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# taz.de -- NSA-Abhöraffäre: Dänischer Dienst half der NSA
> Dass die US-amerikanische NSA europäische Spitzenpolitiker abhörte, war
> bekannt. Nach neuen Recherchen half dabei der dänische Geheimdienst.
Bild: Hatte Helfer in Dänemark: Die NSA-Zentrale in Fort Meade, Maryland
Berlin/Kopenhagen rtr/taz | Der dänische Geheimdienst hat Medienberichten
zufolge dem US-amerikanischen Auslandsgeheimdienst NSA beim [1][Abhören
europäischer Spitzenpolitiker] geholfen. Gezielt belauscht worden seien
unter anderen Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Frank-Walter
Steinmeier und der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, berichtet
der Dänische Rundfunk (DR) unter Berufung auf Geheimdienstquellen. Der DR
recherchierte den Fall zusammen mit europäischen Medien, darunter NDR, WDR
und Süddeutsche Zeitung (SZ).
Der dänische Auslands- und Militärgeheimdienst Forsvarets
Efterretningstjeneste (FE) ermöglichte demnach der NSA die Nutzung der
geheimen Abhörstation Sandagergardan in der Nähe von Kopenhagen. Hier
befinde sich ein wichtiger Internetknotenpunkt verschiedener Unterseekabel,
den die Nachrichtendienste angezapft hätten. Die dänische Regierung habe
von der Überwachung europäischer Nachbarländer den Angaben zufolge wohl
spätestens seit 2015 gewusst.
Damals entstand der so genannte Dunhammer-Report. In dem geheim gehaltenen
Papier hatten dänische Geheimdienst- und IT-Spezialisten in Reaktion auf
die Snowden-Enthüllungen zusammengetragen, inwieweit der dänische
Nachrichtendienst mit der NSA kooperierte.
Dabei erfuhr die dänische Regierung den Recherchen zufolge offenbar auch,
dass Dänemark dabei half, führende Politikerinnen und Politiker aus
Schweden, Norwegen, den Niederlanden, Frankreich und auch Deutschland
abzuhören.
## Dänischer Geheimdienst half, die eigene Regierung zu überwachen
Im Interview mit NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung sagte Steinbrück, er
habe erst durch diese Recherche vom Abhören seiner Person erfahren.
„Politisch halte ich das für einen Skandal“, so Steinbrück. Zwar glaube e…
dass auch westliche Staaten funktionsfähige und tüchtige Nachrichtendienste
benötigten. Doch zeige diese Art des Abhörens unter Partnern, „dass sie
doch ein ziemliches Eigenleben führen.“
Laut Geheimdienstquellen des dänischen Senders DR nutzten die NSA und der
dänische FE für die Überwachung die Spionagesoftware „XKeyscore“. Dieses
Programm wurde in der Vergangenheit von der NSA und befreundeten
Geheimdiensten, darunter auch der [2][Bundesnachrichtendienst (BND)],
benutzt, um bestimmte Suchbegriffe wie Mailadressen oder Telefonnummern aus
großen Datenströmen zu filtern und zu analysieren.
Laut des bis heute geheim gehaltenen Dunhammer-Reports, der die
Zusammenarbeit zwischen NSA und FE in den Jahren 2012 und 2014 untersuchte,
zielte die Überwachung auch auf Dänemark selbst, heißt es in den Berichten.
So waren Ziele im dänischen Außen- und Finanzministerium sowie in einer
dänischen Rüstungsfirma ausspioniert worden. Der dänische
Auslandsgeheimdienst half demnach den US-Amerikanern, die eigene Regierung
zu überwachen. Das ist nach dänischem Recht verboten und führte nach
Bekanntwerden im Jahr 2020 zu einer Welle der Entrüstung.
Im Zuge der Aufklärung des Skandals musste bereits die gesamte Führung des
FE zurücktreten, darunter auch der ehemalige Geheimdienstchef Thomas
Ahrenkiel, der Botschafter in Deutschland hätte werden sollen. Was damals
nicht bekannt wurde: dass auch Merkel, Steinmeier und Steinbrück offenbar
Ziele der Spionage aus Dänemark wurden.
Die NSA, der dänische Geheimdienst FE und das dänische
Verteidigungsministerium wollten die Recherchen auf Anfrage nicht
kommentieren. Die dänische Verteidigungsministerin teilte allgemein mit,
„ein systematisches Abhören enger Verbündeter ist inakzeptabel.“
31 May 2021
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