| # taz.de -- Entschädigung von SED-Opfern: Arm nach Zwangsarbeit im DDR-Knast | |
| > Politische Gefangene in der DDR leisteten oft Zwangsarbeit. Aber sie | |
| > werden kaum entschädigt, kritisiert die SED-Opferbeauftragte Evelyn | |
| > Zupke. | |
| Bild: SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke in Berlin bei der Vorstellung ihres zwe… | |
| Die Filmemacherin Freya Klier, die [1][Liedermacher Stephan Krawczyk] und | |
| Gerulf Pannach, der Schriftsteller Jürgen Fuchs: Die Liste von | |
| DDR-Dissident:innen, die wegen „staatsfeindlicher Hetze“ im | |
| [2][Stasi-Gefängnis] saßen, lässt sich problemlos verlängern. In den Akten | |
| des [3][Frauengefängnisses Hoheneck] im Erzgebirge ist als einer der | |
| häufigsten Haftgründe „Republikflucht“ genannt. Die meisten politischen | |
| Gefangenen wurden psychisch und physisch gefoltert, nicht wenige starben | |
| früher oder später daran. Andere mussten in der Haft Zwangsarbeit leisten – | |
| in der Regel unter unhygienischen, menschenunwürdigen Zuständen. | |
| Nicht wenige der durch Zwangsarbeit entstandenen Produkte wurden für den | |
| Westen produziert, um damit Valuta einzunehmen. So wurden im Cottbuser | |
| Gefängnis Kameras hergestellt, die zu rund 80 Prozent in den Westen | |
| verkauft wurden. Als die DDR-Zwangsarbeit im Westen bekannt wurde, stellten | |
| einige Firmen Import und Handel mit den Kameras ein. | |
| Wer das [4][Martyrium DDR-Haft] überstanden hat, leidet nicht selten noch | |
| heute unter den Folgen: Albträume, Angstzustände, Atemwegs- und | |
| Knochenerkrankungen. Nicht wenige können nicht arbeiten und haben einen | |
| Anspruch auf eine Opferentschädigung. Doch diesem wird vielfach nicht | |
| entsprochen. „Weiterhin scheitert die breite Mehrheit der Betroffenen mit | |
| ihren Anträgen“, sagte die [5][SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke] am | |
| Donnerstag in Berlin, als sie ihren zweiten Jahresbericht vorstellte. Zupke | |
| sprach von 80 bis 90 Prozent der Anträge, die keinen Erfolg hätten – und | |
| nannte das dramatisch. | |
| Betroffen seien laut Zupke auch Opfer des Volksaufstandes am [6][17. Juni | |
| 1953]. Um den Tag herum kam es überall in der DDR zu Massendemonstrationen, | |
| Streiks und Protesten, die jedoch von der sowjetischen Besatzungsmacht und | |
| der DDR-Polizei zum Teil mit Panzern brutal beendet wurden. Zupke sagte, | |
| der 70. Jahrestag des Aufstands fordere dazu auf, „etwas für diese Menschen | |
| zu tun, die für Freiheit und Selbstbestimmung in der DDR gekämpft haben“. | |
| Nicht wenige der damaligen Aufständischen lebten heute zum Teil in | |
| „prekären sozialen Verhältnissen“, auch aufgrund ihrer gebrochenen | |
| Biografien. | |
| ## Bundesweiter Härtefallfonds gefordert | |
| Die SED-Opferbeauftragte drängte auch auf eine „Dynamisierung der | |
| Opferrente und einen besseren Schutz vor Altersarmut“. Sie verwies darauf, | |
| dass durch Inflation und Krieg Kosten für Strom, Heizung und Mieten in der | |
| Vergangenheit stark gestiegen seien, die Opferrenten seit Jahren aber auf | |
| „demselben Niveau verharrten“. | |
| Das bisherige Anerkennungssystem sei gescheitert, kritisierte Zupke. | |
| Ähnlich wie bei Soldat:innen, die nach Auslandseinsätzen nicht selten unter | |
| posttraumatischen Störungen leiden und diese eindeutig als Schäden | |
| anerkannt werden, sollte auch bei Opfern des DDR-Regimes von physischen und | |
| psychischen Schäden ausgegangen werden. Das halte sie für „DDR-Opfer klar | |
| für nötig“. | |
| Sie forderte einen bundesweiten Härtefallfonds. Der sei zwar geplant, doch | |
| noch immer sei nicht geklärt, wer für den Fonds zuständig sei. Sie forderte | |
| zudem mehr [7][Forschung zu DDR-Unrecht] und eine grundsätzlich bessere | |
| Aus- und Fortbildung zu SED-Unrecht von Mitarbeitenden jeglicher Behörden. | |
| 15 Jun 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Simone Schmollack | |
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