| # taz.de -- Programm der Ampel-Koalition: Das haben sie davon | |
| > 178 Seiten dick ist der Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP. Wer | |
| > profitiert, wer weniger? Von der Rentnerin bis zum Nazi – zehn fiktive | |
| > Beispiele. | |
| ## Die Pflegekraft | |
| Mehr als einmal hat sie überlegt, ihren Job an den Nagel zu hängen. Die | |
| ständige Unterbesetzung auf der Station, das lächerliche Gehalt. Zumindest | |
| hatte es 2020 einen Coronabonus von 1.000 Euro gegeben, nachdem die | |
| Krankenhäuser monatelang aus allen Nähten geplatzt waren. | |
| Einmal war ihre Station so dünn besetzt gewesen, dass sie einen Mann, der | |
| auf dem Weg zur Toilette gestürzt war, 20 Minuten lang in seinem Urin | |
| liegen lassen musste, weil ein anderer Patient dringender ihre Hilfe | |
| benötigt hatte. Wegen solcher Vorkommnisse kann sie oft nicht einschlafen | |
| oder wacht plötzlich auf, weil sie denkt, dass sie etwas Wichtiges | |
| vergessen hat. | |
| Immerhin will die neue Bundesregierung Pflegemitarbeitern nun insgesamt | |
| eine Milliarde Euro ausbezahlen. Doch am Ende werden vermutlich trotzdem | |
| nur wenige Hundert Euro auf ihrem Konto landen. Dafür hat sich bei der | |
| Personalbesetzung etwas getan seit die Ampelkoalition die verpflichtenden | |
| Personaluntergrenzen auf alle Pflegebereiche ausgeweitet hat und die | |
| Kliniken bedarfsgerechter finanziert. | |
| Auch die Zuschläge sind nun steuerfrei. Doch das alles genügt nicht, um | |
| ihren Kündigungswunsch abzuwenden. Aber wenn sie weg wäre, müssten ihre | |
| Kollegen noch härter arbeiten, vermutet sie. Also macht sie vorerst weiter. | |
| (Jörg Wimalasena) | |
| ## Der Millionär | |
| Er hatte gehofft, dass sich Leistung in diesem Land endlich wieder lohnt. | |
| Und jetzt? Keine Steuersenkungen, nicht mal der Soli wird abgeschafft. | |
| Immerhin: Seine private Krankenversicherung kann er behalten. | |
| Voller Wut springt er in seinen steuersubventionierten Dienstwagen. Am | |
| besten runterfahren kann er bei Tempo 180. „Was haben nur alle gegen | |
| mich?“, überlegt er, während er sich in sein Lenkrad krallt. Ist doch nicht | |
| so, dass ihm die Umwelt egal ist. Schließlich fährt er einen | |
| Elektro-Porsche. Aber jetzt wird auch noch das Dienstwagenprivileg für | |
| Hybridautos abgeschafft. Und wie geht es mit seiner Reinigungsfirma weiter, | |
| wenn er mehr Mindestlohn zahlen muss? | |
| Vielleicht sollte er einfach in den Ruhestand gehen und sein Geld in | |
| Immobilien stecken. Die Mieten steigen schließlich weiter. Jetzt denkt er | |
| an sein Konto in Luxemburg. Auch hier ist es komplizierter geworden: Mit | |
| einem Geldkoffer darf er nämlich keine Häuser mehr in Deutschland kaufen. | |
| Und auch der Erwerb von Eigentum mit einer seiner vielen GmbHs ist | |
| schwieriger als früher. Bisher konnte er mit Share Deals die | |
| Grunderwerbssteuer sparen. | |
| An der Baustelle für einen neuen Fahrradweg muss er plötzlich scharf | |
| abbremsen und verliert die Kontrolle über seinen Porsche. Immerhin, denkt | |
| er kurz vor dem Aufprall, zahlt mein Sohn keine Erbschaftssteuer. (Kersten | |
| Augustin) | |
| ## Die lesbische Mutter | |
| Sie und ihre Partnerin wollen ein Kind bekommen. Ein befreundeter schwuler | |
| Mann soll der Vater werden. Ein Jahr lang versuchen die drei, schwanger zu | |
| werden. Weil es nicht klappen will, entscheiden sie sich für eine | |
| künstliche Befruchtung, die sogenannte In-Vitro-Fertilisation. Die war für | |
| lesbische Paare lange Zeit gar nicht oder nur manchmal möglich. Doch seit | |
| dem Regierungswechsel werden die Kosten dafür zum Teil von den | |
| Krankenkassen übernommen. | |
| Beim zweiten Versuch wird sie schwanger und entscheidet sich für einen | |
| hebammengeleiteten Kreißsaal, der kürzlich bei ihr um die Ecke eröffnet | |
| hat. Dort wird sie während der vierzehn Stunden andauernden Geburt eins zu | |
| eins von einer Hebamme betreut. | |
| Als das Kind auf der Welt ist, muss ihre Partnerin kein langes | |
| bürokratisches Verfahren über sich ergehen und sich Fragen zu ihren | |
| Lebensumständen und ihrer Sexualität stellen lassen, bevor sie ihr Kind | |
| adoptieren kann. Sie wird stattdessen automatisch ebenfalls als Mutter | |
| anerkannt. | |
| Nach der Geburt nimmt sich die Partnerin zwei Wochen lang vergütet frei, um | |
| für sie und ihr Kind da zu sein, Elterngeld beantragt das Paar digital. | |
| Weil sich der Vater auch einbringen möchte, bekommt er das kleine | |
| Sorgerecht. Ein oder zwei Tage pro Woche wird das Kind später bei ihm | |
| verbringen. (Patricia Hecht) | |
| ## Die Klimaaktivistin | |
| Sie ist entsetzt über den Ampelentschluss zu dem von Kohlebaggern bedrohten | |
| Lützerath. „Die im dritten Umsiedlungsabschnitt betroffenen Dörfer im | |
| Rheinischen Revier wollen wir erhalten. Über Lützerath werden die Gerichte | |
| entscheiden“, heißt es im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP. | |
| Sie studiert Geografie in Aachen und ist seit 2018 in der Klimabewegung | |
| aktiv. Sie kennt Lützerath durch verschiedene Protestaktionen. Es sei gut, | |
| dass die anderen fünf Dörfer gerettet worden sind. Aber allein die | |
| Möglichkeit eines Abrisses von Lützerath sei der falsche Weg, findet sie. | |
| Andere Koalitionspläne wie den Kohleausstieg sowie 80 Prozent des Stroms | |
| aus erneuerbaren Energien bis 2030 oder 2 Prozent der Bundesfläche für | |
| Windräder auszuweisen, hält sie für richtig. Aber eins steht fest: Sie wird | |
| sich auch weiter für eine bessere Klimapolitik einsetzen – in Lützerath und | |
| anderswo. (Enno Schöningh) | |
| ## Der Schutzsuchende | |
| Er ist 24 Jahre alt, schwul und kommt nicht aus Dakar, sondern aus Kabul. | |
| Letzteres spielt eine entscheidende Rolle, wenn er in seiner Heimat bedroht | |
| und deshalb nach Deutschland kommen möchte. Als Afghane könnte er von dem | |
| humanitären Hilfsprogramm profitieren, das die künftige Bundesregierung neu | |
| auflegen will – und als Schutzsuchender legal einreisen. Der Senegal | |
| hingegen bleibt auch unter der Ampel ein „sicherer“ Herkunftsstaat, das | |
| konnten auch die Grünen nicht ändern. Die systematische Verfolgung | |
| Homosexueller im Land erkennt der deutsche Staat im Asylverfahren nicht an. | |
| Doch, wie gesagt, er kommt aus Kabul und nicht aus Dakar und deshalb erhält | |
| er im März 2022 einen der geplanten 20.000 Plätze im Aufnahmeprogramm der | |
| Bundesregierung für Afghanistan. Damit ist er als Schutzsuchender in | |
| Deutschland vergleichsweise gut dran: Er kann einen Integrationskurs | |
| besuchen, sofort arbeiten und nach fünf Jahren eine Niederlassungserlaubnis | |
| beantragen. Davon können andere Schutzsuchende bislang nur träumen. | |
| Doch das ändert sich. Wie SPD, Grüne und FDP beschlossen haben, sollen | |
| künftig auch abgelehnte Asylbewerber:innen, die in Deutschland „geduldet“ | |
| werden, einen Integrationskurs besuchen, arbeiten gehen oder eine | |
| Ausbildung anfangen können. Wer gut integriert ist, soll dauerhaft bleiben | |
| dürfen und nicht in der permanenten Unsicherheit leben, eines Tages doch | |
| abgeschoben zu werden. | |
| Wäre er also wie mehr als 200.000 Asylbewerber:innen mit abgelehntem | |
| Asylbescheid im Land nur „geduldet“, müsste er sich dann nicht mehr vor | |
| einer Abschiebung nach Kabul fürchten. Vielleicht erlässt der neue | |
| SPD-Innenminister aber ohnehin einen Abschiebestopp, die Möglichkeit dazu | |
| soll er jedenfalls erhalten. So oder so: Für Schutzsuchende wie den jungen | |
| Mann aus Kabul macht die Ampel eine bessere Politik als die Groko – sofern | |
| er es nach Deutschland schafft. (Ralf Pauli) | |
| ## Der Geringverdiener | |
| Während sich 2020 viele ins Homeoffice zurückzogen, lieferte er zweimal pro | |
| Woche mit dem Fahrrad Essen aus. Dafür bekam er 10,50 Euro die Stunde. Der | |
| schwere Rucksack verursachte ihm Rückenschmerzen. Mehrfach wäre er fast von | |
| einem Auto angefahren worden. Oft musste er die langen Treppen in den | |
| Berliner Altbauten bis in den obersten Stock erklimmen, um dann doch kein | |
| Trinkgeld zu bekommen. | |
| Und dann war da noch die Sache mit den Rentenpunkten, die er nicht sammeln | |
| konnte, denn er war Minijobber. Er hätte zwar in die Rentenkasse einzahlen | |
| können, aber das Geld hätte ihm dann für den täglichen Bedarf gefehlt. | |
| Außerdem hätten die paar Kröten seine Rente ohnehin nur marginal | |
| aufgebessert. Deshalb entschied er sich wie 80 Prozent aller Minijobber | |
| dagegen. Am ernüchterndsten aber fand er, dass er selbst mit einem | |
| sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjob am Ende seines Arbeitslebens | |
| nicht über das Grundsicherungsniveau hinausgekommen wäre. | |
| Ein Jahr später hat sich seine Situation marginal verbessert: Nachdem die | |
| neue Bundesregierung den Mindestlohn auf 12 Euro erhöhte, hat er zum ersten | |
| Mal in seinem Berufsleben am Ende des Monats etwas Geld übrig. Einen | |
| sozialversicherungspflichtigen Job hat er dennoch nicht. Denn die | |
| Ampelkoalition hat die Zuverdienstgrenzen für Minijobs erhöht. Wie bei | |
| vielen anderen Arbeitnehmern in Deutschland bleibt seine Arbeit also nach | |
| wie vor ein Nebenjob. | |
| Und richtig ärgerlich ist noch etwas anderes: Seit SPD, Grüne und FDP | |
| beschlossen haben, längere Arbeitszeiten zuzulassen, muss er teilweise bis | |
| zu 13 Stunden am Stück arbeiten. Wie lange er diese mörderischen Schichten | |
| noch durchhält, weiß er nicht. (Jörg Wimalasena) | |
| ## Der Jugendliche | |
| Er ist 12, gefühlt 16 Jahre alt. In vier Jahren wird er dann auch wirklich | |
| so alt sein und zum ersten Mal wählen dürfen. Zunächst 2024 das Europäische | |
| Parlament, und ein Jahr später auch den neuen Bundestag. Die Ampel will das | |
| Wahlalter nämlich auf 16 Jahre senken. Für die Bundestagswahlen muss aber | |
| zunächst das Grundgesetz geändert werden. Das geht nur mit einer | |
| Zweidrittelmehrheit, in diesem Fall also nur mit Stimmen aus der | |
| Opposition. | |
| Im Grundgesetz soll er auch seine Rechte als Kind nachlesen können. Die | |
| Ampelkoalition will sie dort verankern. Derzeit bekommen seine Eltern 204 | |
| Euro Kindergeld für ihn. Er kann darauf hoffen, dass ihm dieses Geld, | |
| sollte er später studieren, direkt aufs Konto überwiesen wird. Die Ampel | |
| will das Bafög zum einen so reformieren, dass es deutlich mehr Menschen | |
| bekommen. Und diese sollen eine Summe, die sich an der Höhe des | |
| Garantiebetrags der Kindergrundsicherung orientiert, als Festbetrag | |
| erhalten, egal, wie viel ihre Eltern verdienen. | |
| Davon kann er sich dann später ganz legal auch eine Flasche Wodka oder ein | |
| paar Gramm Cannabis kaufen. Mal sehen, ob er in vier Jahren dann | |
| tatsächlich für eine der Ampelparteien stimmt. Denn im Sommer hat er zum | |
| ersten Mal mit Fridays for Future demonstriert. Und die haben ihm jetzt | |
| geschrieben, dass das Regierungsprogramm der Klimakrise vorne und hinten | |
| nicht gerecht werde. Seine Unterstützung sei wichtiger denn je! (Anna | |
| Lehmann) | |
| ## Der Nazi | |
| Es könnte ungemütlich für ihn werden. „Rechtsextremismus ist derzeit die | |
| größte Bedrohung unserer Demokratie“, schreibt die Ampel. Und setzt als | |
| Gegenmittel auf einen Mix aus „Prävention, Deradikalisierung und effektiver | |
| Gefahrenabwehr“. Ein Verbot von Kameradschaften wie der, in der er | |
| mitmischt, ist möglich, aber nicht explizit benannt. Dafür spricht aber die | |
| Ankündigung, „entschieden“ gegen „verfassungsfeindliche Bestrebungen“ | |
| vorgehen zu wollen. | |
| Der Verfassungsschutz behält ihn jedenfalls weiter im Blick. Der | |
| Geheimdienst wird nicht, wie von den Grünen nach dem NSU-Versagen | |
| gefordert, eingedampft. Stattdessen gibt es das Bekenntnis: | |
| „Nachrichtendienste sind ein wichtiger Teil der wehrhaften Demokratie.“ | |
| Dass sein Kameradschaftsanführer V-Mann ist und mit seinem Salär Fahrten zu | |
| Aufmärschen finanziert, soll aber nicht mehr passieren. Spitzeleinsätze | |
| sollen noch mal gesetzlich geregelt und „parlamentarisch überprüfbar“ | |
| werden. | |
| Auch, dass er unter Fake-Namen von seinem Facebook-Profil aus wüste | |
| Drohungen, vor allem gegen Frauen, raushaut, könnte für ihn zum Problem | |
| werden. Die Ampel will zwar Massenüberwachung runterfahren, entsprechende | |
| Software einschränken, der Bundespolizei Onlinedurchsuchung und | |
| Quellen-Telekommunikationsüberwachung verbieten. Aber mit einer neuen | |
| „Log-in Falle“ soll eine grundrechtsschonende Alternative her: Fällt er nun | |
| mit einer Morddrohung auf, würde Facebook verpflichtet, beim nächsten | |
| Log-in seine IP-Adresse der Polizei zu übermitteln. Die käme so an seinen | |
| Namen und seine Anschrift, die beim Telekommunikationsanbieter hinterlegt | |
| sind. Seine frauen- und queerfeindlichen Drohungen sollen künftig auch | |
| besser erfasst werden und bedrohte Personen sollen leichter | |
| Auskunftssperren im Melderegister durchsetzen können. Seine Spenden via | |
| Kryptowährung an eine US-Rechtsterrortruppe soll hingegen mit neuen | |
| Instrumenten für die Geheimdienste gestoppt werden. | |
| Auch sein illegales Sturmgewehr im Keller soll verschwinden. Die Ampel will | |
| Extremisten „konsequent entwaffnen“ und effektivere Kontrollen – was jedo… | |
| auch schon die Groko mit mäßigem Erfolg versuchte. Aus der | |
| Schreckschusswaffe, die er sich noch besorgen will, wird wohl nichts mehr: | |
| Hier soll nun schon beim Erwerb ein Kleiner Waffenschein vorgelegt werden | |
| müssen – nicht erst später fürs „Führen“, also Herumtragen. | |
| Noch ungemütlicher wird es für seinen Kumpel, der immer wieder mit | |
| Gewalttaten und Bombenbauanleitungen auffiel und gerade im Gefängnis sitzt. | |
| Denn die Früherkennung, auch von rechtsextremen Gefährdern, soll „forciert�… | |
| und deren Überwachung koordinierter werden. Und: Das | |
| Deradikalisierungsprogramm im Knast steht nicht mehr auf der Kippe – die | |
| Ampel will es „verlässlich“ finanzieren. Auch die zivilgesellschaftlichen | |
| Projekte gegen Hass im Netz und Verschwörungsmythen sind künftig | |
| langfristig abgesichert, durch das schon lange geforderte | |
| Demokratiefördergesetz. Und wenn’s richtig gut läuft, wird er demnächst | |
| sogar zur Ausstiegsberatung aufschlagen. (Konrad Litschko) | |
| ## Die Arbeitslose | |
| Sie ist 40 Jahre alt, wohnhaft in Bremen, alleinerziehend mit einer | |
| siebenjährigen Tochter und hat gerade als Selbstständige ihren schlecht | |
| laufenden Trödelladen aufgeben müssen. Jetzt muss sie, die keine | |
| abgeschlossene Berufsausbildung hat, Hartz IV beantragen, um mit ihrer | |
| Tochter über die Runden zu kommen. | |
| Die Bruttomiete der Zweieinhalbzimmerwohnung ist mit 1.000 Euro relativ | |
| hoch. und sie ist froh, dass die Ampelkoalition die Regelung aus der | |
| Coronakrise verstetigen will, nach der das Jobcenter zumindest in den | |
| ersten beiden Jahren die Wohnkosten übernimmt, egal, wie hoch die Miete | |
| ist. Sie findet es gut, dass die Grundsicherung demnächst „Bürgergeld“ | |
| heißen soll. Das ruft nicht so negative Assoziationen hervor wie der | |
| Begriff „Hartz IV“. | |
| Sie will sich erst mal mit Teilzeitjobs als Verkäuferin durchschlagen und | |
| hofft auf die verbesserte Anrechnung von Zuverdiensten, die der | |
| Koalitionsvertrag verspricht. Sie überlegt, eine Ausbildung zur | |
| Krankenpflegerin zu machen, am liebsten wäre ihr eine „Teilzeitausbildung“, | |
| was laut Koalitionsvertrag bei Müttern mit kleinen Kindern gefördert werden | |
| soll. | |
| Ihre Tochter soll zusätzlich zum Regelsatz im Hartz-IV-Bezug einen | |
| monatlichen „Sofortzuschlag“ erhalten, als eine Art Vorläufer zur | |
| „Kindergrundsicherung“, die erst in zwei, drei Jahren kommen soll. Sie hat | |
| gerüchteweise gehört, dass der Sofortzuschlag 10 bis 20 Euro mehr im Monat | |
| sein könnte, was sie wenig findet angesichts des Boheis um die | |
| „Kindergrundsicherung“. (Barbara Dribbusch) | |
| ## Die Rentnerin | |
| Sie ist 75 Jahre alt, wohnhaft in Stuttgart und Rentnerin. Sie hat mit der | |
| Rente aus ihrer Tätigkeit als Verkäuferin und ihrer Witwenrente zusammen | |
| rund 1.100 Euro netto im Monat zur Verfügung. Ihre Rente sollte sich | |
| eigentlich im kommenden Jahr um rund 5 Prozent erhöhen. Die Entwicklung der | |
| Renten richtet sich vor allem nach der Entwicklung der Bruttolöhne im | |
| vorangegangenen Jahr, wobei Rentensenkungen gesetzlich ausgeschlossen sind. | |
| Laut Koalitionsvertrag will die Ampel nun den sogenannten „Nachholfaktor“ | |
| „rechtzeitig vor den Rentenanpassungen ab 2022 wieder aktivieren“. Greift | |
| dieser Faktor, wird die Rentenentwicklung gedämpft, weil dann die negative | |
| Lohnentwicklung im Coronajahr 2020 gewissermaßen nachholend anteilig in die | |
| Rentenanpassung 2022 eingerechnet wird. Ihre Rente wird dann im nächsten | |
| Jahr nicht mehr so stark steigen wie bislang gedacht. | |
| Sie findet diese Rentendämpfung in Ordnung, zumal sie weiß, dass sich ihre | |
| Tochter, 45 Jahre alt, um ihre gesetzliche Rente Sorgen macht und über eine | |
| private zusätzliche Vorsorge nachdenkt. Die Ampel will statt der | |
| Riester-Rente eine neue private Altersvorsorge entwickeln. Dabei prüft man | |
| auch, ob Anlageprodukte mit „höheren Renditen als Riester“ gefördert werd… | |
| könnten. Höhere Rendite bedeutet höheres Risiko. Ob ihre Tochter riskante | |
| Anlagen für ihre private Altersvorsorge wählen wird, ist allerdings | |
| fraglich. (Barbara Dribbusch) | |
| 28 Nov 2021 | |
| ## AUTOREN | |
| Barbara Dribbusch | |
| Jörg Wimalasena | |
| Anna Lehmann | |
| Patricia Hecht | |
| Konrad Litschko | |
| Ralf Pauli | |
| Enno Schöningh | |
| Kersten Augustin | |
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