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# taz.de -- CDU-Rechtsaußen scheitert in Thüringen: Maaßen säuft ab
> Der umstrittene Ex-Verfassungsschutzchef scheitert in Südthüringen mit
> seiner Bundestagskandidatur. Statt seiner holt ein SPD-Mann das
> Direktmandat.
Bild: Im Bundestag bleibt sein rechter Platz frei: Maaßen nach der verlorenen …
Meiningen taz | Es war mehr als die Feier eines Direktkandidaten im
Volkshaus Meiningen. Die SPD kann wieder gewinnen! Ihr siegreicher
Kandidat, der Ex-DDR-Biathlet Frank Ullrich, bezwang im Wahlkreis auch noch
Hans-Georg Maaßen, ehemaliger Verfassungsschutzpräsident und Rechtsausleger
der CDU. Beim Eintreffen Ullrichs brach zur Wahlparty eine Stimmung unter
den knapp 100 SPD-Genossen los wie im Fußballstadion. Minutenlange „Ulle,
Ulle“- und „Hey, hey“-Rufe, Gesangsfetzen, eine große rote SPD-Torte, We…
und Blumen, intensive Umarmungen.
Der erst im Frühjahr in die SPD eingetretene Olympiasieger und ehemalige
Biathlon-Bundestrainer Ullrich gewann mit etwa einem Drittel der
Erststimmen das Direktmandat in Südthüringen. Maaßen dagegen erreichte
lediglich 22,3 Prozent, liegt damit nur knapp vor dem AfD-Kandidaten Jürgen
Treutler. Die AfD holte dafür die meisten Zweitstimmen im Wahlkreis.
Am Wahlabend hatte die ganze Bundesrepublik aber vor allem wegen der
Direktkandidaten, genauer wegen Maaßen auf den Wahlkreis geblickt. Er war
vom Landtagsabgeordneten Michael Heym nach Südthüringen gerufen worden,
nachdem der Wahlkreis seinen CDU-Bundestagsabgeordneten Mark Hauptmann
verloren hatte. Der hatte sein Mandat niedergelegt, nach Vorwürfen im
Zusammenhang mit den Maskenaffären der CDU und Anschuldigungen, er sei in
die sogenannte Aserbaidschan-Connection verwickelt.
Zu den Unterstützern Maaßens zählten Rechte wie Thilo Sarrazin oder der
Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Rainer Wendt.
Überraschend und für viele Thüringer enttäuschend schlug sich aber auch die
ehemalige Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) auf die Seite
des in der Union höchst umstrittenen Ultrakonservativen.
## Support von Neonazis
Unterstützt wurde Maaßen auch von Thüringens bekanntestem Neonazi, Tommy
Frenck, [1][der unter anderem die berüchtigten Rechtsrockkonzerte in Themar
organisiert hatte.] Frenck bot Maaßen vor der Wahl nicht nur seine
Unterstützung an, sondern rief am Wahltag auch per Facebook zu dessen Wahl
auf. Geholfen hat es nichts.
Am Sonntag hielt der CDU-Kreisverband Schmalkalden-Meiningen den Ort seiner
Wahlparty bis zum Nachmittag geheim und schirmte Maaßen schließlich mit
einer geschlossenen Veranstaltung in Zella-Mehlis vor der Presse ab. Mit
Bier standen dessen Unionsanhänger dennoch lärmend und scheinbar
unbeeindruckt draußen vor dem Veranstaltungsort. Der taz wurde der Zutritt
zu einem angekündigten Pressestatement verwehrt. Ein bulliger Türsteher
sagte: „Es ist alles erledigt“ und wünschte eine „gute Heimfahrt“.
„Maaßen ist hier als fremd empfunden worden“, erklärt SPD-Kreisvorsitzend…
Christoph Zimmermann. Anbiederungsversuche hätten nicht gefruchtet. „Ich
bin froh, wenn er wieder verschwindet. Den braucht hier keiner“, stimmt der
Meininger Oberbürgermeister Fabian Giesder ein.
Der siegreiche Ullrich ging auf seinen unterlegenen CDU-Kontrahenten gar
nicht erst ein. „Es fühlt sich tatsächlich wie ein Olympiasieg an“,
bedankte sich der nach wie vor drahtige Mann. Er dankte in seiner
zurückhaltenden Art seiner Frau und den zahlreichen Wahlhelfern.
## Die Linke ist sauer auf Campact
Von der SPD gefeiert, ist Ullrich bei der Linken nicht beliebt. „Was kann
er denn schon außer Sport“, wurde auf deren Wahlparty in Suhl Ullrichs
fachliche Kompetenz angezweifelt. Hier gilt er als politisch naiv. „Das
rot-rot-grüne Bündnis hat funktioniert, ohne dass wir etwas unternehmen
mussten“, freut sich dennoch Linken-Kandidat und DGB-Landeschef Sandro Witt
über den Erfolg seines Freundes Ullrich. Witt erreichte nur 8,4 Prozent.
Anders als von einigen Linken behauptet, hat es nach Auskunft des
Campact-Bündnisses kurz vor der Wahl keine Aufrufe zur Verhinderung Maaßens
in Südthüringer Briefkästen gegeben. Lediglich 4 950 der bekannten
Türanhänger mit dem Appell, eine wirklich klimafreundliche Partei zu
wählen, seien auch im Wahlkreis 196 bestellt worden. Der SPD-Kreisverband
Schmalkalden-Meiningen bestritt ebenfalls jede aktive Zusammenarbeit mit
Campact. Für deren auch in anderen Wahlkreisen erfolgten Aufrufen im
Internet zu taktischem Wahlverhalten sei man nicht verantwortlich. Der
Linken-Kreisverband berichtet von gezielten E-Mail-Anschreiben unter der
Überschrift „Ein Bollwerk gegen Maaßen“.
Die CDU bereitet angeblich eine Klage wegen Verstoßes gegen das
Parteiengesetz vor. Dabei könnte es um Campact-Spendenaufrufe zugunsten der
SPD und Werbung für Frank Ullrich gehen.
27 Sep 2021
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[1] /Neonazi-Festival-in-Thueringen/!5431155
## AUTOREN
Michael Bartsch
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