# taz.de -- Unterwanderung der Bauernproteste: Alles, was rechts ist | |
> Die Behörden verharmlosen rechtsextreme Tendenzen bei den | |
> Bauernprotesten des vergangenen Winters. Es naht die erste große Demo | |
> der Saison. | |
Bild: Ein Traktor führt die Flagge des einstigen Königreichs Sachsen, die hä… | |
Auf dem Höhepunkt der Bauernproteste waren sie alle da: Die vom | |
Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestufte Identitäre Bewegung | |
verteilte Flugblätter. AfD-Politiker zeigten Präsenz, die rechtsextreme | |
Partei Freie Sachsen nahm Videos auf. Das Kamerateam eines | |
öffentlichen-rechtlichen Senders wurde mit „Lügenpresse“-Rufen beschimpft. | |
All das geschah ungehindert, ohne Gegenrede. | |
Alles Einzelfälle, wie die Behörden sagen? Alles Schnee von gestern? | |
Tatsächlich konnten Teilnehmer von Bauerndemos vielerorts rechtsextreme | |
Parolen, Symbole und die Fahne einer gewalttätigen Bewegung zeigen. | |
Wortführer äußerten sich rassistisch. Bei Verkehrsblockaden gab es einen | |
Toten und mehrere Verletzte. | |
Rechtsextremismus ist in der Landwirtschaft kein Einzelfall mehr, das | |
belegen nicht zuletzt überdurchschnittliche Wahlergebnisse der AfD unter | |
Bauern. Der Rechtsruck in der Bauernschaft könnte sich auch diesen Winter | |
wieder auswirken. Die Landwirte haben nach der Ernte weniger auf dem Feld | |
zu tun. Mehr Zeit also, auch für Protest. | |
Für den 23. November hat eine von Bauern geführte | |
nationalistisch-populistische Bewegung [1][eine Demonstration in Berlin | |
angekündigt]. Angemeldet sind laut Polizei 10.000 Menschen mit 1.000 | |
Traktoren, Lastwagen und anderen Fahrzeugen. | |
Die Demos vor einem Jahr begannen, nachdem die Ampelkoalition angekündigt | |
hatte, die klimaschädliche Subventionierung von Diesel für Traktoren und | |
andere Landmaschinen zu streichen. Die Proteste wandten sich schnell | |
allgemein gegen Umwelt- und Tierschutzregeln in der Landwirtschaft. Und die | |
nach Darstellung der Bauern schlechte wirtschaftliche Lage der Branche. | |
## Friedrich Merz spricht von „politischer Kampagne gegen die | |
Landwirtschaft“ | |
An der größten Bauerndemo am [2][15. Januar 2024 in Berlin] nahmen nach | |
Polizeiangaben 8.500 Menschen teil. Das ist nicht viel im Vergleich zu den | |
Kundgebungen gegen Rechtsextremismus, die gleichzeitig stattfanden und zu | |
denen bundesweit Hunderttausende auf die Straße gingen. | |
Dennoch waren die Bauernproteste monatelang ein Top-Thema in den Medien. | |
Auch weil die Mehrheit der Bevölkerung [3][laut einer Civey-Umfrage | |
Verständnis für die Proteste] hatte. Offenbar profitierten die Bauern von | |
einem weit verbreiteten Unmut über die damals sehr hohe Inflation und die | |
Sparmaßnahmen der Bundesregierung. | |
Unter dem Eindruck der Protestwelle nahm die Regierung die ursprünglich | |
ebenfalls geplante Streichung der Kfz-Steuerbefreiung für Landwirte zurück | |
und verschob die Abschaffung der Agrardieselsubventionen. Später beschloss | |
sie weitere Steuererleichterungen. [4][Die EU kippte angesichts der | |
Proteste zentrale Umweltvorschriften für die Agrarsubventionen]. | |
Dem Deutschen Bauernverband reichen die Steuervergünstigungen aber noch | |
nicht. Verbandspräsident Joachim Rukwied drohte kürzlich mit neuen | |
Protesten, wenn „die Regierung wieder mit irgendeinem neuen inakzeptablen | |
Vorschlag“ komme. Und die Rechtsextremen mobilisieren schon wieder. | |
Anfang 2024 warnte das Bundesinnenministerium vor dem Versuch von extremen | |
Kräften, die Bauernproteste zu missbrauchen. Ein Sprecher von | |
Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte damals, es sei davon auszugehen, | |
dass Akteure aus dem rechtsextremen Spektrum und solche, die den Staat | |
delegitimieren wollten, versuchen würden, Protestveranstaltungen für eigene | |
Interessen zu instrumentalisieren. | |
Kaum zwei Wochen später sagte CDU-Parteichef Friedrich Merz im Bundestag, | |
diese „Verdächtigungen“ der Regierung hätten sich als haltlos erwiesen und | |
seien „Teil ihrer politischen Kampagne gegen die Landwirtschaft“ gewesen. | |
Ähnliche Kritik äußerten auch AfD-Redner. | |
## Töne, die man von Pegida-Protesten kennt | |
Solche Kritiker dürften sich durch eine Auskunft des Bundesamts für | |
Verfassungsschutz (BfV) bestätigt sehen, die die taz Mitte September 2024 | |
eingeholt hat. Die Bauernproteste seien nicht „per se als | |
rechtsextremistisch“ einzustufen, heißt es darin. Das BfV habe nur | |
„vereinzelte Demonstrationsteilnahmen, unter anderem von Rechtsextremisten | |
und ‚Reichsbürgern‘ “ festgestellt. Lediglich „in Einzelfällen“ seh… | |
solche Bezüge bei den Protesten. Nur „vereinzelt“ hätten sich | |
Rechtsextremisten an Störaktionen beteiligt. „Vereinzelt“ seien unter den | |
Teilnehmern der Bauernproteste auch Personen gewesen, die erkennbaren | |
Extremisten indifferent gegenüberstünden oder sogar mit ihnen | |
sympathisierten. „Allerdings gelang es extremistischen Akteuren in Gänze | |
betrachtet zu keinem Zeitpunkt, einen relevanten oder gar steuernden | |
Einfluss auf die Proteste zu nehmen.“ | |
Also alles nicht so schlimm? | |
„Ich finde es schwierig zu sagen, rechtsextremistische Einflussnahmen bei | |
Bauernprotesten waren nur Einzelfälle“, sagt Janna Luisa Pieper, | |
Agrarsoziologin an der Universität Göttingen. „Es gab nicht nur eine | |
Vereinnahmung der Proteste durch Rechtsradikale, sondern auch einen | |
Rechtsruck innerhalb der Landwirtschaft.“ | |
Pieper war selbst bei der Demonstration am 15. Januar in Berlin. „Da hat | |
sich richtig eine Art Gürtel um diese Kundgebung gebildet aus Menschen von | |
rechten Gruppierungen wie zum Beispiel der Identitären Bewegung und aus dem | |
Verschwörungsmilieu.“ Die Identitären seien mit „einem großen Banner“ … | |
Flugblättern offensiv aufgetreten und hätten auch frei heraus erzählt, wer | |
sie sind. Pieper hat von der Demonstration ein Flugblatt der Bewegung mit | |
dem Titel „Solidarität mit unseren Bauern!“ mitgebracht. Die | |
Wissenschaftlerin beobachtete nach eigenen Worten nicht, dass irgendjemand | |
die Rechtsextremen gestoppt hätte. | |
Journalisten des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) zufolge herrschte teils | |
„eine äußerst aufgeheizte Stimmung“. Eine Reporterin und ein Reporter des | |
Senders [5][wurden nach eigenen Angaben angepöbelt], beschimpft und an | |
ihrer Arbeit gehindert. | |
Auch die Coronaprotestpartei Die Basis hatte einen Tisch aufgestellt. Zudem | |
waren diverse rechte Medienaktivisten vor Ort. Der Streit über | |
Agrarsubventionen wurde auf vielen Transparenten kaum thematisiert, | |
stattdessen wurden die Ampel und die Politik generell sehr aggressiv | |
attackiert. „Stoppt den Regierungswahnsinn“ oder „Grüne Welle brechen“, | |
hieß es da. Auf einem anderen Transparent waren die Grünen Ricarda Lang und | |
Cem Özdemir sowie der Kanzler Olaf Scholz abgebildet und als „Ratten“ | |
bezeichnet, die man „loswerden“ müsse. | |
„Dazu mischen sich Töne, die man etwa von Pegida-Protesten kennt“, | |
[6][berichtete die taz damals]. „Deutschland zuerst“, stand auf einer | |
Fahne. „Wir sind das Volk“ skandierten Teilnehmende immer wieder. Beklagt | |
wurde, dass für Geflüchtete oder Waffenlieferungen an die Ukraine Geld da | |
sei. Ein Foto von der Demonstration zeigt eine Deutschlandfahne mit der | |
Aufschrift „Unser Land zuerst“. | |
## Rassismus und Trecker mit Galgenschlingen | |
Das Bild vom angeblich so friedlichen Bauernprotest ist falsch: Die Polizei | |
nahm allein auf der Berliner Demo 41 Personen fest. Gegen die Verdächtigen | |
sei unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und | |
Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt worden, schreibt die | |
Behörde auf Anfrage. Drei Beamte seien verletzt worden. | |
Schon auf einer [7][Demo des Deutschen Bauernverbands im Dezember 2023] in | |
Berlin waren Trecker mit Galgenschlingen zu sehen gewesen. An einer hing | |
eine Ampel. Sogar auf der Bühne gab es Äußerungen, die als rassistisch | |
kritisiert wurden. Der Vorstandssprecher der Bewegung „Landwirtschaft | |
verbindet Deutschland“ (LSV), Claus Hochrein, erntete Lacher, als er | |
Bundesagrarminister Özdemir, dessen Eltern aus der Türkei eingewandert | |
waren, Politik wie „auf ’nem türkischen Basar“ vorwarf. | |
Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied stand daneben und distanzierte sich | |
nicht. | |
Am 19. Dezember 2023 war im saarländischen St. Ingbert bei einem | |
Bauernprotest ein Galgen mit Ampel vor einer Halle aufgestellt worden. „Das | |
ist doch Androhung von: Wir hängen euch auf, wenn ihr nicht spurt“, | |
kritisierte Martin Hofstetter, damals Agrarexperte der Umweltorganisation | |
Greenpeace. Auch in einem Zug zur Kundgebung der Bauernbewegung Land | |
schafft Verbindung Baden-Württemberg am 21. Dezember in Stuttgart fuhr ein | |
Lastwagen, auf dessen Ladefläche ein Holzgalgen mit Ampel stand. | |
Auf Fotos von der Veranstaltung sind auch mehrere Traktoren mit der | |
schwarzen Fahne der gewalttätigen Bauernbewegung „Landvolk“ aus den 1920er | |
Jahren zu sehen. In der Mitte der Fahne befinden sich ein weißer Pflug und | |
ein rotes Schwert. Die Landvolkbewegung hatte mehrere Bombenanschläge | |
verübt und gilt als ein Wegbereiter der NSDAP. | |
Nach den ersten Berichten von diesen und ähnlichen Vorfällen distanzierte | |
sich der Bauernverband zwar [8][in einem Post auf X] von „extremen | |
Randgruppen, die unsere Aktionswoche kapern wollen“. Dass Veranstalter oder | |
Mitdemonstranten eingeschritten wären, ist aber nur selten berichtet | |
worden. | |
## Ein Toter und Verletzte durch Protestaktionen | |
Im Januar 2024 waren es maßgeblich Rechtsradikale, die [9][eine | |
Blockadeaktion gegen Wirtschaftsminister Robert Habeck] initiierten, im | |
Hafen Schlüttsiel in Schleswig-Holstein, während Habecks privatem Urlaub. | |
Am 10. Januar gab es sogar einen Toten: Ein Lkw-Fahrer kam ums Leben, | |
nachdem er auf der A 66 in der Nähe von Fulda mit seinem Laster auf das | |
Ende eines Staus aufgefahren war, der sich wegen eines Bauernprotests auf | |
der Autobahn gebildet hatte. | |
Im Februar dann mussten die Grünen ihren [10][Politischen Aschermittwoch im | |
baden-württembergischen Biberach] wegen heftiger Proteste von Landwirten | |
vor der Veranstaltungshalle absagen. Die Scheibe eines Fahrzeugs aus | |
Özdemirs Konvoi wurde eingeworfen. Nach Polizeiangaben verhielten sich | |
Demonstranten teils aggressiv und griffen Einsatzkräfte an. | |
Die Staatsanwaltschaft Ravensburg [11][teilte Ende September mit], sie habe | |
in 14 Verfahren Anklage erhoben und in 42 Verfahren einen Strafbefehl | |
beantragt. Einem Beschuldigten warf die Behörde vor, den Hitlergruß gezeigt | |
zu haben. Weitere Vorwürfe waren Körperverletzung, tätlicher Angriff auf | |
Vollstreckungsbeamte und Landfriedensbruch. Auch wegen anderer | |
Bauernproteste habe es Ermittlungen wegen Nötigung und Verstoßes gegen das | |
Versammlungsgesetz gegeben. | |
Wie Teile der Protestbewegung die Regeln des demokratischen Diskurses | |
verletzten, zeigt auch eine Aktion auf der Bundesstraße 5 in Brandenburg | |
Mitte März: Dort luden [12][Teilnehmer Mist auf den Fahrbahnen ab]. Drei | |
Autos fuhren im Dunkeln dagegen. Fünf Verletzte wurden ins Krankenhaus | |
gebracht. | |
## Angriffe auf die Pressefreiheit | |
In sozialen Netzwerken unterstützte unter anderem der Dresdner „Querdenker“ | |
Marcus Fuchs die Aktion. Vor Beginn postete er eine Ankündigung und setzte | |
dann alle paar Stunden Videos von der Blockade ab. Aufnahmen etwa des | |
Fernsehsenders RTL zeigten auch hier einen Galgen mit einer Ampel neben der | |
Parole „Es reicht“. Ein namentlich genannter Landwirt sagte in die Kamera: | |
„Diese Hampelregierung ist immer noch da.“ | |
Das Polizeipräsidium Brandenburg schrieb der taz zu den Bauernprotesten: | |
„Im Jahr 2024 wurden bislang Straftaten im mittleren zweistelligen Bereich | |
erfasst und entsprechend Ermittlungen eingeleitet.“ | |
Dazu kamen Angriffe auf die Pressefreiheit. Bauern blockierten etwa die | |
Auslieferung von Zeitungen aus einem Presseverteilzentrum in Hamburg oder | |
das Landesfunkhaus des NDR in Hannover, weil sie mit der Berichterstattung | |
nicht einverstanden waren. | |
An der Spitze der Bauernbewegung stand auch [13][der Influencer Anthony | |
Lee], der immer wieder durch rechtsextreme Aussagen aufgefallen ist. Bei | |
einer Blockadeaktion auf einer Autobahn behauptete er, Politiker wollten | |
Bauern ihr Land zugunsten von Flüchtlingen wegnehmen. Schon 2021 hatte sich | |
Anthony Lee rassistisch und „klimaskeptisch“ geäußert, wie die taz damals | |
berichtete. „Mein Vater war britischer Soldat bei der Rheinarmee. Und mein | |
Opa war Waffen-SS-Offizier. Das heißt also, wenn ich Klartext spreche, hat | |
das seine Gründe“, sagte der Landwirt seinerzeit bei der | |
Gründungsversammlung des Hannoveraner Regionalverbands der Werteunion. Die | |
Waffen-SS war für zahlreiche Massaker im Zweiten Weltkrieg verantwortlich. | |
Trotz allem war Lee jahrelang Sprecher des Bauernnetzwerks Landwirtschaft | |
verbindet Deutschland. Für seine Ausfälle wurde Lee in der Szene gefeiert. | |
Allein bei Facebook hatte er mehr als 100.000 Follower. | |
## „CO2 kann doch nicht so schädlich sein“ | |
Agrarsoziologin Pieper wurde von Lee verklagt, weil sie in einem | |
Fernsehinterview gesagt hatte, dass Lee durch „rechtsextreme bis hin zu | |
rechtspopulistischen Aussagen aufgefallen“ sei. Erst nachdem sie vor | |
Gericht gewonnen hatte, verlor er im Juni 2024 den Posten als | |
Bundessprecher von Landwirtschaft verbindet Deutschland. | |
Dieses Amt bekleidet nun der nicht minder problematische Thomas Essig. Er | |
ist bekannt für falsche sowie populistische Behauptungen und war etwa an | |
einer Veranstaltung mit dem rechtsradikalen Ex-Verfassungsschutzchef | |
Hans-Georg Maaßen beteiligt. Klimawandelleugnung und Verschwörungsmythen | |
inklusive. | |
„CO2 kann doch nicht so schädlich sein“, weil es für das Wachstum von | |
Pflanzen nötig ist, antwortete er auf die Kritik, die von Essig 2024 | |
mitgegründete Partei Deutsch Land Wirtschaft erwähne Klimaschutz in ihrem | |
Programm mit keinem Wort. | |
Den früheren Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) beleidigte Thomas | |
Essig in einem anderen Video im Juni 2024 als „grünen Sack“. Ständig näh… | |
Essig das rechtspopulistische Narrativ, die Medien und ignorante grüne oder | |
linke Politiker „ohne Beruf“ würden ideologiegetrieben gegen das Volk | |
handeln. | |
Eine weitere an den Protesten beteiligte Organisation, die Freie Bauern | |
Deutschland GmbH, ist mindestens rechtspopulistisch. So habe die Lobbyfirma | |
etwa erklärt, in „der gegenwärtigen Agrarpolitik würden sich fast | |
ausschließlich die weltfremden Ideologien einer selbstgerechten liberalen | |
Oberschicht widerspiegeln“. In einer anderen Mitteilung ist von „Brüsseler | |
Bürokraten“ die Rede, die „als grüne Ideologen“ einen „Vormachtsanspr… | |
und das Ziel einer „schleichende[n] Enteignung“ verfolgen würden. | |
Bei einer Demonstration in Brüssel sagte ein Bundesvertretungsmitglied der | |
Freien Bauern, es gebe „ein gigantisches Kartell aus Pseudowissenschaft und | |
Medien, die den Menschen einreden, sie würden die Welt retten, wenn sie | |
anstatt Milch, Fleisch und Eiern oder Fisch ein industrielles Designerfood | |
fressen würden.“ | |
In Niedersachsen weigerte sich die Organisation über sechs Wochen lang, | |
eine Distanzierung von Protesten mit Galgen und vor Privathäusern von | |
Politikern zu unterschreiben. Die von der Landesregierung initiierte | |
Erklärung warnte auch „vor einer Vereinnahmung der landwirtschaftlichen | |
Proteste durch radikale Gruppierungen und vor deren Aufrufen zur Gewalt“. | |
Erst nachdem die taz den Verband dazu befragt und das Agrarministerium | |
Druck aufgebaut hatte, [14][unterschrieben die Freien Bauern die Erklärung | |
doch noch.] | |
## Überdurchschnittlich viele AfD-Wähler | |
Reinhard Jung, Politikreferent der Freien Bauern, gab der rechtsextremen | |
Plattform Compact ein Interview. Er tolerierte auch, dass bei einer Demo | |
der Freien Bauern in Berlin zwei Protestierer ein Banner mit der | |
rechtsextremen Aufschrift „Eure Demokratie ist unser Volkstod“ zeigten. | |
Dazu befragt, sagte Jung der taz vor Ort: „Wenn da irgendein Hansel mit | |
einem Plakat rumsteht … Ich werde ja jetzt nicht jedes Plakat | |
kontrollieren.“ | |
Von Einzelfällen zu sprechen, wie es der Verfassungsschutz tut, scheint | |
also untertrieben zu sein. Die Frage allerdings, wie viele Bauern | |
tatsächlich rechtsextrem sind, kann die Wissenschaft mangels Daten noch | |
nicht beantworten. | |
Indizien gibt es aber: Bei der EU-Wahl im Juni 2024 entschieden sich | |
erstmals in einer bundesweiten Abstimmung überdurchschnittlich viele | |
Landwirte für die AfD. 18 Prozent stimmten damals laut Forschungsgruppe | |
Wahlen für die rechtsextreme Partei. Das Gesamtergebnis der AfD lag bei | |
15,9 Prozent. Noch deutlicher war der AfD-Vorsprung in der Bauernschaft bei | |
den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im September 2024: | |
In Sachsen bekam die Partei rund 49 Prozent der Bauernstimmen, in Thüringen | |
rund 40, in Brandenburg 34 Prozent. | |
Dass Rechtsextremismus unter Landwirten wohl nicht nur „vereinzelt“ | |
vorkommt, könnte sich auch bei der Demonstration des Vereins Hand in Hand | |
für unser Land am 23. November in Berlin wieder zeigen. Der Verein kämpft | |
für den Erhalt der Agrardieselsubvention, gegen eine angebliche Bevorzugung | |
von Migranten etwa bei der Bereitstellung von Wohnraum, und er stellt den | |
Klimawandel infrage. | |
Rechtsradikale mobilisieren im Internet bereits zur geplanten Demo, unter | |
anderem mit Videos, die mit martialischer Musik untermalt sind. In Bezug | |
auf Unterwanderungsversuche durch Rechtsextreme zeigte sich der Vorsitzende | |
Franz Huber im taz-Gespräch Ende Oktober ahnungslos. Gegen Galgen auf der | |
Demo wolle er per Mikrofon auf der Bühne einschreiten, sagt Huber. | |
Aber was würden Sie tun, wenn ein Landwirt auf einem Traktor ein Plakat von | |
der NPD, die jetzt Die Heimat heißt, zeigt? | |
„Gar nichts“, antwortet Huber. „Weil ich das gar nicht kenne.“ Ihm seien | |
nicht alle Symbole bekannt. „Das muss die Polizei machen.“ Die wird aber | |
kaum Flugblätter von Die Heimat verbieten, da die Partei schließlich nicht | |
verboten ist. | |
18 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.instagram.com/reel/DBJVRbvNwmm/?utm_source=ig_web_copy_link | |
[2] /Bauernprotest-vor-dem-Hoehepunkt/!5985315 | |
[3] https://civey.com/umfragen/36068/haben-sie-verstandnis-fur-die-aktuellen-pr… | |
[4] /EU-und-Ampel-geben-Bauernprotesten-nach/!6004784 | |
[5] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2024/01/bauernproteste-berlin-brandenb… | |
[6] /Rechte-Unterwanderung-der-Bauernproteste/!5982919 | |
[7] /Bauernproteste-fuer-Agrarsubventionen/!5981447 | |
[8] https://x.com/Bauern_Verband/status/1738531968311046315?lang=de | |
[9] /Bauernprotest-wird-fortgesetzt/!5984806 | |
[10] /Bauern-Attacke-auf-Gruenen-Aschermittwoch/!5990645 | |
[11] /Anklagen-nach-Bauernprotesten/!6037146 | |
[12] /Misthaufen-auf-der-Strasse/!5993538 | |
[13] /Falschbehauptungen-von-Anthony-Lee/!5986913 | |
[14] /Protest-von-Landwirten-gegen-Ampel/!5993907 | |
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Jost Maurin | |
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