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# taz.de -- Fluglärmreport 2017: Laute Nächte
> Der Fluglärm am Hamburger Airport nimmt weiter zu, das Nachtflugverbot
> wird immer häufiger ignoriert. Eine Petition soll Abhilfe schaffen.
Bild: Ignorieren das Nachtflugverbot: Billig-Airlines am Hamburger Flughafen
In Hamburg sind die Nächte kurz – und laut. Vor allem am Flughafen landen
und starten nach Angaben des Umweltverbandes BUND immer mehr Flugzeuge in
den späten Abend- oder Nachtstunden.
So habe es nach offiziellen Unterlagen der Umweltbehörde, welche der BUND
ausgewertet hat, im vergangenen Jahr 8.404 Flugbewegungen zwischen 22 und 6
Uhr gegeben. Das sind gut 16 Prozent mehr als 2016.
Seit 2011 sei die Zahl der Nachtflüge sogar um 63 Prozent gestiegen, sagte
Martin Mosel, beim Umweltverband für Luftverkehr zuständig, am Dienstag bei
der Vorstellung des Fluglärmreports 2017.
Demnach nahm die Zahl der Flugbewegungen außerhalb der offiziellen
Betriebszeit zwischen 23 und 6 Uhr binnen Jahresfrist sogar um 29 Prozent
zu: von 953 Flugbewegungen im Jahr 2016 auf 1.229 im vergangenen Jahr. Der
sogenannte Fluglärmteppich, also das lärmbelastete Gebiet um den Flughafen,
habe sich von 13,9 Quadratkilometer im Jahr 2007 auf 14,7 Quadratkilometer
in 2017 ausgeweitet, obwohl die Zahl der Starts und Landungen stagniert.
„Weniger Flüge haben mehr Lärm erzeugt“, so der BUND, weil zunehmend mehr
lautere Flugzeuge unterwegs gewesen seien.
Vorigen Dezember hatte die Wirtschafts- und Verkehrsbehörde einen Vorschlag
der Fluglärmschutzkommission (FLSK) abgelehnt, dass verspätete Flieger nur
noch bis 23.30 Uhr auf dem Flughafen Fuhlsbüttel landen dürfen. Eine
Änderung der Betriebsgenehmigung sei „rechtlich nicht angezeigt“, erklärte
Staatsrat Andreas Rieckhof seinerzeit. Es sei aber nichts dagegen
einzuwenden, die geltenden Regelungen streng zu überwachen und Missbrauch
zu verfolgen.
Die Erhöhung der Verspätungs- und Lärmzuschläge seien jedoch folgenlos,
sagt BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch: „Diese Instrumente haben bislang
nachweislich nicht funktioniert.“
Denn der Lärmzuschlag beträgt für leise Flugzeuge gerade einmal elf Euro,
für mittellaute 58 bis 362 Euro, für extrem laute bis zu 3.680 Euro – für
internationale Airlines kein Abschreckungsgrund. Sie planen oftmals einen
zusätzlichen Flug pro Maschine ein, um diese besser auszulasten, und
ignorieren dadurch vorsätzlich das Nachtflugverbot.
Für den Hamburger Flughafen gilt eine Sperrzeit zwischen 23 und 6 Uhr. Wenn
ein Flugzeug aus unvermeidbaren Gründen später kommt, darf es noch bis 24
Uhr landen. Bereits im November hatte die Bürgerschaft über eine
Volkspetition des Umweltverbandes BUND und der Anwohnerinitiative „Nachts
ist Ruhe“ beraten, das Nachtflugverbot schon um 22 Uhr beginnen zu lassen
und keine Ausnahmen mehr zu erlauben.
Die Regierungsfraktionen SPD und Grüne sowie Die Linke hatten sich im Kern
im Sinne der Petition geäußert. Sie soll am Donnerstag auf einer
Expertenanhörung auf einer gemeinsamen Sitzung von Umwelt-, Verkehrs- und
Wirtschaftsausschuss beraten werden. Sollte das Parlament auf seiner
Plenarsitzung im April nicht im Sinne der Petition votieren, strebt die
Initiative einen Volksentscheid an.
Eine Sprecherin des Flughafens erklärte am Dienstag, dass Flüge in der Zeit
von 23 bis 24 Uhr zulässig seien und im Rahmen der Verspätungsregelung
stattfänden. Diese sei ein wichtiger Bestandteil der Betriebsgenehmigung am
Hamburg Airport.
21 Mar 2018
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
## TAGS
Fluglärm
Volksentscheid
Petition
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Lärmschutz
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Luftverkehr
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
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