| # taz.de -- Ergebnis der Europawahl in Deutschland: Die Anti-Ampel-Wahl | |
| > Die Ampel-Regierung wurde mit einem historischen Ergebnis abgestraft, | |
| > Union und Populist*innen triumphieren. Geht Politik 2024 nur noch in | |
| > populistisch? | |
| Bild: Ganz schön bedröppelt: Die Ampel-Koalitionäre haben zusammen weniger a… | |
| Das Wahlvolk nutzt Europawahlen oft als Denkzettel für die Regierung. Aber | |
| nur ein Drittel für die Ampelparteien? Das ist mehr als Ausdruck situativen | |
| Missvergnügens. Das letzte Mal, dass Regierungsparteien bei einer | |
| Europawahl so miserabel abschnitten, war 2004. Ein Jahr später war Rot-Grün | |
| am Ende. Man muss kein Untergangsprophet sein, um das für ein Menetekel zu | |
| halten. | |
| Dabei hat die SPD viel Energie und politisches Kapital investiert. Der | |
| Kanzler, der gar nicht zur Wahl stand, lächelte besonnen von den Plakaten. | |
| Angesichts des Rechtsrucks in Europa hoffte die SPD auf [1][die | |
| Gegenmobilisierung]. Dieses Kalkül ist nicht aufgegangen. Die | |
| Wahlbeteiligung zeigt zwar, dass viele die Vorstellung aufgeschreckt hat, | |
| dass Le Pen und Meloni in Europa den Ton vorgeben. Deshalb haben viele für | |
| eine demokratische Partei votiert – aber nicht für [2][die | |
| Sozialdemokraten]. | |
| Und jetzt? Das Vertrauen in Scholz’ Erzählung, dass die Deutschen am Ende | |
| ihn und nicht Merz als Kanzler wollen, hat noch mehr Risse bekommen. Die | |
| Debatte, ob [3][Boris Pistorius] Scholz verdrängen wird, ist allerdings | |
| noch immer mediale Flatterhaftigkeit und keine realpolitische Möglichkeit. | |
| ## Anti-Ampel-Affekt und Grünen-Groll | |
| Die Union hat fast so viel Zuspruch bekommen wie SPD, Grüne und FDP | |
| zusammen. Wenn man Wahlen ganz altmodisch als Konkurrenz unterschiedlicher | |
| Ideen versteht, ist das ein erstaunlicher Sieg. Aber was will die Union | |
| eigentlich? Auf ihren Plakaten prangten Slogans, die wie ein „Best of“ der | |
| letzten 50 Jahre wirkten: Wohlstand und Freiheit. Die Union hat auf die | |
| Anti-Ampel-Stimmung vertraut. Selbst etwas zu wollen, hätte da nur gestört. | |
| Das ist ein Wink für die Bundestagswahl 2025: Scholz’ Hoffnung, gegen einen | |
| angriffslustigen, wankelmütigen Merz automatisch im Vorteil zu sein, kann | |
| von etwas anderem verdrängt werden: der fest eingravierten Ablehnung gegen | |
| die Ampel. Die mag auch das AfD-Ergebnis erklären. Die AfD ist zudem, fast | |
| wie Trump, resistent gegen Skandale. | |
| Die Grünen wirken noch ratloser als die SPD. Der Anti-Ampel-Affekt ist vor | |
| allem ein teils irrationaler Hass auf die Ökopartei. Das Image, eine | |
| moralisierende Partei von Besserverdienern zu sein, ist tief eingefräst. | |
| Die Grünen wirken in einer veränderungsunwilligen Gesellschaft wie eine | |
| Provokation. Auch sich selbst zu verharmlosen und [4][Robert Habeck als | |
| onkelhaften Wiedergänger von Ludwig Erhard] zu inszenieren, nutzt nichts. | |
| Diese Wahl zeigt: Die Stimmung ist anti-öko und antilinks. Beides spiegelt | |
| sich auch im Aufstieg der Wagenknecht-Partei und im Abstieg der | |
| Linkspartei. Die Mitte-links-Parteien stehen vor einer unschönen Frage: | |
| Müssen sie populistischer werden, um die Populisten zu schlagen? | |
| 9 Jun 2024 | |
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| Stefan Reinecke | |
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