# taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Eine Berlinale für Leser*innen | |
> Bücher, Bücher, Bücher: Als Einstimmung für die dunkleren Jahreszeiten | |
> dreht sich diese Woche alles ums Lesen und Vorlesen. | |
Bild: Literatur zum mit nach Hause tragen: Bücherstapel beim internationalen L… | |
Der Sommer ist vorbei, es wird grauer und regnet sogar ab und zu – also die | |
perfekte Zeit, ins weite Reich der Literatur abzutauchen. Wer Lust hat, | |
kann dies bekanntlich am besten einfach gemütlich zu Hause auf dem Sofa | |
tun, aber es gibt auch Gelegenheiten, sich unter Leuten knietief in die | |
schönen Bücher zu stürzen. | |
Eine der besten in Berlin ist das i[1][nternationale literaturfestival | |
berlin], das noch bis zum Ende dieser Woche geht. Und zwar nicht nur, weil | |
es so politisch wie interessant ist, sondern auch, weil sich | |
Besucher*innen auf ihm bewegen können wie auf der Berlinale. Sie können | |
Literatur der Welt erleben und Stars wie etwa die kanadische Autorin und | |
Dichterin Margaret Atwood oder den ukrainischen Autor Andrij Kurkow, der so | |
herrlich surreale und abstruse Geschichten schreibt. | |
Sie können aber auch feststellen, dass die Karten für diese Events | |
schneller ausverkauft sein werden als gedacht, und sich einfach in die | |
kleineren Lesungen von Autor*innen stürzen, deren Namen kaum noch jemand | |
kennt. Auf diese Weise sind lustige und inspirierende Zufallsentdeckungen | |
garantiert, zu der etwa bei der Buchsuche im Internet kein Algorithmus der | |
Welt imstande wäre. | |
Auch andere Literaturerlebnisse kann man in dieser Woche in Berlin machen. | |
Der ehemalige Leiter des Berlin-Verlags, Schriftsteller und Jurist Georg M. | |
Oswald stellt am Montag in der RBB-Dachlounge seinen literarischen | |
Kommentar zum Grundgesetz vor. Am spannendsten wird es vielleicht, wenn es | |
um das Extrakapitel zum Thema parlamentarische Mitwirkungsmöglichkeiten | |
geht. | |
Denn da wird spätestens klar, dass das Buch in Zeiten, wo | |
Rechtspopulist*innen und Querdenker*innen für ihren kruden Quark | |
mit Grundrechten argumentieren, ein guter Beitrag ist. Oder auch am | |
Dienstag in die Hagelberger Straße 10: Dort erhält der 1938 in Łódź in | |
Polen geborene Schriftsteller, Autor des Getto-Romans „Jakob der Lügner“ | |
und DDR-Dissident Jurek Becker eine Berliner Gedenktafel. In Riehmers | |
Hofgarten hat [2][Becker 1980 bis 1994 gelebt und die meisten Drehbücher] | |
für seinen ehemaligen WG-Mitbewohner Manfred Krug, also für die beliebte | |
TV-Serie „Liebling Kreuzberg“, geschrieben, die man sich anlässlich dessen | |
ruhig auch mal wieder ansehen könnte. | |
## Sogar eine Buchmesse gibt es | |
Wer am Ende der Woche immer noch Lust hat auf Schöngeistiges, kann sich | |
dann schließlich auch noch auf der [3][8. Buchberlin] umsehen. Das ist eine | |
Berliner Buchmesse, auf der sich rund 300 unabhängige Verlage und | |
Selfpublisher:innen aus allen Genres vorstellen. Ein Ort, an dem sich | |
zuverlässig viele sympathische Verrückte tummeln, die oft jenseits von | |
Businessplänen und Bilanzen einfach das machen, was sie gut finden. | |
12 Sep 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://literaturfestival.com/ | |
[2] /Jurek-Becker-Nicht-nur-Liebling-Kreuzberg/!1409448/ | |
[3] https://buch-berlin.de/ | |
## AUTOREN | |
Susanne Messmer | |
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