| # taz.de -- Asyl für Snowden in Deutschland: Liebegrüße nach Moskau | |
| > Plötzlich wollen ihn alle sehen. Die einen fordern Asyl für Snowden, die | |
| > anderen sind dafür, den Whistleblower zur Befragung nach Deutschland | |
| > holen. | |
| Bild: Ein Bild vom September dieses Jahres: Edward Snowden beim Ausflug in Mosk… | |
| BERLIN taz | Prominente Schriftsteller wie Daniel Kehlmann, Monika Maron | |
| und Julia Franck wollen Edward Snowden Asyl gewähren, der Rockstar Udo | |
| Lindenberg würde ihm im Atlantic Hotel, wo er selbst wohnt, sogar „ein | |
| Zimmer klarmachen“. Keine Frage: Mit seiner Fahrt nach Moskau, wo er sich | |
| am Donnerstag als weltweit erster Politiker mit dem NSA-Informanten traf, | |
| hat der Grünen-Oldie Christian Ströbele eine Debatte neu angefacht und die | |
| deutsche Politik unter Zugzwang gesetzt. | |
| Der Spiegel erhöht nun den Druck, indem er auf seiner Titelseite am Montag | |
| vollmundig „Asyl für Snowden“ fordert und mehr als 50 Prominente gefunden | |
| hat, die diesen Vorschlag unterstützen. | |
| Was Snowden zu sagen hat, möchten in Deutschland jetzt viele wissen. Seit | |
| bekannt wurde, dass auch das Handy der Bundeskanzlerin abgehört wurde, ist | |
| auch bei der Union das Interesse erwacht. Die Idee, der Bundestag möge | |
| einen Untersuchungsausschuss zur NSU-Affäre einrichten und Snowden als | |
| Zeugen laden, findet zunehmend Anhang. | |
| Die SPD möchte das Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages, das in | |
| der nächsten Woche tagt, über diese Frage befinden lassen. Führende | |
| SPD-Politiker wie Thomas Oppermann haben schon klargemacht, dass sie den | |
| Vorschlag begrüßen, Linke und Grüne sind sowieso dafür. | |
| Selbst CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe schloss eine Befragung in | |
| Deutschland nicht mehr grundsätzlich aus. Snowden Asyl zu gewähren, das | |
| lehnt die Bundesregierung aber kategorisch ab. Schon im Juli dieses Jahres | |
| hatte sie erklärt, es lägen keine Voraussetzungen für eine Aufnahme des | |
| NSA-Aussteigers in Deutschland vor. | |
| ## Asyl bis Sommer 2014 | |
| Eine Befragung des NSA-Informanten in Moskau durch Vertreter des Bundestags | |
| oder einen Bundesanwalt, wie sie Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) | |
| jetzt vorschwebt, dürfte mit Snowden aber nicht zu machen sein. Denn dem | |
| geht es nicht nur um die Sache, sondern auch um sich: Er möchte sein Wissen | |
| gegen Sicherheitsgarantien tauschen. | |
| In Russland hat er bisher nur bis Sommer 2014 Asyl. Sein Moskauer Anwalt | |
| Anatoli Kutscherena betont außerdem, sein Mandant könne nicht einfach nach | |
| Deutschland reisen, ohne in Russland seinen Flüchtlingsstatus zu verlieren. | |
| Deutschland müsste ihm deshalb einen sicheren Aufenthaltstitel gewähren. | |
| Das wiederum würden die USA als Affront verstehen. Sie fordern Snowdens | |
| Auslieferung. | |
| Unterdessen arbeiten Unterhändler aus Deutschland und den USA unter | |
| Hochdruck an einem Anti-Spionage-Abkommen. Die Amerikaner seien bereit, | |
| künftig vertraglich auf Industriespionage zu verzichten, berichtet der | |
| Spiegel. Von technischer Aufklärung auf deutschem Boden und der Überwachung | |
| deutscher Politiker will Washington aber nicht ohne Weiteres lassen. | |
| Anfang dieser Woche wollen die Chefs der deutschen Geheimdienste, Gerhard | |
| Schindler vom Bundesnachrichtendienst und Hans-Georg Maaßen vom | |
| Verfassungsschutz, darüber in Washington mit ihren US-Kollegen verhandeln, | |
| sie streben ein Abkommen zwischen den Geheimdiensten an. Die Drohung, | |
| Snowden könnte in Deutschland durch den Bundestag angehört werden, könnte | |
| ihnen da als Druckmittel gelegen kommen. | |
| ## Berlin: Hauptstadt der Agenten | |
| „Berlin ist die europäische Hauptstadt der Agenten“, erklärte Maaßen jet… | |
| im Vorfeld seiner Reise, die Zahl ausländischer Spione sei größer als in | |
| jeder anderen Kapitale des Kontinents. Die deutsche Spionageabwehr habe | |
| aber keine Möglichkeit, dies zu unterbinden: „Inwieweit und zu welchem | |
| Zweck vorhandene Technik in den Botschaftsgebäuden tatsächlich genutzt | |
| wird, ist praktisch nicht feststellbar, erklärte Burkhard Even, der Chef | |
| der Spionageabwehr. | |
| Doch die deutschen Geheimdienste bleiben nicht tatenlos. Der Londoner | |
| Guardian zitierte am Freitag britische Geheimdienstquellen, die sich voller | |
| Bewunderung über die technischen Fähigkeiten ihrer deutschen Kollegen bei | |
| der Überwachung des Internets äußerten und die Zusammenarbeit lobten. | |
| 3 Nov 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Bax | |
| ## TAGS | |
| Edward Snowden | |
| USA | |
| Auslieferung | |
| Asyl | |
| Deutschland | |
| Untersuchungsausschuss | |
| Schwerpunkt Überwachung | |
| Edward Snowden | |
| USA | |
| Geheimdienst | |
| Edward Snowden | |
| Koalition | |
| David Cameron | |
| Edward Snowden | |
| Edward Snowden | |
| Geheimdienst | |
| Flüchtlinge | |
| Edward Snowden | |
| NSA | |
| Netzüberwachung | |
| Edward Snowden | |
| Hans-Christian Ströbele | |
| Hans-Christian Ströbele | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kommentar Snowden nach Deutschland: Heuchelei und Nichtstun | |
| Alles spricht dafür, Edward Snowden nach Deutschland zu holen. Doch die | |
| große Koalition hat zu viel Angst vor diplomatischen Verwerfungen. | |
| Debatte USA und der Abhörskandal: Rambo im Cyberkrieg | |
| Die USA demonstrieren im Abhörskandal ihr Talent für Fehlentscheidungen. | |
| Jetzt könnte Deutschland zeigen, was eine gute Freundschaft ausmacht. | |
| Britischer Geheimdienst in Berlin: Empörung über mögliche Lauscher | |
| Union und SPD äußern sich besorgt über die Berichte zum britischen | |
| Spähposten in Berlin. Am Nachmittag hat der Außenminister deshalb den | |
| Botschafter einbestellt. | |
| Kommentar Deutsche Politik und Snowden: Moral gibt es nicht kostenlos | |
| Ein Asyl für Edward Snowden in Deutschland würde die Beziehungen zur USA | |
| belasten. Also kuschen SPD und CDU. Souveränität beweisen sie so nicht. | |
| SPD und NSA-Affäre: Kuschen für die Koalition | |
| Thomas Oppermann kritisierte die Regierung wegen ihrer Haltung in der | |
| Spähaffäre scharf. Im Sommer. Jetzt ist der Sozialdemokrat handzahm | |
| geworden. | |
| Offener Brief an David Cameron: Bürgerrechtler schützen „Guardian“ | |
| In einem Schriftstück haben rund 70 Organisationen den britischen Premier | |
| aufgefordert, die Freiheitsrechte zu wahren. Der Druck auf die Zeitung | |
| müsse aufhören. | |
| Bundestag als Druckmittel: Linke will Snowden-Asyl erzwingen | |
| Der Streit über Asyl für den US-Whistleblower Edward Snowden geht weiter. | |
| Linke-Chef Riexinger fordert, einen Parlamentsbeschluss gegen die Regierung | |
| zu forcieren. | |
| US-Politiker bleiben hart: Keine Gnade für Edward Snowden | |
| Snowden muss weiter mit Bestrafung rechnen. Selbst die demokratische | |
| Abgeordnete Dianne Feinstein spricht von einem „Bärendienst“, den er den | |
| USA erwiesen habe. | |
| Europäische Geheimdienstkooperation: Die großen Ohren im Norden | |
| Spione vieler Länder sollen zusammengearbeitet haben. Eine zentrale Rolle | |
| spielt dabei Schweden, durch dessen Gebiet mehrere wichtige Kabel | |
| verlaufen. | |
| Kommentar Snowden und Deutschland: Wenn Snowden hier auftauchte … | |
| Die Bundesregierung würde Snowden nie einladen – aber wenn er plötzlich da | |
| wäre, käme Angela Merkel mit dem Sachzwang klar. | |
| Geheimdienstkontrolleure: „Wachhunde ohne Gebiss" | |
| Sie werden „Dead Men Walking“ genannt: Die Mitglieder des | |
| „Parlamentarischen Kontrollgremiums“ wissen selbst nicht so genau, was sie | |
| eigentlich tun. | |
| Ausspähaffäre der USA: Spionage auf UN-Klimakonferenz | |
| Auch die Klimakonferenz in Bali 2007 soll ausgespäht worden sein. Die USA | |
| scheinen aber künftig immerhin auf Industriespionage in Deutschland | |
| verzichten zu wollen. | |
| Kooperation europäischer Geheimdienste: Vereinigtes Schnüffeln am Kabel | |
| Die USA sind bereit für ein Anti-Spionage-Abkommen mit Deutschland. Und der | |
| BND soll seit fünf Jahren zusammen mit anderen Geheimdiensten an | |
| Spähtechniken basteln. | |
| Mögliche Befragung von Edward Snowden: Putin will nicht im Weg stehen | |
| Der Kreml hat nichts dagegen, wenn der Whistleblower deutschen Besuch | |
| erhält. Doch sollte man ihn nicht lieber in Deutschland befragen? Darüber | |
| streiten nun die Parteien. | |
| Ströbele, Snowden und Asyl: Versuchen wir das Unmögliche | |
| Christian Ströbele landet mit seinem Moskau-Besuch einen Coup. Und er sucht | |
| nach einem Weg, dem Whistleblower Asyl in Deutschland zu gewähren. | |
| Kommentar Grüner Politiker bei Snowden: Danke, Christian Ströbele! | |
| Mit seinem Besuch bei Edward Snowden beweist der junggebliebene Grüne, was | |
| alles möglich ist, wenn Politik die ausgetretenen Pfade verlässt. |