Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Gesundheitsschädlicher Lärm: Brummen kann gefährlich werden
> Dröhnende Geräusche technischer Anlagen können die Gesundheit schädigen.
> Das ist sogar bei nicht hörbaren Tönen der Fall.
Bild: Der hier brummt nur freundlich
Berlin taz | Nicht nur Verkehrslärm ist ein Störfaktor in manchen
Wohngebieten, sondern auch tieffrequenter Lärm, beispielsweise sogenanntes
Brummen. Das Umweltbundesamt hat jetzt einen Leitfaden zu diesem Thema
herausgegeben, der ein Bewusstsein für diese Problematik schaffen soll.
Der tieffrequente Schall hat eine niedrigere Tonhöhe als 90 Hertz und ist
langwelliger als gewöhnlicher Hörschall. Die tiefen Frequenzen umgeben den
Menschen oft im Alltag, etwa als dröhnendes Geräusch bei Fahrten im Auto,
Zug oder Flugzeug. Werden Menschen dauerhaft im Wohnumfeld damit beschallt,
kann dies ein Problem werden. Denn diese Geräusche werden von Menschen
schnell als bedrohlich wahrgenommen. Und selbst wenn man sie nicht hört,
können sie gesundheitliche Auswirkungen haben.
Wie der Mediziner Thomas Stiller erklärt, gilt dies bei Geräuschen unter 20
Hertz, die man auch als Infraschall bezeichnet. Sie reizen die Amygdala,
also das Angstzentrum im Gehirn. Ist man diesen Frequenzen über längere
Zeit ausgesetzt, kann es zu Schlafstörungen, Ängsten und Depressionen, aber
auch zu Gleichgewichtsstörungen oder einem Tinnitus kommen. Laut Stiller
sind etwa 10 bis 30 Prozent der Menschen anfällig für Beschwerden durch
Infraschall.
Woher aber kommt der gesundheitsgefährdende Schall? Quellen sind vor allem
Windkraftanlagen, aber auch Wärmeluftpumpen. Lärmschutzmaßnahmen gegen
Geräusche in diesen Frequenzen gibt es nicht.
Weitere Forschung wichtig
Dem Münchner Juristen Martin Schröder zufolge ist es zudem sehr schwer für
Anwohner, gegen die Lärmquellen zu klagen, da die gesetzlichen Regelungen
gut zwanzig Jahre alt sind. Das sogenannte Bundes-Immissionschutzgesetz
regelt zwar vor allem die Vorsorge und den Schutz vor Lärm. Und
Bauaufsichtsbehörden müssen den Immissionsschutz bei
genehmigungspflichtigen Anlagen, also etwa Windkraftanlagen, prüfen. Aber
bei den tieffrequenten Geräuschen konkretisiert das Gesetz keine
Schädlichkeitsschwelle, ein standardisiertes Prognoseverfahren gibt es
bisher nicht.
Laut Schröder liegt die Beweislast deshalb bei den Klägern. Sie müssen vor
Gericht Beweise erbringen, dass sie konkret durch einen bestimmten Lärm
geschädigt wurden. Eine Gesetzesreform mit verbesserten Kriterien werde es
ohne einen gesicherten Erkenntnisfortschritt aber nicht geben. Daher sei es
wichtig weiterzuforschen.
15 Mar 2017
## AUTOREN
Stella Muthorst
## TAGS
Umweltbundesamt
Lärm
Windkraft
Windkraft
Motorrad
Lesestück Recherche und Reportage
Lärm
Windkraft
Fluglärm
Fledermäuse
## ARTIKEL ZUM THEMA
Belastung durch Blockheizkraftwerke: Lärm in den Knochen
Das Bremer Wohnungsunternehmen Gewoba rühmt sich, energiesparende
Blockheizkraftwerle einzubauen. Über mögliche Gesundheitsschäden weiß es
nichts.
Lärm durch Windkraft: Watt is immer
Der Windkraftbetreiber Norderland will das Nachtbetriebsverbot für einige
Windanlagen aufheben lassen. Anwohner beklagen höhere Lärmbelastungen.
Lärm durch zu laute Motoren: Härtere Regeln gegen Motorradlärm
Nach einem taz-Bericht fordert die Umweltbundesamt-Chefin schärfere
Prüfungen. Das Kraftfahrtbundesamt soll strenger beaufsichtigen.
Unnötig laute Motorräder und Autos: Schummelklappen im Auspuff
Firmen wie BMW bauen Motorräder und Autos so, dass sie lauter sind als
nötig wäre. Das ermöglichen realitätsferne Zulassungstests.
Subjektive Lärmwahrnehmung: Schnaaaaauzeeeee
Seit es urbane Gesellschaften gibt, gibt es Ruhestörung. Die aber lässt
sich objektiv nicht definieren. Denn Lärm ist Ansichtssache.
Zu viele Ausnahmen für Windkraft: FDP entdeckt den Vogelschutz
Der Ausbau der Windenergie in Niedersachsen darf nach Ansicht der Liberalen
keinen Vorrang vor dem Artenschutz haben.
Petition gegen Fluglärm gestartet: BUND will Nachtruhe ausdehnen
Umweltverband will Flüge ab 22 Uhr verbieten und hat dazu eine
Volkspetition gestartet. Hintergrund ist ein starker Anstieg der späten
Starts und Landungen
Windkrafträder in Deutschland: Fledermäuse sind krasse Opfer
2016 wurden über 1.600 neue Windräder gebaut – das Bundesamt für
Naturschutz fordert jetzt, mehr Rücksicht auf Flora und Fauna zu nehmen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.