# taz.de -- Nach Austritten aus der Linkspartei: „Wir wollen für das Überle… | |
> Ein Kreis namhafter Linken-Politiker:innen ruft dazu auf, in der Partei | |
> zu bleiben. Trotz aller Schwächen sei sie eine „historische | |
> Errungenschaft“. | |
Bild: Unter dem Motto „Es geht immer mehr, als man denkt“ werben 20 Linken-… | |
Berlin taz | Namhafte Politiker:innen der Linken rufen dazu auf, in | |
der Partei zu bleiben. Damit reagieren sie auf die jüngsten Austritte von | |
Mitgliedern des Reformflügels. „Die Austritte von Genoss:innen, die uns | |
nahestehen, wie [1][Henriette Quade], [2][Elke Breitenbach, Klaus Lederer] | |
und vieler anderer schmerzen uns sehr“, schreibt der Kreis um die | |
Bundestagsabgeordnete Caren Lay und den Bremer Landesvorsitzenden Christoph | |
Spehr. „Wir teilen manches an ihrer Kritik, kommen aber im Ergebnis zu | |
einem anderen Schluss.“ | |
Auch die Aufrufverfasser:innen seien geschockt gewesen von den | |
Ereignissen auf dem Berliner Landesparteitag. Demgegenüber seien sie jedoch | |
„froh, dass es auf dem Bundesparteitag eine Debatte und eine | |
Beschlussfassung zum israelisch-palästinensischen Konflikt und zur | |
Abgrenzung von Antisemitismus gab, worauf sich aufbauen lässt“. | |
[3][Auf dem Parteitag Mitte Oktober] war nach langem Ringen hinter den | |
Kulissen mit großer Mehrheit ein Kompromissantrag beschlossen worden, in | |
dem der „menschenverachtende Terror der Hamas“ ebenso angeprangert wird wie | |
„Völkerrechtsverbrechen“ der israelischen Armee. Israel und Palästina | |
hätten „ein Recht auf Selbstbestimmung und auf Selbstverteidigung“, das | |
rechtfertige aber niemals Terror und Kriegsverbrechen. Außerdem stellte der | |
Parteitag fest: „Als Linke stehen wir gemeinsam und entschieden gegen jede | |
Form des Antisemitismus und Rassismus – unabhängig davon, von welcher | |
politischen und weltanschaulichen Richtung er ausgeht.“ | |
Der gefasste Beschluss habe zwar Schwächen, er schaffe „aber Klarheit: | |
Personen und Organisationen, die Hamas oder Hisbollah beklatschen oder | |
unterstützen, können nicht Mitglied und keine Bündnispartner:innen für | |
Die Linke sein“, heißt es jetzt in dem Aufruf, der der taz vorliegt. Der | |
neugewählte Parteivorstand müsse dies [4][allerdings nun auch | |
durchzusetzen]. | |
## „Es geht immer mehr, als man denkt“ | |
Zu den zwanzig Unterzeichner:innen gehören die stellvertretenden | |
Parteivorsitzenden Luise Neuhaus-Wartenberg und Sabine Ritter, | |
Ex-Bundesgeschäftsführerin Katina Schubert sowie Martin Schirdewan, der | |
Vorsitzende der Linksfraktion im EU-Parlament und Ex-Parteichef. Anne Helm, | |
Sofia Leonidakis und Cansu Özdemir, die Fraktionschefinnen in Berlin, | |
Bremen und Hamburg, sind ebenso dabei wie Cornelia Möhring und Martina | |
Renner aus der Bundestagsgruppe. Mehrheitlich zum „Netzwerk Progressive | |
Linke“ zählend, wollen sie verhindern, dass noch weitere reformorientierte | |
Mitglieder die Partei verlassen. „Es geht immer mehr, als man denkt“, ist | |
ihr Aufruf überschrieben. | |
Die Linkspartei sei eine „historische Errungenschaft“, schreiben die | |
Linkenpolitiker:innen. „Wenn sie einmal weg ist, kommt eine zweite Chance | |
nicht so schnell wieder.“ Deswegen wollten sie für das Überleben der Partei | |
kämpfen. Das seien sie „auch den vielen Neueingetretenen schuldig, die auf | |
den Bruch mit Sahra Wagenknecht und dem BSW gewartet haben“. Es gehe darum, | |
dem gesellschaftlichen Rechtsruck eine fortschrittliche Perspektive | |
entgegenzusetzen. | |
Eine Ermutigung seien dabei die Auftritte des Mainzer Sozialmediziners | |
Gerhard Trabert und [5][der Ex-Grünen Sarah Lee Heinrich auf dem | |
Bundesparteitag] gewesen, die aufgezeigt hätten, dass die Linkspartei | |
„wieder attraktiv werden kann für gesellschaftliche Linke, die heimatlos | |
geworden sind“. Sie würden allerdings nicht glauben, „dass eine Erneuerung | |
der Partei nur über [6][Selbstmarketing und Gesprächsoffensive] möglich | |
ist“. | |
Um eine Perspektive zu haben, müsse die Linke eine ernstzunehmende Kraft | |
werden, „die auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bessere | |
Antworten hat als Zitate aus dem 19. Jahrhundert“, fordern die Autor:innen. | |
Erforderlich sei eine offene programmatische Debatte. „Eine dogmatische | |
oder rückwärtsgewandte Linke hat keine Überlebenschance“, konstatieren sie. | |
31 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Ausgetretene-Linken-Politikerin-Quade/!6041455 | |
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## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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