# taz.de -- Ausgetretene Linken-Politikerin Quade: „Versagen im Kampf gegen J… | |
> Nach Jahrzehnten verlässt die Hallenser Linken-Politikerin Henriette | |
> Quade ihre Partei. Die Vorwürfe gegen ihre Genoss:innen wiegen schwer. | |
Bild: Nach 24 Jahren tritt die Linken-Politikerin Henriette Quade aus der Parte… | |
Berlin taz | 24 Jahre war Henriette Quade aus Halle Mitglied der Linken – | |
davon 13 Jahre als Abgeordnete im Landtag von Sachsen-Anhalt. Bis Montag. | |
Direkt nach dem Bundesparteitag der Linken in Halle schickte sie [1][ihr | |
Austrittsschreiben ans Karl-Liebknecht-Haus]. Die Begründung hat es in | |
sich. Von „unerträglichem Antisemitismus in den eigenen Reihen“, schreibt | |
Quade. Sie beklagt „Versagen im Kampf gegen Judenhass im eigenen Laden“. | |
Sie habe den Schritt länger abgewogen, sagt sie der taz. | |
Einen „großen Ausschlag“ habe der Landesparteitag in Berlin am 13. Oktober | |
gegeben. Dort war die [2][Debatte um einen Antrag gegen Antisemitismus im | |
Eklat geendet]. Quade wollte noch den [3][Bundesparteitag in Halle] | |
abwarten. Doch auch dort sah sie „Außenwirkung vor Problembenennung“ beim | |
Thema Antisemitismus. Die Beschlussfassung zu einem Nahost-Antrag nennt sie | |
einen „ziemlichen Tiefpunkt“. | |
Der „mörderische Antisemitismus, der seit dem ersten Tag des Bestehens des | |
Staates Israel auf dessen Vernichtung drängt“, bleibe unbenannt. Der | |
Parteitag wollte ein „Signal der Einheit und der Geschlossenheit“ senden – | |
um den Preis von Kompromissen mit antisemitischen Strömungen. „Aber bei dem | |
Thema sind Kompromisse für mich nicht tragbar“, sagt Quade. | |
Zu lesen war, dass sie am Rande des Parteitags von propalästinensischen | |
Demonstrant:innen bedroht worden sei. „Das geht gar nicht“, hatte der | |
gerade neu gewählte Linken-Co-Chef Jan van Aken auf der Bühne dazu gesagt, | |
dass Quade den Parteitag „durch die Hintertür“ verlassen musste. Quade | |
weist dies zurück. „Ich bin da ganz klar nicht bedroht worden“, sagt sie. | |
Es sei lediglich „auf der Demo Bullshit über mich erzählt“ worden. | |
## Hate und Zuspruch | |
Den Hinterausgang habe sie nur benutzt, weil sie keine Lust auf die | |
Begegnung mit den Demonstrierenden gehabt habe. „Es gab aber kein Gespräch | |
mit Jan van Aken, in dem ich mich über Bedrohungen beklagt hätte“, sagt | |
Quade. Van Akens Bekundung sei „sehr freundlich gemeint“. Ihren Austritt | |
als eine „emotionale Reaktion“ auf Demonstration darzustellen „lenkt von | |
meiner inhaltlichen Kritik ab.“ Die Behauptung der Parteiführung, es gebe | |
„keine Antisemiten“ in der Partei, sei „bedeutend schlimmer als eine Demo… | |
sagt sie. | |
Wer die Social-Media-Reaktionen auf ihren Schritt liest, ahnt, wie hart die | |
Auseinandersetzung in der Partei ist. Kommentare wie „eine Rassistin | |
weniger“ häufen sich. „Die Reaktionen des Hate-Mob sprechen Bände“, sagt | |
Quade dazu. Sie erreichten aber sehr viele unterschiedliche Nachrichten, | |
„auch sehr freundliche und unterstützende, etwa von Jüd:innnen, die sich | |
von der Linken nicht gut vertreten fühlen“. | |
Quade hatte über viele Jahre im Landtag von Sachsen-Anhalt auf Aufklärung | |
im Fall des 2005 in einer Dessauer Polizeizelle verbrannten Oury Jalloh | |
gedrängt. Sie arbeitete mit den Überlebenden des [4][antisemitischen | |
Terroranschlags in Halle am 9. Oktober 2019]. Der Überlebende İsmet Tekin | |
dankte Quade am Sonntag dafür beim Parteitag. Quade ist künftig | |
Fraktionslose im Landtag und will „konsequent antifaschistisch“ bleiben. | |
22 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://x.com/henriettequade/status/1848289025863438406?t=7YLbmawMRmIITVaD_… | |
[2] /Antisemitismus-Streit-in-Berliner-Linke/!6041305 | |
[3] /Bundesparteitag-der-Linken/!6041226 | |
[4] /Fuenf-Jahre-nach-dem-Anschlag-in-Halle/!6038335 | |
## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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