# taz.de -- Schleuserboote im Mittelmeer: Minister Müller gegen Militäreinsatz | |
> In Brüssel werden heute bei einem EU-Ministertreffen Pläne für ein | |
> Vorgehen gegen Schleuser im Mittelmeer verhandelt. Die Pläne stoßen auf | |
> Skepsis. | |
Bild: Zwei Boote der Fregatte Hessen nähern sich einem Schlauchboot mit Flüch… | |
BERLIN dpa | Kurz vor einem EU-Ministertreffen zum militärischen Vorgehen | |
gegen Schleuserbanden hat sich Bundesentwicklungsminister Gerd Müller | |
strikt gegen einen solchen Einsatz vor der libyschen Küste ausgesprochen. | |
„Schleuserboote aus dem Verkehr ziehen ja, das aber ohne militärische | |
Operationen. Dies birgt zu viele Risiken und löst die eigentlichen Probleme | |
nicht“, sagte der CSU-Politiker der Passauer Neuen Presse. Stattdessen | |
müssten vor allem die Ursachen der Flucht über das Mittelmeer in den | |
Herkunftsländern der Menschen bekämpft werden. | |
Die Außen- und Verteidigungsminister der EU wollen am Montag in Brüssel | |
Pläne für Militäreinsätze gegen Schleuserbanden vorantreiben. Die | |
EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hat vorgeschlagen, Schiffe, die zum | |
Menschenschmuggel genutzt werden, gezielt zu zerstören. Als Voraussetzung | |
dafür gelten eine Resolution des UN-Sicherheitsrates oder eine | |
Verständigung mit Libyen. | |
Viele Fragen sind aber noch offen. So werden mögliche negative Auswirkungen | |
auf die UN-Friedensbemühungen in Libyen befürchtet. Auch die international | |
anerkannte libysche Regierung in Tobruk sieht die Pläne äußerst skeptisch. | |
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte sich am Wochenende | |
ebenfalls zurückhaltend zu einem solchen EU-Militäreinsatz geäußert. | |
Müller plädierte stattdessen für eine weitere Ausweitung der Seenotrettung. | |
„Das Mittelmeer darf nicht zu einem Meer des Todes werden“, sagte der | |
Minister der PNP. Die Bundeswehr beteiligt sich im Mittelmeer mit zwei | |
Schiffen an der Seenotrettung. Die Soldaten haben nach Bergungsaktionen | |
bereits mehrere Schleuserboote versenkt. | |
## Ursachen bekämpfen, nicht Menschen | |
Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, und der | |
Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth, mahnten, die Krisen in den | |
Herkunftsstaaten der Flüchtlinge seien nicht mit Zäunen an den | |
EU-Außengrenzen oder Patrouillenbooten im Mittelmeer zu lösen. „Wir müssen | |
die Fluchtursachen bekämpfen, nicht die Flüchtlinge“, schrieben sie in | |
einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Aufnahme von | |
Flüchtlingen in der EU solle nach der tatsächlichen Leistungsfähigkeit der | |
Mitgliedsländer erfolgen. | |
Tausende Migranten machen sich bei gutem Wetter und ruhiger See vor allem | |
von Libyen aus auf den Weg über das Mittelmeer. Die meisten kommen in | |
Italien an, das den Ansturm kaum noch bewältigen kann. In den ersten vier | |
Monaten dieses Jahres kamen der Internationalen Organisation für Migration | |
(IOM) zufolge 1780 Flüchtlinge ums Leben. | |
Mitte April etwa war ein Schiff mit etwa 800 Menschen an Bord vor der | |
libyschen Küste gekentert. Nur rund 24 Leichen wurden geborgen, 28 Menschen | |
überlebten. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Italien sollen die | |
Leichen der restlichen Flüchtlinge nicht geborgen werden. „Die Bergung ist | |
für die Ermittlungen nicht notwendig“, zitierte die Zeitung La Repubblica | |
am Sonntag den Staatsanwalt von Catania, Giovanni Salvi. Eine solche Aktion | |
sei zu teuer und zu langwierig. „Wenn es die Regierung oder andere aus | |
humanitären Gründen machen wollen, ist das gut.“ | |
18 May 2015 | |
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können. |