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# taz.de -- Petition gegen Fluglärm gestartet: BUND will Nachtruhe ausdehnen
> Umweltverband will Flüge ab 22 Uhr verbieten und hat dazu eine
> Volkspetition gestartet. Hintergrund ist ein starker Anstieg der späten
> Starts und Landungen
Bild: Könnte bald seltener werden: Flüge, die Hamburger um den Schlaf bringen
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat eine Volkspetition für ein
Nachtflugverbot zwischen 22 und sechs Uhr gestartet. „Die Zahl der
besonders störenden Flugbewegungen ist in den letzten fünf Jahren
kontinuierlich angestiegen“, kritisiert der BUND, „und dies trotz der
sogenannten ‚Pünktlichkeitsoffensive‘ von Senat und Flughafen.“ Dem soll
die Petition einen Riegel vorschieben. „Wir haben eine große Nachfrage“,
sagt BUND-Sprecher Paul Schmid. Jeden Tag riefen Leute an, um
Unterschriftenlisten anzufordern.
Am Hamburger Flughafen darf bereits heute nicht regulär nach 23 Uhr
gestartet und gelandet werden. Für Flüge, die sich verspäten, muss die
Fluggesellschaft draufzahlen. Trotz der Zuschläge hat die Zahl der späten
Flüge seit 2011 wieder zugenommen: zwischen 22 und 23 Uhr von rund 4.400
auf 6.300 Flüge im Jahr; zwischen 23 und 24 Uhr von 500 auf 800. Im
vergangenen Jahr gab es an höchstens 90 Tagen keine Flüge nach 23 Uhr, wie
aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Stephan
Jersch hervorgeht.
„Die zeitweilig ungünstige Entwicklung der Starts und Landungen nach 23 Uhr
ist durch eine Zunahme von unvermeidbaren Verspätungen verursacht“,
bedauerte der rot-grüne Senat in der Antwort auf eine Anfrage des
CDU-Abgeordneten Dennis Thering. Der Senat bemühe sich in Zusammenarbeit
mit den Airlines darum, die Zahl der Verspätungen zu verringern. Außerdem
will er die Starts und Landungen nach 23 Uhr in Viertelstunden-Intervallen
weiter verteuern. Einen entsprechenden Gebührenkatalog hat der Flughafen
bei der Wirtschaftsbehörde bereits eingereicht.
Der Senat und der Flughafen reagieren mit der Verschärfung auch auf die
Zahl der Beschwerden über den Fluglärm, die seit 2011 von rund 1.300 auf
3.600 in 2014 gestiegen ist. Bis 2016 stieg die Zahl auf 86.000. Der Senat
erklärt das damit, dass seit 2015 nicht mehr zwischen Einzel- und
Dauerbeschwerdeführern unterschieden wird, dass das Beschwerdeformular des
privaten Deutschen Fluglärmdienstes stark genutzt werde und es leichter
geworden sei, sich beim Fluglärmschutzbeauftragten online zu beschweren.
2016 hätten sich 751 Einzelpersonen beschwert. „Angesichts der
Beschwerdezahlen ist offensichtlich, dass sich ein Teil der
Beschwerdeführer sehr intensiv beschwert“, schreibt der Senat.
Janet Niemeyer, Sprecherin des Flughafens, erklärt die Zunahme der späten
Flüge mit der allgemeinen Zunahme des Flugverkehrs, der überdies ein sehr
komplexes System sei. „Wenn da irgendwo Sand ins Getriebe kommt, geraten
die Zeitpläne der Airlines durcheinander“, sagt sie – gleich, ob etwa
schlechtes Wetter oder Streiks die Ursache seien. Wären keine verspäteten
Landungen möglich, kämen die Passagiere nicht mehr nach Hause, sagt sie.
Auch habe der Flughafen bereits fünf Fluglinien in seine
Pünktlichkeitsoffensive eingebunden. Er verhandle mit den Airlines über
Lösungen für die wenigen Flüge, die häufig verspätet seien. Lösungen seien
größere Zeitpuffer und Reserveflugzeuge.
Der BUND will mit seinem Flugverbot ab 22 Uhr die Schrauben noch fester
anziehen. Er kann sich dabei auf einen Beschluss der Bundesärztekammer von
2012 stützen, die den besonderen Schutz der Nachtruhe von 22 bis sechs Uhr
forderte. Sollte es dazu kommen, würde der Hamburger Airport unattraktiv,
warnt Flughafensprecherin Niemeyer. Würde die Flugzeit beschnitten, sagt
Niemeyer, „hätte das Auswirkungen auf das gesamte Angebot“.
12 Mar 2017
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Fluglärm
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Gesundheit
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