# taz.de -- Jugendliche in Ostdeutschland: Wir waren wie Brüder | |
> Unser Autor ist vor Neonazis weggelaufen und er war mit Rechten | |
> befreundet. In den Neunzigern in Ostdeutschland ging das zusammen. Und | |
> heute? | |
Bild: Dänemark, 1999, Besäufnis | |
Die eigene Hässlichkeit kann ein Rausch sein. Wenn man sie umarmt und das | |
Grauen in den Gesichtern derer sieht, die einen beobachten und verachten, | |
aber sich nicht an einen herantrauen, dann strömt Macht durch die Adern wie | |
elektrischer Strom. | |
Als ich bei über hundert Kilometern pro Stunde einem BMW hinter uns auf die | |
Motorhaube pisse, spüre ich diese Macht. Als ich da im Dachfenster stehe, | |
die Hose bis zu den Oberschenkeln heruntergelassen, sehe ich das große | |
weiße Gesicht des Fahrers: Die Augen geweitet, vor Schreck, Entsetzen, | |
Empörung, bläht es sich auf wie ein Ballon, ich würde gern mit einer Nadel | |
hineinstechen. | |
Ich bin neunzehn, ich bin zehn Meter groß und acht Meter breit, ich bin | |
unverwundbar. | |
Als am 27. August 2018 Männer meiner Generation, so um die vierzig, in | |
Chemnitz einen „Trauermarsch“ veranstalten und einige ihre nackten Hintern | |
in die Kameras halten, wie man es bei YouTube sehen kann, denke ich an | |
meine Autobahnfahrt. Als schwere Männer Hitlergrüße zeigen und Menschen | |
angreifen, deren Hautfarbe ihnen nicht passt, als die Polizisten nicht | |
einschreiten, bin ich paralysiert, als würde etwas Dunkles hochkommen, von | |
dem ich dachte, ich hätte es hinter mir gelassen. Aber ich erinnere mich | |
auch an diesen Machtrausch, den Kick, wenn du jemandem klarmachst: Regeln? | |
Und was, wenn ich auf deine Regeln scheiße, mein Freund? Was dann? | |
Ich sehe Chemnitz und frage mich: Was habt ihr mit mir zu tun? Was ich mit | |
euch? | |
## Die Sieger der Neunziger | |
Zum Tag der Deutschen Einheit wird es wieder die geben, die erzählen, warum | |
die Wiedervereinigung eine Erfolgsgeschichte ist. Schon das Wort | |
„Wiedervereinigung“ ist eine Lüge, werden die anderen sagen, die vor allem | |
sehen, was verloren ging: Betriebe, Selbstachtung, ganze Leben. Gerade sind | |
die besonders gut zu hören, die sagen: Erkennt endlich die Leistungen | |
derjenigen an, die sich eine neue Welt aufbauen mussten. Die auch oft | |
sagen: Lasst mich in Ruhe mit den Opfergeschichten, wir sind stolz auf das, | |
was wir geschafft haben, selbst wenn wir gescheitert sind. | |
Gerade, fast dreißig Jahre nach der Wende, erzählt die Generation meiner | |
Eltern und Großeltern ihre Geschichten. Nicht das erste Mal, aber es | |
scheint die richtige Zeit zu sein. Die sächsische Staatsministerin für | |
Integration, Petra Köpping, hat einige dieser Geschichten aufgeschrieben in | |
ihrem Buch „Integriert doch erst mal uns!“ und sie füllt in Ostdeutschland | |
zur Zeit jedes Haus. | |
Es geht viel um verlorene Arbeitsplätze und ja, das klingt hübsch | |
technisch, wie ein leicht lösbares Problem. Aber in diesem preußischen | |
Vollbeschäftigungsstaat namens DDR, in dem Arbeit gleich Lebenssinn war und | |
die wenigen, die keine Jobs hatten, „Assis“ gerufen wurden, bedeutete das | |
eben auch: Kollegen, Brüder, Ehemänner, die sich erhängten, Geschwister und | |
Cousins, die sich langsam zu Tode soffen, Familien, in denen es erst heiß | |
aufwallte wie in einem Vulkan, weil einer jetzt mehr hatte als die anderen | |
und dann erstarrte alles zu einer toten Landschaft kalter Schlacke. Frauen, | |
die so sehr anpackten, um sich, ihre Männer und ihre Kinder durchzubringen, | |
bis nichts mehr von ihnen übrig blieb als der Wille „es zu schaffen“. | |
Ist da noch Platz für die Erzählungen der neunziger Jahre aus der Sicht | |
derjenigen, die beim Fall der Mauer zu alt waren, um nichts von der | |
Vergangenheit mitbekommen zu haben, aber zu jung um mitzureden, wie die | |
Zukunft aussehen sollte? Über das Jahrzehnt, in dem auch die Menschen | |
aufgewachsen sind, die heute Hitlergrüße zeigen und brüllen? | |
„Mit den neunziger Jahren verbinde ich persönliche Erlebnisse, die derzeit | |
wieder hochkommen“, sagt Manja Präkels, „und wenn ich im Land unterwegs | |
bin, sehe ich jetzt oft genau die Leute bei der AfD wieder, die sich als | |
Sieger der Kämpfe der neunziger Jahre begreifen.“ | |
Präkels hat das Buch „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ geschrieben, | |
über die letzten Tage der DDR und das barbarische Jahrzehnt, das | |
Ostdeutschland danach erlebte. Präkels ist 1974 geboren und in Zehdenick | |
aufgewachsen, einer Stadt nördlich von Berlin. Ihr Buch ist neben „Oder | |
Florida“ von Christian Bangel der zweite Roman mit autobiografischen Zügen, | |
der im vergangenen Jahr erschienen ist und vom Ostdeutschland der neunziger | |
Jahre handelt. | |
Ich habe sie angerufen, um sie zu fragen, ob auch sie sich an damals | |
erinnert fühlt, wenn sie die Bilder aus Chemnitz und Köthen sieht. Sie | |
sagt, wenn sie auf Lesereisen unterwegs sei oder bei Tagungen, dann treffe | |
sie auf Rechtsextreme, die angetrieben sind von dem, was sie damals | |
erreicht haben in Rostock-Lichtenhagen und bei den vielen kleineren Feuern, | |
die kaum jemand sah. „Sie begreifen sich als Sieger dieser Kämpfe“, sagt | |
Präkels, „weil nichtweiße Menschen damals aus Ostdeutschland | |
abtransportiert worden sind. Das hat die Gewalt jener Jahre in ihren Augen | |
nachträglich legitimiert.“ | |
Wann fängt man also eine Geschichte über damals an? Für mich begann es | |
nicht 1989. Für mich begann es in der DDR. | |
## Ein Hakenkreuz auf der Schulbank | |
In der zweiten Klasse malt Ricardo mit dem Bleistift ein Hakenkreuz auf die | |
Schulbank. An sich nichts Besonderes, auch ich habe das schon gemacht, | |
einmal an einem Junitag 1987, während ich in mein Diktatheft krakele: | |
„Heute kommt unsere Mutter spät nach Hause. Wir wollen helfen.“ Hakenkreuze | |
malen ist das Verbotenste, was ich mir vorstellen kann. Jedes Mal brüllt | |
ein kleines Tier in meinem Brustkasten seine Freude darüber hinaus, nicht | |
erwischt worden zu sein. Die Kunst ist, aus dem Hakenkreuz gleich wieder | |
ein kleines Fenster zu machen, bevor einen jemand sieht. | |
Aber Ricardo ist zu langsam gewesen oder vielleicht hat er vergessen, die | |
Striche weiter zu ziehen, ich sehe es, zwei Freunde sehen es, wir nehmen | |
ihn uns vor, als die Lehrerin nicht im Klassenzimmer ist. Es ihr zu sagen, | |
geht nicht. Eine Petze zu sein, war schlimmer als alles andere. Wir müssen | |
das unter uns regeln. | |
„Du weißt, dass das falsch war?“, frage ich. | |
Er heult. Er ist schwerer als ich und größer, aber er versucht nichts, zwei | |
andere Jungs aus der Klasse stehen neben ihm. „Nimm die Brille ab“, sage | |
ich. Ricardo heult noch ein bisschen mehr, er fleht mit großen Augen und | |
ja, na klar, wohnen wir im gleichen Block und ja, wir wollen uns am | |
Nachmittag wieder beim Sandkasten vor dem Haus treffen, aber erst einmal | |
muss das hier erledigt werden. | |
Der im sozialistischen Jugoslawien geborene Schriftsteller Tijan Sila hat | |
dieses Verhalten von Jungen in seinem Buch „Tierchen Unlimited“ so | |
beschrieben: „Die Erziehung von Grundschülern sollte das Ethos der Partei | |
spiegeln, und das erschloss sich mir damals nur in Gegensätzen: oben ein | |
kaltes, appolinisches Gesicht, das Keuschheit, Nüchternheit und | |
Leidensfähigkeit forderte, und darunter ein triebhafter, dämonischer Torso, | |
der Härte, Kampf, Rivalität oder Opfer gut fand.“ Vielleicht blieb dieser | |
Torso übrig, als der Kopf mitsamt der DDR verging. | |
## Rechte Gewalt ist „Rowdytum“ | |
Ums Kämpfen ging es in der DDR oft, die größten Kämpfer waren die, die | |
nicht mehr lebten: die kommunistischen Antifaschisten, die in den Lagern | |
gestorben waren, damit wir es besser hatten. Von Wandbildern und aus | |
unseren Schulbüchern blickten uns muskulöse weiße Männer an. Von den Juden | |
erzählten unsere Lehrerinnen nur, dass die Nationalsozialisten sie | |
umgebracht hatten. Gekämpft hatten sie jedenfalls nicht. | |
Auf dem Nachhauseweg von der Schule erzählen wir Jungs uns Judenwitze. Zu | |
viert oder zu fünft laufen wir über Kopfsteinpflaster und schwarzen Sand | |
nach Hause, am Friedhof und an der Kneipe vorbei hin zu den vier | |
Neubaublöcken am Rande des Dorfes. | |
Einer fragt: „Was ist der Hauptgewinn in der KZ-Lotterie?“ | |
Ich sage: „Kenn ich doch schon. Eine Platzkarte in der Gaskammer.“ | |
Später habe ich unsere Witze in dem Buch „Das hat’s bei uns nicht gegeben!… | |
wiedergefunden. Veröffentlicht hat es vor einigen Jahren die Amadeu Antonio | |
Stiftung, benannt nach einem angolanischen Vertragsarbeiter, den junge | |
Männer 1990 in Eberswalde so lange schlugen, bis er ins Koma fiel und | |
später starb. | |
Woher wir unser Witze hatten, weiß ich nicht mehr. Es hätte sie gar nicht | |
geben dürfen. In der Verfassung der DDR stand, der Faschismus sei besiegt. | |
Und weil er nun einmal besiegt war, durfte er nicht existieren. Die | |
Staatssicherheit, das lässt sich in dem Buch der Stiftung ebenso nachlesen | |
wie in den Berichten des Geheimdienstes selbst, nannte Hakenkreuze auf | |
jüdischen Friedhöfen und Neonazis, die andere Menschen zusammenschlugen, | |
„Rowdytum“ und tat so, als gäbe es keinen politischen Hintergrund. Punks | |
und alle, die anders aussahen als sich die sozialistische Elite ihre Bürger | |
vorstellte, verfolgten Geheimdienst und Polizei dagegen hart als Auswüchse | |
einer Dekadenz, die nur aus dem Westen kommen konnte. | |
Daran knüpft die AfD heute an. Die Partei setzt wie keine andere darauf, | |
eine ostdeutsche Identität zu feiern und zu fördern. In Wahlkämpfen und | |
Reden umwerben ihre Politiker die Menschen damit, wie fein deutsch und | |
wenig verfremdet es in Ostdeutschland so zugehe. Und die Erzählung vom | |
unpolitischen Rowdytum scheint bei vielen Polizisten ebenfalls heute noch | |
zu funktionieren. | |
## Eine verstörende Untersuchung | |
War das in der Bundesrepublik denn besser? Klassische Frage, die immer | |
kommt, wenn man etwas über die DDR schreibt. Vielleicht ließe sich sagen, | |
es gab in Westdeutschland wenigstens die Chance auf ein öffentliches | |
Gespräch. In der DDR lief so eine Serie wie „Holocaust“ nicht im Fernsehen, | |
die Leute konnten danach nicht darüber reden, sich aufregen oder weinen – | |
zu Hause, in der Kneipe, im Bus. Und bei allem Verständnis für den Willen, | |
sich von Westdeutschen nicht mehr das eigene Leben ausdeuten zu lassen: Ist | |
es wichtiger, das Andenken an die DDR zu retten oder sich Gedanken darüber | |
zu machen, warum die eigenen Kinder von Nazis gejagt werden oder selbst | |
andere jagen? | |
Nach dem Überfall von Neonazis auf ein Punk-Konzert in der Ostberliner | |
Zionskirche 1987 wollte das Zentralkomitee der SED dann doch einmal die | |
neonazistischen Umtriebe untersuchen. Die Forscher registrierten 1988 bis | |
zu 500 Taten aus dem rechtsextremen Milieu pro Monat. Die Ergebnisse | |
verschreckten die Machthaber so sehr, dass sie sie gleich wieder | |
wegschlossen. Der Oberstleutnant der Kriminalpolizei, der das Team geleitet | |
hatte, wurde ab da von der Stasi beobachtet. | |
Wir lesen „Pawel“ in der vierten Klasse. Wir haben das grüne Schulbuch vor | |
uns auf dem Tisch liegen, wir lesen abwechselnd ein paar Sätze vor. Ein | |
Leutnant der Wehrmacht sitzt am Rande eines brennenden sowjetischen Dorfes | |
und sieht einen spielenden Jungen. Er denkt: „Worin besteht der Unterschied | |
zwischen diesem und einem deutschen Kind?“ Er rettet den Jungen vor dem | |
heranrasenden Auto eines Feldwebels, sie fliehen zusammen zu sowjetischen | |
Soldaten und der Leutnant kehrt an der Seite der Roten Armee nach | |
Deutschland zurück. Fünfeinhalb Seiten dauert die Transformation des | |
Nazi-Offiziers zum Kommunisten und sie beschreibt in ihrer kindgerechten | |
Kürze recht gut den antifaschistischen Mythos der DDR. Der Staat musste ein | |
paar Verführer bestrafen, den großen Teil seiner Bürger konnte er dann, | |
ohne groß über die Vergangenheit zu reden, zum Aufbau des neuen Staates | |
einsetzen. | |
Zugleich wussten wir wenig vom Fremden. Selbst unsere angeblichen Brüder | |
kannten wir nicht. „Wir zeigen unsere freundschaftliche Verbundenheit mit | |
dem Sowjetvolk“, schreibe ich am 8. Mai in meinen Heimatkundehefter. Aber | |
wir sehen sie kaum, obwohl viele Kasernen gar nicht so weit weg sind. | |
Manchmal marschiert ein Trupp mit Kalaschnikows auf dem Rücken an unserem | |
Kindergarten vorbei und wir drücken uns an den Zaun und sehen ihnen nach. | |
„Scheißrussen“, sagt ein Junge neben mir, und als ich ihn frage warum, sagt | |
er: „Wenn der blöde Hitler unsere Wehrmacht nicht kaputt gemacht hätte, | |
wären die jetzt nicht hier.“ Das hatte ihm jedenfalls sein Vater erzählt. | |
Wir wussten nicht, wer die Juden waren. Wir wussten nicht, wer die Russen | |
waren. Wer die Nazis waren, wussten wir. Der Nazi war einer, der aus dem | |
Westen kam. Der Kapitalismus galt als Vorstufe des Faschismus, und | |
tatsächlich saßen ja noch alte Nazi-Eliten auf genügend Machtpositionen, um | |
die als Beweis zu präsentieren. Als die Staatssicherheit 1960 im Bezirk | |
Rostock eine „Aufstellung über Hakenkreuzschmierereien“ mit über fünfzig | |
Delikten erstellte, sagte der Leiter der Bezirksverwaltung, diese seien | |
„Teil der Provokation aus Westdeutschland“. In „Käuzchenkuhle“, einem … | |
bekanntesten Jugendbücher der DDR, löst ein Junge zusammen mit seinen | |
Freunden einen Kriminalfall, bei dem „der Fremde“, ein ehemaliger SS-Mann | |
aus Westdeutschland, zurückkehrt, um alte Nazi-Raubkunst zu bergen. Noch | |
2006 erklärte mir der SPD-Innenminister eines ostdeutschen Bundeslandes vor | |
einem Interview, das Naziproblem käme aus dem Westen und, nein, in der DDR | |
habe es das nicht gegeben. | |
Der Fall der Mauer brach mir das Herz. Ich hatte Angst vor dem Westen, vor | |
den Faschisten, einfach davor, dass alles, was ich kannte, kaputt gehen | |
könnte. | |
## Ich wollte Krieg | |
Die Erwachsenen rührten keinen Finger. Sie saßen vor dem Fernseher und | |
sahen sich Demonstrationen an. Sie unterrichteten uns weiter in der Schule, | |
als sei alles völlig normal. Dass wir wirtschaftlich keine Chance hatten, | |
war mir ja klar, jeder Junge, der wusste, wo die Matchboxautos herkamen, | |
begriff das. Aber mein Vater war Oberstleutnant der verdammten Nationalen | |
Volksarmee, er hatte mal dreißig Panzer kommandiert, wo waren die denn | |
jetzt? | |
Ich wollte eine chinesische Lösung, ich wollte Tiananmen-Platz in Berlin | |
und Leipzig. Als mein Vater, der Feigling, nicht loszog, um die Irren da | |
draußen zu stoppen, überlegte ich, wie ich ihm seine Makarow-Dienstpistole | |
klauen könnte. Mein Plan war, in Westberlin ein paar Leute zu erschießen | |
und einen Krieg zu provozieren. Denn den, da war ich mir sicher, den würden | |
wir gewinnen. | |
Wir fuhren mit dem Begrüßungsgeld nach Berlin-Spandau. Bei Karstadt kaufte | |
ich mir ein Telespiel, einen kleinen blauen Computer, mit dem ich Eishockey | |
zocken konnte. | |
Mit jedem neuen Level wurde der Puck schneller und schwieriger zu | |
erreichen. Es fing mit Piep – piep – piep an und steigerte sich pieppiep | |
pieppiep pieppiep bis zu pipipipipipip. Wie hypnotisiert starrte ich auf | |
die kleine blinkende Scheibe, bis die Welt um mich herum nur noch gedämpft | |
zu hören war, wie hinter Watte. Die Erwachsenen hatten mich verraten, ich | |
hatte mich für ein Computerspiel verkauft. Ich war wütend, aber ich hatte | |
keine Ahnung auf wen. | |
„Du warst im HJ-Modus“, hat zwei Jahrzehnte später ein Freund zu mir | |
gesagt, „wie die Hitlerjungen beim Volkssturm“. Da wohnte ich schon lange | |
in Berlin. Er hatte in den Jugoslawien-Kriegen genügend Jungen gesehen, die | |
für Wut, Angst und Ohnmacht ähnlich der meinen gestorben waren. | |
## Eine Rakete mit Freund-Feind-Zielsystem | |
In der zweiten Klasse sangen wir: „Soldaten sind vorbeimarschiert, die | |
ganze Kompanie. Und wenn wir groß sind, wollen wir Soldat sein so wie sie.“ | |
In unserem Musikbuch standen Lieder über den Frieden auf der Welt und „Ein | |
Männlein steht im Walde ganz still und stumm.“ Aber eben auch: „Mein Bruder | |
ist Soldat im großen Panzerwagen, und stolz darf ich es sagen: Mein Bruder | |
schützt den Staat.“ | |
Vor wem der große Bruder uns schützte, war klar: Vor dem Westen. Aber | |
niemand schützte mich jetzt. Kämpfen wollte ich, aber gegen wen? Wohin | |
fliegt eine Rakete mit einem Freund-Feind-Zielsystem, wenn die eigenen | |
Eltern zum Gegner übergelaufen sind? | |
War ich der einzige, dem es so ging? Ich weiß es nicht, ich habe mich mit | |
Freunden nie darüber unterhalten. | |
Der Zerfall beginnt im Fernsehen. Ich sehe weinende Menschen, starre | |
Menschen, graue Menschen, meistens vor irgendwelchen Schornsteinen oder | |
Werktoren und immer macht irgendetwas zu. Dann zerfallen die Männer auf dem | |
Dorf. Wenn ich von der Schule komme, sitzen sie an den Garagen. Sie haben | |
früher Kräne gefahren, große russische Traktoren und Mähdrescher. Jetzt | |
erzählen sie sich Witze über ihre Frauen, die mit irgendwelchen Putzjobs | |
oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen versuchen, die Familien über Wasser zu | |
halten. Sie sagen: „Die Alte nervt“. Dann trinken sie noch einen Schnaps. | |
Oft reden sie gar nicht. | |
In den Zeitungen, im Radio, im Fernsehen lesen, sehen und hören wir die | |
passenden Botschaften dazu. Ostdeutsche sind zu doof, sich in der neuen | |
Welt zurecht zu finden. Ostdeutsche sind faul. Ostdeutsche sind betrunken. | |
Erst schäme ich mich noch, dann schaue ich der geworfenen Scheiße belustigt | |
beim Fliegen zu und noch später bin ich stolz darauf, dass „wir“ härter | |
sind als die so leicht zu schockierenden Wessis, die ihr ganzes Leben als | |
Kausalzusammenhang erzählen können, in dem es für alles einen guten Grund | |
und keine dunklen Flecken gibt. Es kann auf eine dämonische Art befreiend | |
sein, wenn von dir und den Leuten um dich herum nur noch das Schlechteste | |
erwartet wird. Als Zwölf- oder Dreizehnjähriger sehe ich das noch nicht, | |
ich sehe nur die Männer in ihren Garagen und ich sehe meine Zukunft. | |
## Die Polizei weicht zurück | |
Mein Vater trinkt dort nicht. Die Bundeswehr hat ihn übernommen. Im | |
Frühjahr 1992 werden sie bei der Kontrolle eines sowjetischen Stützpunkts | |
beschossen. Mein Vater verlässt die Armee und verkauft später | |
Versicherungen. So wie viele andere Männer aus der Polizei, dem Ministerium | |
für Staatssicherheit und der Nationalen Volksarmee. Ein Abstieg war es, | |
aber er war nicht so hart. | |
Im Fernsehen sieht man Häuser brennen, in denen vietnamesische | |
Vertragsarbeiter leben. Man sieht Männer, die mit Gehwegplatten auf | |
Menschen werfen. Ich sehe, wie die Polizisten verloren vor der Meute | |
stehen. Ich sehe, wie sie zurückweichen. | |
„Offenbar ist vielen im Westen nicht klar, dass in Ostdeutschland zwei | |
Generationenkohorten existieren, deren kollektive politische Erfahrung sich | |
daraus speist, ein politisches System gestürzt und anschließend den neuen | |
Staat in Hoyerswerda und Rostock gezwungen zu haben, vor ihrem rassistisch | |
motivierten Willen zurückzuweichen.“ Das schreibt der | |
Rechtsextremismus-Experte David Begrich nach den Märschen von Chemnitz in | |
einem Text, den viele auf Facebook teilen. Begrich war damals in | |
Rostock-Lichtenhagen, er war einer derjenigen, auf den die grölenden Männer | |
Gehwegplatten warfen. | |
Bis Ende der neunziger Jahre weicht dieser neue Staat zurück – in den | |
Kleinstädten und Dörfern. Viele Menschen, die so alt sind wie ich, rechnen | |
nicht mehr mit ihm. Wir sehen alle dasselbe: Es kommen keine Polizisten, | |
wenn dreißig Kahlrasierte vor einem Jugendklub auftauchen und Leute | |
vermöbeln oder sie kommen nur zu zweit und bleiben dann in ihren Autos | |
sitzen. Was sollen sie machen? Selbst verdroschen werden? Das passiert | |
manchmal auch. | |
Die große Macht der Volkspolizisten ist ebenso gebrochen wie die unserer | |
Lehrerinnen. In der DDR konnten diese Autoritäten noch im Alleingang ganze | |
Biografien versauen – du darfst studieren und du nicht – und jetzt lachen | |
wir sie aus, wenn sie vor uns stehen. Wir lachen, bis sie heulen. Sie haben | |
Angst vor der neuen freien deutschen Jugend. | |
## Du kannst sterben, ganz leicht | |
Heute bin ich öfter in osteuropäischen Staaten unterwegs, die früher | |
ebenfalls sozialistisch waren. Wenn ich dort mit Leuten meines Alters über | |
die Brüche der Neunziger rede, die Barbarei, die Entgrenzungen, die sie oft | |
härter und krasser beschreiben, weil es dort härter und krasser war als in | |
Deutschland, dann finde ich bei ihnen ein Verhältnis zur Polizei, was mich | |
an meines damals erinnert: irgendetwas zwischen Furcht und Verachtung. | |
Und natürlich sind das heute nicht die Neunziger, der neue Staat hat sich | |
konsolidiert. Aber wenn wie in Chemnitz dann doch zu wenige Polizisten dort | |
stehen, wenn Beamte in Köthen eine rechtsextreme Rednerin bei ihren | |
Vergasungs- und Mordfantasien nur filmen, statt sofort in die Demo zu | |
gehen, dann bestärkt das Nazis wie ihre Gegner in dem, was sie gelernt | |
haben: Der Staat weicht zurück. | |
Nach dem Mauerfall lernte ich noch etwas, in den folgenden Jahren, als die | |
Liste der Toten immer länger wurde: Du kannst sterben, ganz leicht. Wenn in | |
einer Horde von Nazis nur ein Psycho dabei ist, nur einer, dem deine Fresse | |
nicht gefällt und der dann nicht aufhören kann, dann bist du tot. Manche | |
Bekannte bildeten sich ein, sicher zu sein, weil sie weiß waren. Sie | |
glaubten, sich verstecken zu können. Aber wer anders ist und wer nicht, das | |
legst nicht du selbst fest, sondern der Nazi. Es starben Mahmud Azhar und | |
Farid Guendoul ebenso wie Wolfgang Auch und Horst Hennersdorf. | |
Als ich dem Hass zum ersten Mal persönlich begegne, bin ich elf oder zwölf | |
Jahre alt. Meine Mutter arbeitet noch immer als Agrochemikerin, sie | |
berechnet, wie viel Dünger das gelbe Streuflugzeug auf die Felder um unser | |
Dorf herunterfallen lässt. Der Pilot dieses Flugzeuges sitzt eines Tages | |
bei uns im Wohnzimmer auf einem brauen Stoffsessel, er wartet auf meine | |
Mutter und ich frage ihn, weil ich ihn mag, weil ich ihn cool finde, ich | |
meine, er ist schließlich Pilot, jedenfalls frage ich ihn, wie es denn | |
jetzt für ihn weitergeht. Und er erzählt von den „Wallstreetjuden“, die d… | |
alles zu verantworten hätten, er wird lauter, erregter, brennende Röte erst | |
am Hals, dann im Gesicht. Ich weiß das noch so genau, weil ich mit dem Wort | |
„Wallstreet“ nichts anfangen kann und Juden, denke ich, gibt es doch bei | |
uns gar keine. Der Mann überrollt mich mit einer Wut, von der ich weder die | |
Quelle kenne noch das Ziel. | |
## Die Söhne der Nazi-Clans | |
Neue Regeln. Ich hätte sie gerne gelernt, wenn ich denn welche begriffen | |
hätte. Ist es besser, den Bus zu nehmen, aus dem man nicht mehr rauskommt, | |
wenn Glatzen einsteigen? Oder besser laufen oder Fahrrad, aber dann bist du | |
zu langsam, wenn sie dich mit dem Auto jagen? Auch andere versuchten, die | |
neue Welt zu ordnen: Die Kreisstadt ist rechts, die Dörfer sind links. Aber | |
diese Ordnung zerbröselte sofort wieder, wenn fünfzehn, zwanzig, dreißig | |
Nazis ein Dorffest aufmischten. | |
Viele Glatzen kamen aus großen Familien, die lebten in ihren Häusern | |
inmitten von Hitlerbüsten und Reichskriegsflaggen. Die Clan-Söhne mit den | |
Namen, die man fürchten musste, waren vier bis acht Jahre älter als ich. | |
Mit ihren tiefergelegten Golfs oder zu Fuß patrouillierten sie durch die | |
Stadt. Wen sie verschonten und wen sie sich vornahmen, folgte einem Kodex, | |
den vor allem sie selbst verstanden. Wenn sie jemanden aus DDR-Zeiten | |
kannten, aus der Schule, konnte das gut sein. Oder eben besonders schlecht, | |
wenn sie ihn schon damals nicht mochten. Bunte Haare waren scheiße, lange | |
auch. Aber wer aus der Kreisstadt kam, die übrigens Mitte der Neunziger zur | |
Kleinstadt degradiert wurde, der war auch mit langen Haaren an einem Abend | |
okay, und man mischte lieber eine andere Nazi-Gang auf, weil die vom Dorf | |
nebenan war und „sich hier breit gemacht hatte“. | |
In den neunziger Jahren habe ich diese Zusammenhänge nur vage begriffen. | |
Vieles habe ich erst bei Gesprächen für diesen Text erfahren. Ich kannte | |
keinen der wichtigen Nazis, ich kam vom Dorf, ich war weit entfernt vom | |
Zentrum der Macht. Ich konnte nicht zwischen denen unterscheiden, gegen die | |
ich mich vielleicht hätte wehren können, ohne dass gleich fünf Mann auf die | |
Suche gingen, und denen, die Lebensgefahr bedeuteten. | |
Mir passierten einfach Dinge. | |
Ich sitze im Bus, drei Glatzen steigen ein, ohne zu bezahlen. Sie laufen | |
nach hinten durch, ich tue so, als würde ich lesen. Sie laufen an mir | |
vorbei, plötzlich ist es nass in meinem Gesicht. Einer hat mir ins Gesicht | |
gespuckt. Bevor ich das kapiere, drückt mir der kleinste der Typen seinen | |
Daumen in die linke Wange und reibt kräftig, bis mir die Zähne wehtun. „Du | |
musst dich doch saubermachen“, sagt er mit hoher Stimme. „Muss Mutti dir | |
erst bis in den Bus nachlaufen, hm?“ Wahrscheinlich sehe ich aus wie ein | |
Reh im Scheinwerferlicht eines Autos, die drei bepissen sich fast vor | |
Lachen. Die Hand des Kleinen riecht nach altem Tabak. | |
Als ich die drei Kilometer von der Schule mal nach Hause laufe, hält ein | |
Auto mit quietschenden Reifen neben mir. Ich renne sofort los, rein ins | |
Feld. Hinter mir höre ich es lachen. Ich laufe über zartes Frühlingsgrün, | |
schwere Brocken Matsch kleben an meinen Schuhen und fallen wieder ab. Sie | |
fahren auf der Straße nebenher, rauchen und schauen mir zu. Ein Kilometer | |
vor dem Dorf geben sie Gas und verschwinden. | |
Der Junge, der in der DDR auf die „Scheißrussen“ geschimpft hat, erklärt | |
mir die Bordbewaffnung seiner Karre. Er zeigt mir seinen Baseballschläger | |
und wo er die Schreckschusspistole unter dem Beifahrersitz versteckt hat. | |
„Ich fahr nicht mehr unbewaffnet raus“, sagt er, „ich bin doch nicht blö… | |
Wie durch die Milchglasscheibe eines Bahnhofsklos sehe ich die Zeit von | |
1991 bis 1998. Es fällt mir schwer, mich zu erinnern. Es geht nicht nur mir | |
so. „Manchmal habe ich mich gefragt, ob ich mir die ganzen Neunziger nur | |
eingebildet habe“, sagt Manja Präkels, als wir uns darüber unterhalten. Sie | |
sagt: „Selbst Freunde, die dabei waren, konnten oder wollten sich nicht | |
mehr erinnern.“ | |
## Ich bin Beute | |
Als Kind war ich noch klein und dick, aber in der Pubertät schieße ich in | |
die Höhe. Genetisch bin ich Nazi, fast 1,90 Meter groß, blond, graublaue | |
Augen. Ich trainiere mit Hanteln. Aber mir fehlt das Schläger-Gen, die Lust | |
am Blut der anderen, ich sehe den Hunger in den Augen der Clan-Söhne und | |
ihrer Handlanger und ich weiß, ich bin Beute. Also versuche ich zu | |
verschwinden, ich trage grau, ich bin ein Mäuschen. Gott, wenn ich doch nur | |
kleiner wäre. | |
Hatte ich nicht erst gestern noch alles über Ernst Thälmann und seine | |
Genossen gelesen? Wie sie gestorben waren im Kampf gegen den Faschismus? | |
Ich will nicht sterben, ich will nur in Ruhe gelassen werden. Ich schäme | |
mich. Wir schämen uns alle. „Die neunziger Jahre sind in Ostdeutschland ein | |
großes Tabu“, sagt Manja Präkels. „Diese Zeit ist mit großer Scham | |
behaftet.“ Jeder hat seinen eigenen Grund dafür. Der eine wird gefeuert und | |
findet nie wieder Arbeit, der nächste steht hinter der Gardine und freut | |
sich heimlich, weil das Asylbewerberheim brennt und ich, ich bin eben ein | |
Feigling. | |
Es wäre durchaus anders gegangen. Es gab die aufrechten Antifaschisten, die | |
Punks, ich wusste von ihnen, ich sah sie allerdings nie auf der Straße. | |
Frauen, die mit mir zur Schule gingen und mit denen ich für diesen Text | |
gesprochen habe, sagten mir, sie hätten keine Angst gehabt. Eine erzählte | |
mir, die Glatzen aus ihrem Dorf hätten meist versucht, sie zu beeindrucken. | |
Sie sagt auch, sie wüsste nicht, ob die schlimmsten Schläger wirklich Nazis | |
waren. Es war und ist nicht ganz einfach, die Trennlinie zwischen denen zu | |
ziehen, die schlagen wollten und sich dafür eine Rechtfertigung in „Mein | |
Kampf“ suchten und denen, die schlugen, weil sie es politisch geboten | |
fanden. Gewalt war normal und in dieser Normalität schwammen die Nazis wie | |
Fische im Meer. | |
Meinen Eltern erzählte ich nichts. Das wäre petzen. Die Jungs haben die | |
Dinge früher unter sich ausgemacht und das sollen sie jetzt auch. Außerdem | |
war mir ja nichts passiert. Kein Zahn ausgeschlagen, alle Augen noch drin, | |
tot war ich auch nicht. Andere haben ihren Vätern und Müttern etwas | |
erzählt, Manja Präkels schreibt darüber in ihrem Buch und sie schreibt | |
auch, was viele Eltern geantwortet haben: Provozier doch nicht! | |
## Welche Realität ist richtig? | |
Die Erwachsenen konnten sich nicht vorstellen, dass die lieben kleinen | |
Ricardos, Michaels und Kais von früher zu Kampfmaschinen mutiert sein | |
sollten. Ich hätte es ihnen auch nicht erklären können. Also beschworen sie | |
eine Parallelwelt herauf. Es gibt kein Problem mit Rechtsextremismus, | |
sagten die Bürgermeister, wenn wieder mal einer verpocht wurde oder starb. | |
Ich fragte mich, wer verrückt ist, die oder ich? | |
„Über die Eltern brach die Katastrophe herein, die mussten überleben“, sa… | |
Manja Präkels dazu, „und dabei gingen ihnen die Kinder oft verloren.“ Und | |
wenn ständig nur geleugnet werde, wenn sich gegenseitig permanent bestätigt | |
werde, es sei normal, wenn bei den Spielen der A-Jugend das | |
Horst-Wessel-Lied gesungen werde, dann entstehe eine neue Normalität. | |
Und heute? Ein sächsischer Ministerpräsident, der erst einmal betonen | |
möchte, in Chemnitz sei alles nicht so schlimm gewesen. Ein | |
Verfassungsschutzchef, der in der Bild sagt, ein Video von einem Angriff | |
sei veröffentlicht worden, um von einem Mord abzulenken. Welche Realität | |
ist die richtige? Die meisten Menschen glauben einem Ministerpräsidenten | |
mehr als einem Mann, der nicht weiß ist und erzählt, wie er verfolgt wurde. | |
Ab der siebten Klasse, im Herbst 1991, gehe ich aufs Gymnasium. Meine | |
Freunde vom Dorf treffe ich nur noch selten, ich war jetzt etwas Besseres, | |
zumindest sehen sie das so oder ich denke, dass sie es denken. Ich ziehe | |
mich zurück. Ich habe früher schon gern gelesen, jetzt lese ich eben noch | |
mehr. Kurz vor der Wende sind wir in einen anderen Block gezogen, ich habe | |
ein eigenes Zimmer und muss nicht mehr mit meinem Vater und meiner Mutter | |
in einem Bett schlafen. Das macht es einfacher, mich zu verstecken. Als ich | |
sechzehn Jahre alt bin, kaufen meine Eltern einen Computer und ich spiele | |
Eishockeymanager. Diese Welten sind vom Draußen unberührt und | |
kontrollierbar. Ab und an gehe ich raus, tauche auf wie ein U-Boot nach | |
langer Fahrt. Die Nachrichten von der Oberfläche sind über Jahre die | |
gleichen: Entweder es gibt Stress oder einer erzählt, wie es Stress gab. | |
„Der hat seine Freundin gezwungen, als Nutte zu arbeiten und die dann mit | |
dem Kabel erwürgt.“ | |
„Neulich haben sie den einen an der Havel fast kaltgemacht.“ | |
„Die sind mit der Axt in den Jugendklub rein. Die hinter der Tür hat es | |
gleich erwischt. Die Bullen waren wieder bloß zu zweit da.“ | |
## Ich finde neue Freunde: Rechte | |
Freunde habe ich wenige. Ich bin ein Trottel vom Dorf. Meine Mutter hat mir | |
zwar nach langer Bettelei eine Levis gekauft, aber an meinem dicken Hintern | |
sieht die Jeans so aus, als versuchte jemand, meinen Arsch zu zwei dünnen | |
Würsten zu kneten. Tragen muss ich sie trotzdem, die Hose war teuer. Im | |
Schulbus lachen sie über mich. Ich bin oft alleine, also ein Ziel und | |
deshalb gehe ich noch weniger raus. | |
Nach drei Jahren am Gymnasium finde ich andere Freunde. | |
Dabei sind: Ein kleiner Dünner, der oft lächelt und der mich mit dem Auto | |
nach Hause fährt, wenn es spät wird. Er sagt: Schon mein Vater war ein | |
Rechter. Dafür hatte er Ärger mit den Scheißkommunisten. | |
Ein anderer aus der Clique schaut oft finster, aber kitzelt einen ab, wenn | |
es in der Schule scheiße gelaufen ist. Er findet die NPD gut und hat | |
Kontakte zu einem Fascho-Clan in einem größeren Dorf in der Nähe. | |
Außerdem: Der Sohn eines Polizisten, der immer laut ist, immer Faxen macht, | |
großzügig mit allen teilt und der Kanaken scheiße findet. | |
Dann einer, der immer ganz ruhig ist, obwohl ihm seine Mutter Stress macht, | |
er dürfe nicht absacken, nicht versagen, nicht untergehen in dieser neuen | |
Welt. Er hört zu Hause CDs von Bands wie Zyklon B und Zillertaler | |
Türkenjäger. Auf der Heckscheibe seines Autos prangt in Fraktur der | |
Schriftzug „Euthanasie“. Die Band heißt eigentlich „Oithanasie“, aber … | |
findet es damals ein lustiges Wortspiel, den Namen so zu schreiben. | |
Wir durchstreifen das Land im Konvoi. Zum nächsten McDonald’s an der | |
Autobahn, an die Ostsee, nach Tschechien, nach Dänemark. Je mehr wir sind, | |
desto mehr weitet sich unsere Landkarte. | |
Zwei Autos sind gut, vier Autos sind besser. Im Schwarm schrecken wir | |
andere ab. Ich entdecke, wie geil es sein kann, jemandem Schiss zu machen | |
statt selbst der Schisser zu sein. Ich pinkle einem Wessi auf die | |
Motorhaube. | |
## Der Soundtrack der Böhsen Onkelz | |
„Rechts“ und „links“, das ist eine Sache der Klamotten, der Frisur und … | |
„inneren Einstellung“, wie wir das damals nennen. Die Mode der harten Nazis | |
verbreitet sich in Molekülen auch an den Gymnasien, die grünen Bomberjacken | |
mit dem orangefarbenen Innenfutter tragen viele. Ich habe lange Haare, ich | |
habe „nichts gegen Ausländer“, ich finde es scheiße, sie zu jagen und zu | |
verprügeln. Das sage ich manchmal auch und dann streiten wir uns. Ich muss | |
vor Nazis wegrennen. Also bin ich links. | |
In der Nahrungskette der Jungsgruppen stehen wir nicht weit oben. Wenn die | |
Tighten aus der Muckibude anrücken, die tätowierten Riesenbrocken mit | |
Kampfsport oder Knast im Lebenslauf und keiner der anderen hat irgendeine | |
Beziehung zu jemandem, der jemanden kennt, dann machen wir uns klein oder | |
lösen uns in Luft auf. | |
Stress gibt es immer noch, natürlich. Wir wollen zum Herrentag, wie das bei | |
uns konsequent heißt, raus an einen See fahren. Zwei möchten da unbedingt | |
mit dem Fahrrad hin. Scheißidee, sagen wir anderen, da kommt ihr alleine | |
niemals an. Sie ziehen es durch. Wir sammeln sie später blutend von der | |
Landstraße und lachen sie aus. | |
Der Soundtrack dieser Zeit kam von den Böhsen Onkelz. Ich hasste diese | |
Band, bei ihren weinerlichen Liedern für gefallene Jungs dachte ich an die | |
saufenden Männer in den Garagen. Ein Lied der Onkelz ist allerdings bis | |
heute in meinem Kopf: „Wir waren mehr als Freunde/Wir war’n wie | |
Brüder/Viele Jahre sangen wir/Die gleichen Lieder.“ Es heißt „Nur die | |
Besten sterben jung“ und ich mochte es, vielleicht, weil ich die blöden | |
Jungpioniere vermisste, die Zeit, als wir lieber Papier und Flaschen | |
gesammelt haben, als uns gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen und weil | |
ich dachte: Ja, sterben kannst du ja wirklich. | |
## Mein erfundener türkischer Freund | |
Sicher bin ich noch immer nicht. Eines Abends fahre ich zufälligerweise | |
nicht zu dem Parkplatz am Netto-Markt, wo wir uns immer treffen. Es sind | |
nur wenige da und sie sind leichte Beute für eine größere Gruppe Schläger, | |
die aus einem Nachbarort anrückt. Einen erwischt es besonders schlimm. Er | |
fährt noch mit dem Moped nach Hause, bekommt dann aber seinen Kopf nicht | |
mehr aus dem Helm, Tritte und Schläge haben ihn zu sehr anschwellen lassen. | |
Er landet auf der Intensivstation. | |
Manche Erinnerungen reißt man sich ein wie Splitter und sie schmerzen noch | |
Jahre danach. Der türkische Freund, den ich erfunden habe, ist so ein | |
Splitter. Wir sind nach Ungarn gefahren, das letzte Mal zusammen. Wir | |
liegen am Balaton, spielen Fußball. Wir reißen die Türen unserer Klos auf | |
und fotografieren uns gegenseitig beim Kacken, wir rasieren einander die | |
Brusthaare. Und dann, wir sitzen in einem Café, ich lese Zeitung, | |
vielleicht habe ich da etwas über einen Überfall gelesen, ich weiß es nicht | |
mehr. Ein Freund sagt irgendetwas über „blöde Kanaken“ und dass sie es | |
verdient hätten und ich bin sofort auf hundertachtzig. Ich schreie, ich | |
hätte einen türkischen Freund und der läge in Berlin im Krankenhaus, „wegen | |
Leuten wie dir“. Es ist ein kurzer Moment, wenige Sekunden nur und sofort | |
fühle ich mich mies. | |
Weil ich gelogen habe, ich habe keine türkischen Freunde und auch keine mit | |
türkischen Namen, woher auch? Es gab an unserer Schule den Sohn eines | |
Ingenieurs aus Angola oder Mosambik, der war nicht weiß. Selbst die | |
Dönerfrauen, die ich kannte, waren in der Kreisstadt oder in einem der | |
Dörfer geboren. Ich schäme mich auch, weil ich weiß: Es gibt Menschen, die | |
sind wirklich verbrannt oder wurden zu Tode getreten. Und ich erfinde | |
einen. Gleichzeitig habe ich Angst, dass jetzt unsere Freundschaft vorbei | |
ist. | |
Das gehört auch zur Wahrheit jener Jahre, viele kannten die Rechten, die | |
Rechtsradikalen, die Neonazis nicht nur von Weitem. Wir waren mit ihnen | |
befreundet, wir mochten manche von ihnen, wir profitierten von ihrem | |
Schutz. Im Buch von Manja Präkels hat der Obernazi der Protagonistin | |
vielleicht das Leben gerettet. „Dass die Nazis oft unsere früheren Freunde | |
aus der Schule waren, unsere Brüder, unsere Cousinen, das machte die | |
Auseinandersetzung damals so schwierig“, sagt Manja Präkels. „Und das macht | |
sie auch heute schwierig.“ | |
Sie sagt auch, sie habe damals manchmal das Gefühl gehabt, jemand halte | |
eine schützende Hand über sie. „Vielleicht aus der Zärtlichkeit der | |
kindlichen Erinnerungen aneinander. Aber derlei Zärtlichkeit gibt es für | |
Fremde, für Menschen anderer Hautfarbe nicht.“ | |
Heute haben dieses Dilemma nicht mehr nur Ostdeutsche, die AfD ist auch im | |
Westen erfolgreich. Wenn man sich mit seinem Bruder oder einem Freund | |
streiten muss, dann lässt sich der Nazi nicht mehr nach Sachsen auslagern, | |
dann ist man mitten in einer deutschen Identitätskrise. Präkels sagt, das | |
sei doch die große Frage: „Sitzen wir lieber mit einem uns vertrauten | |
Rechtsextremen am Tisch und tun so, als wäre alles normal oder stellen wir | |
ihn und damit auch uns selbst infrage, indem wir uns für die einsetzen, die | |
für uns Fremde sind?“ | |
„Hm, scheiße, ist der schwer verletzt?“, sagt der Freund. Ich murmle | |
irgendwas von nicht ganz so schlimm, ich lüge weiter, wer damit einmal | |
angefangen hat, kann nicht einfach aufhören. „Tut mir leid, habe ich nicht | |
so gemeint“, sagt er. | |
Für meinen Zivildienst gehe ich nach Berlin. Ab 1999 studiere ich in | |
Leipzig. Ich habe Glück und treffe gute Leute aus dem Westen und dem Osten. | |
Wenn ich mich in den richtigen Bezirken aufhalte, treffe ich keine Männer | |
mit Glatzen. Nur ab und an höre ich Echos aus der Vergangenheit. Anfang der | |
Nullerjahre findet ein Freund ein Loch in der Heckscheibe seines Autos, das | |
Kind der Familie über ihm hat eine Vase aus dem Fenster geworfen. Der Vater | |
des Kindes, eine Glatze mit Glatzenkumpels, hat keinen Bock, für den | |
Schaden aufzukommen und das macht er meinem Freund klar. Ich überlege, ob | |
ich meine Leute in Brandenburg anrufen soll, aber der Nazi ist aus Leipzig | |
und muss nicht 200 Kilometer weit fahren, um mit mehr Leuten | |
zurückzuschlagen. | |
In der Kleinstadt, in der ich zur Schule ging, leben heute auch Frauen mit | |
Kopftüchern, die ihren Söhnen auf Russisch hinterherbrüllen, sie sollen | |
gefälligst auf sie warten. In den Kneipen und Cafés bedienen Menschen, | |
deren Eltern aus Vietnam und der Türkei kamen. Der Freund, der damals | |
„Euthanasie“ auf seiner Heckscheibe stehen hatte, und den ich für diesem | |
Text wiedergetroffen habe, sagt, er sei mit „Kurden, Türken, Russen, | |
Vietnamesen“ befreundet. Er findet aber, man solle doch die Leute | |
verstehen, die lieber nicht mit so vielen Ausländern zusammenleben wollen. | |
Als ich ihn frage, ob er auch so leben will, sagt er: „Ach, ich weiß es | |
doch auch nicht.“ | |
Ich habe nicht gekämpft und schon gar nicht gewonnen. Ich bin einfach | |
gegangen. | |
1 Oct 2018 | |
## AUTOREN | |
Daniel Schulz | |
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