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# taz.de -- Hamburg ignoriert Nachtflugverbot: Nächtliche Unruhe
> Hamburgs Flughafen verstößt öfter gegen das Nachtflugverbot. Der Rekord
> von 2016 ist bereits übertroffen. Gibt es eine Volkspetition?
Bild: Laut und gesundheitsschädlich: nächtlicher Fluglärm.
Hamburg taz | Der Hamburger Flughafen wird immer lauter. Allein im
September wurden nach offiziellen Zahlen der Airport-Gesellschaft 143
Verstöße gegen das Nachtflugverbot gezählt. Das sind 54 mehr als im
September 2016. Dabei sei fast die Hälfte der verspäteten Flüge bis 23.15
Uhr gelandet, knapp drei Viertel bis 23.30 Uhr. Somit sei das reguläre Ende
der Betriebszeit um 23 Uhr „oftmals nur um wenige Minuten“ überschritten
worden, heißt es im jetzt veröffentlichten September-Bericht der Flughafen
GmbH.
Ein wesentlicher Grund für die Zunahme sind die gestiegenen Fluggastzahlen.
Im September flogen neun Prozent mehr Passagiere als ein Jahr zuvor. Die
Airport-Gesellschaft hofft, erstmals die Marke von 17 Millionen Passagieren
zu überspringen.
Nach Angaben der Fluglärmschutzbeauftragten Gudrun Pieroh-Joußen sind somit
seit Januar 831 Flugzeuge mit nächtlichen Verspätungen gelandet und in
einigen Fällen auch gestartet. „Die Pünktlichkeitsoffensive ist leider noch
kein Erfolg“, so ihr Resümee. In dieser Vereinbarung vom April 2016 hatten
der Flughafen und mehrere große Airlines zugesagt, alles in ihrer Macht
Stehende zu tun, um nächtliche Verspätungen auf dem von Wohngebieten
umgebenen Airport zu vermeiden – bislang erfolglos.
„Die Situation verschärft sich weiter“, sagt Martin Mosel, Leiter des
Arbeitskreises Luftverkehr beim Umweltverband BUND in Hamburg. Er
befürchtet, dass bis zum Jahresende die Grenze von 1.000 Nachtflügen
überschritten wird. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 2016 liegt bei 773 –
und der ist jetzt ja bereits nach neun Monaten übertroffen worden. „Die
Verantwortlichen im Rathaus und am Flughafen müssen endlich aufwachen – die
vielen Betroffenen sind es leider längst“, kommentiert Hamburgs BUND-Chef
Manfred Braasch.
Mitte September hatte der BUND eine von rund 15.000 Menschen
unterschriebene Volkspetition für ein „konsequentes Nachtflugverbot“
zwischen 22 und sechs Uhr bei der Bürgerschaftskanzlei eingereicht.
Mindestens 100.000 Menschen seien gesundheitsschädlicher Lärmbelastung
durch den Flugbetrieb ausgesetzt. Das müsse beendet werden: „Es gibt ein
Grundrecht auf körperliche und seelische Unversehrtheit, aber kein Recht
auf Fliegen zu jeder Tages- und Nachtzeit“, so Braasch damals.
Die Fraktionsvorsitzenden von SPD und Grünen, Andreas Dressel und Anjes
Tjarks, hatten Sympathie für die Volkspetition signalisiert und eine
konstruktive Debatte in der Bürgerschaft zugesagt. Die Situation sei „nicht
akzeptabel“, sagten beide.
Auch jetzt stellt Dressel klar, dass die Lage am Flughafen „nicht länger
hinnehmbar“ sei. Noch in diesem Jahr würden in der politischen Diskussion
über die Volkspetition „der Handlungsbedarf und mögliche Maßnahmen
konkretisiert“. An eine Reduzierung der Betriebszeiten auf 22 Uhr glaubt
Dressel jedoch nicht: „Wir müssen zuerst dafür sorgen, dass die geltenden
Regeln eingehalten werden.“
17 Oct 2017
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
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