# taz.de -- Politische Häftlinge in DDR-Gefängnissen: Ikea zahlt in Härtefal… | |
> Der Möbelhändler Ikea will Geld für SED-Opfer bereitstellen, die | |
> Zwangsarbeit leisten mussten. Das Unternehmen will den Härtefallfonds | |
> unterstützen. | |
Bild: Ikea produzierte nicht nur bei VEB Polstermöbel in Rabenau (Foto 1980), … | |
Berlin taz | Der schwedische Möbelhändler Ikea will sechs Millionen Euro | |
für [1][Opfer der SED-Diktatur] bereitstellen. Dabei geht es insbesondere | |
um politische Häftlinge, die in den DDR-Gefängnissen Zwangsarbeit leisten | |
mussten. Am Dienstag hat Ikea Deutschland der SED-Opferbeauftragten beim | |
Deutschen Bundestag, Evelyn Zupke (SPD), deshalb eine Absichtserklärung | |
übergeben, den geplanten bundesweiten Härtefallfonds finanziell zu | |
unterstützen. | |
Die ganze Sache ins Rollen gebracht hatten vor allem der Verein „Union der | |
Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft“ [2][(UOKG)] mit Sitz in | |
Berlin und die SED-Opferbeauftragte. Dieses Amt war 2021 von der | |
Ampel-Koalition eingerichtet worden und wird seither von der früheren | |
DDR-Oppositionellen Evelyn Zupke bekleidet. Der UOKG-Bundesvorsitzende | |
Dieter Dombrowski begrüßte die Vereinbarung: „Gemeinsam sind wir den Weg | |
der Aufklärung gegangen. Ikea ist den Betroffenen auf Augenhöhe begegnet. | |
Die heutige Entscheidung ist wegweisend.“ | |
Vor mehr als zehn Jahren [3][war bekannt geworden], dass Ikea | |
wirtschaftlich massiv von Zwangsarbeit in DDR-Gefängnissen profitiert | |
hatte. Politische Häftlinge in der DDR waren bei der Produktion von | |
späteren Ikea-Artikeln beteiligt gewesen. Daraufhin hatte der Konzern 2012 | |
eine unabhängige Untersuchung eingeleitet und eine umfassende Studie zum | |
Thema Zwangsarbeit finanziert. | |
## Aldi Süd und Aldi Nord zeigen sich deutlich weniger offen | |
Im Gegensatz etwa zu Aldi Süd und Nord, die laut einer Studie der | |
Humboldt-Universität Berlin ebenso an Zwangsarbeit in DDR-Gefängnissen | |
beteiligt waren, hatte sich Ikea nie der Aufklärung, Aufarbeitung und dem | |
Dialog mit Betroffenen versperrt. Das lobt Dombrowski: „Nach dem | |
Bekanntwerden der Beteiligung des Unternehmens an Haftzwangsarbeit hat Ikea | |
unsere Einladung, ins Gespräch zu kommen, angenommen.“ Die UOKG wünsche | |
sich, dass weitere Firmen dem Vorbild von Ikea folgten. | |
Peter Keup, wissenschaftlicher Mitarbeiter der UOKG und verantwortlich für | |
den Kontakt zu den beiden Aldi-Konzernen, hofft vor dem Hintergrund des | |
Beispiels Ikea auf ein Umdenken der Aldi-Geschäftsleitungen. Ikea sei „ein | |
positives Beispiel des Umgangs mit der eigenen Firmengeschichte. Diese | |
Offenheit und Empathie wünschen wir uns auch von Aldi.“ | |
Natürlich könne kein Unternehmen das, was die Opfer in DDR-Gefängnissen | |
erleben mussten, ungeschehen machen, so Zupke. „Wir können ihnen aber heute | |
mit Respekt begegnen und sie insbesondere in Notlagen unterstützen.“ Dafür | |
ist der bundesweite Härtefallfonds gedacht: Er soll Opfer der SED-Diktatur | |
bei wirtschaftlichen Notlagen unbürokratisch unterstützen. Über seine | |
Einrichtung wird der Deutsche Bundestag auf Grundlage eines Gesetzentwurfs | |
der Bundesregierung in den kommenden Wochen entscheiden. | |
29 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Entschaedigung-von-SED-Opfern/!5941137 | |
[2] https://www.uokg.de/ | |
[3] https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/stiftung/aktuelles/studie-zur… | |
## AUTOREN | |
David Bieber | |
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