# taz.de -- Altvordere sollen Linke retten: Hoffen auf die „Silberlocken“ | |
> Offiziell wollen Gysi, Ramelow und Bartsch am kommenden Mittwoch | |
> verkünden, ob sie für die Linkspartei kandidieren. Trabert bekennt sich | |
> schon jetzt. | |
Bild: Damals noch keine „Silberlocken“: Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Dietm… | |
Berlin taz | Das Aufatmen in der Linken dürfte groß sein. Auch wenn sie | |
ihre Entscheidung offiziell erst noch verkünden wollen, sieht es danach | |
aus, als hätten sich Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Dietmar Bartsch darauf | |
verständigt, noch einmal für ihre Partei in den Wahlkampf zu ziehen. Unter | |
dem Titel „Projekt Silberlocke geht an den Start“ lädt das Trio jedenfalls | |
für den kommenden Mittwoch um 11 Uhr die Hauptstadtjournalist:innen | |
in die Bundespressekonferenz ein. | |
Auf dem [1][Bundesparteitag Mitte Oktober in Halle] hatte Gysi die | |
Delegierten mit der Ankündigung überrascht, er, Ramelow und Bartsch würden | |
sich „irgendwann“ nach dem Event treffen und bei einem Wein „darüber | |
nachdenken, ob es den wirklich notwendigen Aufschwung in unserer Partei | |
gibt“. Falls sie zu einem positiven Ergebnis kämen, dann würden sie die | |
„Aktion Silberlocke“ starten. Die Aussicht auf die vorgezogene | |
Bundestagswahl im Februar scheint ihren Entscheidungsfindungsprozess nun | |
beschleunigt zu haben. | |
Von besonderer Relevanz sind dabei die Kandidaturen von Gysi und Ramelow. | |
Denn beide hätten gute Chancen, ihren jeweiligen Wahlkreis zu gewinnen. | |
Gysi ist dieses Kunststück schon fünfmal in Treptow-Köpenick in Berlin | |
gelungen. Thüringens populärer Nochministerpräsident Ramelow holte bereits | |
bei der Landtagswahl im September ein Direktmandat in Erfurt, allerdings | |
ist bei der Bundestagswahl der Wahlkreis größer. Ohne direkten Bezug zu | |
seinen Ambitionen twitterte Ramelow am Donnerstag: „Es gab schon einmal | |
einen Ministerpräsidenten im Bundestag.“ | |
Falls es dann neben dem 76-jährigen Gysi und dem 68-jährigen Ramelow auch | |
noch dem 47-jährigen [2][Sören Pellmann in Leipzig] gelingen sollte, seinen | |
2017 erstmalig gewonnenen Wahlkreis zu verteidigen, hätte die Linkspartei | |
genau die drei Direktmandate beisammen, die ausreichen würden, auch mit | |
weniger als 5 Prozent wieder [3][in den Bundestag einzuziehen]. In den | |
Umfragen steht die Partei derzeit zwischen 3 und 4 Prozent. | |
Höchstens Außenseiterchancen hat hingegen Dietmar Bartsch in Rostock. Der | |
Ex-Fraktionsvorsitzende war hier bisher stets chancenlos. 2021 kam er zwar | |
auf für Linksparteiverhältnisse gute 18,2 Prozent der Erststimmen, lag | |
damit jedoch mit einem Rückstand von knapp 9 Prozentpunkten deutlich hinter | |
der SPD-Kandidatin. | |
Darüber hinaus macht sich die Linkspartei noch Hoffnungen auf ein | |
Direktmandat in Berlin-Lichtenberg. Erst von Christa Luft, dann von Gesine | |
Lötzsch wurde dieser Wahlkreis seit 1994 durchgängig von einer Kandidatin | |
der PDS beziehungsweise der Linkspartei gewonnen. Der Vorsprung vor der | |
Konkurrenz ist jedoch mit den Jahrzehnten zusammengeschmolzen. 2009 holte | |
Lötzsch noch 47,7 Prozent, 2021 waren es nur noch 25,8 Prozent. Ob es | |
diesmal für deren Nachfolgerin Ines Schwerdtner noch einmal reichen wird, | |
ist mehr als ungewiss, auch wenn sich [4][die neue Parteivorsitzende] | |
zuversichtlich gibt. | |
Gut zum „Projekt Silberlocke“ passt noch eine weitere Kandidatur, die am | |
Donnerstag bekanntgegeben wurde: Der Sozialmediziner Gerhard Trabert will | |
für die Linke als Direktkandidat in Mainz antreten. Der parteilose | |
68-jährige Armenarzt, den die Partei bereits 2022 als Kandidat für das | |
Bundespräsidentenamt aufgestellt hatte, wird möglicherweise auch die | |
rheinland-pfälzische Landesliste der Linken anführen. | |
14 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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