Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Unnötig laute Motorräder und Autos: Schummelklappen im Auspuff
> Firmen wie BMW bauen Motorräder und Autos so, dass sie lauter sind als
> nötig wäre. Das ermöglichen realitätsferne Zulassungstests.
Bild: Anwohner, die sich sich über Lärm beschweren? Gibt es auf den US-Highwa…
Sulzbach/Berlin taz | Acht Spuren Blech. Die Leipziger Straße in Berlin ist
ein riesiger Lärmteppich, gewebt aus Autos und Lastwagen, aber am lautesten
sind die beiden Motorräder zwischen den Schenkeln ihrer sonnenbebrillten
Fahrer. Sie fauchen, wummern, röhren. Ihr WRRRRMMMM dringt sogar durch das
geschlossene Fenster im dritten Stock, dabei sind sie kleiner als alle
anderen Fahrzeuge auf der Straße.
Wie kann das sein? Und warum werden solche Krachmachmaschinen überhaupt
gebaut?
Tim Wagstyl ist Ingenieur bei BMW, Deutschlands Marktführer für Motorräder.
In der Stadt, sagt der 28-Jährige, der nicht nur aus beruflichen Gründen
Motorrad fährt, könne er schon mal mit einem lautlosen Elektromotor
unterwegs sein. „Aber wenn ich irgendwo am Wochenende hinfahre und einfach
Spaß haben möchte, dann würde ich ohne Verbrennungsmotor kein Motorrad
fahren. Ausgeschlossen.“ Der Sound unterstütze das Freiheitsgefühl, das
viele Motorradfahrer suchen, sagt Wagstyl. „Vielleicht ist das so ein
bisschen Urinstinkt: Ich fahre jetzt durch den Wald und mach ein Geräusch.“
Ein Motorradfahrer beschreibt es in einem Internetforum so: „Meine Karre
klingt wie die reine Offenbarung … Ein tiefer hammerartiger trockener
Bassschlag wird bei Drehzahlen über 5.500 U/Min von einem jubelnden
Trompeten begleitet … Unter dem Tank saugen zwei gierige Luder den
Fahrtwind weg, während ein durchgeknallter Kanarienvogel versucht, dem
Ganzen eine Obertonnote aufzusetzen …“
Holger Siegel ist einer derjenigen, die sich von solchen Leuten gestört
fühlen. Der 52-jährige Chef einer PR-Agentur ist Deutschlands bekanntester
Gegner von unnötigen Lärmbelästigungen durch Kraftfahrzeuge. Als Sprecher
des [1][Arbeitskreises Motorradlärm] beim Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND), der [2][rund 580.000 Mitglieder und Dauerspender] hat,
kämpft er dafür, dass Leute wie Wagstyl künftig nicht mehr so viel Krach
machen können.
## Orgiastische Gefühle
Siegel lebt in einem mit Designer-Möbeln eingerichteten 60er-Jahre-Bungalow
in der baden-württembergischen Gemeinde Sulzbach an der Murr. Es könnte
sehr idyllisch sein auf seinem Berghang, mit dem Blick auf grüne Wiesen und
sanfte Hänge. Wenn da nicht die Bundesstraße 14 wäre, die keine 500 Meter
unter Siegels Haus liegt. Sie schlängelt sich den Berg hoch bis zum
Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald.
Während einer Autofahrt auf der B 14 schwärmt Siegel von den „wunderbaren
Motorradkurven“, den „Beschleunigungskräften“, den „orgiastischen
Gefühlen“. Er spricht wie ein Kenner, nicht wie ein Motorradhasser. Das
liegt daran, dass er selbst gern Motorrad fährt, schon seit er beinahe noch
ein Kind war. Sein Vater war Motorradhändler. Siegel fährt noch heute,
immer wenn das Wetter es zulässt, mit einer BMW R 80 GS zur Arbeit. Aber
erstens kurvt er normalerweise nicht aus Spaß durch die Gegend, sondern
nutzt die BMW als Transportmittel. Zweitens ist sie aus den neunziger
Jahren und hat nur 50 PS. Sie ist leiser als die meisten neuen Motorräder,
die ein viel kräftigeres Triebwerk haben.
So wie die Maschine in einem Video auf YouTube, das der Fahrer hochgeladen
hat: [3][„Going wild on B 14“]. Er legt sich so weit in die Kurven, dass er
den Asphalt berührt. Der Tacho zeigt ständig über 100, manchmal sogar über
200 Kilometer pro Stunde. Die Nadel des Umdrehungszählers schießt fast bis
zum Anschlag hoch. Und man hört den Lärm, der für ein paar Millisekunden
nachlässt, wenn der Fahrer einen Gang höher schaltet, dann aber sofort
wieder ohrenbetäubend anschwillt.
Während die Krachmacher auf der B 14 ihren Spaß haben, leiden Siegel und
andere, die an der Strecke wohnen. Einmal habe er in immerhin 400 Metern
Entfernung mit einem Messgerät einen Schalldruck von 80 Dezibel
festgestellt. Einen Lastwagen höre man auf diese Distanz nur als moderates
Brummen, sagt Siegel. „Und der Lkw macht ein konstantes Geräusch. Nicht
dieses Sägende, dieses Aufheulen, wenn Motorräder beschleunigen, das so auf
die Nerven geht.“ Vor allem, wenn wie bei ihm zu Stoßzeiten 50 bis 60
Motorräder pro Stunde vorbeifahren.
Aber es geht nicht nur um ein paar Anwohner an Raserstrecken. Motorradlärm
ist ein Symbol und ein Extrem eines Problems, das Millionen Menschen in
Deutschland betrifft. [4][Mehr als die Hälfte der Bevölkerung fühlt sich
durch Straßenverkehrslärm gestört] oder belästigt. Er ist seit Langem die
dominierende Lärmquelle in Deutschland. Das zeigt eine Umfrage, die das
Umweltbundesamt 2016 durchführen ließ. Das Problem wird nicht nur durch die
vergleichsweise wenigen Motorräder, sondern auch durch immer mehr Autos mit
ähnlichen Lärmpegeln verursacht.
## Krank durch Lärm
Dabei können chronische Lärmbelastungen [5][Herz-Kreislauf-Erkrankungen] –
zum Beispiel Arterienverkalkung – verursachen, außerdem Bluthochdruck,
Schlaganfall und einen Herzinfarkt, warnt das bundeseigene
Robert-Koch-Institut.
Dennoch konstruieren BMW, Audi und andere Konzerne Fahrzeuge absichtlich
so, dass sie besonders laut sind. Viele Motorrad- und einige Automodelle
erzeugen mehr gesundheitsschädlichen Verkehrslärm, als zum Fahren nötig
wäre. Das geht aus Antworten der Hersteller auf zahlreiche Anfragen der taz
hervor.
BMW lässt fast alle seiner krachmachenden Motorräder im Berliner Stadtteil
Spandau bauen. Tim Wagstyl, der Ingenieur, führt durch die Montagehalle,
ein zweistöckiges, gesichtsloses Industriegebäude mit viel Neonlicht. An
Schienen unter der Decke hängen gelbe, mannshohe Metallhaken in der Form
eines C. Auf dem unteren Ende steht der Motorblock. „Die werden dann mit
einer Geschwindigkeit von 1,5 Meter pro Minute durch die Produktion gezogen
und währenddessen montieren die Mitarbeiter an dem Motorrad“, sagt Wagstyl.
Gerade nimmt einer der Männer – Frauen sind nicht zu sehen – den Tank aus
einem Rollwagen. „Er schließt ihn an. Das geht ratzfatz“, sagt Wagstyl.Dann
läuft der Haken zum nächsten „Takt“, also den nächsten Arbeitern. Sie
montieren die Hinterräder, später folgt die Batterie.
Wagstyl ist stolz darauf, dass alles in der Fabrik zu passen scheint: Die
Zeit, die die Arbeiter für jeden Montageschritt brauchen, muss so kurz wie
möglich, aber auch so lange wie nötig bemessen sein, damit das Band nie
anhalten muss. Millionen Teile sind zum richtigen Zeitpunkt am richtigen
Ort. Die fertigen Fahrzeuge werden in mehr als 130 Länder geliefert.
Zwischendurch, ungefähr auf der Höhe des Takts mit dem Tank, bauen Wagstyls
Kollegen die Auspuffanlage an das Motorrad. Das ist das Teil, das
maßgeblich darüber entscheidet, wie laut ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor
ist.
Das Geräusch, erklärt Wagstyl, entstehe im Brennraum des Motors. Diese
Kammer wird mit Luft und Benzin gefüllt. Dann erzeugt die Zündkerze einen
Funken, der das Gemisch verbrennen lässt. Es explodiert. Dadurch wird ein
Kolben nach außen gedrückt, dessen Bewegung zum Beispiel über Pleuel und
Ketten an die Räder weitergegeben wird. Aber durch die Explosion entsteht
auch Schall, der mit dem Abgas in den Auspuff gelangt. Dort wird der Lärm
durch einen Schalldämpfer reduziert.
## Klappen im Auspuff
In die Rohre der Abgasanlagen vieler Motorräder und Autos bauen die
Hersteller Klappen ein. Je weiter sie geschlossen sind, desto stärker wird
das Geräusch gedämpft.
Die Klappen schließen sich, wenn das Motorrad so fährt, wie es im
Geräuschtest für die amtliche Zulassung fahren muss. Doch dabei werden nur
sehr eng begrenzte Bereiche getestet: im Leerlauf bei bestimmten Drehzahlen
und vor allem bei einer Beschleunigungsfahrt – die ist aber nur 20 Meter
lang. So steht es in den [6][Vorschriften, die in der EU gelten]. Und das
Tempo ist gering: „Motorräder werden auf ihre Geräuschemissionen bei einer
Fahrzeuggeschwindigkeit von bis zu ungefähr 50 Kilometer pro Stunde
getestet“, teilt die Europäische Kommission der taz mit. Das gelte für die
Prüfungen, die die Behörden durchführen lassen.
Zusätzlich müssen die Hersteller selbst einen Test machen, der
Geschwindigkeiten von 20 bis 80 Kilometern pro Stunde erfasst. Aber das ist
laut EU-Kommission eben keine behördliche Prüfung: Die Hersteller müssen
einfach unterschreiben, dass ihre Modelle diese Regel einhalten. Der Staat
verlässt sich also auf Beteuerungen zum Beispiel von VW – einem Konzern,
der im Abgasskandal Behörden nach Strich und Faden belogen hat.
Und bei diesen Herstellertests gilt: „Motorrad-Geräuschemissionen werden
nicht über 80 Kilometer pro Stunde getestet“, schreibt eine
Kommissionssprecherin der taz. Dabei sind Motorradfahrer auf den
einschlägigen Rennstrecken locker doppelt so schnell unterwegs.
„Insbesondere lärmintensives hochtouriges Beschleunigen und straßenübliche
Geschwindigkeiten über 80 km/h werden in den EU-Messvorschriften nicht
berücksichtigt“, kritisiert auch das baden-württembergische
Verkehrsministerium.
Dass die Zulassungsverfahren unrealistisch sind, legt eine Stuttgarter
Untersuchung nahe: Manche Motorräder waren plötzlich doppelt so laut, als
die Tester die Bedingungen etwas veränderten, um sie praxisnäher zu
gestalten.
## „Gezielten Soundgestaltung“
Dabei könnten Motorräder ohne Probleme leiser sein. Denn die
Auspuffklappen könnten immer weitgehend geschlossen werden, wenn die
Hersteller es nur wollten. „In dem Arbeitsbereich der Klappen ist kein
Einfluss auf die Motorleistung gegeben“, antwortet ein BMW-Sprecher auf die
Frage, ob die Leistung abnimmt, wenn die Teile schließen. Sie würden eben
„zur gezielten Soundgestaltung eingesetzt“. Daraus macht das Unternehmen
auch in Prospekten keinen Hehl. Über das Modell [7][K 1300 S (pdf-Datei)]
heißt es: „Überall schneidet sie mit ihrem aerodynamischen Design eine
Schneise in den Fahrtwind. Begleitet vom maskulinen Sound aus dem
hexagonalen Auspuffrohr mit Akustikklappe.“
Die Klappen sollen nicht nur den Klang zum Beispiel dumpfer oder tiefer
machen. Das wird in der Branche gern behauptet, weil die Tonlage eines
Fahrzeugs vom Gesetz nicht reguliert wird. Aber BMW schreibt der taz: „Um
ein Motorrad ohne Klappensystem zuzulassen, wären Anpassungen an der
Abgasanlage und am Package (dem Basisplan eines Motorrads, die Red.)
notwendig.“ Die Klappen sollen also auch ermöglichen, dass ein Motorrad
schlichtweg lauter sein kann als im Zulassungstest.
Auf YouTube lässt sich beobachten, was BMW-Kunden mit solchen Maschinen
veranstalten: Einer rast mit 200 Kilometern pro Stunde über eine Landstraße
in Deutschland, bis der Ton der Aufnahme nur noch dröhnt. Angst vor der
Polizei hat kaum einer: Die meisten Radarfallen fotografieren Temposünder
nur von vorn, da haben Motorräder aber keine Nummernschilder. Und selbst
von hinten ist der Fahrer in seinem Helm, gern mit dunklem Visier, meist
nicht zu erkennen – und demnach auch nicht zu ermitteln.
Die Schummelklappen im Auspuff haben laut BMW nicht nur ein paar wenige
Modelle, sondern alle mit Boxer-Motor sowie die S 1000 RR, S 1000 R und die
S 1000 XR. Also auch Deutschlands [8][meistverkaufter Typ], die BMW R 1200
GS. Rund 6.900 fabrikneue Exemplare wurden allein 2016 zugelassen. Auch
andere Konzerne bauen in mehrere Modelle Auspuffklappen ein: Das
bestätigten der taz etwa Kawasaki, Yamaha und KTM. Teilweise bestreiten
diese Hersteller aber, dass die Klappen den Lärm reduzieren sollen.
## Lärm auf Knopfdruck
Ehrlicher sind da die Hersteller von Zubehör-Auspuffen, die allesamt
Klappen haben. Das unterfränkische Unternehmen [9][Kesstech] etwa wirbt mit
dem Slogan „Feel the sound“. „Ein Serienbike dieser Tage“, heißt es au…
Internetseite der Firma, „ist leiser als dein Rasenmäher in den 90ern.“
Soll heißen: Mit einem Kesstech-Auspuff wird es wieder richtig laut. Und
das auf Knopfdruck: Der Fahrer kann hier die Klappe selbst öffnen und
schließen.
Bei der Konkurrenzmarke „[10][Dr. Jekill and Mr. Hyde]“ spricht schon der
Name Bände. „Dr. Jekill steht für den leisen Soundmodus mit geschlossener
Klappe“, schreibt die Firma. „Mr. Hyde erscheint, wenn die Klappe auf
Knopfdruck geöffnet wird. Dadurch werden die Abgase nicht mehr umgeleitet,
sondern strömen auf direktem Weg nach außen. Die Auslasskammern erfüllen
ihre primäre Aufgabe, nämlich für mehr Klangfülle zu sorgen.“
Auch bei Autos werden die Klappen eingesetzt. Das Audi TT RS Coupé
beispielsweise erzeugt auf Knopfdruck mehr Lärm als fürs Fahren nötig. „Der
imposante Motorsound kann durch die [11][RS-Soundtaste] noch verstärkt
werden“, wirbt die VW-Tochter im Internet. Den TTS Roadster preist die
Firma unter anderem mit den Worten an: „Schaltbare Klappen in der
Abgasanlage sorgen für noch volleren Sound.“
„Beim Volkswagen Golf R dient die Akustikklappe dazu, einen gewünschten
sportlicheren Sound zu erzeugen“, schreibt der Wolfsburger Konzern.
Betroffen seien auch Passat- und Tiguan-Modelle mit dem Motor 1,4 TSI ACT
110 KW. BMW nennt zum Beispiel den M760Li, X3 M40i und den M3, die „bei
höherer Last und bei höheren Drehzahlbereichen“ die Klappen öffnen.
„Hierdurch erreicht man ein erlebbares Soundfeedback.“
Mercedes bestätigt, dass in „manchen Modellen“ seiner Tochterfirma AMG eine
„Abgasanlage mit Klappentechnologie“ zum Einsatz komme. Porsche gibt zu,
dass die meisten Abgassysteme der Marke „über aktiv schaltbare
Stellelemente“ verfügten.
Wem das nicht reicht, der kann sich wie für Motorräder auch für Autos noch
lautere Auspuffanlagen von Zubehörherstellern kaufen.
Alle Firmen beteuern, dass sie die Gesetze einhalten würden. „Das kann
sogar sein“, sagt Aktivist Siegel. „Nur haben die Gesetze eben riesige
Lücken.“ Da hätten die Lobbyisten der Autoindustrie ganze Arbeit geleistet.
Das kenne man ja schon von der löcherigen Gesetzgebung zu Abgastests.
Warum sind die Behörden da bloß so lasch?
Berlin, die Heimat des BMW-Motorradwerks, ist das Bundesland mit einer der
höchsten Arbeitslosenquoten und einer vergleichsweise geringen
Wirtschaftsleistung. [12][Nirgendwo können so viele
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nicht von ihrem Lohn leben] und
kassieren deshalb zusätzlich Hartz IV. BMW unterhält dort immerhin rund
2.000 feste Arbeitsplätze. Der Konzern zahlt Tariflöhne, von denen viele
Bewohner prekärer Viertel der Stadt nur träumen können. Und im Sommer, wenn
besonders viele Motorräder verkauft werden, stellt BMW zusätzlich 500
Zeitarbeitskräfte ein.
Von ihnen hängen 12,2 Millionen Jobs in Europa ab, sagen die
Autohersteller. Viele Politiker befürchten, strengere Umweltauflagen
könnten diese Arbeitsplätze gefährden.
## Schmutziges Geschäft
Holger Siegel hält das alles für eine Ausrede. „Wenn alle leise wären,
würde zum Beispiel BMW genauso viele Motorräder oder Autos verkaufen, wie
wenn alle laut sind.“ Außerdem habe doch jeder Produzent eine Verantwortung
für die Gesellschaft, für die Gesundheit der Bevölkerung. „Wollen wir uns
wegen dieses schmutzigen Geschäfts, das die AMGs und die BMWs und ein paar
andere im Tuningbereich mit ein paar Asozialen machen, die Innenstädte und
die Naherholungsgebiete noch weiter kaputtmachen lassen?“ Asozial. So
beschreibt er die Fahrer, die absichtlich Lärm verursachen.
„Wir brauchen für Autos und Motorräder einen Dezibel-Grenzwert, der über
das gesamte Drehzahlband einzuhalten ist“, sagt Siegel, „nicht nur in
bestimmten Situationen wie bei den Zulassungstests.“ Außerdem sollten
Auspuffklappen verboten werden. Dann könnten die Hersteller nicht mehr
tricksen.
Doch von so einer Reform ist die zuständige EU-Kommission weit entfernt. In
einer Antwort auf eine taz-Anfrage nennt sie nicht die Tricks der
Hersteller als wichtigste Ursache von Motorradlärm, sondern dass die Fahrer
ihre Maschinen manipulieren oder zu laut aufdrehen. „Um dieses Problem
sollten sich die Behörden der Mitgliedsstaaten kümmern, die für die
Durchsetzung der Verkehrsregeln verantwortlich sind“, schreibt die
Kommission. Zwar will sie nach eigenen Angaben neue Geräusch-Grenzwerte für
Motorräder vorschlagen. „Aber wenn sie nicht die Lücken im Prüfsystem
schließt, wird das nicht viel bringen“, sagt Siegel. Und davon ist bislang
nicht die Rede.
Das Bundesverkehrsministerium antwortet nicht, als die taz um eine
Stellungnahme bittet.
Im Bundestag steht Sabine Leidig, Verkehrsexpertin der Linken, ziemlich
allein da mit ihrer Forderung, dass „die Prüfmethoden an den realen Betrieb
der Fahrzeuge angepasst werden“.
Sieht so aus, als könne Ingenieur Wagstyl sein Bedürfnis nach „Sound“
weiter ausleben . Er arbeitet jetzt für BMW in San Francisco. In seiner
Freizeit brettert er mit seinem Motorrad über schier endlose Highways.
Anmerkung der Redaktion, 21.02.2018:
BMW hatte uns in einer Mail vom 12.09.2017 falsche, nicht existierende
Typbezeichnungen der Motorradmodelle genannt, die Auspuffklappen haben. Auf
Nachfrage hat das Unternehmen die Angaben korrigiert, woraufhin wir nun das
entsprechende Zitat im Artikel angepasst haben.
11 Feb 2018
## LINKS
[1] http://motorradlaerm.de/
[2] https://www.bund.net/ueber-uns/transparenz/jahresbericht/
[3] https://www.youtube.com/watch?v=MWskhTtDAqY
[4] https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/umweltbewusstsein-in-deutschla…
[5] https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichtersta…
[6] https://www.unece.org/fileadmin/DAM/trans/main/wp29/wp29regs/R041r2e.pdf
[7] http://m.bmw-motorrad.com/_common/pdf/bike/de_2012/Flyer_K1300S_MY2013_DEC.…
[8] https://www.ivm-ev.de/assets/Uploads/IVM-Jahresbericht-2016.pdf
[9] https://www.kesstech.de/de/
[10] http://jekillandhyde.com/DE_DE/technik
[11] https://www.audi.at/tt/tt-rs-coupe/ueberblick
[12] http://www.wiwo.de/politik/deutschland/hartz-iv-berlin-ist-hauptstadt-der-…
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Lesestück Recherche und Reportage
Verkehr
Lärm
Motorrad
Schwerpunkt Motorradlärm
Schwerpunkt Motorradlärm
Schwerpunkt Motorradlärm
Schwerpunkt Motorradlärm
Schwerpunkt Motorradlärm
Motorrad
Automobilbranche
Lärm
Straßenlärm
Lärm
Straßenlärm
Lärm
Raser
Dieselskandal
Autos
Motorrad
Dieselskandal
Dieselskandal
Lärmschutz
Dieselskandal
Motorrad
Straßenlärm
Umweltbundesamt
Fluglärm
## ARTIKEL ZUM THEMA
Petition zu Motorradlärm: Biker gegen Streckensperrungen
Eine Petition wendet sich dagegen, dass Strecken für Motorräder gesperrt
werden können, um Lärm zu reduzieren. Umweltschützer sind entsetzt.
Appell an Hersteller: Biker gegen Motorradlärm
Eine Fahrer-Organisation appelliert an die Hersteller, leisere Motorräder
anzubieten. Sie befürchtet sonst mehr Streckensperrungen.
Bundesrat zu Lärmgrenzen: Kein Bock auf das Geknatter
Die Grenzwerte für neue Motorradtypen müssen bei allen Geschwindigkeiten
gelten, verlangt der Bundesrat. Das hatten zuvor Umweltschützer gefordert.
Bundesrat vor Beschluss zu Motorradlärm: Länder für bessere Knatterbremse
Die Grenzwerte für neue Motorradtypen müssen bei allen Geschwindigkeiten
gelten, fordern Umweltschützer. Der Bundesrat will den Vorstoß übernehmen.
Eifel gegen Motorradlärm: Gemeinden wollen härtere Strafen
Ein Bündnis von Kommunen im Nationalpark Eifel fordert neue Regeln gegen
Geräuschemissionen durch Motorräder. Es sucht bundesweit Unterstützer.
Ex-VW-Designer über Kunst und Autos: „Ich erlaube mir den Luxus, Nein zu sag…
Seifenkiste statt Überholprestige: Der Designer Stefan Seiffert
verabschiedete sich von der Autoindustrie, um Herzensprojekten nachzugehen.
Lärmaktionsplan 2018: Gas geben, hupen, rasen
Die Onlinebeteiligung zum Lärmaktionsplan zeigt: Viele BerlinerInnen sind
mehr als genervt vom motorisierten Straßenverkehr.
Antrag für Wahlprogramm der Grünen: Gegen „Superlärm“ von Motorrädern
Mehrere Grünen-Mitglieder fordern Maßnahmen gegen laute Fahrzeuge.
Unterstützung kommt aus der Fraktionsspitze im Bundestag.
Studie über Lärm im Alltag: WHO will das Leben leiser machen
Die Weltgesundheitsorganisation hat neue Richtwerte für Lärm herausgegeben.
Ein Appell an Politik und Wirtschaft: Es soll überall leiser werden.
Tempokontrollen sind doch möglich: Polizei jagt erfolgreich Motorrad-Raser
Im Harz werden zu schnelle „Biker“ leichter erwischt, als oft angenommen
wird. Derweil wächst die Liste der Orte mit Protesten gegen Motorradlärm.
Amtliche Lärmchecks von Motorrädern: Nur eins von Tausenden geprüft
Das Kraftfahrtbundesamt hat in 5 Jahren nur bei einem Motorrad-Modell die
Angaben des Herstellers zur Lautstärke kontrolliert.
Raser und Poser nerven am Sielwalleck: Mehr Fußball, bitte!
Jedes Wochenende fahren Vollidioten mit fetten Karren um die Wette und
verstopfen damit das Sielwalleck. Und die Polizei schaut zu
Neuer Abgasskandal: Audi in Erklärungsnot
Wen interessiert das neue Elektroauto, wenn es einen neuen Abgasskandal
gibt? Bei der Hauptversammlung sah sich Audi mit harten Vorwürfen
konfrontiert.
Kolumne Fremd und befremdlich: Der Schwanz der Nation
Autoposer sind Leute mit aufgemotzten Autos und dem Horizont eines
Fünfjährigen. Es würde keine Autoposer geben, wenn die Leute nicht so
neidisch auf sie wären.
Motorrad-Bilanz vom Wochenende: Die Sonne scheint, Biker sterben
Mindestens fünf Menschen sind am Wochenende bei Unfällen mit Motorrädern
ums Leben gekommen. Die Maschinen sind auch wegen ihres Lärms umstritten.
Studie der Deutschen Umwelthilfe: Diesel stinken auch nach Update
Die Bundesumweltministerin hält eine Hardware-Nachrüstung in der Debatte.
Doch die Autoindustrie wehrt sich.
Personalwechsel bei Volkswagen: Der Neue als „Kostenkiller“
Der Autokonzern wechselt trotz Rekordergebnissen überraschend die
Führungsspitze aus. Der Börsenkurs steigt, doch das Personalproblem
bleibt.
Erweiterung der Lärmgrenzwerte: EU-Politiker gegen Motorradlärm
Im Frühling wird es wieder laut auf Rennstrecken. Umweltexperten aus dem
EU-Parlament fordern strengere Zulassungsvorschriften.
Kommentar Dieselverbrecher: Schlimmer als die Atomindustrie
Die Auto-Bosse sind Verbrecher. Der Bund könnte sie zwingen, in einen Fonds
zur Absicherung der durch sie produzierten Risiken einzuzahlen.
Lärm durch zu laute Motoren: Härtere Regeln gegen Motorradlärm
Nach einem taz-Bericht fordert die Umweltbundesamt-Chefin schärfere
Prüfungen. Das Kraftfahrtbundesamt soll strenger beaufsichtigen.
Kommentar Laute Autos und Motorräder: Die Lärmtests sind eine Farce
Nicht nur bei Abgas und Verbrauch betrügen die Konzerne: Auch beim Lärm
wird offenbar systematisch getrickst – wahrscheinlich sogar legal.
Gesundheitsschädlicher Lärm: Brummen kann gefährlich werden
Dröhnende Geräusche technischer Anlagen können die Gesundheit schädigen.
Das ist sogar bei nicht hörbaren Tönen der Fall.
Überraschendes Studienergebnis: „Das größte Risiko ist die Depression“
Anwohner leiden, weil sie keine Perspektive haben, sich dem Lärm zu
entziehen, sagt Professor und Studienleiter Rainer Guski.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.