| # taz.de -- Kommentar EU-Flüchtlingspolitik: Flucht ist ein Menschenrecht | |
| > Die EU will immer nur die Flucht von Menschen nach Europa verhindern. Sie | |
| > muss begreifen, dass allein diese Absicht unmenschlich ist. | |
| Bild: Auf der griechischen Insel Kos hilft ein Mann einem Boot mit syrischen Fl… | |
| Die einen wollen „Schlepper“ bekämpfen und setzen dazu auf das Militär, d… | |
| im Mittelmeer Schiffe versenken soll. Alles daran bleibt vage: Schiffe, die | |
| Flüchtlinge transportieren, sollen noch vor der Verwendung ausgespäht und | |
| zerstört werden – wie soll das gehen, ohne dass EU-Truppen die libyschen | |
| Ausgangshäfen besetzen? Und woran erkennt man ein Flüchtlingsboot, in dem | |
| sich keine Flüchtlinge befinden? Oder wird man warten, bis mutmaßliche | |
| Flüchtlinge im Mondlicht auf eine Rostlaube zulaufen, und diese dann mit | |
| einem gezielten Drohnenangriff wegzappen? | |
| Abgesehen davon: Die Idee, dass weniger Flüchtlinge kommen, wenn mehr Boote | |
| sinken, ist hilflos und absurd. Die Insel der Seligen namens Europäische | |
| Union hat offensichtlich keine Ahnung davon, wie die reale Welt | |
| funktioniert. | |
| Die anderen wollen „Fluchtursachen“ bekämpfen und setzen nicht auf Militä… | |
| sondern auf Entwicklungspolitik, die die Lebensbedingungen in | |
| Herkunftsländern verbessert, damit niemand mehr wegwill. Das ist noch viel | |
| vager und absurder. Zum einen sind die Menschen, die in Libyen auf die | |
| Überfahrt warten, schon längst geflohen, und um sie geht es. | |
| Grundsätzlicher aber: Was für eine Art Entwicklungszusammenarbeit mit, | |
| sagen wir, Eritrea ist da gedacht, damit die Eritreer aufhören, vor ihrer | |
| brutalen Diktatur wegzulaufen, die ihre Bürger wie Sklaven behandelt? | |
| Erst recht lebensfremd ist die Vorstellung, arme Länder müssten nur reicher | |
| werden und die Auswanderung würde enden. Das Gegenteil ist der Fall: Je | |
| reicher ein Land wird und je mehr Chancen seine Bürger bekommen, desto eher | |
| rückt Auswanderung als Möglichkeit in den Lebenshorizont der Menschen. So | |
| wurde vor hundert Jahren Europa reich, so will heute Afrika reich werden. | |
| Wie viele Deutsche verlassen bis heute Deutschland jedes Jahr? | |
| Sowohl der Kampf gegen Schmuggler als auch der gegen Fluchtursachen geht an | |
| der Wirklichkeit vorbei. Flucht vor unzumutbaren Lebensverhältnissen ebenso | |
| wie Auswandern zur Gewinnung von Zukunftsperspektiven gehören zum Recht auf | |
| Freizügigkeit, zum Kern der Freiheitsrechte. Wer es bekämpfen will, | |
| bekämpft das Menschenrecht. Wer die Menschenrechte zu ehren und zu achten | |
| gedenkt, muss die Menschen ehren und achten – auch und gerade dann, wenn | |
| sie in Not sind oder wenn sie ihre Zukunft in die Hand nehmen. Das sind | |
| europäische Werte. Europa sollte sie respektieren. | |
| 19 May 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
| ## TAGS | |
| Menschenrechte | |
| Mittelmeer | |
| Flüchtlinge | |
| EU | |
| Gambia | |
| Reiseland Kanada | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| UNHCR | |
| Libyen | |
| Afrika | |
| Libyen | |
| EU | |
| EU | |
| Schleuser | |
| Mare Nostrum | |
| Entwicklungszusammenarbeit | |
| Berlin | |
| Malta | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Menschenhandel in Libyen: „Ein Jammertal für Migranten“ | |
| In Niger und Libyen werden Migranten für 200 bis 500 Dollar verkauft. Die | |
| Menschen werden oftmals monatelang als Arbeitssklaven festgehalten. | |
| Menschenrechtsmuseum in Winnipeg: Marx und Mandela | |
| Das Museum für Menschenrechte in Winnipeg feiert den ersten Jahrestag. Es | |
| befasst sich mit Diskriminierung, Rassismus und Völkermord weltweit. | |
| EU-Hilfe für Flüchtlinge in Griechenland: Bislang nur leere Versprechen | |
| Bereits genehmigte EU-Hilfen für die Flüchtlingskrise kommen offensichtlich | |
| nicht in Griechenland an. Griechische Behörden sind überfordert. | |
| Flüchtlingspolitik in Australien: Lebensgefährlich und sinnlos | |
| Tony Abbott hat mit dem radikalen Kurs gegen Asylsuchende und MigrantInnen | |
| ernst gemacht. Australien stoppt Boote, „koste es, was es wolle“. | |
| Inhaftierung von Flüchtlingen: Spielball im libyschen Chaos | |
| Libyens Bürgerkrieg stellt die Migranten vor die Wahl: Sie können die Fahrt | |
| übers Mittelmeer wagen – oder in Milizenlagern verschwinden. | |
| Kolumne Afrobeat: Tod ohne Trauer | |
| Beim Jahrestag der Gründung der African Union feiern sich die Politiker | |
| Afrikas selbst – und ignorieren die Flüchtlinge, die jeden Tag sterben. | |
| Kämpfe in Libyen: Ministerpräsident überlebt Attentat | |
| Seit Monaten versinkt Libyen im Chaos, Kämpfe sind an der Tagesordnung und | |
| das Land ist durch zwei Regierungen geteilt. | |
| Debatte Militarisierte Flüchtlingspolitik: Im europäischen Fadenkreuz | |
| Mit ihrer neu beschlossenen Flüchtlingspolitik definiert die EU | |
| schutzbedürftige Menschen in eine Bedrohung um. Ein gefährlicher | |
| Präzedenzfall. | |
| EU-Militäreinsätze gegen Flüchtlinge: Libyen ist das zu menschenunwürdig | |
| Die EU möchte gerne gegen Flüchtlingsboote im Mittelmeer vorgehen, unter | |
| anderem vor Libyen. Doch das Land lehnt solche Einsätze als | |
| menschenunwürdig ab. | |
| Flüchtlinge in Libyen: Die vergessene Katastrophe | |
| In Nordafrika sorgen die EU-Pläne, mit Schleuserschiffen rabiat umzugehen, | |
| für Kopfschütteln. Die Helfer dort haben andere Sorgen. | |
| Pläne gegen Flüchtlinge: EU beschließt Schiffeversenken | |
| Die schlimmsten Befürchtungen von Menschenrechtlern und EU-Kritikern | |
| scheinen wahr zu werden. Die EU setzt auf Militäreinsätze im Mittelmeer. | |
| Schleuserboote im Mittelmeer: Minister Müller gegen Militäreinsatz | |
| In Brüssel werden heute bei einem EU-Ministertreffen Pläne für ein Vorgehen | |
| gegen Schleuser im Mittelmeer verhandelt. Die Pläne stoßen auf Skepsis. | |
| Was bleibt vom Flüchtlingsprotest?: Der Glaube an den Widerstand | |
| Im Frühling 2014 wurde das Zeltlager auf dem Berliner Oranienplatz geräumt. | |
| Der Kampf der Flüchtlinge aber geht weiter. | |
| Private Flüchtlingshilfe auf hoher See: Helfen, wo Europa fern ist | |
| Ein reiches Ehepaar kauft ein Schiff, baut es um und zieht auf eigene | |
| Kosten Flüchtlinge aus dem Meer. In einem Monat sind es über 3.000. |