahl an Produkten in europäischen Supermärkten haben
die europäischen Verbraucher der EU und dem Wegfall der Zölle im
europäischen Binnenmarkt zu verdanken. Generell ist der gesamte
Verbraucherschutz ein absoluter Gewinn für alle Europäer.
2.) Wir leben seit über 70 Jahren auf einem Kontinent ohne Krieg. Frieden
ist das Beste, was es ohne die EU und die Europäische Integration nicht
geben würde. Leider vergessen wir diese Tatsache im Streit um Richtlinien
und Verordnungen zu oft.
3.) Europa muss groß in großen Themen sein und großzügig bei kleinen
Dingen. Denn nicht jedes Problem in Europa ist auch ein Problem für Europa,
das in Brüssel gelöst werden muss.
Knut Fleckenstein, Deutschland, SPD, S&D-Fraktion
1.) Die EU-Freizügigkeitsrichlinie – Unionsbürger haben das Recht, sich im
Hoheitsgebiet der Mitgliedsstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten.
2.) Offene Grenzen. Reisende und Warenströme werden nicht mehr behindert.
In Europa sind wir dadurch ein Stück näher zusammengerückt. Das gut
ausgebaute europaweite Verkehrsnetz würde ohne die EU verkommen.
3.) Die Vereinigten Staaten von Europa – aber das wird noch eine große
Weile dauern. Die Mitgliedsstaaten sind noch nicht bereit dafür.
Evelyne Gebhardt, Deutschland, SPD, S&D-Fraktion
1.) Für mich als Verbraucherschützerin sind es ganz klar die Gesetze, die
sich für deutsche Verbraucher im Alltag sehr vorteilhaft auswirken, wie z.
B. die Verlängerung der gesetzlichen Gewährleistungsfrist beim Kauf von
Waren von sechs Monaten auf zwei Jahre.
2.) Die Europäische Union ist Garantin für den Frieden in Europa. Nicht
umsonst wurde sie im Jahr 2012 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
3.) Meine Vision für Europa sind die Vereinigten Staaten von Europa mit
einer Europäischen Regierung und einem starken Europäischen Parlament mit
einer klaren sozialen Ausrichtung der Politik.
Sven Giegold, Deutschland, Grüne, EFA-Fraktion
1.) Die vielgescholtene Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ist für mich ein
großartiger europäischer Erfolg. Sie sichert der Natur überall in Europa
Raum zum Überleben und damit auch auf unserem oft dichtbesiedelten
Kontinent den Menschen die Möglichkeit, die Natur in ihrer Schönheit und
Vielfalt zu erleben.
2.) Die Chance, unsere Zukunft in einer globalisierten Welt nach Werten wie
Demokratie, Menschenrechte, Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit zu
gestalten.
3.) Wir brauchen eine Europäische Demokratie. Wenn alle europäischen
Entscheidungen vollständig transparent und unter starker Bürgerbeteiligung
getroffen werden, wird Europa auch handlungsfähiger und sozialer werden.
Dazu brauchen wir eine breite europäisch organisierte Zivilgesellschaft und
europäische Parteien, die in der Lage sind, den Einfluss mächtiger
Lobbygruppen zurückzudrängen.
Charles Goerens, Luxemburg, Demokratische Partei, Fraktion Allianz der
Liberalen und Demokraten für Europa (ADLE)
1.) Herr Goerens ist der Meinung, dass alle Richtlinien die mit
Gleichberechtigung und Anti-Diskriminierung zu tun haben einen positiven
Einfluss auf viele Menschen haben. …
2.) Nicht-Diskriminierung und Frieden sowie die Freizügigkeit der Personen.
3.) Ein humanes, freies und offenes Europa kann nur ein integriertes Europa
mit klarem politischem Leadership sein. Es muss eine erhöhte Bereitschaft
seiner Mitgliedstaaten bestehen, Verantwortung zu übernehmen und alle
anfallenden Lasten – im Flüchtlingsbereich zum Beispiel – gemäß seinen
Möglichkeiten mitzutragen. Demnach ein föderales Europa.
Sylvie Goulard, Frankreich, Demokratische Bewegung, ADLE-Fraktion
1.) Die EU ist kein Text, sondern ein Prozess, eine Geisteshaltung. Gut
ist: die Freizügigkeit, ein ausgewogenes Kräfteverhältnis – ein wenig
bevölkertes Land kann seine Rechte durchsetzen –, die Aufwertung von
Kulturen und Identitäten, mit den europäischen Kulturhauptstädten zum
Beispiel; die Reach-Richtlinie zum Schutz der Gesundheit vor schädlichen
Produkten. Die Europäer tendieren dazu, den Überfluss an europäischen
Normen zu krisieren, vergessen aber, was sie an Gutem bringen. Bei
Skandalen wie der VW-Betrugsaffäre ändert sich aber die Meinung: Solche
Rahmenarbeit dient der Öffentlichkeit.
2.) Das Beste, was die EU bewirkt hat, ist das Erasmus-Austauschprogramm;
man bräuchte ein solches Programm auch für Politiker, die so die
Verschiedenheit der Mentalitäten verstehen lernen könnten. Am einfachsten
wäre das im Rahmen einer Partnerschaft der nationalen Parlamente oder auch
der Gemeinden und Regionen zu organisieren, mit einem Austausch für
Abgeordnete und ihre Mitarbeiter, der von einigen Tagen bis zu mehreren
Monaten dauert.
3.) Menschen vereinen, Menschlichkeit leben, sich neue Grenzen geben: das
heißt, neue Produktions-, Transport- und Konsumbedingungen zum Schutz des
Planeten durchsetzen, unsere Forschung vereinigen, Flüchtlinge als wertvoll
betrachten – unsere eigenen Werte in die Praxis umsetzen.
Ingeborg Gräßle, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Grenzenloses Reisen im Schengener Grenzkodex; Roaming spart richtig
Geld und schafft Verbindungen!
2.) EU heißt Konfliktmanagement durch das gemeinsam gesetzte Recht und
nicht das Recht des Stärkeren. Der Frieden ist und bleibt das Beste, was in
der EU erreicht wurde und wird. Die EU braucht starke Mitgliedstaaten, die
sich rechtstreu verhalten müssen, rechtstreuer als bislang. Und die
EU-Kommission als Hüterin des Gemeinschaftsrechts muss auf Rechtstreue der
Mitgliedstaaten achten und sie dabei gleich behandeln.
3.) Zusammen halten, zusammen bleiben. Nicht jeder Staat für sich und alle
gegen alle, sondern jeder für alle. Nur so verliert nicht jeder und damit
alle zusammen.
Karoline Graswander-Hainz, Österreich, SPÖ, S&D-Fraktion
1.) Richtlinie 2004/38/EG, die sog. Freizügigkeitsrichtlinie;
Einreise, Aufenthalt, Arbeit und Studium – Für EU-StaatsbürgerInnen in
allen EU-Staaten fast ohne Einschränkungen möglich, im Schengen-Raum auch
in Verbindung mit einem weitgehenden Abbau der Binnengrenzen. Wenn ich nur
wenige Jahre in die europäische Vergangenheit blicke, ist das wohl eine der
grundlegendsten Veränderungen im alltäglichen Leben.
2.) Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, verwendet in
seinen Reden oft den Satz: „Die europäische Einigung ist die Antwort der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf die erste Hälfte“. Darin ist für
mich die zentrale Motivation der Integration angelegt: Die Europäische
Union entstand aus der pragmatischen Überlegung, den europäischen Staaten
kriegerische Auseinandersetzung durch wirtschaftliche Verquickung zu
verunmöglichen bzw. zu erschweren. Eine rationale Kosten-Nutzen-Analyse und
empirisch belegbar: Liberal-demokratisch regierte Staaten, die in starkem
wirtschaftlichem Austausch stehen, führen selten Krieg miteinander.
Es wäre spekulativ zu behaupten, ohne die EU hätte es in den letzten
Jahrzehnten in Europa keine Chance auf Frieden gegeben. Es ist aber
durchaus meine Überzeugung, dass die europäische Einigung, das
Zusammenrücken, der Wille zum Kompromiss dazu einen großen Beitrag
geleistet hat.
3.) Ein starke, geeinte, Wirtschafts- und Politikunion. Es klingt schon
abgegriffen, ist aber meine tiefe Überzeugung: Die Herausforderungen der
globalisierten und postmodernen Welt sind besser in einem geeinten Europa
zu lösen. Ich wünsche mir ein klares Bekenntnis zum europäischen
Integrationsprozess von allen relevanten politischen Kräften. Natürlich hat
auch das politische System der EU Aufholbedarf, klarere Kompetenzen,
Kommunikation und Prozesse. Aber es muss endlich Schluss sein mit der immer
wiederholten, rein imaginierten Trennung: „Wir“ und „Die in Brüssel“. …
Europäische Union ist das Ergebnis unserer politischen Entscheidungen, sie
existiert weil die europäischen Regierungen und BürgerInnen sich
jahrzehntelang für diesen Weg entschieden haben. Alle EuropäerInnen wählen
die Abgeordneten zum EU-Parlament, sie wählen ihre nationalen Regierungen,
diese beschicken die EU-Kommission und treten im Rat als Ko-Gesetzgeber
auf. Die Europäische Union ist das Ergebnis unserer politischen
Entscheidungen und wird sich aufgrund unserer zukünftigen Entscheidungen
entwickeln.
Konsequenterweise ist Europa also auch kein irreversibler Zustand, einen
Zerfallsprozess und die damit verbundenen Auseinandersetzungen möchte ich
aber nicht erleben.
Nathalie Griesbeck, Frankreich, Demokratische Bewegung, ADLE-Fraktion
1.) Ohne Zögern: der Schengener Grenzkodex. Und die Freizügigkeit. Sie
erlaubt, in andere Mitgliedsstaaten zu reisen, dort zu arbeiten und zu
studieren. Das ist die konkreteste Verwirklichung der europäischen
Gemeinschaft, die unsere Leben verändert hat.
2.) Erneut: unsere Freizügigkeit.
3.) Europa ist das schönste politische Projekt. Allerdings arbeite ich
eindeutig an der Konstruktion eines noch besseren Europas: das Fortschritte
macht, politischer ist, demokratischer, lesbarer, sozialer, ein Europa, das
das Wesentliche im Blick hat und für die Bürger gemacht ist.
Françoise Grossetête, Frankreich, Republikaner, EVP-Fraktion
1.) Die Richtlinie über Arzneimittel für seltene Leiden ist 2000 in Kraft
getreten. Sie setzt Anreize für die Erforschung und Entwicklung innovativer
Behandlungsweisen für seltene Krankheiten, unter denen zwischen 27 und 36
Millionen Menschen in Europa leiden, und dafür, sie in Verkehr zu bringen.
Bis heute wurden mehr als 110 dieser neuen Produkte freigegeben.
2.) Man könnte natürlich viele sehr bekannte Policies anführen, wie etwa
das Erasmus-Programm. Aber ich möchte gerne noch ein konkretes,
spezifisches Beispiel geben. Ich würde sagen, dass die Gesundheitspolitik,
die wir heute in Europa haben und von der zahlreiche Kranke profitieren,
eine ausgezeichnete Sache ist, die es ohne die Europäische Union nicht
gäbe. Die europäische Medikamentenpolitik wurde in den 1960er Jahren
eingeführt, in Folge des Thalidomid-Skandals [der Wirkstoff wurde unter
anderem unter dem Markennamen Contergan verkauft, Anm. d. Red.] (der
besonders Deutschland betroffen hat). Sie erlaubt es heute, dass
Medikamente schnell in ganz Europa verfügbar sind und das unter sicheren
Bedingungen bei gleichbleibender Wirksamkeit. Sie befördert medizinische
Innovationen zugunsten der Patienten und erlaubt letzteren, sich überall in
Europa von Experten behandeln zu lassen. Selbstverständlich gilt es
Verbesserungen voranzubringen, aber die Gesundheitspolitik zeigt, dass
Europa konkret handelt, um das zu schützen, was den Bürgern am wertvollsten
ist: ihre Gesundheit.
3.) Ich glaube, dass Europa dazu bestimmt ist, nach vorne zu schreiten. Man
muss dem europäischen Projekt wieder Leben einhauchen und eine Vision
geben; man muss den Bürgern erklären, warum wir Europa bauen. Und das geht
nicht, indem man sie auf den einfachen Status von Konsumenten herabsetzt,
indem man ihnen die Errungenschaften des europäischen Binnenmarktes, den
wir errichtet haben, verkauft (obgleich sie real sind). Für mich muss das
Ziel klar sein: Europa muss es ermöglichen, unsere gemeinsamen Werte und
unsere Art zu leben im Zeitalter der Globalisierung zu schützen und zu
fördern. Auf dieser Grundlage muss eine starke französisch-deutsche
Initiative das europäische Projekt wieder ankurbeln, zuerst, indem es die
Harmonisierung der Wirtschafts-, Fiskal- und Sozialpolitik innerhalb der
Eurozone verstärkt.
Rebecca Harms, Deutschland, Grüne, EFA-Fraktion
1.) Schwer zu entscheiden. Als Öko sage ich, dass es in meiner Zeit als
Abgeordnete die Chemikalienverordnung REACH und die weltweit einzige
verbindliche EU – Klimagesetzgebung sind. Vergessen werden dürfen aber auf
keinen Fall die ältere Seveso- oder die Wasserrahmenrichtlinien oder für
den Naturschutz Natura 2000.
2.) Seit dem Beginn der europäischen Integration nehmen immer mehr Staaten,
mit Großbritannien 28, verschiedenste Interessen gemeinsam wahr. Der
europäische Kompromiss – oft als schlechter Deal abqualifiziert –
entschärft auf demokratische Weise gefährliche nationale Konkurrenzen und
hat uns Frieden und viel Freiheit inklusive Freizügigkeit gebracht.
3.) Europäische Union. Wenn Träume wahr werden, ist die Beschäftigung mit
Wirklichkeit dran. Wir Privilegierten, die wir überall in dieser
Europäischen Union leben oder sogar Politik machen dürfen, müssen das
Erreichte verteidigen, müssen es überprüfen und verbessern, damit nächste
Generationen so wie meine eigene davon profitieren.
Martin Häusling, Deutschland, Grüne, EFA-Fraktion
1.) Machen wir es doch konkreter oder noch besser – mundgerecht: Was ist
mit Klonfleisch oder Chlorhühnchen? Haben wir nicht und wollen wir nicht.
Auch in Sachen Gentechnik ist Europa fast noch eine Insel der Glückseligen,
wenn wir das weltweit betrachten. Ohne die vereinigten Kräfte Europas wäre
das doch nie zu schaffen gewesen! Verbraucher- und Umweltstandards lassen
sich nicht mit einem Flickenteppich nationalstaatlicher Regelungen halten
und erst recht nicht verbessern. Dafür reicht es nicht, TTIP und CETA
verhindern. Wir müssen die ganze Agrarpolitik umkrempeln und auf
ökologische Füße stellen. Das ist nicht nur etwas für Bauern, sondern für
alle, die gut, gesund und giftfrei essen wollen.
2.) Na vieles! Nicht nur die Generation Erasmus lebt die
Selbstverständlichkeit grenzüberschreitend zu reisen, zu arbeiten und zu
leben. Das lieben wir doch alle und wer nicht, hat es vielleicht nur noch
nicht probiert oder die früheren Zeiten vergessen. So traurig auch der
Anlass sein mag, so scheint dennoch das Dilemma des Brexits dafür wieder
mehr Bewusstsein zu schaffen. Denn ohne Europa gäbe es auf jeden Fall noch
mehr nationale Egoismen und Egoisten. Die hatte und hat Europa genug. Es
mag abgedroschen klingen, aber auch siebzig Jahre Frieden sind nicht
selbstverständlich. Der galt jahrhundertelang in Europa als seltene
Abweichung vom Regelfall Krieg. Es grenzt doch an Realitätsverweigerung und
Schlimmeres zu glauben oder zu behaupten, dass wir mit einem zerlegten
Kontinent besser dran wären!
3.) Anpacken, mitmachen und nur Mut zu Veränderungen! Als agrarpolitischer
Sprecher würde ich unser Europa am liebsten zur 100%igen
Ökolandbau-Modellregion machen. Kaum auszumalen, wie viele Probleme Europa
damit los wäre und wie viel es dabei zu gewinnen hätte….!
Hans-Olaf Henkel, Deutschland, Alfa, Fraktion Europäische Konservative und
Reformer (EKR)
1.) Der Binnenmarkt!
2.) Das Europäische Parlament ist das, eloquenteste und einflussreichste
Parlament der Welt, wenn es um die Verbreitung der Menschenrechte geht.
3.) Ich bin für ein Europa souveräner Staaten, in dem statt Zentralismus,
Harmonisierung und Vergemeinschaftung von Staats- und Bankschulden das
Gegenteil gilt: Subsidiarität, Wettbewerb und Selbstverantwortung einer
Nation für das, was ihre Politiker entscheiden.
Oder kürzer gesagt: Ich bin für eine EU, aus der kein Land mehr aussteigen
möchte und in das Großbritannien eines Tages wieder zurückkehren kann.
Oder ganz kurz: Ich bin für ein Europa der Vielfalt statt der Einfalt.
Peter Jahr, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) a) Die Roaming-Verordnung – Auf deren Basis wird die Abschaffung der
Mobilfunk-Roaming-Gebühren 2017 Wirklichkeit
b) Einführung des Euro als Zahlungsmittel (Art. 3 Abs. 4 EUV)
c) Einführung des Schengenraums VO (EG) Nr. 562/2006
2.) Frieden, Reisefreiheit, europäischer Binnenmarkt
3.) Ich habe verschiedene Vorstellungen für die Zukunft:
a) Eine EU, in der die beschlossenen Gesetze auch umgesetzt und
gegebenenfalls sanktioniert werden
b) Eine EU, die in Europa gutnachbarschaftliche Beziehungen zu Russland
pflegt
c) Eine EU, die über eine gemeinsame Außen,- Verteidigungs-, Wirtschafts-
und Steuerpolitik verfügt
Sylvia-Yvonne Kaufmann, Deutschland, SPD, S&D-Fraktion
1.) Für unser aller Gesundheit unverzichtbar: die Verordnungen/Richtlinien
zur Reinheit des Trinkwassers und zur Lebensmittelsicherheit.
2.) Ein Leben in Frieden und das Recht auf Freizügigkeit, das allen
Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, dort zu leben, zu arbeiten oder zu
studieren, wo sie möchten.
3.) Meine Vision: die Vereinigten Staaten von Europa bzw. die Republik
Europa. Auf lange Sicht wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die
wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen in der globalisierten Welt
von heute nicht national, sondern nur durch ein vereintes Europa bewältigen
werden können.
Dieter-Lebrecht Koch, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Eine Notrufnummer für alle 28 EU-Länder. 28 Länder, eine Notrufnummer!
Das 1991 ins Leben gerufene Projekt Euro-Notruf ist bereits fertig. Alle
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben die 112 als Notrufnummer
freigeschaltet. Sie ist kostenlos von jedem Festnetz- und Mobiltelefon aus
erreichbar und verbindet den Anrufer mit der nächstgelegenen Leitstelle von
Polizei, Notarzt und Feuerwehr.
Ergänzt wurde diese Notrufnummer durch ein automatisches Notrufsystem
namens eCall. Ab 2018 müssen alle in der EU zugelassenen Neufahrzeuge
serienmäßig mit einem solchen eCall ausgerüstet sein. Erkennt die
Bordelektronik eine Unfallsituation, soll sie automatisch die 112 anwählen
und Unfalldaten sowie den Standort des Fahrzeugs durchgeben. 2.) Ein
gemeinsamer Binnenmarkt mit offenen Grenzen für die 4 Grundfreiheiten:
Freier Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital. Dieser
erlaubt jeder Bürgerin, jedem Bürger die freie und nichtdiskriminierende
Wahl des Wohn- und Arbeitsortes in allen Staaten der EU, aber auch das
Lernen und Studieren und sogar das bedingungslose Reisen durch die EU. Er
basiert auf einer vertraglich festgeschriebenen Grundrechtecharta, die
Jede/Jeder kennen sollte.
3.) Die EU stoppt ihren Weg in die Bedeutungslosigkeit, der mit dem Brexit
allerdings seinen bisherigen Höhepunkt erreicht hat. Wenn wir Europäer uns
nicht zusammenreißen und endlich mit einer Stimme reden, werden wir beim
„Spiel der Global Player“ im Rahmen der Globalisierung bald nichts mehr zu
sagen haben. Schließlich ist in Kürze von 200 auf der Welt lebenden
Menschen nur noch einer ein Europäer. Die meisten der 199 haben andere
Vorstellungen vom Zusammenleben, von sozialen, ethischen, technischen
Standards als wir und sie werden diese durchsetzen wollen.
Auch deshalb brauchen wir Abkommen wie TTIP mit den USA und CETA mit
Kanada. Wir brauchen aber auch so bald wie möglich ein entsprechendes
Handels- und Investitionsschutzabkommen mit Russland.
Bernd Kölmel, Deutschland, ALFA, EKR-Fraktion
1.) Diese Frage ist sehr spezifisch und auch ein wenig suggestiv gestellt.
Denn dabei schwingt die Auffassung mit, dass die EU per se eigentlich nur
positive Verordnungen oder Richtlinien erlasse. Allerdings gab es in der
Vergangenheit eine Reihe von fragwürdigen EU-Verordnungen und Richtlinien.
Denken Sie nur einmal an die Gurkenverordnung von 1989, die
Bananenverordnung von 1995 oder den aktuellen Versuch der EU-Kommission,
die Waffenrechtsrichtlinie von 2008 derart zu verändern, dass nicht etwa
Terroristen effektiv bekämpft, sondern vielmehr gesetzestreue Jäger,
Sportschützen und Waffensammler kriminalisiert werden.
Nützlich sind hingegen grundsätzlich jene Regelungen der EU, welche den
freien Binnenmarkt ermöglichen und fördern und dabei weder den Grundsatz
der Subsidiarität verletzen noch den Weg hin zu einer umfassenden
Wirtschafts- und Währungsunion und damit zu einem bürgerfernen,
zentralistischen und bürokratisch organisierten EU-Superstaat ebnen. Ein
positives Beispiel für solch eine Regelung aus der jüngsten Vergangenheit
ist hierfür der von mir mitgetragene EU-Beschluss zum Wegfall der
Roaming-Gebühren in den EU-Mitgliedstaaten bis 2017, da dies die
Wettbewerbsfähigkeit der EU-Mitgliedstaaten in der Digitalisierung
sicherstellt.
2.) Wir wissen nicht, wie Europa heute ohne die EU aussähe. Wenn man sich
die Entwicklungen der letzten Jahre betrachtet, so fällt auf, dass
innerhalb der EU der europäische Friedensgedanke durch permanente
Missachtung der selbst gesetzten Regeln sowie des Bürgerwillens – etwa in
der Eurokrise sowie in der Migrationskrise – und einem damit einhergehenden
Hang zur Zentralisierung erheblich in Gefahr geraten ist. Nur ein klarer
Kurswechsel innerhalb der EU kann dafür sorgen, dass Frieden und Stabilität
in Europa gewahrt bleiben und der Wohlstand gefördert wird.
3.) Die Geschicke auf dem europäischen Kontinent werden von der Gesamtheit
der europäischen Staaten – auch den Nicht-EU-Mitgliedstaaten – bestimmt.
Was die EU angeht, so befürworte ich diese als eine Gemeinschaft souveräner
Staaten mit einem gemeinsamen Binnenmarkt. Einen europäischen Superstaat
hingegen, wie ihn auch viele deutsche Europa- und Bundestagsabgeordnete und
weitere politische Entscheidungsträger anstreben, lehne ich klar ab.
Vielmehr müssen wir wieder Eigenverantwortung, Subsidiarität und Bürgernähe
stärken. Wir müssen die Bürger mitnehmen und ihnen bei wichtigen Fragen das
letzte Wort in Form von Volksentscheiden geben. Denn die EU als so
genanntes Eliteprojekt ist gescheitert. Dies haben wir in den letzten
Jahren gesehen. Wir brauchen vielmehr ein Europa der Bürger, mit einer
dringend zu reformierenden EU. Nur wenn die Grundsätze der
Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und sozialen Marktwirtschaft wieder
eingehalten werden und die Regionen und Einzelstaaten wieder mehr
Kompetenzen erhalten, können Frieden und Wohlstand in Europa weiter
gesichert werden. Bürokratie, Zentralismus und Dirigismus zum Schaden der
Bürger müssen dabei gestoppt werden. Innovation, bessere Rahmenbedingungen
für Investitionen sowie mehr Mut zu unternehmerischem Handeln sind zu
stärken, damit Unternehmen in Deutschland und Europa sich im globalen
Wettbewerb weiter behaupten können. Nur so werden die Menschen in Europa
wieder optimistisch in die Zukunft blicken können.
Dietmar Köster, Deutschland, SPD, S&D-Fraktion
1.) Besonders wichtig für EU-Bürgerinnen und EU-Bürger ist die Richtlinie
über die öffentliche Auftragsvergabe aus dem Jahr 2011. Sie hat in
Deutschland dazu geführt, dass in den meisten Bundesländern
Tariftreue-Regelungen beschlossen wurden. In NRW, wo sich meine
Betreuungsregion befindet, gibt es nun seit Mai 2012 das entsprechende
Tariftreue- und Vergabegesetz. Darin legt das Land Mindeststandards für
öffentliche Aufträge fest. Auftraggeber werden verpflichtet,
Tarifstandards, Umweltschutz und Sozialverträglichkeit zu berücksichtigen.
Das bedeutet, dass beispielsweise in der nordrhein-westfälischen Baubranche
tarifliche Regelungen nicht durch ein Unternehmen aus anderen
EU-Mitgliedsstaaten unterlaufen werden dürfen. Dies ist ein Schritt, um
Sozialdumping innerhalb der EU zu erschweren.
2.) Frieden in Europa seit 1945
3.) Europa: grenzenlos!
Kateřina Konenčá, Tschechien, Kommunistische Partei Böhmens und Mährens,
GUE/NGL-Fraktion
1.) Gut sind nahezu alle Regelungen und Richtlinien, die den Schutz der
Umwelt, Biodiversität und das Gesundheitswesen betreffen. Unsere
Gesundheits- und Umweltschutzstandards sind die höchsten weltweit. Die
Richtlinie 2001/81/EG zum Beispiel setzt nationale Emissionshöchstmengen
für bestimmte Luftschadstoffe fest, die für die Bekämpfung von Versauerung,
Eutrophierung und bodennahem Ozon verantwortlich sind. Das führt zu
besserer Luftqualität und schützt jährlich tausende Leben.
2.) Die Freiheit für Güter, Kapital, Dienstleistungen und Menschen – die
vier Grundfreiheiten – wären ohne die EU nur ein Traum. Ja, wir könnten sie
auch ohne EU erreichen, aber nicht ohne eine internationale Organisation
wie die EU. Die Idee, dass Großbritannien sie nach dem Brexit nutzen kann,
ohne zumindest einige EU-Regeln zu befolgen, ist Nonsens.
3.) Transparenter, sozial gerechter, friedlich und nachhaltig, ein
vereintes Europa, das die Vielfalt respektiert und schützt durch robuste
soziale Sicherheit und soziale Gerechtigkeit. Und natürlich sollten die
EU-Institutionen die europäische Zivilgesellschaft stärker wahrnehmen. Die
EU muss ihre Bürger hören.
Elisabeth Köstinger, Österreich, ÖVP, EVP-Fraktion
1.) Die Verwirklichung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik. Die GAP
schafft leistbare Lebensmittel für Konsumentinnen und Konsumenten und ist
gleichzeitig Garant für hohe Tierschutzstandards, steht für die weltweit
höchsten Standards in der Lebensmittelproduktion und schafft
Sicherheitsnetze durch die auch Berg- und benachteiligte Gebiete als
Wirtschafts- und Lebensräume erhalten bleiben können.
2.) Über 70 Jahre Frieden zwischen den Ländern der Europäischen Union.
3.) Europa muss wieder zu unserem Zuhause werden. Das gelingt nur, wenn die
Europäische Union sich auf die großen Herausforderungen unserer Zeit
konzentriert und gleichzeitig ein Europa der Regionen zulässt, das
individuelle Konzepte und regionale Stärken fördert.
Jean Lambert, Großbritannien, Green Party, EFA-Fraktion
1.) Gleichheitsrechte, die Rassismus eindämmen, bzgl, Alter, Geschlecht,
sexueller Orientierung, Behinderung und Glauben. Diese reduzieren
Diskriminierung und wirken sich direkt auf das Leben vieler Menschen aus.
2.) Das Pariser Klimaabkommen. Die EU half, dass die Verhandlungen nach
Kopenhagen weitergingen. Das Pariser Abkommen wäre ohne die EU womöglich
nicht zustande gekommen.
3.) Ungleichheit verhindern und die Umwandlung in ökologisch nachhaltige
Gesellschaften anführen.
Patrick Le Hyaric, Frankreich, Linksfront, GUE/NGL-Fraktion
1.) Die ersten europäischen Rechtsakte ermöglichten es den europäischen
Bürgern, außerhalb ihrer Länder zu arbeiten und von den sozialen Vorteile
des Landes zu profitieren, in dem sie arbeiteten, während gleichzeitig die
sozialen Errungenschaften der EU bewahrt wurden. Diese Regelungen zur
Koordinierung der sozialen Sicherheit gestalteten die
Auswanderungsmöglichkeit zugunsten der Arbeiter.
Zugleich führten viele weniger bekannte Entscheidungen gleiche
Arbeitszeiten oder den Mutterschaftsurlaub ein und zielten darauf,
Arbeitsplätze so einzurichten, dass die Arbeiter vor Berufsunfällen und den
Kontakt mit schädlichen Substanzen geschützt sind.
Das Erasmusprogram hat trotz seiner Mängel den Austausch, das Studium und
das Reisen gefördert. Es hat einem kleinen Teil einer Generation
ermöglicht, sich anzunähern und sich besser zu verstehen. Wir müssen
deshalb auf eine Ausweitung bzw. Verallgemeinerung dieser Art von
Initiative abzielen.
Jüngst war auch die „Jugendgarantie“ ein kleiner positiver Schritt im Kampf
gegen die Jugendarbeitslosigkeit. Das Programm ermöglicht es Jugendlichen
unter 25, eine Arbeit zu bekommen, ihren Bildungsweg fortzusetzen oder in
den vier Monaten nach dem Schulabschluss oder dem Jobverlust eine
Ausbildung oder ein Praktikum zu erhalten. Diese Akte zeigen, dass die
Europäische Union eine Quelle des gesellschaftlichen Fortschritts sein
kann. Darauf müssen wir hinarbeiten – und nicht auf eine alle
Errungenschaften aufhebende, unerbittliche Konkurrenzsituation, wie sie
durch die Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt oder die Regelung
zur Entsendung von Mitarbeitern erleichtert wird.
2.) Der Kampf gegen die Todesstrafe ist ein altes humanistisches Anliegen
und progressiver Weg der Aufklärungsphilosophie. In Frankreich wurde er
besonders von Figuren wie Robespierre, Victor Hugo und Jean Jaurès geführt.
Innerhalb der Europäischen Union ist er nunmehr gewonnen, weil die
Abschaffung der Todesstrafe in Artikel 2 der Charta der Grundrechte der
Europäischen Union festgeschrieben steht. Sie ist ein Teil der Kriterien
und unumgänglichen Anforderungen, um der Europäischen Union betreten zu
können und ist die große Priorität innerhalb der europäischen
Menschenrechtspolitik. Um ein Beispiel zu geben: Die Türkei hat die
Todesstrafe im Zuge seiner Aufnahmeverhandlungen Anfang der 2000er Jahre
abgeschafft. Die jüngsten Vorschläge von Präsident Erdogan hinsichtlich
ihrer Wiedereinführung haben die europäischen Institutionen unverzüglich
zur Reaktion genötigt: Es stünde nun nicht weiter zur Debatte, dass die
Türkei eines Tages Unionsmitglied werde.
Gleichzeitig muss man hervorheben, dass ohne Zusammenlegung unser
Produktionskapazitäten [nach dem zweiten Weltkrieg, Anm. d. Red.], ohne die
Zusammenarbeit, die darauf folgt, die Konfrontationslogiken, die der
Ausgangspunkt zweier der zerstörerischsten Konflikte der
Menschheitsgeschichte waren, immer noch am Werk wären. Nun da in den
letzten Jahren wieder bewaffnete Konflikte auf diesem Kontinent auftreten,
zuerst im ehemaligen Jugoslawien, dann heute in der Ukraine, müssen wir uns
gewahr werden, das Frieden und Kooperation fragile Konstruktionen
darstellen, die es zu schützen und fördern gilt.
3.) Die Europäische Union ist von multiplen Krisen durchzogen und die
Austeritätspolitik, die als Antwort auf diese beschlossen wurde, wird heute
en bloc von der Bevölkerung, den Arbeitern und den Jugendlichen in ganz
Europa abgelehnt. Diese Situation muss zu einer tiefgreifenden
Transformation hin zu einem sozialen, demokratischen und umweltbewussten
europäischen Projekt führen, das auf Internationalismus und Solidarität
fußt. Die Umbauarbeiten dafür sind immens, aber sie sind mehr als
essenziell, denn die Entstehung dieses alternativen Projekts, das auf eine
Union der Nationen und vereinigten Völker, souverän und frei, abzielt, ist
notwendig, um die kapitalistische Globalisierung zu verändern.
Jo Leinen, Deutschland, SPD, S&D-Fraktion
1.) Die Europäische Union hat insgesamt einen sehr positiven Einfluss auf
das Leben der Bürgerinnen und Bürger und es ist schwierig hier einen
einzelnen Rechtsakt herauszugreifen. Der Binnenmarkt ermöglicht es
Unternehmen auf einem Markt mit über 500 Millionen Menschen aktiv zu sein,
ohne für jedes Land unterschiedliche Normen und Standards erfüllen zu
müssen. Dies begünstigt die wirtschaftliche Entwicklung und damit auch die
Schaffung von Arbeitsplätzen. Gleichzeitig haben die hohen Verbraucher- und
Umweltschutzstandards in der Europäischen Union einen direkten Einfluss auf
das Wohlergehen der Bevölkerung. Die Verbesserung der Wasserqualität der
europäischen Seen, Flüsse und Meeresgebiete über die letzten Jahrzehnte ist
nur eines von vielen konkreten Beispielen für diesen Effekt. Auch die
Grenzwerte für Feinstaub in der Luft gehen auf eine EU-Richtlinie zurück
(Richtlinie 1999/30/EG). Global konnten durch die Europäische Union
maßgebliche Fortschritte im Klimaschutz vorangetrieben werden.
Im Verbraucherschutzbereich beruht die Verlängerung der
Gewährleistungspflicht auf 2 Jahre genauso auf europäischer Gesetzgebung
wie die Kennzeichnungspflicht bei Lebensmitteln und Produktstandards bei
Kinderspielzeug. Weitere konkrete Beispiele sind die schrittweise
Abschaffung der Roaming-Gebühren innerhalb der Europäischen Union
(Verordnung (EU) Nr. 531/2012 ) und die Gewährleistung von Fluggastrechten
im Falle von Verspätungen und Annullierungen (Verordnung (EG) Nr.
261/2004).
Zu den größten Vorteilen für die Bürgerinnen und Bürger gehört zweifelsoh…
auch die Möglichkeit überall in der Union zu studieren, zu arbeiten oder
sich zur Ruhe zu setzen.
2.) Neben dem Beitrag der Europäischen Union zur Wahrung des Friedens sind
der Wegfall der Binnengrenzen und die Reisefreiheit sowie die
Personenfreizügigkeit die sichtbarsten und meistgeschätzten
Errungenschaften der europäischen Einigung. Für viele Menschen ist es heute
selbstverständlich im europäischen Ausland zu arbeiten oder zu studieren.
Gerade in Grenzregionen wie dem Saarland spielen Staatsgrenzen heute kaum
noch eine Rolle. Europa ist hier gelebte Realität und kein abstraktes
Konzept.
3.) Meine Vision ist ein stärkeres, demokratischeres und effizienteres
Europa – ein föderal organisiertes Europa, das sich auf die großen Aufgaben
konzentriert, die nur europäisch gelöst werden können, und in diesen
Bereichen die notwendigen Instrumente hat, um das Versprechen von sozialer
Gerechtigkeit, Sicherheit und Wohlstand einzulösen. Europa muss die
Interessen der europäischen Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt
rücken und diese nach innen und außen verteidigen können. Ich plädiere
deshalb für eine klarere Kompetenzaufteilung zwischen der europäischen und
der nationalen Ebene. Wir benötigen eine europäische Migrationspolitik,
eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und eine gemeinsame
Wirtschafts- und Fiskalpolitik, welche Leitplanken für ein sozial gerechtes
und wirtschaftlich starkes Europa setzt. Die Europäische Kommission sollte
zu einer Regierung weiterentwickelt werden, die durch das Europäische
Parlament als Bürgerkammer und eine zweite Kammer, in welcher die Staaten
repräsentiert sind, kontrolliert wird und entlassen werden kann. Nationale
Vetos sollte es nur noch in absoluten Ausnahmefällen geben. Gleichzeitig
muss das Subsidiaritätsprinzip befolgt werden, indem Entscheidungen immer
so nahe wie möglich am Bürger getroffen werden.
Peter Liese, Deutschland, CDU, EVP -Fraktion
1.) Am eindeutigsten ist wohl die Abschaffung der Roaming-Gebühren. Schon
jetzt zahlen wir alle deutlich weniger im europäischen Ausland und im
nächsten Jahr werden die Roaming-Gebühren komplett abgeschafft. Persönlich
möchte ich aber auch die Verordnung zur Senkung des Energieverbrauchs von
Haushalts- und Bürogeräten im Stand-by-Betrieb nennen. Die Verbraucher in
Deutschland sparen dadurch jährlich Stromkosten in Höhe von gut 1,2
Milliarden Euro.
2.) Eindeutig der Frieden. Europa hat noch nie eine so lange Phase von
Frieden und relativen Wohlstand erlebt wie in den vergangenen Jahrzehnten.
3.) Die Europäische Union muss gerade nach dem Brexit-Votum zusammenhalten.
Viele wichtige Fragen können ohne europäische Zusammenarbeit nicht, oder
nicht gut gelöst werden. Auf der anderen Seite dürfen wir uns aber nicht
endlos erweitern. Schon vor den aktuellen Ereignissen war ich gegen einen
Beitrag der Türkei zur Europäischen Union
Norbert Lins, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Die meisten Menschen nehmen politische Maßnahmen eher wahr, wenn sie
diese im Alltag unmittelbar zu spüren bekommen. In jüngster Zeit stellen
neben vielen anderen Dingen die Absenkung der Roaminggebühren und deren
komplette Abschaffung, welche für 2017 vorgesehen ist, für die meisten
Menschen eine sehr positive Veränderung dar.
2.) Ganz klar der Gemeinsame Binnenmarkt. Der freie Waren- und
Kapitalverkehr, die Dienstleistungsfreiheit und die Personenfreizügigkeit
brachten Wohlstand für die Menschen und die europäischen Völker näher
zusammen.
3.) Gerade in den letzten Jahren sollte uns mit dem Aufkommen bewaffneter
Konflikte in geographischer Nähe zur EU wieder bewusst werden, dass die
Union in erster Linie als Friedensprojekt gegründet wurde und wir weiter
daran arbeiten müssen. Die EU ist ein Garant für unsere Freiheit und
unseren Wohlstand. Dies ist mitnichten eine Selbstverständlichkeit. Andere
Kontinente beneiden uns für unsere Zusammenarbeit.
Barbara Lochbihler, Deutschland, Grüne, EFA-Fraktion1.) In den Ausschüssen
für Menschenrechte und EU-Außenbeziehungen, in denen ich tätig bin, gibt es
wenige gesetzgeberische Entscheidungen. Nichtsdestotrotz möchte ich hier
auf die EU-Anti-Folterverordnung hinweisen. Sie ist weltweit die erste
multilaterale Handelskontrolle, die den Export von Folterwerkzeugen und
Mitteln verbietet, die zur Durchführung der Todesstrafe verwendet werden.
Dadurch wird zum Beispiel verhindert, dass weiterhin bei Hinrichtungen in
den USA europäische Produkte benutzt werden. Wir konnten verhindern, dass
das Mittel Propofol weiterhin in die USA geliefert wird und so dafür
sorgen, dass die Umsetzung von Todesstrafen ausgesetzt wurde.
2.) Rückblickend auf die erste Hälfte des 20. Jahrhundert, in der sich fast
alle europäischen Staaten gegenseitig bekriegt habe, haben die Europäische
Union und ihre Vorgängerinstitutionen Erstaunliches bewirkt hat: Es gab und
gibt keinen Krieg unter den EU-Mitgliedstaaten. Nationalstaatliche Grenzen
wurden fast komplett abgeschafft, sodass sich alle Bürgerinnen und Bürger
der jeweiligen Mitgliedsstaaten überall in der EU niederlassen und arbeiten
kann. Das ist etwas, was man der EU zu Gute halten muss. Und das man
natürlich gegen alle nationalistische, separatistische und
rechtspopulistische Bestrebung verteidigen muss.
3.) Meine Zukunftsvision für Europa ist eine solidarische Gemeinschaft von
Staaten, die auf die sich überlagernden Krisen gemeinsam reagieren, damit
auch über die EU-Grenzen hinaus Kriege der Vergangenheit angehören und nach
und nach nationalstaatliche Grenzen weltweit überflüssig werden. Für
grenzüberschreitende, globale Probleme gibt es keine nationalen Lösungen.
Die EU soll stärker, sozialer, demokratischer und auch für Flüchtlinge ein
Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts werden.
Sabine Lösing, Deutschland, Linke, GUE/NGL-Fraktion
1.) In dem von mir verantworteten Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik
ist unsere Kritik gegenüber der interessengeleiteten und militaristischen
Außenpolitik sehr grundsätzlich. Deshalb hier ein Beispiel aus einem
anderen Bereich der EU: Die Verordnung (EG) 561/2006 zu den Lenk- und
Ruhezeiten hat wohl die Arbeitsbedingungen und die Sicherheit im
Straßenverkehr für viele Menschen verbessert. Im April 2007 trat die
EU-Verordnung in Deutschland in Kraft. Mit ihr gelten unter anderem längere
Ruhe- und kürzere Fahrtzeiten für BerufskraftfahrerInnen.
2.) Leider fallen mir zuerst nur schlechte Entscheidungen ein, wie dass
sich das Europäische Parlament für die Verlängerung des krebserregenden
Unkrautvernichters Glyphosat ausgesprochen hat. Dennoch gäbe es
wahrscheinlich das Erasmus-Austauschprogramm so in dieser Form ohne die EU
nicht. Ich finde es eine Errungenschaft, dass jungen Menschen die
Möglichkeit gegeben wird innerhalb der Europäischen Union (interkulturelle)
Erfahrungen zu sammeln und sich auszutauschen. Das fördert neben der
eigenen Persönlichkeit auch den Gedanken europäischer Solidarität. Diese
ist gerade in Zeiten zerstörerischer EU- Austeritätsprogramme von Nöten.
3.) Europa hat dann eine Zukunft wenn das Ergebnis europäischer Politik
eine reale Verbesserung des Lebens der breiten Bevölkerung zur Folge hat
und nicht weiterhin die Interessen europäischer und weltweiter Unternehmen
im Vordergrund stehen. Wie zum Beispiel bei den geplanten neoliberalen
Freihandelsabkommen TTIP und CETA, die eben nicht wie so oft behauptet den
Bürgerinnen und Bürgern Europas und Nordamerikas dienen. Des Weiteren muss
endlich Schluss sein mit der verheerenden Sparpolitik, wie zum Beispiel in
Griechenland und Portugal. Zudem braucht es mehr Transparenz und
Bürgerbeteiligung.
Ulrike Lunacek, Österreich, Grüne, EFA-Fraktion
1.) Die EU-Antidiskriminierungsrichtlinien (Antirassismus-Richtlinie,
Rahmenrichtlinie Beschäftigung und Gender-Richtlinien) haben große
Fortschritte beim Schutz vor Diskriminierung gebracht, gerade am
Arbeitsplatz.
Ohne die Prinzipien und Richtlinien der EU gäbe es in vielen Ländern der
Union gerade in gesellschaftspolitisch immer noch kontroversiellen
Bereichen wie den gleichen Rechten für Lesben, Schwulen, Trans- und
Intersexpersonen, aber auch bei der Gleichstellung von Frauen, keine
schützenden Regelungen.
2.) Als eine, die am Eisernen Vorhang aufgewachsen ist und erlebt hat, wie
trennend und oft mörderisch diese Grenze war, ist für mich das Beste die
Reise- und Niederlassungsfreiheit in einem gemeinsamen Raum der Freiheit,
der Sicherheit und des Rechts.
3.) Mein Ziel ist ein postnationales friedfertiges Europa, ein Europa der
Bürgerinnen und Bürger, die Vereinigten Staaten von Europa: demokratisch
geordnet, föderal strukturiert, republikanisch verfasst – und
selbstverständlich sozial gerecht und ökologisch nachhaltig.
Thomas Mann, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Die Verbesserung des Gesundheitsschutzes und der Sicherheit am
Arbeitsplatz ist ein Meilenstein in der Sozialpolitik der EU. Diese
Richtlinie (89/391/EWG) mit der Festlegung von Mindestanforderungen wurde
in der Charta der Europäischen Union rechtsverbindlich verankert. Ihr
Erfolg: Die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle sank von 1960 bis 2014
um fast 65 Prozent!
Der gemeinsame Ansatz schützt vor allem benachteiligte Mitglieder unserer
Gesellschaft, darunter Schwangere und Jugendliche, und sorgt europaweit für
ein ausgeglicheneres Schutzniveau. Wichtige Bestandteile sind die
Beurteilung von Gefahren in der Arbeitswelt sowie die Prävention von
Arbeitsunfällen.
2.) Europa begann als politische Antwort auf Hass, Ausgrenzung, Krieg und
Vernichtung. Heute ist Europa ein Kontinent des Friedens, welcher
maßgeblich durch die EU stabilisiert wurde. Bei der Verleihung des
Friedensnobelpreises im Dezember 2012 wurde die EU für ihren Einsatz für
Frieden, Versöhnung, Demokratie und Menschenrechte ausgezeichnet. Trotz
aller Unzugänglichkeiten und aktuellen Irritationen ist der europäische
Integrationsprozess ohne Alternative. Eine der größten Stabilitätszonen der
Welt wurde geschaffen als Antwort auf die geschichtliche Erfahrung und
einen überzogenen Nationalismus. Ständige Aufgabe für die Politik ist es,
Menschen dafür zu gewinnen, sich für Humanität, Solidarität, Werte und die
europäische Idee einzusetzen.
3.) Die Zukunft der EU ist das Europa der Bürger. Es vereint Menschen
unterschiedlicher Anschauungen, Religionen und Herkünfte und ist
demokratisch strukturiert: Bürger sind in die Entscheidungsfindung
einbezogen. Das Europa der Bürger stellt ein positives Lebensgefühl dar,
für das emotional gestritten wird und dem es gelingt, im Bewusstsein des
Einzelnen fest verankert zu sein.
Susanne Melior, Deutschland, SPD, S&D-Fraktion
1.) Die Lebensmittelinformationsverordnung ist für alle Verbraucherinnen
und Verbraucher täglich und ganz praktisch erfahrbar. Denn auf allen
Lebensmitteln müssen die Inhaltsangaben und seit Ende 2014 die häufigsten
Allergene deutlich gekennzeichnet werden. Lebensmittelallergien und
–unverträglichkeiten sind extrem weit verbreitet. Deswegen ist es gut, dass
sich jeder bei verpackten Lebensmitteln, im Restaurant oder beim Bäcker
darüber informieren kann, was tatsächlich im Essen drin ist.
2.) Das Programm Erasmus+ sorgt dafür, dass sich die Menschen in der
Europäischen Union nicht nur im Urlaub, sondern im alltäglichen Leben im
Studium oder bei der Ausbildung kennenlernen können. Das Studium oder die
Berufsausbildung im Ausland ist ein wesentlicher Kern der EU, da hier
Vorurteile abgebaut und neues Wissen ausgetauscht werden. Ganz nebenbei
sind schon über eine Million „Erasmus-Babys“ auf die Welt gekommen, die es
ohne den Austausch nicht gegeben hätte.
3.) Die Strahlkraft der Europäischen Union ist nicht verblasst. Die EU ist
weiterhin ein Friedensprojekt. Weitere Staaten werden in Zukunft dazu
kommen. Wenn ich an die Balkanstaaten wie Serbien, Mazedonien oder Albanien
denke, dann sehe ich wie integrierend die Europäische Union wirken kann.
Länder, die vor zwanzig Jahren Krieg führten, werden Teil der friedlichen
europäischen Gemeinschaft.
Angelika Niebler, Deutschland, CSU, EVP-Fraktion
1.) Die Abschaffung der Roaming-Gebühren, weil damit endlich
länderübergreifende Kommunikation in der EU für alle Bürgerinnen und Bürger
erschwinglich geworden ist. Und auch für die Unternehmen von den Start-ups
über KMUs bis zu großen Unternehmen und allen möglichen Organisationen ein
finanzieller Hemmschuh beseitigt ist, der die wirtschaftliche Entwicklung
spürbar belastet hat.
2.) Das Schengen-Abkommen: Reisen ohne Grenzkontrollen über Ländergrenzen
hinweg im gegenseitigen Einvernehmen und Vertrauen.
3.) Ein Europa, das die Menschen schützt und ihnen nützt.
Dimitrios Papadimoulis, Griechenland, Syriza, GUE/NGL-Fraktion
1.) Eine jüngere Regelung mit großer Wirkung für viele Menschen ist die,
Roaming-Gebühren komplett abzuschaffen. Es war an der Zeit, den
Telekommunikationsmarkt in einen Markt zu überführen, um Reisenden und
Bürgern den Alltag in Europa zu erleichtern.
2.) Viele Dinge repräsentieren die EU praktisch, institutionell und
symbolisch. Eine Sache herauszugreifen ist unmöglich, aber man kann darauf
verweisen, dass die EU der sicherste Raum der Welt ist, dass sie
demokratische Werte schützt. Es gibt vieles, was wir verbessern müssen,
aber wir sollten nicht vergessen, was seit 1950 erreicht wurde.
3.) Europa muss zurück zu seinem Kern finden, zu den Gründungsprinzipien
und -werten: soziale Gerechtigkeit und faires Wachstum betonen, die Sorgen
und Ängste der Menschen und vor allem der jungen Bevölkerung hören.
Konservative, rechtsaußen stehende und xenophobe Kräfte können das nicht.
Es ist die historische Pflicht der Linken und der progressiven Kräfte,
Europa von innen heraus zu verändern, soziale und ökonomische Konvergenzen
zu beschleunigen und neoliberale Kräfte umzuwandeln.
Markus Pieper, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Die Verordnungen und Richtlinien zum Europäischen Binnenmarkt. Der
größte Binnenmarkt der Welt machte kleine Firmen zu internationalen Playern
und stärkte Europa im globalen Wettbewerb. Dieser freie Handel erleichterte
in allen EU-Ländern den Strukturwandel, erhielt und schuf viele Millionen
Arbeitsplätze und ist heute eine wichtige Grundlage unserer sozialen
Errungenschaften.
2.) Auch wenn es abgedroschen klingt: Freiheit und Frieden. Reisen ohne
Grenzkontrollen, ohne Geld umtauschen und ohne Roaming-Gebühren. Studieren
und Ausbildung im EU-Ausland. Und das jetzt über 70 Jahre währende
Versprechen „nie wieder Krieg in Europa“. Aber man muss jeden Tag hart
dafür arbeiten.
3.) Eine Europäische Union, die den Menschen Sicherheit, Frieden und
Freiheit garantiert aber sich mehr zurücknimmt und nicht das tägliche Leben
reguliert. Eine EU mit starken und entschuldeten Nationalstaaten, die das
Vertrauen untereinander wieder gefunden haben und in Brüssel nicht mehr den
Sündenbock für eigenes Fehlverhalten sehen. Ein Europa mit Europäischen
Institutionen, die begreifen, dass Europäische Integration kein Selbstzweck
für wenige Eliten ist, sondern die Menschen und Regionen dabei mitnimmt und
die Vorteile besser erklärt. Zu dieser Europäischen Union gehört auch und
gerade das Vereinigte Königreich.
Gabriele Preuß, Deutschland, SPD, S&D-Fraktion
1.) Die Freizügigkeitsrichtlinie ist in meinen Augen das größte
‚Einzelprojekt‘, von dem Millionen Europäerinnen und Europäer profitieren.
Ihr Wert wird sich erst noch vollständig erweisen, wenn in einem oder zwei
Jahrzehnten eine neue Generation junger Menschen vollständig auf dem
Arbeitsmarkt angekommen ist, für die die Freizügigkeit in Europa alltäglich
geworden ist. Diese Generation wird dann endlich auch die Grenzen in den
Köpfen überwinden können, die aktuell bei vielen noch für Vorbehalte
gegenüber der europäischen Einigung sorgen.
2.) Die Leistung der Europäischen Union und ihres Einigungsprozesses beim
Friedenserhalt und der Verknüpfung der Interessen der europäischen
Nachbarstaaten kann man nicht überbewerten. Die EU hat die zahlreichen
kleinen und mittelgroßen Staaten des Kontinents zusammen mit den alten,
historisch oft im Konflikt liegenden Großmächten erfolgreich zu einer
friedlichen Einheit geschmiedet. Sie hat damit auch dafür gesorgt, dass das
‚alte Europa‘ immer noch eine weltpolitische Stimme hat, die Gehör findet,
und von vielen Menschen weltweit als Vorbild wahrgenommen wird.
3.) Europa bleibt ein freier Kontinent, auf dem die demokratischen
Strukturen der EU den Wohlstand der Bürgerinnen und Bürger mehren und
fairer verteilen und Freiheitsrechte schützen.“
Franck Proust, Frankreich, Republikaner, EVP-Fraktion
1.) Ich denke an zwei große Fortschritte: Erstens die Liberalisierung des
europäischen Luftverkehrsraums in den 1990er Jahren, die die Entstehung
neuer Luftfahrtunternehmen, eines stärkeren Preiswettbewerbs und neuer
Flugverbindungen ermöglicht hat. Der Flugverkehr ist für alle europäischen
Bürger deutlich erschwinglicher geworden und ihre Mobilität hat sich
erhöht. Auch die einzelnen Regionen profitieren davon, besonders in
Hinblick auf Tourismus und Arbeit. Zweitens das Ende der Roaming-Gebühren
ab 2017. Dank des europäischen Parlaments sind diese seit vielen Jahren
stark gesunken. Bald wird es sie gar nicht mehr geben.
2.) Die Haupterrungenschaft der Europäischen Union ist der Frieden! Unser
Kontinent hat noch nie eine so lange Zeitspanne des Friedens erlebt wie die
jetzige. Frieden und gemeinsam geteilte Grundwerte wie Freiheit und
Demokratie sind die Grundlage für unsere Union: Das sollten wir nie
vergessen.
3.) Ich glaube, mit all den Krisen, die Europa derzeit erlebt
(Wirtschafts-, Finanz-, Migrationskrise, Brexit), haben wir die Aufgabe,
der EU eine neue Grundlage zu geben. Sie befindet sich auf dem absteigenden
Ast, und es mangelt ihr an Vertrauen bei unseren Mitbürgern. Wir müssen uns
in Europa auf bestimmte Prioritäten konzentrieren, derentwegen wir ein
Interesse haben zusammenzuarbeiten: die Wirtschaft, die Finanz- und
Währungspolitik, die Migrations- und Asylpolitik, den internationalen
Handel, Raumfahrt.
Herbert Reul, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Die Roaming-Verordnung, die im vergangenen Sommer verabschiedet wurde
ist solch ein Beispiel! Sie sorgt dafür, dass die Preise, die Konsumenten
für Telefonate, SMS und Datenverbrauch mit ihrem Handy zahlen, gedeckelt
werden und, dass sie auch im Ausland deutlich günstiger „roamen“ können. …
Mitte Juni 2017 kann jeder EU-Bürger sein Bündel mit ins Ausland nehmen. Es
macht dann also kaum noch einen Unterschied ob man sich zu Hause oder im
Ausland mit dem Handy bewegt! Das ist ein greifbares Beispiel, das fast
allen Bürgern im Alltag und auf Reisen enorme Vorteile bringt.
2.) Ohne den Europäischen Einigungsprozess und die Europäische Union gäbe
es nicht den verlässlichen Frieden in Europa. Die ökonomischen und
politischen Verstrickungen zwischen den Ländern, die über die Zeit immer
enger geworden sind, die Mobilität der Bürger innerhalb Europas und das
wachsende Verständnis für andere Länder Europas, gestärkt durch z.B.
Erasmus-Programme, führt dazu, dass die Mitgliedsstaaten nicht mehr auf die
Idee kommen einander feindlich gegenüber zu stehen. Für uns alle ist das
zur Selbstverständlichkeit geworden, aber ohne die EU hätten wie diesen
Vorteil nicht so sicher.
3.) Europa wird im Vergleich zum Rest der Welt immer kleiner, dadurch, dass
das Bevölkerungswachstum in anderen Teilen der Welt sehr hoch ist. Hinzu
kommt, dass andere Mächte in der Welt auch wirtschaftlich immer stärker
werden und immer mehr mit den „alten“ Mächten östlich und westlich des
Nordatlantik konkurrieren. Europa muss seinen Bürgern weiterhin zusichern,
in Freiheit, Frieden, Sicherheit und Wohlstand zu Leben. Das geht nur dann,
wenn wir unsere Grundwerte schützen und verteidigen, ordentliches
wirtschaftliches Wachstum hinkriegen, innovativer werden und für
entscheidende Fragen wie die Migrationskrise und den internationalen
Terrorismus auf EU-Ebene schnell Lösungen finden. Auch im Bereich der
Digitalisierung müssen wir europäisch agieren und einheitliche Bedingungen
schaffen, sonst werden wir unseren Wohlstand nicht so umfassend sichern
können, wie wir es uns für unsere Kinder und Enkel wünschen.
Ulrike Rodust, Deutschland, S&D, SPD-Fraktion
1.) Sicher die überwiegende Mehrheit! Denn das „normale“
EU-Gesetzgebungsverfahren, in dem ein Kompromiss zwischen nationalen
Regierungen und dem Europäischen Parlament gefunden werden muss, bietet die
besten Voraussetzungen dafür, die Interessen möglichst vieler Europäer im
Blick zu halten. Ich habe das bei der Fischereireform und ihrer Umsetzung,
wo ich inhaltlich am Entstehen von Gesetzgebung beteiligt war und bin,
genau so erlebt: Als ein durchaus hartes Ringen um den größten Nutzen für
Viele und das Abwenden von ökologischem und ökonomischen Schaden für die
Menschen – jetzt und zukünftig.
Schwierig wird es dort, wo das geordnete Gesetzgebungsverfahren ersetzt
wird durch „Krisen-Gipfel-Politik“, bei der meist gleichzeitig der Eindruck
entsteht, die eine Seite hätte zu viel geben müssen, während die andere
trotzdem zuwenig erhält. Was natürlich viele Bürger mit dem Gefühl zurück
lässt, ihre Interessen kämen unter die Räder.
2.) Das unglaubliche Glück eines friedlichen Kontinents, in dem unzählige
Grenzen gefallen sind: Auch in den Köpfen vieler Menschen, die ganz
selbstverständlich europaweit leben, arbeiten studieren und die das
Bunter-werden unserer Gesellschaften als Bereicherung empfinden – und als
so selbstverständlich, dass sie sich lange den Luxus geleistet haben, nicht
wirklich für ihr Europa einzutreten.
3.) Ich hoffe, dass es uns an diesem kritischen Punkt gelingt, den
Populisten und Europakritikern die Deutungshoheit wieder zu entreißen. Dass
wir uns wieder sachlich mit Inhalten auseinandersetzen. Dass wir uns wieder
politische Entscheidungen zutrauen und diese auch erklären. Dass wir eine
Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik auf die Beine stellen, die
die Europäer nicht in Gewinner und Verlierer teilt. Ich will ein Europa, in
dem wir uns an unserer gemeinsamen Gegenwart und auf unsere gemeinsame
Zukunft freuen können.
Virginie Rozière, Frankreich, Parti radical de gauche, S&D-Fraktion
1.) Was die EU im Bereich des Umweltschutzes tut, hat einen großen Einfluss
auf das Leben der Menschen, bisweilen ohne dass wir ihn bemerken. Ein
Beispiel: die Habitat-Richtlinie. Der Mensch verändert die natürliche
Umgebung vieler Spezies, was viele von ihnen bedroht. Die
Habitat-Richtlinie soll Biodiversität und Naturgebiete schützen. Das
“Natura 2000“-Netzwerk ist das größe Umweltnetzwerk der Welt. Dank ihm ist
eine große Zahl von Naturgebieten und Spezies geschützt. Schaut man genau
hin, hat der Schutz von Flora und Fauna auch einen positiven Einfluss auf
den Menschen. Denn Verschmutzung kennt keine Grenzen, und es ist
offensichtlich, dass die EU eine wichtige Rolle auf diesem politischen Feld
spielt.
2.) Auch wenn die Union immer noch nicht perfekt ist, hat sie dafür
gesorgt, dass die Bürger der Mitgliedsstaaten füreinander Verständnis
entwickeln, dass sie zusammenarbeiten. Die Freizügigkeit, die Anerkennung
von Abschlüssen, das Erasmus-Programm, die gemeinsame Währung, all das
baute Brücken zwischen Menschen, die zugleich ihre Unterschiedlichkeit
bewahren konnten. In einer Zeit, in der sich Nachbar mit Angst und
Aggressivität begegneten, haben wir es durch die Unioni geschafft, einander
mit Respekt und dem Willen, zusammenzuarbeiten, zu begegnen. Das ist die
größte Errungenschaft der EU.
3.) Der Brexit ist ein Schock für die EU. Wir müssen jetzt unsere Beziehung
zum Vereinigten Königreich neu organisieren, ohne zu zögern, ohne „hard
feelings“, aber wir müssen auch standhaft sein. Dieser Schock sollte dazu
führen, dass wir uns fragen, was wir für Europa wollen. Entscheidend ist
es, zu hören, was die Menschen zu sagen haben, und auch Teile der Kritik,
die in der Brexit-Wahlkampagne an der EU laut wurde, müssen in der ganzen
Union wahrgenommen werden. Wir haben den Binnenmarkt, aber wir müssen die
politische und soziale Integration vorantreiben. Heute besteht der Wunsch,
dass die EU Antworten auf die Krise gibt und Solidarität zurückbringt. Wenn
wir wollen, dass die Bürger in das europäische Projekt Vertrauen haben,
brauchen wir eine echte politische Union, die eine demokratische Debatte
erlaubt. Wir müssen dringend den Bürgern wieder eine Stimme geben und einen
politischen Raum errichten, um den vielfältigen Herausforderungen, vor
denen Europa steht, gerecht zu werden.
Anne Sander, Frankreich, Republikaner, EVP-Fraktion
1.) – Das Erasmus-Programm, das Jugendlichen ein Auslandsstudium ermöglicht
- Das Ende der Roaming-Gebühren
- Der Schengenraum und die Freizügigkeit der Personen
- Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen
- Die Initiativen für regionale Entwicklung (EU-Regionalfonds EFRE) und
grenzüberschreitende Kooperation (INTERREG)
2.) Frieden
3.) Ein Europa, das besser schützt, ein bürgerlicheres Europa, in dem sich
junge Menschen als Europäer fühlen, ohne ihre Herkunft zu verleugnen.
Claudia Schmidt, Österreich, ÖVP, EVP-Fraktion
1.) Das hängt von der Zielgruppe ab und ich würde mich nicht auf eine
goldene Richtlinie festlegen. Vom Binnenmarkt profitieren zwar alle, der
wird aber auch durch ca. 5000 Richtlinien und Verordnungen gebildet. Eine
der größten Errungenschaften, die jedem Bürger, ob wissentlich oder nicht,
betreffen ist meines Erachtens nach die Wettbewerbsbehörde. Kein
Mitgliedsstaat hätte die Kraft so gegen Kartelle und Monopolisten
vorzugehen wie die Wettbewerbsbehörde. Knappe 24 Milliarden Euro
Strafzahlungen wurden von der Kommission verhängt, nirgendwo auf der Welt
werden Bürger besser geschützt. Ich denke, dass ist zwar nicht positv
lebensverändernd wenn man es hat, wenn man den Kartellen und Monopolisten
schutzlos ausgeliefert ist, dann ist es aber sehr wohl relevant.
2.) Die vier Grundfreiheiten des Binnenmarktes.
3.) So viel Regional wie möglich, so viel Europa wie notwendig.
Sven Schulze, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Schengener Grenzkodex (= Reisefreiheit)
2.) Die vier Grundfreiheiten (freier Personen-, Waren-, Dienstleitungs- und
Kapitalverkehr) und der gesicherte Frieden
3.) Europa ist die wichtigste Errungenschaft unserer Zeit und es ist unsere
Aufgabe diese zu verteidigen. Ich wünsche mir, dass Europa aus der durch
den Brexit hervorgerufenen kritischen Situation gestärkt hervorgeht und
sich in der Zukunft effektiver und näher am Bürger zeigt.
Joachim Schuster, Deutschland, SPD, S&D-Fraktion
1.) Die Umweltgesetzgebung zur Reduzierung von CO2-Ausstoß aus Fahrzeugen,
Schiffen, Kraftwerken und industrieller Produktion hat die Luftreinheit
deutlich verbessert. Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie hat den Naturschutz
europaweit gestärkt und zu deutlich mehr Erholungsgebieten geführt.
Badegewässerrichtlinie sichert zu, dass EU-Bürger auch im Urlaub in der EU
keine Sorgen vor verunreinigtem Badegewässer haben müssen.
Die Trinkwasserrichtlinie schreibt seit 1998 regelmäßige Überprüfung des
Trinkwassers in allen Mitgliedstaaten vor. Seit 2015 wird diese
Gesetzgebung zudem verbessert, damit die Wasserqualität in den ungefähr 100
000 Wasserversorgungsgebieten in Europa besser überwacht wird.
Gegenseitige Anerkennung von Schulabschlüssen und Einfache Anerkennung
offizieller Dokumente bedeuten weniger Verwaltungsgänge und mehr
Mobilitätsmöglichkeiten für EU-BürgerInnen.
Reisende und Urlauber werden bei Flugverspätungen entschädigt:
EU-Verordnung für Ausgleichs und Unterstützungsleistungen für Fluggäste im
Fall der Nichtbeförderung und bei Annullierung oder großer Verspätung von
Flügen. Außerdem werden sie vor horrenden Handykosten im Urlaub durch die
Abschaffung der Roaming-Gebühren verschont. Die Euroeinführung hat den
Wegfall der Überweisungsgebühren ins EU-Ausland sowie Vergleichbarkeit der
Preise beim Einkauf im Urlaubs- oder Nachbarland gebracht.
VerbraucherInnen profitieren von höheren Lebensmittelstandards und
Transparenz bei Angaben zur Zusammensetzung und Nährwerten auf
Verpackungen.
Sicherheit im Straßenverkehr z.B. durch eCall. Das Notrufsystem wird ab
2018 in allen Neuwagen Pflicht. Bei einem Verkehrsunfall löst das Fahrzeug
dann automatisch Alarm aus und ruft Hilfe.
2.) Frieden und Wohlstand in Europa.
3.) Eine gerechtere Verteilung des Wohlstands in Europa ohne
Steuerunterbietungswettbewerb und Sozialdumping. Das ist meine Vorstellung
von einem sozialen Europa der BürgerInnen.
Andreas Schwab, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Das Schengen-System (Verordnung zum Schengener Grenzkodex) hat das
Leben sehr vieler Menschen positiv verändert und ermöglicht es uns allen
die Grenzen in Europa problemlos zu überqueren. Keine Verordnung steht so
sehr für die erfolgreiche europäische Integration. Keine Angst mehr vor dem
Grenzübertritt: Freie Fahrt für freie Bürger!
2.) Das Beste ist definitiv das „Erasmusprogramm“. Bis heute haben ungefähr
3,5 Millionen Europäer am Programm teilgenommen und es sind vermutlich ca.
eine Million „Erasmus-Babys“ daraus entstanden. Für junge Menschen ist
dieses eine phantastische Möglichkeit unseren vielseitigen Kontinent
kennenzulernen. Auch der Kinofilm „L’auberge espagnol“ ist daraus
entstanden. Das ist Völkerverständigung pur.
3.) Europa ist die Antwort auf die Globalisierung. Uns in Deutschland geht
es langfristig nur gut, wenn es Europa gut geht. Wir müssen stärker zeigen,
wo wir gemeinsam in Europa besser dastehen als alleine.
Bart Staes, Belgien, Grüne, EFA-Fraktion
1.) Alle Richtlinien, die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
betreffen. Und die Beschlüsse zu Umweltschutz und Verbraucherrechten.
2.) Frieden, angesichts der ewigen Konflikte der vergangenen Jahrhunderte
zwischen Frankreich und Deutschland
3.) Ich will eine andere EU: nachhaltiger, sozialer, transparenter,
demokratischer, in der der Einfluss von Lobbys und multinationalen
Konzernen zurückgedrängt ist, eine EU, näher an den Bürgern, die in
Menschen und Arbeit investiert – und in den Schutz der Schwächsten, ohne
Austeritätspolitik und Neoliberalismus.
Ivan Štefanec, Slowakei, Christlich-Demokratische Bewegung, EVP-Fraktion
1.) Weite Teile der EU-Gesetzgebung haben das Leben der Europäer zum
Besseren verändert. Zum Beispiel die Verordnung (EU) 2015/2120 des
Parlaments und des Rats, die Roaming-Kosten eliminiert. Bürger und
Unternehmen werden dadurch Millionen sparen.
2.) Vor allem: Frieden. Ohne die gemeinsame Plattform, die von der
Europäischen Gemeinschaft geschaffen wurde – heute die EU –, wäre es nicht
möglich, dass Länder, die jahrhundertelang blutige Kriege gegeneinander
geführt haben, heute in Frieden koexistieren. Das gilt vor allem für
Europas Zentrum. Und natürlich können wir nicht den Binnenmarkt und die
Freizügigkeit vergessen. Das Ausmaß der Freiheit, die die EU garantiert,
ist historisch einzigartig.
3.) Ein Europa, das geschäftliche Hindernisse eindämmt und neue Job- und
Ausbildungsmöglichkeiten für seine Bürger eröffnet, und global neue Trends
im Verbraucherschutz setzt. Ein Europa, das führend in Forschung und
Innovation ist, und bereit ist, in seiner geographischen Umgebung ein guter
Nachbar zu sein.
Jutta Steinruck, Deutschland, SPD, S&D-Fraktion
1.) Aus meinem Arbeitsbereich gibt es so einige. Aber mit dem europäischen
Rahmen für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz werden die mehr als
217 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der EU besser vor
arbeitsbedingten Unfällen und Erkrankungen geschützt. Dazu gehören ganz
konkret: Sicherheitseinweisungen, Vorschriften zu Schutzkleidung oder
Präventionsmaßnahmen zur Vorbeugung von Burn-out oder Depressionen.
2.) Die Europäische Union ist der Garant für Frieden. Dieser Frieden währt
bereits seit über 70 Jahren und ermöglicht uns ein Leben in Sicherheit und
relativem Wohlstand. Und Europa ist für mich ein erfolgreiches
Demokratieprojekt. Mit jeder Erweiterung der Union, mit jeder
Beitrittsverhandlung schärfen wir unser Verständnis von Solidarität und
Demokratie. Ein solches Modell der Vermittlung von Bürgerrechten ist in der
Welt einzigartig. Das dürfen wir trotz aller Meinungsverschiedenheiten und
Probleme nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
3.) Europa muss sozialer werden. Sozialstandards, Regeln zu Sicherheit und
Gesundheit dürfen nicht als Belastung gesehen werden, sondern als
grundsätzlich notwendig. Wir müssen ein sozial gerechtes Europa schaffen.
Jeder Europäer muss einen Arbeitsplatz haben, von dem er leben kann, und
einen Zugang zu Bildung und Gesundheitsvorsorge. Ich wünsche mir ein
wirtschaftlich starkes Europa mit einer ausgeprägten sozialen Säule und
offenen Grenzen.
Beatrix von Storch, Deutschland, AfD, Fraktion Europa der Freiheit und der
direkten Demokratie
1.) Da die Verordnung (EG) Nr. 562/2006 „Schengener Grenzkodex“ nicht mehr
praktikabel ist und die Verordnung (EG) Nr. 974/1998 „Einführung des Euro“
geordnet abgeschafft werden sollte, ist das vermutlich beste EU-Gesetz für
das tägliche Leben die „Verordnung (EG) Nr. 2396/2001 der Kommission vom 7.
Dezember 2001 zur Festlegung der Vermarktungsnorm für Porree und Lauch“.
2.) Die Möglichkeit, die EU demokratisch aufzulösen und als Europäische
Wirtschaftsgemeinschaft neu zu gründen.
3.) Die Versprechen, durch multinationale Großstaaten und internationale
Organisationen einen Ersatz für funktionierende demokratische
Nationalstaaten zu schaffen, werden heute nicht eingehalten und sind auch
zukünftig nicht einhaltbar. Die EU ist eine ideengeschichtlich alte Utopie
für die Steuerung von Werten und Normen. Zukünftig muss die EU
zurückgeführt werden zu einer Wirtschafts- und Interessengemeinschaft
souveräner, stabiler, demokratischer und lose verbundener Nationalstaaten.
Wir wollen in Freundschaft und guter Nachbarschaft zusammenleben, nicht
jedoch in einer internationalen Transferunion mit zentralistischen
Tendenzen.
Pavel Svoboda, Tschechien, Christliche und Demokratische Union,
EVP-Fraktion
1.) Vieles. Zum Beispiel die Anerkennung offizieller Dokumente. Die
Übertragbarkeit digitaler Services. Interoperationalität der
Verkehrsinfrastruktur: Der Zweck ist, dass man mit einem Ticket durch
mehrere Länder fahren kann. Die EU führt auch gemeinsame Verhandlungen in
Handelsfragen, so dass die Verhandlungsposition besser ist.
2.) Wahrscheinlich Frieden. Basierend auf Frieden, ist die EU weltweit der
Raum mit dem größten Wohlstand. Wir haben Freizügigkeit, nicht nur für
Touristen, sondern auch um zu studieren, zu arbeiten und Geschäfte zu
machen. Gäbe es die EU nicht, hätten wir viele der Errungenschaften nicht,
die wir für selbstverständlich halten.
3.) Ich möchte eine EU, die auf die bestehenden Herausforderungen wie
Sicherheit und Migration reagiert. Das heißt, dass die Mitgliedsstaaten die
Union in diesen Bereichen wachsen lassen, denn sonst wäre die EU auch in
Zukunft ein wirtschaftlicher Gigant, aber eine politische Elfe, wie heute.
Die EU-Institutionen, ihre Macht und ihre Pflichten sollten generalüberholt
werden. Die EU sollte nach dem Motto „groß in großen Dingen, klein in
kleinen Dingen“ handenln, sich also nicht in zu vielen Details engagieren.
EU-Kompetenzen sollten nach dem Subsidiaritätsprinzip mit den nationalen
Parlamenten überprüft werden. Aber ich wette, dass die Liste der
EU-Kompetenzen danach länger wäre, nicht kürzer. Über all dem steht mein
Traum von einem Europa, in dem nationale politische Führungskräfte stolz
hinter dem Projekt Europa stehen.
Ulrike Trebesius, Deutschland, Alfa, EKR-Fraktion
Niemand kann wissen, welche gemeinsamen Politiken ohne die EU in Europa
möglich wären. Insofern möchte ich mich auf die Beantwortung der dritten
Frage beschränken:
Europas Stärke ist seine Vielfalt. Ich möchte gerne die Verantwortung für
politische Entscheidungen soweit wie möglich auf die nationale Ebene
zurückverlagern um Politik bürgernäher und verständlicher zu machen. Meine
Zukunftsvision ist ein Europa, das auf freiwilliger Kooperation nach dem „a
la carte“-Prinzip beruht. (…)
Helga Trüpel, Deutschland, Grüne, EFA-Fraktion
1.) Die europäische grenzüberschreitende Umweltgesetzgebung für
Wasserqualität, saubere Luft und unverdreckten Boden hat vielen Menschen
gesundheitliche Vorteile gebracht, ebenso bei der Lebensmittelsicherheit.
2.) Das Bildungsprogramm Erasmus, heute Erasmus+, hat Millionen von
Studierenden und Auszubildenden zusätzliche Bildungschancen in den
verschiedenen europäischen Ländern gebracht, ihnen Sprachenlernen,
Einblicke in Bildungs- und Arbeitswelt gebracht, Ihnen Interkulturelle
Kompetenz und mehr Wissen über die Vielfalt der EU gebracht.
3.) Die EU soll bei der Steuergesetzgebung, der Austrocknung von
Steueroasen, dem Kampf gegen den Klimawandel, einer gemeinsamen
Sicherheits- und Aussenpolitik vorangehen und die Menschen- und
Bürgerrechte groß schreiben. Die Mitgliedsstaaten sollen in eine große
öffentliche Debatte über die Vorteile grenzüberschreitender Politik
eintreten. Denn die großen Fragen der Gestaltung der Globalisierung können
nur gemeinsam und grenzüberschreitend gefunden werden.
Monika Vana, Österreich, Grüne, EFA-Fraktion
1.) Es sind vor allem die Grundfreiheiten der EU, die das Leben der
EuropäerInnen besonders positiv beeinflußen. Das Grundrecht auf
Freizügigkeit ermöglicht ArbeitnehmerInnen in einem anderen Mitgliedstaat
diskriminierungsfrei zu arbeiten.
2.) Frieden. Leider leben noch zu viele Menschen in Armut – dagegen muss
noch viel getan werden.
3.) In Zukunft muss Europa zu einer Sozialunion als Gegengewicht zur kalten
Wirtschafts- und Währungsunion werden. Wir brauchen europaweite,
verbindliche Mindeststandards in Fragen wie Löhne oder Arbeitslosigkeit.
Und die EU – allen voran die Euroländer – müssen das Spardiktat endlich
beenden. Wir brauchen mehr denn je Investitionen in soziale Infrastruktur,
Klimaschutz und Green Jobs.
Sabine Verheyen, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Der pass- und kontrollfreie Schengen-Raum zählt in meinen Augen zu den
größten Errungenschaften der Europäischen Gemeinschaft. Dass wir uns seit
mehr als 20 Jahren frei über nationale Binnengrenzen hinwegbewegen können,
ist in vielerlei Hinsicht eine unheimliche Bereicherung und auch
Erleichterung für unsere Bürgerinnen und Bürger. Auch das EU-Förderprogramm
ERASMUS+ wirkt sich besonders positiv auf das Leben vieler Menschen in
Europa aus. Seit 2014 vereint es die bisherigen EU-Programme für
lebenslanges Lernen, Jugend und Sport sowie die europäischen
Kooperationsprogramme im Hochschulbereich unter einem Dach. Durch die
Förderung von Mobilität zu Lernzwecken und transnationaler Zusammenarbeit
werden so mehr als vier Millionen Menschen bis 2020 von
Austauscherfahrungen profitieren können. Als besonders positiv sehe ich
auch die stetige Senkung der Roaming-Gebühren und deren gänzliche
Abschaffung ab Juni 2017 an. Dies ist uns auf europäischer Ebene durch die
Erweiterung der Roaming-Verordnung im Jahr 2015 gelungen. In Zeiten der
Digitalisierung kommunizieren unsere Bürgerinnen und Bürger zunehmend auch
in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens über Grenzen hinweg. Gerade
deswegen stellt die Verordnung einen Mehrwert für die Menschen in Europa
dar.
2.) Die EU ist nicht nur ein Wirtschaftsraum, der uns Wohlstand bringt,
sondern vielmehr auch eine Friedens- und Wertegemeinschaft. Verbunden durch
unsere gemeinsamen Werte der Freiheit, der Demokratie und der
Rechtsstaatlichkeit leben wir in Europa seit mehr als 70 Jahren in Frieden.
Solch ein friedliches Zusammenleben ist jedoch nicht selbstverständlich.
Dies müssen wir uns immer wieder unmissverständlich vor Augen führen. Das
europäische Projekt ist einst als Antwort auf die verheerenden
geschichtlichen Erfahrungen auf dem europäischen Kontinent entstanden. Ich
erachte es als unheimlich wertvoll, dass wir, anders als viele unserer
Vorfahren, in einer Gemeinschaft leben können, die so lange Zeit von
kriegerischen Auseinandersetzungen verschont geblieben ist.
3.) Wenn ich auf das zukünftige Europa blicke, sehe ich eine veränderte
Europäische Gemeinschaft. Diese wird sich den großen Herausforderungen
angenommen haben, die schwierige Zeit hinter sich gebracht haben und
gestärkt daraus hervorgegangen sein. Ich sehe ein Europa, das sich den
Bedürfnissen unserer Bürgerinnen und Bürger annimmt, zügig Lösungen für d…
Probleme der Menschen findet und sich auf Projekte mit europäischem
Mehrwehrt konzentriert. Ein Europa, dass sich in weniger Bürokratie und
weniger „Klein-Klein-Entscheidungen“ auf die drängenden Aufgaben fokussiert
und sichtbare Ergebnisse liefert. Die zukünftige Europäische Gemeinschaft
bietet vor allen Dingen jungen Menschen wieder eine Perspektive, investiert
mehr in ihre Bürgerinnen und Bürger und schafft für jeden Einzelnen
spürbare Vorteile. Und ich sehe eine EU, die wettbewerbsfähiger und
innovativer ist. Sie kann mit den großen Konkurrenten – den USA und China –
mithalten und wird in der Welt ernstgenommen, weil sie mit einer Stimme
spricht. Schließlich glaube ich an ein gemeinsames und vereintes Europa, an
eine bessere und stärkere Gemeinschaft.
Axel Voss, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Es gibt viele EU-Richtlinien, die besonders herauszustellen wären. Wenn
ich eine aussuchen müsste, dann ist es die Freizügigkeitsrichtlinie aus
2004. Mit diesem auch Unionsbürger-Richtlinie genannten EU-Vertrag ist die
Freizügigkeit der Menschen innerhalb der EU manifestiert. Sie sichert das
Aufenthaltsrecht in unserem gemeinsamen Haus Europa. Schön ist auch, dass
sich Lichtenstein, Island und Norwegen als EWR-Staaten angeschlossen haben.
2.) Das Beste an der Europäischen Union ist die Sicherung von Freiheit,
Frieden und Wohlstand. Die EU ist ein Garant für mehr als 70 Jahre Frieden
auf dem Kontinent, den Freihandel in einem gemeinsamen Binnenmarkt und
dadurch die Schaffung von Wohlstand und Freizügigkeit zu einer
Lebensqualität, die es sonst nicht gegeben hätte.
3.) Meine Zukunftsvision ist ein Europa, welches gemeinschaftlich
selbstbewusst in der Welt auftritt und seine Zukunft global mitgestaltet.
Ein Europa, dessen Mitgliedstaaten aus eigener Verantwortung heraus sich so
aufstellen, dass sie stark in einer starken EU sind. Hierfür benötigen wir
u.a. ein militärisches Zusammenwachsen zu einer starken eigenen
Verteidigungsgemeinschaft, eine gemeinschaftliche Außenpolitik, eine
Energieunion, einen kreativen digitalen Binnenmarkt, ein Zusammenwachsen in
Fragen der Inneren Sicherheit, die den Einsatz von Datenanalysen als
Lebensschutz zur Terrorbekämpfung erlaubt, und ein Europa, welches sich
über Freihandelsverträge vernetzt, um in der Zukunft auch noch eine
wirtschaftliche und politische Bedeutung in der Welt zu haben.
Martina Werner, Deutschland, SPD, S&D-Fraktion
1.) Die Freizügigkeitsrichtlinie 2004/38/EG. Sie regelt die
Personenfreizügigkeit innerhalb Europas. Sie ist das Herz der EU und steht
dafür, dass der Kontinent zusammenwächst. Deswegen ist es eine unserer
wichtigsten Aufgaben, die Flüchtlingsdebatte nicht als Ausrede gelten zu
lassen, um die Schlagbäume dauerhaft wieder zu schließen.
2.) Die EU selbst! Dieses gigantische, faszinierende, einzigartige,
manchmal anstrengende Demokratie-Projekt zur Zusammenarbeit von Völkern,
die sich vorher auf dem Schlachtfeld begegnet sind. Die EU ist das Forum
schlechthin, das verhindert, dass wir uns im nationalen Kleinklein
verlieren. Sie ist der Albtraum von Marine LePen, Nigel Farage, Alexander
Gauland und Geert Wilders, weil sie grenzüberschreitend denkt. Ich will mir
Europa ohne die Europäische Union nicht vorstellen.
3.) Die EU wird auch künftig nicht perfekt sein. Wo an Kompromissen
geschmiedet wird, raucht und brodelt es und das Ergebnis ist am Ende
vielleicht manchmal ein bisschen krumm. Das gilt für die EU genauso wie für
jede andere politische und gesellschaftliche Ebene. In der EU 2040 arbeiten
wir noch immer gemeinsam an Lösungen. Wir füllen unseren Anspruch an einen
„Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts“ jeden Tag mit Leben. Wir
sind einer Union näher gekommen, die soziale Gerechtigkeit für alle
ermöglicht.
Rainer Wieland, Deutschland, CDU, EVP-Fraktion
1.) Innerhalb Europas günstiger und bald ohne Mehrkosten
grenzüberschreitend telefonieren zu können. Ebenso wie die Errungenschaft,
dass die Bürgerinnen und Bürger für Kreditkartenzahlungen im EU-Ausland
keine Mehrkosten berappen müssen.
2.) Wir reden heute wieder mit- anstatt übereinander als das in vielen
Jahrhunderten vorher der Fall war und machen als kleiner Kontinent
gemeinsam Politik für Herausforderungen, denen keiner mehr alleine begegnen
kann.
3.) Dass ich es als Deutscher irgendwann als so normal empfinde, keinen
Außenminister mehr zu haben, wie ich das heute als Baden-Württemberger
normal finde.
Tomáš Zdechovský, Tschechien, Christliche und Demokratische Union,
EVP-Fraktion
1.) Für Tschechen war und ist besonders wichtig, dass wir mit anderen
Ländern ohne Hindernisse Geschäfte machen können und z. B. gerade nach
Deutschland problemlos reisen können. Allgemein schätze ich hoch noch die
Kooperation auf dem Feld der Sicherheit der Bürger. Früher waren die
internationalen Sicherheitskräfte nicht so gut verbunden, und der
Informationswechsel war nicht effektiv – z. B. konnte man im Ausland
vermisste Personen und Kinder nur selten finden.
2.) Kooperation der Staaten. Unsere zwei Länder haben immer gut zusammen
gearbeitet, aber die Bedingungen, die wir durch EU-Verträge gewonnen haben,
könnten wir nie so gut herstellen – und dazu gelten sie für alle 28 Länder
auf einmal. Ich finde sehr praktisch, dass es in vielen Bereichen einfach
nur eine (europäische) Legislative gibt.
3.) Als Vorsitzender der Union von europäischen Föderalisten vertrete ich
die Meinung, dass die Europäische Union sinnvoll ist. Ich fühle mich
weiterhin als Tscheche, ich bin aber auch ein Bürger der EU. Meine Vision
beruht deshalb auf der erwähnten Kooperation souveräner Staaten. Es soll
nicht um die Störung und Unterdrückung der nationalen Identitäten gehen,
sondern um ein Bewusstsein der Zusammengehörigkeit, um Respekt,
Rechtsstaatlichkeit und Stärkung der demokratischen Prinzipien. Wir sollten
annehmen, dass das Europa unser Heimat ist – und das können wir nur mit
einem demokratischen und transparenten Europa schaffen.
24 Sep 2016
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Parteigenossen werfen ihm vor, dass er die Chancen der Partei in den
Städten ruiniert hat.
Roaming-Gebühren im EU-Ausland: Ende mit bitterem Beigeschmack
Extra-Gebühren für Mobilfunknutzer im europäischen Ausland fallen ab
Donnerstag weg. Kostenfallen gibt es aber immer noch.
Kommentar Europäische Sozialcharta: Das Märchen vom sozialen Europa
Eine „soziale Säule“ in Europa ist längst überfällig. Doch die Vorschl�…
der EU-Kommission sind allenfalls ein Feigenblatt.
Woche der Innovationspolitik in Berlin: Die sozialen Innovationen fehlen
Die deutsche Forschung bringt zwar wirtschaftliche Erfolge und trägt zur
Wohlstandssicherung bei, vernachlässigt aber die planetare Verantwortung.
Jenseits des Nationalstaats: Ungeheuer aus Kapital
„Die Jetztzeit der Monster“. Eine Tagung am Berliner Haus der Kulturen der
Welt erkundete, was nach den Nationalstaaten kommen könnte.
Front National und Handelsabkommen: Anti-Ceta-Parolen für den Wahlkampf
Der Front National von Marine Le Pen macht gegen das Ceta-Abkommen mobil.
Dabei nutzt die Partei ähnliche Argumente wie die Linke.
Buch zur Globalisierung des Rechts: Weiches Wasser
Die US-Philosophin Seyla Benhabib verteidigt die globale Verrechtlichung
gegen linke Antiimperialisten und Anhänger der Nation.
Kurswechsel bei den Grünen: Kuschelparty für die Mitte
Die Steuern für Spitzenverdiener sollen nicht steigen. So umwerben die
Grünen ihre neue bürgerliche Klientel. Warum kriegt das bloß keiner mit?
Streitschrift zur Reformierung der EU: Europa, bitte links abbiegen
Rechtspopulisten sind im Aufwind. Und die EU schwächelt. Mit einer
Streitschrift wollen Rot-Rot-Grüne ein solidarisches und demokratisches
Europa kreieren.
Grüne Vorsitzende im Europaparlament: Harms geht! Harms bleibt
Rebecca Harms scheitert daran, die Nörgler der Fraktion auf Pro-EU-Kurs zu
bringen. Den linken Parteiflügel freut der Rücktritt der Realo-Grünen.
Kostenloses Interrail: Senk ju for träwelling in Jurop
Die EU-Kommission denkt darüber nach, jedem 18-jährigen Europäer ein
Interrail-Ticket zu schenken. Super! So funktioniert Europa.
Einigung zum Klimaschutz-Abkommen: Europa vermeidet die Blamage
Die EU hat sich auf Schnellverfahren bei Ratifizierung des Abkommens von
Paris geeinigt. Nun wird es wohl bereits im November in Kraft treten.
Europäische Schule in Brüssel: Zahnspange, Glitzersocken und Europa
Wer für die EU arbeitet, schickt seine Kinder auf eine Europäische Schule.
Was halten die Schülerinnen und Schüler von Europa?
Umfrage unter Europaabgeordneten: Die Top 10 der EU-Gesetze
Welcher Beschluss hat das Leben verbessert? Das wollten wir von den
EU-Abgeordneten wissen. Hier die meistgenannten Antworten.
Konferenz der Linksfraktion: Im Streit über Europa vereint
In ihrer Kritik an der EU sind sich die verschiedenen Flügel in der
Linkspartei einig. In den daraus folgenden Konsequenzen nicht.
Umfrage unter Europaabgeordneten: Was ist an der EU so toll?
Was hat die EU an Gutem gebracht? Das haben wir die EU-Parlamentarier
gefragt. Hier ihre Antworten – von Freizügigkeit bis Roaming-Abschaffung.
Karlsruhe verhandelt über Ceta: Freihandelsabkommen vor Gericht
Kritiker wollen verhindern, dass die Regierung Ceta und der vorläufigen
Anwendung zustimmt. Über Eilanträge entscheidet das Verfassungsgericht.
Kein Zeitlimit beim Roaming: EU telefoniert nach Hause
Nach heftiger Kritik lässt die EU-Kommission die 90-Tage-Beschränkungen
beim Roaming fallen. Stattdessen soll auf den Wohnort der Nutzer geachtet
werden.
Großbritannien nach dem Brexit: Wo geht's hier zum Ausgang?
Vor drei Monaten stimmten die Briten für den Brexit, passiert ist seitdem
wenig. Weil Premier May zögert, gibt der Außenminister den Ton vor.
EU-Gipfel in Bratislava: Europäische Union will den Neustart
Wie kritisch ist die Situation der EU? Die 27 bleibenden Staaten der Union
suchen in Bratislava eine gemeinsame Agenda.
Kommentar Junckers EU-Rede: Viel Schutz und ein bisschen Firlefanz
Sicherheit in der EU wird als Grenzschutz und Aufrüstung verstanden. Ein
bedenklicher Trend. Doch Juncker hat auch Gutes zu bieten.
Junckers Grundsatzrede zur Lage der EU: „Solidarität lässt sich nicht erzwi…
Juncker will die Investitionen auf 630 Milliarden Euro verdoppeln, um
Europa wieder auf Trab zu bringen. Für ein grundsätzliches Problem hat er
keine Lösung.
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