# taz.de -- Unionsgeschäftsführer über NSA-Skandal: „Zusicherung, nicht zu… | |
> Der Parlamentarische Unionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer über das | |
> „No-Spy-Abkommen“, die NSA und die Schutzpflichten des Staates. | |
Bild: Alles halb so wild? Diese Demonstranten vor der neuen BND-Zentrale in Ber… | |
taz: Herr Grosse-Brömer, Sie plädieren dafür, das nächste Treffen des | |
Parlamentarischen Kontrollgremiums zur Spähaffäre abzusagen, weil Sie | |
keinen Informationsbedarf mehr sehen. Wollen Sie nicht herausfinden, was es | |
mit dem Prism-Programm des US-Geheimdienstes NSA auf sich hat? | |
Michael Grosse-Brömer: An einer sachlich-fundierten Kontrolle der | |
Geheimdienste bin ich natürlich sehr interessiert. Auf manche Sondersitzung | |
können wir aber verzichten. Die teilweise aggressiven Vorwürfe der SPD sind | |
ja inzwischen widerlegt. Die Behauptung, dass es in Deutschland eine | |
millionenfache Grundrechtsverletzung gegeben habe, ist entkräftet. | |
Aber die Vorwürfe zu Prism stehen weiter im Raum: Der US-Geheimdienst soll | |
mit diesem Programm auf die Daten von Firmen wie Google und Facebook | |
zugreifen können – und damit auch auf die privaten Daten deutscher Nutzer. | |
Natürlich müssen noch weitere Fragen beantwortet werden. Die | |
Bundesregierung ist hier auf einem guten Weg. Uns ist wichtig, dass die USA | |
zielgerichtet gegen Terrorverdachtsfälle vorgehen und nicht millionenfach | |
ausspähen. | |
Finden Sie es okay, dass die NSA mutmaßlich auf alle Google- und | |
Facebook-Daten deutscher Nutzer zugreifen kann? | |
Die NSA hat uns zugesichert, dass sie Recht und Gesetz in Deutschland | |
achtet. Wir haben auch die Zusage deutscher Kommunikationsanbieter, dass | |
sie keine Daten an die NSA weitergeben. | |
Aber der Zugriff auf diese Daten würde außerhalb Deutschlands stattfinden, | |
weil die Firmen in den USA sitzen. Deshalb greift dieses Versprechen, sich | |
in Deutschland an deutsches Recht zu halten, ja gar nicht. | |
Deshalb ist der Ansatz der Kanzlerin so wichtig, Datenschutz anders zu | |
konzipieren und internationale Abkommen zum Schutz der Privatsphäre | |
auszuhandeln. Die Regierung hat bereits erste Maßnahmen ergriffen, zum | |
Beispiel bei den Verhandlungen zur EU-Datenschutzgrundverordnung. Sie hat | |
auch eine europäische Initiative zum Datenschutz im Völkerrecht initiiert. | |
Datenschutz ist heute keine nationale Angelegenheit mehr. | |
Kann das angekündigte No-Spy-Abkommen mit den USA meinen privaten | |
Google-Mailaccount vor der NSA schützen? | |
In dem No-Spy-Abkommen geht es erstmals um eine Selbstverpflichtung der | |
Dienste und die Zusicherung: Wir werden wechselseitig die Gesetze und die | |
Datenschutzverpflichtungen einhalten. Deshalb ist das ein bemerkenswerter | |
Vorschlag. | |
Erwarten Sie, dass die USA zusichern, meine Daten auch außerhalb deutscher | |
Grenzen nicht anzutasten? | |
Ich bin nicht Teil der Verhandlungsdelegation. Aber ich bewerte das | |
No-Spy-Abkommen als Fortschritt und würde mir wünschen, dass die Russen | |
oder Chinesen auch mal darüber nachdenken, ob sie solche Vereinbarungen | |
abschließen können. | |
Meine Frage beantwortet das nicht. Sollte es in dem Abkommen auch um den | |
Schutz privater Kommunikationsdaten gehen – oder ginge das zu weit? | |
Es geht in diesem Abkommen um die wechselseitige Zusicherung, sich nicht | |
auszuspionieren. Das ist ein Weg hin zu mehr Datensicherheit. Klar ist: | |
Datenschutz und Schutz der Privatsphäre fallen primär in die Schutzpflicht | |
des Staates. Hier engagieren wir uns – nun auch europäisch und | |
international. Aber wer sich um seine Privatkommunikation sorgt, dem | |
empfehle ich auch, sich um eine Verschlüsselung der E-Mails zu kümmern. Das | |
ist für mich auch eine Lehre aus dieser Diskussion. | |
Erwarten Sie, dass der Bundestag über das No-Spy-Abkommen abstimmt? | |
Wir werden dieses Abkommen zügig zur Kenntnis bekommen. Aber wenn zwei | |
Geheimdienste eine Vereinbarung treffen, geschieht das nicht unter | |
Zustimmung des Bundestags. | |
Andere Geheimdienstkontrolleure fordern, dass Parlamentarische | |
Geschäftsführer wie Sie aus dem Kontrollgremium abziehen, weil Sie zu wenig | |
Zeit für die Aufgabe hätten. | |
Ich habe bisher keine Sitzung des Kontrollgremiums versäumt. Uns ist es | |
aber wichtig, eine möglichst effiziente Geheimdienstkontrolle zu | |
garantieren. Alles, was dafür erforderlich ist, wird die Union | |
unterstützen. | |
16 Aug 2013 | |
## AUTOREN | |
Astrid Geisler | |
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