# taz.de -- Bauernverband setzt auf Wettbewerb: Das Ende der Idylle | |
> Fallende Preise bedrohen Milchbauern nicht nur in Niedersachsen in ihrer | |
> Existenz. Manche Landwirte erwägen, auf Bioproduktion umzustellen. | |
Bild: Und kostendeckend ist sie auch noch: So wie hier sieht Milchviehhaltung f… | |
HANNOVER taz | Es geht um die Milch, unter anderem: Landwirte und | |
Milchproduzenten fordern bessere Preise für ihre Produkte. „Ruinös“ seien | |
die von Molkereien und Handel diktierten Bedingungen besonders für | |
traditionell arbeitende Höfe, sagte Ottmar Ilchmann von der | |
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) bei einer Kundgebung am | |
Mittwoch vor dem niedersächsischen Landtag. „Während Großbetriebe noch | |
finanziell noch Luft haben mögen, droht vielen kleineren Höfen das Aus“, | |
sagt Ilchmann, der im ostfriesischen Rhauderfehn selbst 60 Milchkühe hält. | |
Aktuell liegt der Erzeugerpreis pro Liter Milch bei 26 Cent, Tendenz | |
fallend. Um ihre Kosten zu decken, bräuchten viele Landwirte aber 40 Cent | |
oder mehr, so wie sie noch Anfang 2014 gezahlt wurden. Viel zu billig ist | |
auch Schweinefleisch: „Ferkelerzeuger“ etwa machen aktuell pro verkauftem | |
Tier etwa 20 Euro Verlust. | |
Grund für die bröckelnden Preisel ist die Überproduktion. Mit Blick auf den | |
lange angekündigten Wegfall der Milchquote - also der Menge, die in der | |
Europäischen Union produziert werden durfte - im April haben viele Bauern | |
ihre Tierbestände aufgestockt. Allein in Niedersachsen stieg so die Zahl | |
der Milchkühe zwischen 2010 und 2014 um rund 73.000 auf knapp 850.000 - ein | |
Zuwachs von 8,6 Prozent. | |
Gleichzeitig wurden die Tiere auf Höchstleistung getrimmt: Die produzierte | |
Milchmenge wuchs um mehr als 14 Prozent auf mehr als 6,6 Milliarden Liter. | |
Abgesetzt werden sollten die auf Märkten wie Russland oder China, aber der | |
Export ist eingebrochen. | |
„Wenn der Milchpreis fällt, muss die Menge runter“, forderte deshalb die | |
Landesvorsitzende des Bunds Deutscher Milchviehhalter, Johanna Böse-Hartje, | |
von Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne), dem die | |
Landwirte nun ein Positionspapier übergaben. Böse-Hartjes Verband wirbt für | |
eine Regulierung der Milchmengen durch ein „Marktverantwortungsprogramm“: | |
Fallen die Preise wie aktuell durch Überproduktion ins Bodenlose, sollen | |
solche Bauern belohnt werden, die etwa durch den Verzicht auf | |
leistungsförderndes Kraftfutter weniger Milch liefern. Wer hingegen seine | |
Produktion noch steigert, müsste mit Strafzahlungen rechnen. | |
Die schnelle Schaffung eines Fördertopfs, mit dem die heutige | |
Milchpreiskrise nach einem Konzept des Bunds Deutscher Milchviehhalter | |
bekämpft werden soll, unterstützt auch Minister Meyer grundsätzlich. Dazu | |
sollen 309 Millionen Euro umgelenkt werden, die deutsche Landwirte wegen | |
Überziehung der Milchquote zahlen mussten. | |
Viele Milchbauern suchen verzweifelt nach Auswegen aus dem ruinösen | |
Preiskampf: „Uns errreichen immer mehr Anfragen konventioneller Betriebe, | |
die auf eine ökologiscche Produktionsweise umstellen wollen“, sagte | |
Bioland-Vorstand Andreas Huber der taz - schließlich bekommen Bauern für | |
einen Liter Bio-Milch noch immer 40 Cent und mehr. | |
Ganz einfach sei die Umstellung aber nicht, auch das sagt Huber: So müsse | |
eine Kuh zwei Jahre mit teurerem Öko-Futter ernährt werden, bevor ihre | |
Milch unter dem Bio-Label vermarktet werden dürfe. Und nach der Schlachtung | |
gelte ihr Fleisch in jedem Fall als konventionell hergestellt. | |
Der Bauernverband „Landvolk“, der die Mehrheit der 40.000 Landwirte in | |
Niedersachsen vertritt, setzt dagegen weiter auf Massenproduktion und | |
Export und will am morgigen Freitag in Hannover gegen Meyers Politik | |
demonstrieren: Der Grüne stehe für bürokratische Regulierung und rede mit | |
seiner Kritik an der Massentierhaltung die Landwirtschaft insgesamt | |
schlecht, findet Landvolk-Präsident Werner Hilse. | |
16 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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