# taz.de -- Bundestag als Druckmittel: Linke will Snowden-Asyl erzwingen | |
> Der Streit über Asyl für den US-Whistleblower Edward Snowden geht weiter. | |
> Linke-Chef Riexinger fordert, einen Parlamentsbeschluss gegen die | |
> Regierung zu forcieren. | |
Bild: Der Linken-Chef Bernd Riexinger mischt sich jetzt auch in die Debatte um … | |
BERLIN dpa | Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, will die | |
Regierung per Bundestagsbeschluss zwingen, mit dem Geheimdienstenthüller | |
Edward Snowden zu sprechen und ihm Asyl zu gewähren. „Es gibt einen | |
gangbaren juristischen Weg, um Snowden sicher nach Deutschland zu holen und | |
ihn vor einer Auslieferung an die Amerikaner zu schützen“, [1][sagte er der | |
in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung]. „Dieser Bundesregierung | |
fehlt aber offenkundig der politische Wille. Im Bundestag ist der | |
politische Wille klar.“ | |
Das Parlament müsse „der Bundesregierung auf die Sprünge helfen und sie per | |
Beschluss dazu zwingen, Snowden Asyl und Gelegenheit zu einer Zeugenaussage | |
zu geben“. Im Bundestag stehe es „320 zu 311 für eine Aufnahme Snowdens. | |
Drei von vier Parteien sind dafür“, sagte Riexinger der Zeitung. | |
Der 30-jährige frühere Mitarbeiter des US-Geheimdienstes NSA hat befristet | |
bis Sommer 2014 in Russland Asyl. [2][Beim Treffen mit dem | |
Grünen-Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele in Moskau] hatte | |
Snowden vorige Woche seine Bereitschaft erklärt, in Deutschland zur | |
NSA-Abhöraffäre auszusagen, dies aber an Sicherheitsgarantien geknüpft: | |
Deutschland müsse ihm sicheren Aufenthalt gewähren. Die USA würden dies als | |
Affront verstehen. Sie fordern die Auslieferung Snowdens. | |
Auch der ehemalige Spitzenkandidat der Grünen, Jürgen Trittin, forderte | |
Asyl für den Ex-Geheimdienstmitarbeiter. „Edward Snowden hat mit seinen | |
Enthüllungen einen ungeheuren Abhörskandal aufgedeckt. Er ist alles andere | |
als ein Verbrecher und hat einen gesicherten Aufenthalt in Deutschland | |
verdient“, [3][sagte Trittin zu Spiegel Online]. Er forderte Kanzlerin | |
Angela Merkel (CDU) auf, sich einzuschalten. „Spätestens seitdem klar ist, | |
dass er zu einer Aussage in Deutschland bereit ist, müsste auch die | |
Bundesregierung alles daran setzen, Snowden nach Deutschland zu holen.“ | |
Einen Schaden der Beziehungen zwischen Berlin und Washington fürchte er | |
dadurch nicht, sagte Trittin. „Belastet werden die deutsch-amerikanischen | |
Beziehungen nicht durch ein freies Geleit und einen sicheren Aufenthalt für | |
Edward Snowden, sondern durch die skandalöse Schnüffelpraxis der NSA.“ | |
## Belastung für´s transatlantische Verhältnis | |
Hans-Peter Uhl, der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im | |
Bundestag, warnte in der Passauer Neuen Presse davor, „übers Ziel | |
hinauszuschießen“. Er fügte hinzu: „Um Licht ins Dunkel der amerikanischen | |
Spionage zu bringen, ist es nicht zwingend notwendig, Edward Snowden nach | |
Deutschland zu holen.“ Denn die Beziehungen zu den USA seien „nicht | |
unbegrenzt belastbar“. Eine Aufnahme Snowdens in Deutschland würde nach | |
Uhls Ansicht „eine dauerhafte, schwere Belastung“ für das transatlantische | |
Verhältnis bedeuten. | |
Der CSU-Politiker sagte: „Wenn wir mit voller Absicht hinters Licht geführt | |
worden sind, bleibt uns nichts anderes übrig, als Snowden zu befragen.“ Es | |
biete sich an, dass Vertreter der Bundesanwaltschaft den US-Amerikaner in | |
Moskau befragen. Als zweite Möglichkeit nannte Uhl die Vernehmung durch | |
einen Beauftragten oder mehrere Mitglieder des Parlamentarischen | |
Kontrollgremiums des Bundestags. | |
4 Nov 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.mz-web.de/politik/linke-vorsitzender-riexinger-bundestag-soll-re… | |
[2] /Stroebele-Snowden-und-Asyl/!126697/ | |
[3] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/gruener-trittin-fordert-asyl-fuer… | |
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