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# taz.de -- Vegane Ernährung: Warnung vor Mangelerscheinungen
> Der Verzicht auf Tierprodukte berge Gesundheitsrisiken. Veganer sollten
> sich regelmäßig ärztlich überprüfen lassen, so Ernährungswissenschaftle…
Bild: Sieht aus wie Fleisch, ist es aber nicht
Berlin taz | Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät in [1][einem
neuen Positionspapier von einer ausschließlich veganen Kost ab]. „Bei einer
rein pflanzlichen Ernährung ist eine ausreichende Versorgung mit einigen
Nährstoffen nicht oder nur schwer möglich“, urteilt Deutschlands wichtigste
Vereinigung von Ernährungswissenschaftlern, nachdem sie die aktuelle
Forschungsliteratur ausgewertet hat. Wer dennoch vegan essen will, solle
regelmäßig seine Nährstoffversorgung von einem Arzt überprüfen lassen.
Statt Veganismus empfehlen die Experten wie bisher nur eine Mischkost, die
„zum kleineren Teil aus tierischen Lebensmitteln inklusive Fisch und wenig
Fleisch- und Fleischerzeugnissen besteht“.
Die Empfehlungen der DGE haben großen Einfluss: Auf ihnen basieren zum
Beispiel offizielle Broschüren, die erklären, wie viel man von welchen
Lebensmittelgruppen essen sollte. Tausende von Köchen etwa in Kindergärten
oder Betriebskantinen richten sich nach dem „Ernährungskreis“ der DGE, der
grafisch die empfohlenen Anteile der verschiedenen Nahrungsmittel
darstellt. Autorität genießt der gemeinnützige Verein auch, weil er zu
[2][70 Prozent von Bund und Ländern] finanziert wird. Der Rest kommt aus
Gebühren für Publikationen und Lehrgänge sowie aus Mitgliedsbeiträgen.
Das neue Positionspapier dürfte auf besonders großes Interesse stoßen, da
sich immer mehr Menschen vegan ernähren, was viele Tier- und Umweltschützer
begrüßen. Trotzdem ist der Anteil der Veganer an der Bevölkerung immer noch
sehr gering: Laut DGE schwanken die Angaben zwischen 0,1 und 1 Prozent. Das
sind lediglich 81.000 bis 810.000 Personen. Doch in vielen Medien ist
Veganismus in den vergangenen Jahren zu einem in der Regel positiv
besetzten Modethema geworden.
Die neue DGE-Position liefert den Kritikern dieses Trends Argumente aus
gesundheitlicher Sicht. Größtes Problem ist den Wissenschaftlern zufolge
die Versorgung mit Vitamin B12. Dieser Nährstoff „kommt in einer für den
Menschen verfügbaren Form fast nur in tierischen Lebensmitteln vor“. Wer
langfristig davon zu wenig bekommt, könne zum Beispiel an Blutarmut und
neurologischen Störungen leiden. Zudem gebe es erste Hinweise, dass ein
Mangel an Vitamin B12 vor der Empfängnis das Risiko etwa von Fehlgeburten
erhöhen kann. Deshalb sollten Veganer „dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat
einnehmen“. Und da die Mangelerscheinungen erst nach einigen Jahren einer
Ernährung ohne den Nährstoff auftreten, müssten Veganer ihre
Vitamin-B12-Versorgung regelmäßig kontrollieren lassen, um rechtzeitig
gegensteuern zu können.
## Komplizierter Speiseplan
Diese medizinische Überwachung empfehlen die DGE-Experten auch im Hinblick
auf weitere Nährstoffe, die zwar aus Pflanzen bezogen werden können, aber
teilweise nur in geringen Mengen. Zu diesen „potenziell kritischen
Nährstoffen bei veganer Ernährung“ zählt die DGE Protein beziehungsweise
unentbehrliche Aminosäuren und langkettige n-3-Fettsäuren sowie Riboflavin,
Vitamin D und die Mineralstoffe Calcium, Eisen, Jod, Zink und Selen. Einen
Speiseplan zusammenzustellen, der pflanzliche Lebensmittel mit all diesen
Nährstoffen in ausreichender Verfügbarkeit enthält, scheint der DGE so
kompliziert, dass sie Veganern empfiehlt, „sich von einer qualifizierten
Ernährungsfachkraft informieren und beraten zu lassen“.
Besonders hoch sei das Risiko für eine Nährstoffunterversorgung bei veganer
Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie im Säuglings-, Kindes-
und Jugendalter, so die Wissenschaftler. Denn Menschen in solchen Phasen
benötigten von den kritischen Nährstoffen vergleichsweise große Mengen.
Andere internationale Fachgesellschaften wie die US-amerikanische Academy
of Nutrition and Dietetics betonen stärker als die DGE, dass eine vegane
Ernährung sehr wohl eine gute Nährstoffversorgung sicherstellen kann.
Allerdings ebenfalls ausdrücklich unter der Bedingung, dass der Speiseplan
a) gut geplant ist und b) Nährstoffpräparate sowie etwa mit Eisen
angereicherte Lebensmittel enthält. „In den USA sind Veganer viel eher
bereit, Nahrungsergänzungsmittel und nährstoffangereicherte vegane
Ersatzprodukte zu verwenden als in Deutschland, sodass dort eine geringere
Gefahr für Nährstoffdefizite besteht“, sagte DGE-Präsident Helmut Heseker
der taz.
Positiver bewertet die DGE weniger strenge Formen des Vegetarismus: die,
die alle Lebensmittelgruppen außer Fleisch erlaubt (Pesco-Vegetarier), und
die, die zusätzlich Fisch verbietet (Ovo-Lacto). Diese Varianten halten die
Wissenschaftler ausdrücklich „als Dauerernährung für geeignet“, wenn zum
Beispiel genügend Hülsenfrüchte gegessen werden, um Protein und Eisen aus
Fleisch zu ersetzen. Da diese Vegetarier nicht so viele Nahrungsmittel
ausschließen wie Veganer, können sie leichter einen ausreichenden
Speiseplan zusammenstellen.
Lesen Sie dazu auch [3][das Interview] mit einer Expertin der
Tierrechtsorganisation Peta.
12 Apr 2016
## LINKS
[1] https://www.ernaehrungs-umschau.de/fachzeitschrift/ahead-of-print/
[2] https://www.dge.de/wir-ueber-uns/die-dge/
[3] /Tierrechtsverband-Peta-zu-Expertenpapier/!5294353
## AUTOREN
Jost Maurin
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