# taz.de -- Literaturwissenschaftler über Kolonialismus: „Keine Perspektive … | |
> Das Erinnerungskonzept zum Kolonialismus für Berlin muss aus der | |
> kritischen Zivilgesellschaft kommen. Das sagt Literaturwissenschaftler | |
> Ibou Diop. | |
Bild: Ibou Diop mit dem Schild „Anton-W.-Amo-Straße“: So soll die „M-Str… | |
taz am wochenende: Herr Diop, was denken Sie, wenn Sie das rekonstruierte | |
[1][Berliner Schloss] sehen, in dem das [2][Humboldt Forum] ist? | |
Ibou Diop: Beim Humboldt Forum frage ich mich immer, warum Berlin und | |
Deutschland es nötig haben, diesen Schritt zurück im historischen und | |
ideologischen Sinne mit der Rekonstruktion des preußischen Schlosses zu | |
gehen. Schon lange gehöre ich zu den Kritiker*innen, die die Idee, im | |
21. Jahrhundert wieder ein Schloss zu errichten und darin „ethnologische | |
Objekte“ – das heißt außereuropäische Kunst, Kultur und Wissen – zur S… | |
zu stellen, befremdlich finden. Das bedeutet für mich, dass Deutschland, | |
also ein Land, das ich bewusst gewählt habe, um hier zu studieren, noch | |
nicht verstanden hat, dass das, was in der Kolonialzeit und davor passiert | |
ist, kein Schaufenster sein kann, in dem man seine Trophäen zeigt. | |
Aber das Forum hat sich durch die Kritik verändert. Die [3][Benin-Bronzen] | |
etwa wurden Nigeria rückübertragen, die meisten werden zurückgehen. Ist das | |
kein gutes Zeichen? | |
Wie wäre es für Deutschland, wenn alles, worüber sich Deutschland | |
definiert, sich heute in Indien befinden würde? Und die indische Regierung | |
würde sagen: Wir wissen, dass wir euch etwas gestohlen haben, was zu euch | |
gehört, und geben euch – sagen wir – 1 Prozent zurück. | |
Also muss alles zurück? | |
Es muss alles zurück, wenn man es wirklich ernst meint, denn | |
Dekolonisierung hat Konsequenzen. Und wir dürfen nicht vergessen, dass das, | |
was gezeigt wird, noch nicht einmal 5 Prozent von dem ausmacht, was in den | |
Depots der Museen liegt. Das sind Gebeine – also Körper und Seelen von | |
Menschen, die bis heute nicht ruhen können – und Objekte. Wie wäre es für | |
Deutschland, wenn die Gebeine von Bismarck, Nietzsche oder Hegel irgendwo | |
auf der Welt in einem Depot lägen? Wir dürfen nicht vergessen: Das sind die | |
Menschen, die wir aus wissenschaftlicher, historischer Perspektive, aus | |
Philosophie und Gesellschaft in Deutschland zitieren – das sind die | |
Menschen, die in unseren Kanon eingedrungen sind. | |
Sie meinen, die ehemals kolonisierten Länder brauchen die Gebeine und die | |
Objekte zurück, weil sie zu ihrer kollektiven Identität gehören? | |
Das ist keine Frage, die wir beantworten müssen. Die Frage, die wir hier | |
beantworten müssen, ist: Was für eine Gesellschaft wollen wir sein? Wenn | |
wir uns als Gesellschaft verstehen, die plural ist und ihre Pluralität | |
ernst nimmt, dann müssen wir die Frage beantworten, wie wir mit der | |
Geschichte, die wir zu verantworten haben, umgehen. Wie wollen wir darauf | |
schauen und daraus Handlungsfähigkeit ableiten? | |
Nun sind Sie Leiter eines Projekts, das für Berlin ein | |
[4][Erinnerungskonzept zur Kolonialgeschichte] erarbeiten soll. Wie kam es | |
dazu? | |
Da muss ich etwas ausholen. Ich bin im Senegal geboren und kam nach | |
Deutschland mit Anfang 20. Das heißt, ich bin nicht hier sozialisiert, ich | |
hatte mit Deutschland vermeintlich keine gemeinsame Geschichte. Aber ich | |
werde mit Deutschland eine gemeinsame Zukunft haben, ob dieses Land es will | |
oder nicht. Denn ich bleibe hier. Und ich habe Kinder, die praktisch seit | |
ihrer Geburt Rassismuserfahrungen machen – vermutlich wie alle Kinder mit | |
einem afrikanischen oder nicht weißen Elternteil. Meine Tochter war noch | |
nicht fünf Minuten auf der Welt, da wurde ich darauf aufmerksam gemacht, | |
dass sie einen schwarzen Fleck am Po hat. | |
Oh. | |
Ja, das hat mich gekränkt. Es hat mir gezeigt, dass meine Kinder ganz früh | |
in eine Ecke gestellt werden – nur aufgrund einer äußerlichen | |
Zugehörigkeit. In der Kita, als meine Tochter zwei Jahre alt war und das | |
einzige afroeuropäische Kind, sagte eine Erzieherin zu ihr, sie sehe so | |
aus, wie sie aussieht, weil ihre Mutter sie statt mit Milch mit Schokolade | |
gestillt habe. So geht es immer weiter. In einer Schule in Charlottenburg | |
wird sogar von einem Lehrer das N-Wort benutzt! Ich fing daher irgendwann | |
an zu fragen: Was macht das mit diesen Kindern, die hier geboren sind, die | |
hier aufwachsen und die keinen anderen Ort haben, wo sie hingehen können, | |
weil sie Teil von dieser Gesellschaft sind? | |
Und? | |
Als Einzelereignisse sind das Sachen, die immer passieren können. Aber weil | |
es stets das gleiche Muster ist und letztlich sagt, du gehörst nicht zu | |
uns, habe ich angefangen, dieses „wir“ zu hinterfragen. Woher kommt dieses | |
Ausschließen, der Rassismus? So habe ich angefangen, mich in | |
zivilgesellschaftlichen Organisationen zu engagieren, die entweder | |
Rassismus und Kolonialgeschichte oder Entwicklungszusammenarbeit | |
bearbeiten. | |
Aber zeigt Ihre Arbeit nicht, dass die Politik gelernt hat? | |
Es stimmt, meine Stelle ist aus der Politik entstanden. Im | |
Koalitionsvertrag des Landes Berlin stand 2016, dass Deutschland seine | |
Kolonialgeschichte aufarbeiten soll und wird. Aber gleichzeitig gibt es | |
eine Zivilgesellschaft in Berlin, die mindestens seit 30 Jahren an diesem | |
Thema dran ist. Diese Zivilgesellschaft wurde erfolgreich von Politik und | |
Gesellschaft marginalisiert, sie hat kein Gehör gefunden, die Menschen | |
wurden immer als Aktivist*innen abgestempelt, die nichts mit | |
Deutschland zu tun haben. Immer wieder hieß es, Deutschland habe ja nur | |
wenige Kolonien gehabt und nur ganz kurz! Und das von namhaften | |
Wissenschaftler*innen aus der weißen Mehrheitsgesellschaft. Man | |
versteht also nicht, was Kolonialismus ist, was Deutschland etwa in Namibia | |
und Tansania angerichtet hat: dass man Lager gebaut, Menschen entwurzelt, | |
wirklich ganze Gesellschaften zerstört und vernichtet hat. | |
Nun ist die Kritik angekommen, die Politik macht was! | |
Aber erst sehr, sehr spät! Darum müssen wir bei der Entwicklung eines | |
Erinnerungskonzepts auch unbedingt mit Zivilgesellschaften und | |
Wissenschaftler*innen zusammenarbeiten, die sich damit schon lange | |
auseinandergesetzt haben. Wir müssen mit ihnen gemeinsam schauen: Wer | |
arbeitet an den Themen mit welcher Perspektive – und was hat das, was hier | |
in Berlin stattfindet, mit den Gesellschaften zu tun, die wir kolonisierten | |
oder vernichtet haben? | |
Sie werden Menschen aus den ehemals kolonisierten Ländern einladen zur | |
Mitarbeit? | |
Das wird schon gemacht. Die „[5][Dekoloniale]“ – das ist ein Modellprojekt | |
des Senats auf Initiative der Vereine Berlin Postkolonial, Berliner | |
Entwicklungspolitischer Ratschlag, Each One Teach One und Initiative | |
Schwarze Menschen in Deutschland – lädt bereits Künstler*innen und | |
Wissenschaftler*innen aus den ehemaligen Kolonien ein, die zum | |
Beispiel mit Kunstwerken im Stadtraum ihre Sicht präsentieren oder in | |
Denkwerkstätten mitarbeiten, Texte schreiben und so weiter. Und wir | |
arbeiten mit weiteren Berliner Vereinen zusammen: mit der Landesvertretung | |
der Afrikanischen Vereine, dem Afrika-Rat, mit Adefra, Korientation – denn | |
wir wollen wirklich keine Perspektive vergessen. | |
Wo kommt da die weiße Berliner Mehrheitsgesellschaft ins Spiel? | |
Die Macher, die weiße Mehrheitsgesellschaft aus Politik und Wissenschaft, | |
sollte im besten Falle zuhören. | |
Und die Bürger*innen, die normalen Leute? Wie kann man sie einbeziehen? | |
Brauchen wir zum Beispiel ein Mahnmal? | |
Das, was wir machen, machen wir ja für Berlin. Ob ein Mahnmal herauskommt, | |
müssen wir gemeinsam mit den Zivilgesellschaften entscheiden. Es könnte | |
aber auch ein Ort werden, wo Wissenschaftspolitik, kulturelle | |
Veranstaltungen und Bildungseinrichtungen entstehen. Aber dieser Ort ist | |
dann nicht nur für die Zivilgesellschaft. Die Zivilgesellschaft soll den | |
Ort denken, aber es wird ein Ort sein für die Berliner Gesellschaft, | |
besser: Gesellschaften. Denn das vergessen wir, glaube ich, ständig: | |
Homogene Gesellschaften gibt es nicht. Wir haben das zwar lange angestrebt, | |
aber wir waren nie homogen und werden es auch nie sein. | |
Aber für diese Berliner Gesellschaften sind sichtbare Zeichen wie Mahnmale | |
oder Straßennamen wichtig, deshalb wird ja über sie auch so heftig | |
gestritten. Wie wichtig ist es, dass man solche Symbole verändert? | |
Wenn man durch die Straßen Europas läuft, stößt man dauernd auf Namen, die | |
diskriminierend, die Menschen verachtend sind. Unsere Symbolpolitik ist | |
männlich und weiß, weil sich diese Gesellschaft lange so verstanden hat. | |
Aber wenn wir diese Erzählung weiter treiben, wird sich ein ganz großer | |
Teil der Gesellschaft darin nicht wiederfinden. Die Erzählung, die unter | |
anderem mit Straßennamen erzählt wird, zeugt von einem Verständnis unserer | |
Gesellschaft, die wir nicht mehr sind – und wahrscheinlich nie waren. | |
Symbolpolitik ist also wichtig? | |
Sehr sogar. Straßennamen sind Politik, denn indem wir diese Namen | |
aussprechen, verbinden wir damit Erinnerungen an Menschen. Und wenn wir zum | |
Beispiel Straßen hätten, die Rudolf Manga Bell heißen oder May Ayim oder | |
Audre Lorde… | |
… in Berlin gibt es sie ja – oder soll es, wie im Fall von Audre Lorde und | |
Manga Bell, bald geben. | |
Aber das ist noch immer etwas Besonderes, keine Selbstverständlichkeit. | |
Sonst hätten wir längst ein breites Verständnis davon, dass unsere | |
Gesellschaften viele Menschen ausmachen, die nicht nur aus einer bestimmten | |
Schicht kommen, sondern aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und Welten. | |
So wie Bismarck für uns relevant ist, genauso ist Anton Wilhelm Amo | |
wichtig. | |
Ist das nicht etwas übertrieben? | |
Es geht nicht darum sie zu vergleichen. Aber Amo gehört ebenso zu | |
Deutschland. Er kam aus Kamerun als versklavter Junge hierher, aber er hat | |
Rechtswissenschaften nicht in Kamerun gelernt, sondern hier in Deutschland | |
– und hat das System hier beeinflusst. Er hat ein Buch geschrieben, | |
promoviert, hat unsere Wissenschaft befruchtet. Das muss transparent | |
gemacht werden. Anton Wilhelm Amo hat Deutschland geprägt – nicht durch | |
seine Hautfarbe, sondern durch sein Wissen. | |
Sie sind ja von Hause aus Literaturwissenschaftler. Wie kamen Sie zur | |
Literatur? | |
Interessiert hat mich Literatur von Kindheit an, weil das ein Ort ist, an | |
dem Erinnerungen aufbewahrt werden. Erinnerungen, die wir nicht unbedingt | |
in Geschichtsbüchern finden. Wenn wir May Ayims Gedichte lesen, erfahren | |
wir sehr viel über die Strukturen von Rassismus. Wenn wir Sharon Dodua Otoo | |
lesen, können wir sehr viel über Gesellschaften und Strukturen erfahren, | |
was in keinem sozialwissenschaftlichen Buch steht. Also, ich liebte schon | |
immer Literatur und kam ihretwegen nach Berlin, weil ich hier an der | |
Technischen Universität Romanische Literaturwissenschaft studieren konnte. | |
Warum haben Sie sich für Berlin entschieden und nicht für Paris? | |
Weil Berlin billiger war. Ich hatte in Frankreich angefangen zu studieren, | |
aber das war für mich auf Dauer zu teuer. Zum anderen hatte ich in Paris | |
nur einen Studienplatz für Rechtswissenschaften bekommen. | |
War es schwierig, als Afrikaner zum Studieren nach Europa zu kommen? | |
Ich gehörte zu den privilegierten Menschen, die zum einen gute Noten in der | |
Schule hatten. Zum anderen hatte ich die Möglichkeit, schon 1998 nach | |
Deutschland zu kommen im Rahmen eines Austauschs. Ich war in der zehnten | |
Klasse, und unsere Partnerschulen in Aachen und Oppenheim hatten uns für | |
sechs Wochen eingeladen. Nach dem Abi bekam ich dann ein Stipendium für | |
Rechtswissenschaften – meine Eltern wollten, dass ich das studiere. | |
So gingen Sie nach Paris. | |
Ja, aber in den Sommersemesterferien 2002 besuchte ich Freunde in Berlin | |
und sah, wie sie lebten. Mein Freund hatte eine 40-Quadratmeter-Wohnung und | |
zahlte 150 Euro. Ich zahlte in Paris 650 Euro für 16 Quadratmeter! Ich habe | |
mich dann an der TU beworben und ziemlich schnell einen Platz bekommen. | |
Dann bin ich noch mal zurück nach Senegal gegangen und habe ein Visum | |
beantragt. Das habe ich auch problemlos bekommen, weil ich eine Freundin | |
hatte, die für mich die Bürgschaft übernahm. | |
Was haben Ihre Eltern dazu gesagt? | |
Sie haben es erst erfahren, als es schon zu spät war. | |
Sie haben dann über [6][Michel Houellebecq] Ihre Dissertation geschrieben. | |
Wieso ausgerechnet über ihn, der vielen ja als islamophober Reaktionär | |
gilt? | |
Es hat mich fasziniert, wie ein Autor im 21. Jahrhundert in so einer klaren | |
Sprache den Nerv der französischen Gesellschaft getroffen hat und mit was | |
für einer Präzision er Menschen in einer globalisierten Welt beschreibt, | |
besonders in „Ausweitung der Kampfzone“, das ich schon im Grundstudium | |
gelesen hatte und worin er auf die französische Tradition von Realisten | |
wie Balzac und Zola rekurriert, die ja explizit Gesellschaftsromane | |
geschrieben haben. In der Magisterarbeit habe ich mich dann mit | |
„Elementarteilchen“ befasst. Es hat mich umgehauen, wie er dort eine | |
Parallele zieht zwischen Heisenbergs Quantenmechanik und der | |
Literaturwissenschaft. | |
Können Sie das erklären? | |
Houellebecq dreht Heisenbergs Unschärferelation, die besagt, dass zwei | |
Eigenschaften eines Teilchens nicht gleichzeitig exakt bestimmt werden | |
können, um. Er sagt: Wenn ich einen Text schreibe, muss ich mich | |
entscheiden, worauf ich schaue. Wenn ich möchte, dass die Persönlichkeit, | |
ihre inneren Werte scharf und präzise sind, dann muss ich Kompromisse | |
machen bei der Äußerlichkeit, zum Beispiel woher die Person kommt, was ihre | |
Geschichte ist. | |
Aber vielleicht gilt das nur im Roman? | |
Nein! Die Gesellschaften in „Elementarteilchen“ und „Ausweitung der | |
Kampfzone“ sind von unserer heute nicht so weit weg – darum muss man sich | |
damit auseinandersetzen. Wir leben genauso in der großen Perversität und in | |
einer Wegwerfgesellschaft. | |
Also interessiert Sie Literatur vor allem insofern, als sie eine innere | |
oder äußere Wirklichkeit darstellt? | |
Ja. Und ich bin der festen Überzeugung, dass in Sachen Erinnerungskultur | |
die Literatur ein Ort der Inspiration sein könnte, weil es Autor*innen | |
gibt, die schon lange Wege gegangen sind und Dinge vorgedacht haben. | |
Literatur kann ein Ort der Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit | |
gesellschaftlichen Strukturen sein. Deswegen sind für mich auch | |
Bibliotheken sehr wichtig, weil ich glaube, dass wir in Deutschland neues | |
Wissen brauchen. Literatur kann dieses Wissen liefern, weil Literatur | |
der Ort ist, an dem Wissen aufbewahrt wird. Literatur sagt nicht, was ist, | |
sondern, was sein könnte, wie der Semiotiker Roland Barthes es | |
ausdrücken würde. Ich glaube fest daran, dass wir, wenn wir unsere | |
Bibliotheken aus unterschiedlichen Welten und Kontexten zusammenführen, | |
viel mehr Wissen übereinander haben. Und wenn wir mehr übereinander wissen, | |
dann verstehen wir uns besser. Und wenn wir uns besser verstehen, dann | |
können wir eine bessere Gesellschaft werden. | |
Sie haben zu Beginn gesagt: „Ich werde mit Deutschland eine gemeinsame | |
Zukunft haben, ob dieses Land es will oder nicht.“ Fühlen Sie sich hier zu | |
Hause? | |
Ich habe viele Zuhause. Unter anderen Orten gehört Berlin dazu, weil das | |
Zuhause nicht nur damit zu tun, wo man lebt, sondern auch, wie es riecht. | |
Wie riecht Berlin? | |
Berlin riecht für mich schmutzig, nach U-Bahn. Und es gibt eine gewisse | |
Ruhe, die ich mit Berlin verbinde. Es ist unfassbar, wie ruhig Berlin | |
teilweise morgens ist. Das kenne ich von Dakar zum Beispiel nicht. Wenn ich | |
dort ankomme und das Meer rieche, diesen Himmel und das Wasser sehe – das | |
ist auch ein Zuhause. Mein Berliner Zuhause ist Charlottenburg, wo meine | |
Kinder leben, die Gegend in Moabit, wo ich anfangs lebte. Und Schuhe. | |
Schuhe? | |
Hier! (Er streckt die Beine aus und zeigt auf seine Füße, die in bunt | |
bemalten Turnschuhen stecken.) Berlin ist der Ort, an dem ich mir meine | |
Schuhe gestalte. Und mir gefällt das Unfertige, dass man überall auf | |
Baustellen stößt. Aber das Bestreben, diese Stadt so zu bauen, dass sie wie | |
große Metropolen, wie Paris oder New York, wird, finde ich schade. Es ist | |
schön, dass Berlin noch nicht fertig ist. Diese Chance sollte man nutzen, | |
um eine plurale Gesellschaft nachzubilden. | |
4 Sep 2022 | |
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[4] https://www.stadtmuseum.de/aktuelles/das-museum-dekolonisieren | |
[5] https://www.dekoloniale.de/de | |
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## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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