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# taz.de -- Wettkampf um Milchpreise: Bio zahlt sich aus
> Konventionelle Landwirte suchen ihr Glück auf dem Weltmarkt und leiden
> nun unter Dumpingpreisen. Anders als Ökobauern.
Bild: Eine Kuh auf einer Weide.
BERLIN taz | Während konventionelle Milchbauern unter Dumpingpreisen
ächzen, leben die Bio-Landwirte auf einer Insel der Seligen: Nach den
aktuellsten amtlichen Zahlen bekamen die Ökos im Juni im Bundesdurchschnitt
rund [1][47 Cent] pro Kilogramm Rohmilch – und dieser Preis ist seit einem
Jahr stabil.
Die herkömmliche Konkurrenz dagegen musste im gleichen Zeitraum einen
Preisverfall um 25 Prozent auf [2][29 Cent] hinnehmen, die in den meisten
Fällen noch nicht einmal die Produktionskosten decken. Seit November 2013
ist der konventionelle Preis sogar um 30 Prozent gefallen, der ökologische
dagegen nur um 2 Prozent.
Was ist das Erfolgsrezept der Ökobranche, die ihren Tieren im Gegensatz zu
der konventionellen Konkurrenz Auslauf gewähren und auf Futter verzichten
muss, das mit umweltschädlichen Pestiziden erzeugt wird?
Paul [3][Söbbeke], Geschäftsführer des gleichnamigen größten deutschen
Biojoghurtherstellers, antwortet im Interview der taz: „Unsere Biobauern
produzieren für den deutschen Markt, für die Verbraucher, die hier
rumlaufen. Da ist keine Notwendigkeit für Preissenkungen.“ Denn die
deutschen Konsumenten kaufen weiter ihre Biomilch, die überwiegend aus
Deutschland kommt.
Die herkömmlichen Landwirte dagegen seien vom Export etwa nach China oder
Russland abhängig, sagt Söbbeke. „60 Prozent der konventionellen
Milchprodukte werden exportiert. Wenn dann der Weltmarkt ein Problem hat,
haben diese Bauern ein Problem.“ Tatsächlich führen Fachleute den
Preisverfall auch darauf zurück, dass Russland wegen der Ukrainekrise seit
August 2014 EU-Milchprodukte boykottiert und China konjunkturell bedingt
derzeit weniger importiert.
Da die EU die Produktion seit April [4][nicht mehr mit der Milchquote]
begrenzt und zu viel auf dem Markt ist, fallen die Preise besonders stark.
## EU setzt auf Weltmarkt
„Wer genügend Land hat und überzeugt ist, der sollte jetzt ernsthaft
darüber nachdenken, auf Bio umzustellen“, ruft Söbbeke auf. Genügend
Nachfrage gebe es. Bisher komme nur 2 bis 3 Prozent der Milch in
Deutschland von Ökohöfen. Anders als der konventionelle Markt in
Deutschland wächst Bio kräftig. Der Molkereichef rechnet damit, dass die
Verbraucher dieses Jahr 3 bis 5 Prozent mehr für Ökomilch ausgeben werden.
So viel sei der Markt auch jeweils in den vergangenen drei bis vier Jahren
gewachsen. Allerdings: In Hochpreisphasen verdienen konventionelle Bauern
immer noch mehr als die Ökos.
Die Europäische Union setzt jedoch weiter auf den Weltmarkt. Die
[5][EU-Kommission kündigte am Montag an], beispielsweise in
Freihandelsabkommen weitere Länder für die hiesigen Bauern zu öffnen. Zudem
soll es neue Subventionen in Höhe von 500 Millionen Euro geben, etwa um
überschüssiges Milchpulver aufzukaufen und einzulagern. Der von
konventionellen Landwirten dominierte Deutsche [6][Bauernverband begrüßte]
insbesondere die geplante Exportförderung.
Die Milchbauernorganisation [7][European Milk Board] dagegen kritisierte,
dass die Ausfuhren Landwirte in Entwicklungsländern schaden könnte.
Stattdessen sollte die EU lieber Boni an europäische Bauern zahlen, die
kurzfristig weniger produzieren, um einen Preisverfall zu verhindern oder
zu beheben.
10 Sep 2015
## LINKS
[1] http://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/01_Markt/09_Marktbeobachtung/02_Milc…
[2] http://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/01_Markt/09_Marktbeobachtung/02_Milc…
[3] http://www.soebbeke.de/molkerei/unternehmen.html
[4] /!5015801/
[5] http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-15-5601_en.htm
[6] http://www.bauernverband.de/agrarrat-stellt-erste-weichen-fuer-europaeische…
[7] http://www.europeanmilkboard.org/de/special-content/news/news-details/artic…
## AUTOREN
Jost Maurin
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