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# taz.de -- Leibspeisen der Kanzlerkandidat*innen: Sie vertrauen den Märkten
> Alle kennen Helmut Kohls Liebe zum Saumagen. Aber was essen die aktuellen
> Kanzlerkandidat*innen eigentlich am liebsten? Wir haben
> nachgefragt.
Bild: Wer kocht sich in die Herzen der Deutschen?
Wie alles im Leben von Annalena Baerbock, [1][Armin Laschet] und [2][Olaf
Scholz] ist auch die Frage nach ihrem Lieblingsessen hochpolitisch.
Schließlich wollen die Wähler*innen wissen, von wem sie da bald regiert
werden, und die Erzählung, dass man ist, was man isst, hat sich tief in uns
festgesetzt.
Deshalb wollten die Antworten auf den Fragebogen, den wir den
Spitzenkandidat*innen der Parteien mit Aussicht auf das Kanzleramt
geschickt haben, gut überlegt sein. Denn seine Leibspeisen kann man sich
zwar nicht aussuchen – aber welches Gericht man am Ende öffentlich zum
Lieblingsessen erklärt, das schon. Dabei lohnt es sich, einen Blick auf die
Lieblingsgerichte der vergangenen Kanzler*innen zu werfen. Bei Helmut
Kohl war es der Saumagen, bei Gerhard Schröder ist es die Currywurst und
bei Angela Merkel eine Pommersche Kartoffelsuppe.
Wie lautet also die erste Zutat für das Lieblingsessen einer Kanzlerin oder
eines Kanzlers? Das Gericht muss zum Charakter passen! Kohl und der
Saumagen: Man kriegte ihn aus der Pfalz, aber die Pfalz nicht aus ihm.
Schröder und die Wurst: im Herzen immer bei den Bandarbeitern von VW.
Merkel und die Kartoffelsuppe: bodenständig, ruhig, besonnen.
Die zweite Zutat ist die Heimatverbundenheit. Es soll ja bloß nicht der
Eindruck entstehen, dass man im politischen Berlin an der
durchschnittsdeutschen Volksbürgerin zwischen Odenwald und Oderbruch
vorbeilebt. [3][Bodenständigkeit kommt gut an.] Auch das haben die
Kandidat*innen bei ihrer Auswahl beherzigt.
Wahlen gewinnt man in der Mitte der Gesellschaft, und Herzen gewinnt man in
der Mitte des Kantinenangebots. Alle drei bevorzugen klassisch deutsche
Gerichte. Eine Poké Bowl oder ein Adana-Spieß ist nicht dabei, auch kein
fancy Fleischersatz – wobei, immerhin ist eines der Gerichte vegetarisch,
raten Sie mal, von wem.
Außerdem kaufen [4][Laschet], Baerbock und Scholz alle regional ein. Am
liebsten auf dem Wochenmarkt in ihrer Heimat bzw. Wahlheimat. Da gibt es
nämlich die besten Zutaten. Ist klar!
* * *
## „Dafür variiere ich ein Rezept von Tim Mälzer“
taz: Herr Scholz, Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Olaf Scholz: Königsberger Klopse.
Was verbindet Sie mit diesem Gericht?
Das schmeckt nach früher. Heute steht „Königsberger Klopse“ nur selten auf
der Speisekarte eines Restaurants. Ab und zu kann ich dieses Gericht aber
auch in der Kantine des Bundesfinanzministeriums essen.
Kochen Sie das manchmal selbst?
Ja, das koche ich sogar am liebsten und kriege es ganz passabel hin.
Wie ist Ihr Rezept?
Die Königsberger Klopse mache ich nach einem Rezept von Tim Mälzer, in
kleinen Variationen.
Wann werden Königsberger Klopse im Hause Olaf Scholz am ehesten gegessen?
Am Wochenende.
Und wo finden Sie die besten Zutaten für Ihr Lieblingsgericht?
Mir ist es wichtig, regionale Produkte zu kaufen. Das geht sehr gut auf den
zahlreichen Wochen- und Supermärkten in Potsdam.
* * *
## „… ganz klassisch mit Kartoffeln als Beilage“
taz: Frau Baerbock, was ist Ihr Lieblingsgericht?
Annalena Baerbock: Wenn ich mich auf eins festlegen muss, dann ist es
Spargel, ganz klassisch mit Kartoffeln als Beilage. Und zum Nachtisch
Banana Split mit Schoko- statt Vanilleeis.
Was verbinden Sie mit diesem Gericht?
Bodenständigkeit. Es ist schön, dass ich dieses Gericht aus meiner
niedersächsischen Heimat nach Brandenburg „mitnehmen“ konnte und auf guten
regionalen Spargel nicht verzichten muss, weil es mit der Region rund um
Beelitz ja ein großes Anbaugebiet gibt.
Kochen Sie das manchmal selbst?
In der Spargelzeit durchaus.
Wie ist Ihr Rezept?
Schälen, schälen, schälen …
Wann wird Spargel im Hause Annalena Baerbock am ehesten gegessen?
In der Spargelsaison.
Und wo gibt es die besten Zutaten für Ihr Lieblingsgericht?
Auf dem Markt. Da findet sich zur Saison der gute Spargel aus Nienburg in
Niedersachsen oder Beelitz in Brandenburg – und natürlich die Kartoffeln.
* * *
## „Es müssen Vollkornnudeln sein!“
taz: Herr Laschet, was ist Ihr Lieblingsgericht?
Armin Laschet: Der Brokkoliauflauf von meiner Frau Susanne.
Was verbinden Sie mit diesem Gericht?
Ich habe den Auflauf vor 30 Jahren zum ersten Mal gegessen. Ich verbinde
damit sehr schöne Familienessen – lang, entspannt, mit viel Spaß. Meine
Kinder mögen den Auflauf nämlich auch richtig gerne.
Kochen Sie das auch manchmal selbst?
Nein, meine Kochkünste beschränken sich auf das Allerwesentlichste.
Wie ist das Rezept?
Eine große Auflaufform bereitstellen. 500 Gramm Vollkornnudeln (Wichtig!
Mit normalen schmeckt es nicht!) knapp gar kochen und in die Auflaufform
geben. Hack mit Salz und Pfeffer krümelig braten und in die Auflaufform
geben. Brokkoli gar kochen und zusammen mit einem Paket Frischkäse
ebenfalls untermischen. Zwei Becher Sahne mit Salz und Pfeffer und
mindestens drei Knoblauchzehen vermischen und über den Auflauf geben. Eine
zweite Dose Frischkäse in kleinen Flöckchen auf das Gericht setzen und ca.
20 Minuten bei 200 Grad im Ofen überbacken.
Wann wird Brokkoliauflauf im Hause Armin Laschet am ehesten gegessen?
Wenn alle da sind.
Und wo gibt es die besten Zutaten für Ihr Lieblingsgericht?
Bei einem ordentlichen Metzger und in einem ordentlichen Supermarkt. Den
Brokkoli kaufe ich am liebsten frisch auf dem Burtscheider Wochenmarkt in
Aachen.
10 Sep 2021
## LINKS
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[4] /CDU-im-Wahlkampf/!5791042
## AUTOREN
Niko Kappel
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Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
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