# taz.de -- Gesetz für mehr Lohngleichheit: Was Frauen verdienen | |
> Gleiche Arbeit für gleichen Lohn gibt es in Deutschland noch lange nicht. | |
> Ein neues Gesetz soll jetzt helfen, den „Gender Pay Gap“ zu beseitigen. | |
Bild: Auf der Ebene von Führungspositionen beträgt der „Gender Pay Gap“ s… | |
BERLIN taz | Die Frauenquote ist geschafft, nun will Frauenministerin | |
Manuela Schwesig (SPD) der Lohnungleichheit zu Leibe rücken. Am Mittwoch | |
stellte sie in Berlin den Entwurf eines Gesetzes für mehr Lohngerechtigkeit | |
vor. | |
In Deutschland verdienen Frauen durchschnittlich [1][22,4 Prozent weniger | |
als Männer]. EU-weit ist das eine miserable Bilanz: Nur in Österreich (23,4 | |
Prozent) und in Estland (30 Prozent) ist der sogenannte „Gender Pay Gap“ | |
noch größer. | |
Transparenz ist ein zentrales Stichwort des Entwurfs aus dem | |
Frauenministerium. Demnach sollen Beschäftigte in Zukunft von ihrem | |
Arbeitgeber Informationen darüber einfordern können, nach welchen Kriterien | |
dieser ihr Entgelt festlegt. | |
Zudem muss das Unternehmen Auskunft über das mittlere monatliche Entgelt | |
von KollegInnen des jeweils anderen Geschlechts geben, die eine gleiche | |
oder gleichwertige Tätigkeit ausüben. Aus Gründen des Datenschutzes ist das | |
aber nur vorgesehen, wenn mindestens fünf Personen dieser Gruppe zuzuordnen | |
sind. Darüber hinaus sollen Berufsberatungen junge Menschen in Zukunft | |
darüber informieren, mit welchen Löhnen und Renten sie bei der Entscheidung | |
für einen bestimmten Beruf zu rechnen hätten. | |
Bisher sei das Tabuthema Lohn noch immer eine „Blackbox“, sagte Schwesig. | |
Viele Angestellte wüssten nicht, ob sie gerecht bezahlt würden oder nicht. | |
Mit dem Auskunftsanspruch will die Ministerin Druck auf die Unternehmen | |
ausüben. Denn schon jetzt ist ungleiche Entlohnung ohne Sachgründe nach dem | |
Antidiskriminierungsgesetz verboten. Nur beweisen lässt sie sich oft nicht. | |
Die Auskünfte des Arbeitgebers würden es Beschäftigten also ermöglichen, | |
gegen die Ungleichbehandlung zu klagen. | |
Große Betriebe ab 500 Beschäftigten sollen durch das Gesetz zusätzlich | |
verpflichtet werden, die Entgeltgleichheit im eigenen Unternehmen zu prüfen | |
und zu fördern und darüber in Lageberichten und auch im Betriebsrat zu | |
informieren. | |
Aus der Praxis sei bekannt, dass Unterschiede zwischen Frauen und Männern | |
gemacht würden, sagte Schwesig. „Ich bin mir da einig mit dem Großteil der | |
Bevölkerung, dass damit Schluss sein muss.“ Es gebe keinen Grund dafür, | |
dass Frauen schlechter bezahlt werden sollten als Männer. 82 Prozent der | |
Bevölkerung finden Lohnungleichheit „empörend“, wie eine Studie im Auftrag | |
des Frauenministeriums zeigt. | |
Der „Gender Pay Gap“ ergibt sich aus der ungleichen Bezahlung von | |
„männertypischen“ und „frauentypischen“ Berufen, dem geringen Frauenan… | |
in Führungspositionen und familienbedingten Auszeiten und Teilzeitjobs von | |
Frauen. Selbst, wenn alle diese Faktoren herausgerechnet werden, verdienen | |
Frauen bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit im Schnitt sieben Prozent | |
weniger als Männer. | |
Dabei wächst die Entgeltkluft mit steigender Qualifizierung. „Je mehr | |
Frauen investieren, sich beruflich engagieren und je höher sie beruflich | |
kommen, umso größer wird ihr Verdienstabstand im Vergleich zu Männern“, | |
heißt es in der Studie. In Führungspositionen beträgt die Entgeltlücke | |
demnach satte 30 Prozent. | |
Der Gesetzentwurf liegt derzeit dem Kanzleramt vor und soll danach in die | |
Ressortabstimmung gehen. Ähnlich wie bei der Frauenquote hat Schwesig sich | |
auf viele Diskussionen bis zur Verabschiedung eingestellt. Das Grundgesetz | |
sehe aber gleiche Rechte für Frauen und Männer vor. „Jeder, der in der | |
Politik ist, steht in der Verantwortung, das Grundgerecht umzusetzen“, | |
sagte Schwesig. | |
9 Dec 2015 | |
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[1] http://ec.europa.eu/justice/gender-equality/files/gender_pay_gap/140319_gpg… | |
## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
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