| # taz.de -- Zoff um NSA-Aufklärung: Ende mit Schrecken | |
| > Wurden die Deutschen massenhaft ausgespäht? Der | |
| > NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags hat sich über diese Frage | |
| > heillos zerstritten. | |
| Bild: Lauscht wer mit? Kanzlerin Angela Merkel vor dem NSA-Ausschuss, Februar 2… | |
| BERLIN taz | Klar ist: Am Mittwoch dürfte es im Bundestag noch mal laut | |
| werden, sehr laut. Am Nachmittag soll dort der Abschlussbericht des | |
| NSA-Untersuchungsausschusses diskutiert werden. Und um den ist ein wüster | |
| Streit entbrannt. | |
| Seit März 2014 hatte sich der Ausschuss den Enthüllungen des früheren | |
| NSA-Mitarbeiters Edward Snowden gewidmet. Nun endet er mit einem 1.822 | |
| Seiten starken Abschlussbericht – und so wie die NSA-Affäre begonnen hat: | |
| Mit einer Schlacht um die Deutungshoheit. | |
| Es war Kanzlerin Angela Merkel, die nach den Enthüllungen sagte, „abhören | |
| unter Freunden, das geht gar nicht“. Und ihr damaliger Kanzleramtschef | |
| Ronald Pofalla, der die Affäre für entschärft und beendet erklärte. Beides, | |
| so weiß man heute, stimmte nicht. Nicht nur spähte der US-Geheimdienst | |
| Merkels Handy aus – auch der deutsche BND knüpfte sich mit eigenen | |
| Suchwörtern, den Selektoren, die Kommunikation befreundeter Regierungen | |
| vor. | |
| Wie systematisch dies erfolgte – darüber aber gibt es Zoff zwischen den | |
| Fraktionen der Koalition und der Opposition. SPD-Obmann Christian Flisek | |
| sagte am Dienstag, Merkel habe zwar in der Affäre versagt und ihr | |
| Kanzleramt nichts für die Aufarbeitung getan. Es sei aber „klarer Befund“, | |
| dass die Deutschen nicht massenhaft überwacht wurden. Der Grüne Konstantin | |
| von Notz hielt dagegen: „Natürlich gab es eine anlasslose | |
| Massenüberwachung.“ Milliardenfach habe der BND Monat für Monat Daten aus | |
| seiner Abhörstation Bad Aibling an die NSA weitergeleitet. „Das ist | |
| rechtswidrig.“ | |
| „Völlig unnötige Rechthaberei“ | |
| Inzwischen ist der Streit eskaliert. Ausschusschef Patrick Sensburg (CDU) | |
| hat von Notz und Linken-Obfrau Martina Renner als Berichterstatter des | |
| Ausschusses abgesetzt. Beide hatten sich geweigert, ihre Unterschrift unter | |
| den Abschlussbericht zu setzen. Weil die Koalition ihr 450-seitiges | |
| Sondervotum zuerst in die Geheimschutzstelle des Bundestages verbannte, da | |
| dort vermeintlich Vertrauliches offenbart und Betroffenen kein rechtliches | |
| Gehör gewährt wurde. | |
| Inzwischen ist eine von der Opposition geschwärzte Version dem Bericht | |
| angehängt. Wegen des Affronts verweigern Grüne und Linke aber weiterhin die | |
| Unterschrift. | |
| SPD-Mann Flisek wirft der Opposition eine gewollte „Skandalisierung“ vor. | |
| Diese habe „die gesetzlichen Anforderungen an einen Ausschussbericht nicht | |
| verstanden“. Der Grüne von Notz spricht von „völlig unnötiger Rechthaber… | |
| der Koalition. In dem Sondervotum stehe nichts Geheimes, auch habe man | |
| wegen des offenen rechtlichen Gehörs dieses ja selbst geschwärzt. | |
| Pointe: Inzwischen ist der Bericht weitgehend ungeschwärzt geleakt, [1][auf | |
| dem Blog netzpolitik.org]. Dort ist nun etwa zu lesen, dass der BND | |
| reihenweise US-Außenpolitiker, europäische Botschaften, die OSZE in Wien, | |
| das Rote Kreuz in Genf oder die BBC ausforschte. Auch das wird nun am | |
| Mittwoch diskutiert. | |
| Und auch, dass Ausschusschef Sensburg bereits vor Wochen seine Sicht auf | |
| die NSA-Affäre darlegte: in einem eigenen Buch. Ein massenhaftes Abhören | |
| der Deutschen weist er auch dort zurück. Die Opposition hält dieses | |
| vorfristige Resümee für einen Affront. Auch SPD-Obmann Flisek spricht von | |
| einem „Unding“. Ein wenig Einklang gibt es am Ende dann doch. | |
| 28 Jun 2017 | |
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| [1] https://netzpolitik.org/2017/geheimdienst-untersuchungsausschuss-wir-veroef… | |
| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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