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# taz.de -- Verein „Hand in Hand für unser Land“: Wenig Menschen und Trakt…
> Der nach Bauernprotesten gegründete Verein „Hand in Hand für unser Land“
> stößt in Berlin nur auf geringe Resonanz. Die Demo war Putin-freundlich.
Bild: Demoteilnehmer stehen mit Traktoren, Autos und einer halb deutschen, halb…
Berlin taz | An der Berliner Demonstration des aus Bauernprotesten
entstandenen Vereins „[1][Hand in Hand für unser Land]“ haben nur einige
hundert Menschen teilgenommen. Zu der nationalistisch-populistischen
Veranstaltung am Samstag fuhren mehr PKW als Traktoren vor dem
Brandenburger Tor auf. Es ging zwar prominent um Agrarpolitik, aber vor
allem etwa um „Frieden mit Russland“ auf Kosten der Ukraine.
Das lag daran, dass kein großer Landwirtschaftsverband zu der Veranstaltung
aufgerufen hatte. Durch den Bruch der Ampelkoalition ist den Organisationen
ihr wichtigstes Feindbild abhandengekommen, jetzt warten sie ab, wer die
neue Bundesregierung stellt. Eine Rolle könnte auch gespielt haben, dass
zum Beispiel die taz im Vorfeld über rechtspopulistische Tendenzen des
Vereins berichtet hatte.
Zwar sagte Moderator Andreas Rothe zu Beginn der Versammlung, weder
Reichskriegsflaggen noch Parteizeichen seien erlaubt. Er behauptete auch:
„Wir sind nicht rechts“, sondern parteipolitisch neutral. Allerdings
sprachen sich mehrere Redner gegen die aktuelle Bundesregierung – also SPD
und Grüne – und für Neuwahlen noch in diesem Jahr aus. Eine als „Landwirt…
Marion“ vorgestellte Frau sagte, es sei auch falsch, dass CDU und CSU „uns
retten“ würden. Ein Redner kritisierte die „Brandmauer“ der CDU gegen die
AfD. Auf einem Abschleppwagen wurde das Schild „Altparteien – Nein danke!“
zur Schau gestellt.
Andere Teilnehmer zeigten die schwarze Fahne der gewalttätigen
Bauernbewegung „Landvolk“ aus den 1920er Jahren, die ein Wegbereiter der
NSDAP war. Im Publikum waren auch große Flaggen der rechtspopulistischen
Organisation „Freie Bauern“ zu sehen. Ein Teilnehmer trug eine Kombination
aus der deutschen und der russischen Fahne. Eine Frau namens Victoria van
Valkenberg schrie unter Applaus ins Mikrofon: „Und ich bin rechts, weil ich
Putin nicht als Feind ansehe.“
## Vorbild Donald Trump
„Landwirtin Marion“ pries den verurteilten Straftäter und designierten
US-Präsidenten Donald Trump. „Nehmen wir Fachleute aus der Wirtschaft für
die wichtigen Ämter“, sagte sie. „Das geht, siehe Trump“. Und weiter:
„Mister Trump, sorgen Sie für Frieden in der Ukraine, helfen Sie Europa!“
Das quittierte das Publikum mit Beifall.
Auch wenn andere Themen dominierten, waren Bauern und ihre Forderungen
stark vertreten. Franz Huber, 1. Vorsitzender des Vereins „Hand in Hand für
uns Land“ und Bauer aus Niederbayern, forderte, „Bürokratie“ etwa in der
Landwirtschaft abzubauen. Manfred Gilch, bayerischer Landesvorsitzender des
Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, verlangte, dass die EU kein
Handelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten zulasten
deutscher Bauern abschließt.
„Die Politiker“ würden das Volk „verarschen“, hieß es immer wieder au…
Bühne. Man müsse „Widerstand“ leisten gegen die „Ungerechtigkeit, die z…
Normalität“ geworden sei. Es müsse gegen „Frühsexualisierung der Kinder�…
Kindergärten und die vermeintliche Bevorzugung von Migranten etwa bei der
Vergabe von Wohnungen gekämpft werden. Es sei klar, dass „wir“ in der
Corona-Pandemie „belogen“ worden seien. Deutschland dürfe „keine Schulden
mehr für fremde Projekte“ machen, also zum Beispiel in der
Entwicklungshilfe.
## „Lügenpresse“-Rufe
Häufig gab es Kritik an „der Presse“, die „keine objektive
Berichterstattung“ über den Verein liefere. Moderator Rothe kritisierte,
dass [2][tagesschau.de] die Teilnehmerzahl unter Berufung auf die Polizei
mit „weniger als 1.000“ angegeben hatte. Dabei seien es doch 5.000 bis
8.000, flunkerte er. „Das ist die Wahrheit!“, rief Rothe. Daraufhin hagelte
es „Lügenpresse“-Rufe aus dem Publikum, die auch bei Rechtsradikalen
beliebt sind.
Tatsächlich bestätigte ein Sprecher der Berliner Polizei auch der taz, dass
es „unter 1.000“ Teilnehmer waren. Die Zahl habe im „höheren dreistellig…
Bereich“ gelegen, so ein Sprecher. Und das dürfte nach Eindruck des
taz-Reporters schon großzügig geschätzt gewesen sein.
Die Zahl der Fahrzeuge rangierte laut Polizei im „mittleren dreistelligen
Bereich“, davon nur rund 20 Traktoren. Angemeldet hatten die Veranstalter
10.000 Teilnehmer mit 1.000 Fahrzeugen. Als immer mehr der ohnehin schon
wenigen Menschen nach Einbruch der Dunkelheit den Platz verließen, brachen
die Organisatoren die Demonstration dreieinhalb Stunden vor dem geplanten
Ende ab.
24 Nov 2024
## LINKS
[1] /Proteste-von-Landwirten-gegen-die-Ampel/!6044772
[2] https://www.tagesschau.de/inland/regional/berlin/rbb-berlin-traktoren-samme…
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Landwirtschaft
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Demonstrationen
Rechtspopulismus
GNS
COP29: Klimakonferenz in Baku
Rechtsextremismus
Freie Bauern
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