| # taz.de -- Aus der „zeozwei“: „Ich esse, was ich will“ | |
| > Ist gutes Essen Mittelschichtsgedöns oder eine wichtige politische Frage? | |
| > „Knallhart“ politisch, sagt Anton Hofreiter von den Grünen. | |
| Bild: „Essen ist politisch, aber wir schreiben den Leuten nicht vor, du solls… | |
| Ein sonniger Freitagnachmittag in Berlin. Anton Hofreiter kommt mit dem | |
| Fahrrad vor die Kreuzberger Marheineke-Markthalle gefahren. Man rate ihm ja | |
| immer, nicht mit dem Rad zu Fototerminen zu kommen, sagt er. Aber dann | |
| macht er es halt doch. Erst wird er in einem improvisierten Studio in der | |
| Halle fotografiert. Danach setzt man sich zum Gespräch vor ein | |
| österreichisches Restaurant gegenüber. | |
| zeozwei: Wir möchten mit Ihnen über politisches Essen und die fehlende | |
| kulinarische Emanzipation reden, Herr Hofreiter. | |
| Anton Hofreiter: Wissen Sie, wie der Kabarettist Gerhard Polt Gemütlichkeit | |
| definiert? | |
| Nein. | |
| Zeit ist Zeit. Ist Einheit für Gemütlichkeit. Wäre Gemütlichkeit | |
| dreitausendsechshundert Sekunden in Zeit, für wie viel Gemütlichkeit bliebe | |
| dann Zeit? Zeit plus Zeit ist mehr Zeit. Brot plus Zeit ist Brotzeit. Zeit | |
| mal Zeit ist Mahlzeit. | |
| Würden Sie sich als kulinarisch emanzipiert bezeichnen? | |
| Darauf will ich ja hinaus: Hat man dafür Zeit, dann kann man kulinarisch | |
| emanzipiert sein. Sonst wird es komplizierter. | |
| Also eher nicht kulinarisch emanzipiert, denn Zeit haben Sie als | |
| Spitzenpolitiker nicht. | |
| In Teilen ja, in Teilen nein. Man versucht immer wieder, sich Zeit | |
| freizuschaufeln und dann ist es möglich: Wenn man selber kocht, was man | |
| eingekauft hat. Oder wenn Sie in ein Lokal gehen, in dem Sie wissen, wo die | |
| Produkte herkommen. Und manchmal kann man es schlichtweg nicht sein: Man | |
| ist auf einem Termin und es gibt keine Auswahl. | |
| Kohl hatte den Saumagen, Schröder die Currywurst, welches Essen steht für | |
| Sie? | |
| Darüber habe ich auch nachgedacht, als ich hierher geradelt bin. Ich habe | |
| kein bestimmtes Lieblingsessen, weil ich zu sehr Vielfalt schätze – | |
| Spaghetti mit Tomatensoße und auch mal einen guten Schweinebraten. | |
| Und so ein Salätchen? | |
| Wenn er richtig gemacht ist und frisch, ist Salat eine gute Sache. Haben | |
| Sie mal überlegt, Vegetarier zu werden? Ich persönlich esse zu gern auch | |
| mal ein gutes Stück Fleisch und ich bemühe mich darum, weitgehend | |
| Biofleisch zu essen. | |
| Wie oft kochen Sie selbst? | |
| Im Schnitt zwei- oder dreimal die Woche. | |
| Schick mit teuren Messern und gutem Wein oder schnelle Spaghetti? | |
| Wenn ich Freunde einlade, nehme ich mir Zeit. Und koche aufwendiger. Da | |
| sind aber nicht die Messer das Entscheidende, sondern die Zutaten. Manchmal | |
| koche ich auch einfach nur Spaghetti mit Tomaten. | |
| Wären Sie mit uns auch in ein Fünfsternerestaurant gegangen? | |
| Nein, denn es gibt maximal drei Sterne. | |
| Wir hätten zu Tim Raue, ein Zweisternekoch, in die Rudi-Dutschke-Straße | |
| gehen können, direkt gegenüber der taz. Die Frage ist, ob man sich als | |
| Politiker überhaupt mit hochklassiger Kulinarik identifizieren darf oder | |
| sofort als Besserverdiener-Schnösel gilt? | |
| Ich war selber noch nie bei Tim Raue, aber klar darf man durchaus auch in | |
| ein gutes Lokal gehen. | |
| Sie haben keine Angst vor einer Scheinheiligkeitsdebatte, wie sie den | |
| SPD-Spitzenkandidaten Peer Steinbrück ereilte, als er sagte, er kaufe keine | |
| Flasche Pinot Grigio unter fünf Euro. | |
| Bei Herrn Steinbrück war die Schwierigkeit nicht der Pinot Grigio, sondern | |
| dass eines zum anderen kam, bis jeder das Gefühl hatte, der hat überhaupt | |
| keine Ahnung, wie das Leben von normalen Menschen ausschaut. Sein Problem | |
| war nicht, dass er auf Lebensmittel Wert legt, die anständig produziert | |
| werden, sondern dass er einstündige Vorträge für 15.000 Euro hielt. | |
| Wie viel bekommen Sie denn? | |
| Natürlich nichts, außer meinen normalen Bezügen als Fraktionsvorsitzender. | |
| Den Satz „Was ich esse oder nicht, entscheide ich selbst“ haben Sie in den | |
| Beschluss des letzten grünen Parteitags reingeschmuggelt ... | |
| ... ich habe ihn verteidigt. | |
| Kann man als Politiker denn essen, was man will? | |
| Ich esse, was ich will. Man hat mir diese Frage auch noch nie gestellt. | |
| Hannelore Kraft gewann die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen mit einem | |
| Currywurstbild und dem Slogan: Currywurst ist SPD. Industriewurst ist ein | |
| Symbol für Gerechtigkeit und Bürgernähe. | |
| Wir Grüne sind erstens nicht die SPD. Zweitens bin ich mir da nicht mehr so | |
| sicher, wenn neben der Currywurst die Tierhaltungsbedingungen auch noch | |
| fotografiert werden. Oder die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den | |
| Schlachthöfen. Oder die vertriebenen Kleinbauern. Oder wenn da zudem steht, | |
| wie stark die Gülle das Grundwasser verdreckt. | |
| Welches Essensbild passt zu Hofreiter? | |
| Mein Bild ist, dass man die Produkte anständig herstellt. | |
| Also würden Sie sich mit Bioessen zeigen? | |
| Zwischen Bioessen und dem, was in einem Zehntausender-Schweinestall los | |
| ist, ist ein ganz weites Spektrum. Das heißt: Wir wollen erreichen, dass | |
| für Lebensmittel gewisse Mindeststandards gelten. | |
| Mit einem Wiesenhof-Hähnchen würden Sie sich nicht fotografieren lassen? | |
| Nein, würde ich nicht. | |
| Essen gilt bei manchen Linken als weiches Thema für Mittelschichtsfuzzis. | |
| Weiches oder hartes politisches Thema? | |
| Knallhart. „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ So bringt Valentin | |
| Thurn in seinem neuen Dokumentarfilm das Problem auf den Punkt. Es geht um | |
| knappe Böden, knappes Wasser, nachhaltige Nahrungserzeugung und unsere | |
| Lebensgrundlagen. Nahrung ist das Megathema der Zukunft, man soll das nicht | |
| bagatellisieren. | |
| Politisieren Sie es. | |
| Denken Sie nur an die Sojaproduktion in Argentinien, in Paraguay, in | |
| Brasilien und die Zustände, die in diesen Ländern herrschen: Da müssen | |
| bestimmte Standards her. Das Futter, das an unsere Tiere verfüttert wird, | |
| darf nicht so produziert werden, dass dafür Menschen vertrieben oder im | |
| Extremfall sogar ermordet werden. Es muss damit Schluss sein, dass die | |
| Schweine so gehalten werden, dass es offensichtliche Tierquälerei ist. Dass | |
| wir so eine Viehhaltungsdichte haben, dass zu viel Gülle anfällt. | |
| Wenn Sie was verändern wollen, dann brauchen Sie Wähler, die Sie | |
| unterstützen. Dann muss man denen sagen: Wenn ihr mehr Gerechtigkeit und | |
| mehr Tierschutz wollt, dann müsst ihr die Nachfrage nach entsprechenden | |
| Lebensmitteln erhöhen. | |
| Die Nachfrage ist ja da. Das schönste Beispiel dafür sind die Eier: Da hat | |
| man eine relativ komplizierte Kennzeichnung. Man hat nicht drauf | |
| geschrieben: Käfighuhn, Freilandhuhn, Bodenhaltungshuhn und Biohuhn, | |
| sondern 0, 1, 2, 3. Und trotzdem sind innerhalb kürzester Zeit, die | |
| 3er-Eier aus den Käfigen verschwunden. Da wissen es die Leute. | |
| Beim konventionell hergestellten Stück Fleisch ... | |
| ... da wissen sie eben nicht, wie das hergestellt ist. Stellen Sie sich | |
| vor, an der Fleischtheke gäbe es auch eine Kennzeichnung, zum Beispiel: | |
| Fleisch aus Massentierhaltung, Fleisch aus artgerechter Haltung, Fleisch | |
| aus Freilandhaltung. Dann geht doch niemand mehr hin und sagt: Ich hätte | |
| gerne Fleisch aus Massentierhaltung. | |
| Warum haben wir die Fleischkennzeichnung nicht? | |
| Weil die derzeitigen politischen Mehrheiten das verhindern. | |
| Wie wollen Sie das ändern? | |
| Was für eine Frage. | |
| Warum lachen Sie da so? | |
| Weil Sie fragen, wie man Veränderungen erreicht. Naja, wie man immer | |
| Veränderungen erreicht. Man wirbt für seine Überzeugungen und kämpft die | |
| Sachen dann durch. | |
| Es ist eine Illusion zu glauben, dass alle Bio essen. Es gibt keine | |
| Mehrheitsbewegung für gutes Essen. | |
| Sie machen da einen künstlichen Gegensatz auf. Ich habe nicht gesagt, dass | |
| alle Bio essen müssen, sondern, dass es bessere Standards gibt. Alle | |
| Umfragen zeigen, dass zwischen 80 und 90 Prozent der Leute die Exzesse in | |
| der Massentierhaltung nicht mittragen. | |
| Politik ist in Umfragen erfolgreich, wenn man die Leute in Ruhe lässt. | |
| „Die Leute“ sind ganz verschieden. Die einen wollen Ruhe, die anderen | |
| wünschen sich Kennzeichnungen und Standards. | |
| Okay, dann sagen Sie uns doch mal, was die drei wichtigsten Kriterien für | |
| gutes Essen sind? | |
| Menschenrechtsstandards müssen eingehalten werden. | |
| Kann ich nicht überprüfen. | |
| Doch, kann man. Es gibt für Biomasse Zertifizierungssysteme, warum nicht | |
| für Futter? Das Zweite sind Tierschutzstandards und das Dritte ist, dass | |
| unser Grundwasser nicht verschmutzt wird. Das lässt sich alles überprüfen. | |
| Aber doch nicht von mir als Konsumentin. | |
| Das ist doch gerade das Problem: Weil es eben keine Kennzeichnung gibt. | |
| Dafür müssen die Voraussetzungen geschaffen werden. Man braucht ein | |
| Zusammenwirken aus Regulierung und dem Verhalten der Menschen. Die | |
| Veränderungsbereitschaft ist da. Die Leute wollen gutes Essen und mehr | |
| Tierschutz. | |
| Fassen wir das neue grüne Denken zusammen: Essen ist politisch, aber | |
| letztlich Privatsache? | |
| Nein, Essen ist politisch, aber wir schreiben den Leuten nicht vor, du | |
| sollst dieses oder jenes. Die Verantwortung für die Probleme der | |
| Agrarpolitik lassen sich nicht einfach einzelnen Personen zuschieben. Es | |
| ist die Aufgabe von Politik, Regeln und Rahmen zu setzen. | |
| Angela Merkel äußert sich überhaupt nicht zum Essen. Wie wollen Sie im | |
| Falle einer Koalition mit ihr denn ab 2017 irgendwelche Regeln und Rahmen | |
| setzen? | |
| Das ist ein schwaches Argument. Angela Merkel äußert sich zu überhaupt | |
| nichts. Außer zu Pegida, da hat sie sich vernünftig geäußert. | |
| Würden Sie Agrarminister werden oder doch lieber Außenminister? | |
| Reden wir doch lieber darüber, was ich verändern will. Wir müssen bei den | |
| Agrarsubventionen die Verteilung ändern, im Moment gehen 25 Prozent der | |
| Mittel an 1 Prozent der Betriebe. Dann die Tierschutzstandards erhöhen. Der | |
| Antibiotikaeinsatz muss reguliert werden. Der von Pestiziden auch. | |
| Was davon könnten Sie mit der CDU durchsetzen? | |
| Das ist von so vielen Variablen abhängig. Gibt es überhaupt Schwarz-Grün, | |
| passiert etwas anderes? Klar ist: Wir Grüne regieren, damit sich was | |
| ändert. | |
| Die Landwirtschaft trägt ein Drittel zu einer möglichen Klimakatastrophe | |
| bei. Aber wir haben nicht den Eindruck, dass die Grünen sozialökologische | |
| Transformation und kulinarische Emanzipation so engagiert betreiben wie | |
| identitätspolitische Emanzipationen. | |
| Wir Grünen haben massive Kämpfe geführt bei der Energiewende, wir haben | |
| damals unter Rot-Grün ein neues Naturschutzgesetz durchgesetzt. Wir haben | |
| in allen Bundesländern, wo wir mitregieren, das Umweltressort. In den | |
| Flächenländern, in denen die Agrarpolitik Gewicht hat, stellen wir bis auf | |
| Thüringen die Agrarminister. Man braucht das Bündnis zwischen | |
| identitätspolitischen, sozialen und ökologischen Fragen. Fortschritt wird | |
| gemeinsam erkämpft. Man kann nicht das eine für das andere vernachlässigen, | |
| dann setzt man nichts durch. | |
| Der Öko ist eine Minderheit in Ihrer Partei, wie jede andere Minderheit | |
| auch. | |
| Diese Beobachtung teile ich schlicht nicht. Bei den ganzen Ökothemen | |
| spielen die Parteiflügel keine Rolle. Im Kern sind wir uns bei den | |
| Ökofragen immer einig, weil das die gemeinsame Basis ist für uns Grüne. | |
| Oder sie sind Ihnen egal, während die Identitäts- und Menschenrechtsfragen | |
| große Emotionen hervorkitzeln. | |
| Nein, wenn Sie sich über die gesamte Partei einig sind, dann brauchen Sie | |
| sich nicht zu streiten, sondern führen die Auseinandersetzung mit anderen | |
| Teilen der Gesellschaft. | |
| Ach, ja? Für mehr Klimagerechtigkeit hilft nur, weniger Fleisch zu essen. | |
| Trotzdem empfehlen Sie nicht einmal ein Zurück zum Sonntagsbraten. | |
| Ich bin in einem Haushalt aufgewachsen, da gab es am Samstag Suppenfleisch, | |
| am Sonntag gab es den Sonntagsbraten, am Freitag Fisch und unter der Woche | |
| eben kein Fleisch. Da gab es Nudeln, vielleicht mal Schinkennudeln mit Ei. | |
| Meine Eltern kamen aus einem Arbeiterhintergrund. Das war damals so. Und | |
| jetzt ist es eindeutig so, dass der Fleischkonsum, wie wir ihn im Schnitt | |
| haben, nicht auf neun oder zehn Milliarden Menschen übertragbar ist. | |
| Richtig. | |
| Eben. | |
| Das ist ein gesellschaftlicher Diskurs, der geführt wird, und zu diesem | |
| Diskurs sagen wir: So wie im Moment Tiere gehalten werden, so wie das | |
| Futter angebaut wird, die Gülle ausgebracht wird, ist das nicht nachhaltig. | |
| Darauf begründen wir unsere Veränderungen. | |
| Sie haben laut gesagt: Wechselt den Stromanbieter, um gegen Atomkonzerne | |
| vorzugehen. | |
| Die Frage, ob Ihre Waschmaschine mit Atom- oder Ökostrom läuft, macht für | |
| die Funktionsfähigkeit Ihrer Maschine keinen Unterschied. Wenn Sie aber | |
| gerne ein schönes Stück Fleisch essen und bekommen gesagt, Sie sollen das | |
| nicht mehr essen, dann ist das ein grundlegender Unterschied, weil ich in | |
| Ihre persönliche Lebensgestaltung eingreife. Deswegen ändern wir die | |
| Gesetze. | |
| Geben Sie es doch zu: Sie haben ein Veggieday-Trauma, seit Sie im Wahlkampf | |
| 2013 einen fleischfreien Kantinentag vorgeschlagen haben und dafür als | |
| Verbotspartei abgelehnt wurden. Wie wollen Sie da Ernährungspartei werden? | |
| Wir sind eine Ökopartei. | |
| Ernährungspartei aber auch? | |
| Wir machen Agrarpolitik, wir kümmern uns auch um Ernährungsfragen, im Kern | |
| sind wir eine Ökopartei. Für eine Ökopartei ist entscheidend, welche | |
| ökologischen Konsequenzen bestimmte Dinge haben. | |
| Industriefleischproduktion hat dramatische ökologische Konsequenzen. | |
| Genau. Darauf reagieren wir mit politischen Maßnahmen. Seien Sie mir nicht | |
| böse, ich bin ein Anhänger davon, dass man mit den Leuten nicht du, du, du | |
| umgeht, sondern dass man gesetzgeberische Maßnahmen macht. Der Veggieday | |
| war ein Fehler. | |
| Du, du, du ist der erhobene Zeigefinger? | |
| Ja. Dieses Du-du-du hat mich schon immer persönlich genervt. Unklug ist es | |
| auch. | |
| In welchem Sinne unklug? | |
| Weil Politik, wenn sie mit du, du, du daherkommt, das Gegenteil erreicht | |
| von dem, was man will. | |
| Du, du, du ist doch grüner Gründungsimpuls. | |
| Das ist die Missinterpretation des Veggiedays. Es gibt bei uns ein paar | |
| Zeigefingerleute, das bestreite ich überhaupt nicht, zum grünen | |
| Gründungsimpuls gehört aber auch Liberalität, anarchische Lässigkeit. | |
| Wo gibt es bei den Grünen denn anarchische Lässigkeit? | |
| Sie kennen keine bayerischen Grünen … | |
| Doch, Sie. | |
| Würden Sie behaupten, dass ich du, du, du bin, dann wäre ich persönlich | |
| beleidigt. | |
| Sie sind ein bayerischer Genussmensch? | |
| Ja, klar. | |
| Gehen Sie ab und zu ins Hofbräuhaus? | |
| Nein, ich sagte doch, ich bin ein Genussmensch. | |
| Das müssen Sie für Menschen jenseits des Weißwurstäquators erklären. | |
| Nichts gegen das Hofbräuhaus, aber es ist eher für Touristen gedacht. Am | |
| besten geht man einfach in gute Wirtshäuser, wo es was Gescheites zu essen | |
| gibt. Zum Beispiel in Passau in den „Grünen Baum“. | |
| Stellen wir uns mal vor, Sie hätten uns zu sich nach Hause eingeladen. Und | |
| Sie sagen, ich mache heute mal ein richtig schönes Essen. Was wäre das? | |
| Das kommt auf die Jahreszeit an. | |
| Sommer. | |
| Dann machen wir einen Radicchio, bisschen angebraten mit ein paar | |
| Pinienkernen, und da tun wir einen guten Gorgonzola rein. Dazu passt ein | |
| leckerer Salat mit Apfelbalsamico, es gibt da einen wunderschönen | |
| Apfelbalsamico von einem kleinen Bauern aus Niederbayern. Mögen Sie Bohnen, | |
| vielleicht Kartoffeln, und dann kommt es drauf an – essen Sie Fleisch? | |
| Einer ja, eine nein. | |
| Dann gäbe es für ihn ein Steak dazu und als Nachtisch Beeren mit | |
| Schlagobers. | |
| Und die Vegetarierin würde leer ausgehen. | |
| Sie bekämen ein ganz anderes Essen: Als Hauptgang Nudeln mit frischem | |
| Gemüse mit Parmesan drüber gerieben. Oder wenn es doch schon später im Jahr | |
| ist und es schon Sellerie gibt: ein Sellerieschnitzel. | |
| Hat Sie die Nähe zu Italien kulinarisch positiv beeinflusst oder hat Ihnen | |
| das Ihre Mutter beigebracht? | |
| Bei uns hat eigentlich eher der Vater gekocht. Ja, das liegt unter anderem | |
| an der Nähe zu Italien und daran, dass wir einen großen Garten hatten und | |
| dass wir darauf geachtet haben, viel selbst anzubauen. Es gab auch einen | |
| Bauern in der Nähe. Dort konnten wir die Milch selber holen. | |
| Waren Sie mal in einem Schlachthof? | |
| Einmal, aber das ist schon eine Weile her. | |
| Könnten Sie selbst ein Schwein schlachten? | |
| Ich weiß es nicht. Ich konnte Schweine zerlegen. So viel Geld hatten wir | |
| früher nicht. Trotzdem wollten wir Biofleisch haben. Also hatten wir eine | |
| große Tiefkühltruhe. Es macht einen großen Unterschied, ob Sie das Biofilet | |
| einzeln kaufen oder ein halbes Schwein und das dann selber zerlegen. | |
| Herr Hofreiter, Cem Özdemir ist Vegetarier, Robert Habeck ist es nach einem | |
| Gespräch mit der zeozwei geworden. Was wird jetzt aus Ihnen? | |
| Ist der Robert so beeinflussbar? Das wusste ich gar nicht. | |
| Also, was wird aus Ihnen? | |
| Aus mir ist schon etwas geworden. | |
| 14 Jun 2015 | |
| ## TAGS | |
| Vegetarismus | |
| Anton Hofreiter | |
| Bündnis 90/Die Grünen | |
| Veggie Day | |
| Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
| Lebensmittelverschwendung | |
| Foodsharing | |
| Massentierhaltung | |
| Ökologie | |
| Schweinemast | |
| Österreich | |
| Bundesverfassungsgericht | |
| MIlchpreis | |
| Vegetarismus | |
| Schwerpunkt Frankreich | |
| Landwirtschaft | |
| Landwirtschaft | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Leibspeisen der Kanzlerkandidat*innen: Sie vertrauen den Märkten | |
| Alle kennen Helmut Kohls Liebe zum Saumagen. Aber was essen die aktuellen | |
| Kanzlerkandidat*innen eigentlich am liebsten? Wir haben nachgefragt. | |
| Lebensmittelverschwendung in Berlin: Das Beste vom Reste | |
| Kreativ die Wegwerfgesellschaft kontern: Die „Guerilla Architects“ haben | |
| mit der Ausstellung „MehrWert“ ein müllfreies Restaurant kreiert. | |
| Neuerungen beim Foodsharing: Teilen, aber professionell | |
| Seit vier Jahren rettet Foodsharing e.V. erfolgreich Essen vor der Tonne. | |
| Zu erfolgreich. Das Projekt wächst über seine Kapazitäten hinaus. | |
| Ökologische Hühnerhaltung: Trotz Regelverstößen keine Strafen | |
| Große Bio-Legehennen-Farmen missachten die Vorgaben zum Auslauf. Doch der | |
| Ökoverband der Betriebe bleibt untätig. | |
| Ökologische Tierhaltung: Bio-Ei für die Massen | |
| Bei keinem anderen Lebensmittel ist uns das Biosiegel so wichtig wie beim | |
| Ei. Dabei ermöglichen deutsche Politiker, dass Ökoregeln gebrochen werden. | |
| Urteil gegen Schweinemäster: Qualitäts-Siegel trotz Tierquälerei | |
| Ein Landwirt, der mit einem Gütezeichen arbeitete, muss eine Geldstrafe | |
| zahlen. Seine Schweine litten längere Zeit unter erheblichen Schmerzen. | |
| Aus der zeozwei: Der Idealbürger | |
| Alexander Van der Bellen war elf Jahre lang Chef der Grünen in Österreich. | |
| Jetzt will er Bundespräsident werden. Wer ist der Mann? | |
| Etikettierung von Lebensmitteln: Fleischstreit vorm Verfassungsgericht | |
| Es war ein Streit über die Etikettierung von Rindfleisch. Vor dem | |
| Verfassungsgericht geht es nun um nicht weniger als das deutsche | |
| Strafrecht. | |
| Wettkampf um Milchpreise: Bio zahlt sich aus | |
| Konventionelle Landwirte suchen ihr Glück auf dem Weltmarkt und leiden nun | |
| unter Dumpingpreisen. Anders als Ökobauern. | |
| Autorin über Europas vegetarische Küche: In Deutschland ist Sahne das Gewürz | |
| Wie unterscheiden sich die vegetarischen Küchen Europas? Wo weniger wächst, | |
| wird ausgiebiger gekocht, sagt Katharina Seiser. | |
| Tierschützer über Hahnenkampfverbot: „Alles andere wäre skandalös“ | |
| Das französische Verfassungsgericht bestätigt das Verbot des Hahnenkampfes. | |
| Tierschützer Christophe Marie hatte Sorge, dass die Richter ein Auge | |
| zugedrücken würden. | |
| Niedersachsens grüner Agrarminister: Herr Meyer und das liebe Vieh | |
| In Niedersachsen leben so viele Schweine wie sonst nirgendwo. Christian | |
| Meyer will dort die Agrarwende. An den Altbauern vorbei geht das nicht. | |
| Grünen-Fraktionschef über Agrarminister: „Er will irgendwie Minister bleibe… | |
| Christian Schmidt hat nicht das Zeug zum Agrarminister, sagt Anton | |
| Hofreiter. In Sachen Hofsterben und Tierschutz erwartet der Grüne von ihm | |
| nicht viel. |