# taz.de -- Antwort auf SPD-Anfrage: Deutsche Daten doch unsicher | |
> Das Innenministerium schließt einen Zugriff ausländischer Geheimdienste | |
> auf „innerdeutsche Kommunikation“ nun doch nicht mehr aus. | |
Bild: Freund hört mit: Ehemalige NSA-Anlage im bayerischen Bad Aibling. | |
BERLIN taz | Die NSA-Affäre sei aufgeklärt, die Ausspähvorwürfe vom Tisch, | |
Ende der Debatte: So oder so ähnlich formulierten es in dieser Woche | |
mehrere Politiker der Union, [1][allen voran Kanzleramtsminister Ronald | |
Pofalla (CDU)]. | |
In einer [2][50 Seiten langen Antwort der Bundesregierung] auf eine kleine | |
Anfrage der SPD-Bundestagsfraktion finden sich nun allerdings Sätze, die | |
alles andere als beruhigend klingen - sondern vielmehr auf die wahre | |
Dimension des Problems verweisen. | |
Zunächst beschwichtigt die schwarz-gelbe Regierung, in Person von | |
Innenstaatssekretär Klaus-Dieter Fritsche (CSU), auch in diesem Schreiben. | |
Es gebe keine Hinweise „dass durch die USA in Deutschland Daten ausgespäht | |
werden“ oder „dass fremde Dienste Zugang zur Kommunikationsinfrastruktur in | |
Deutschland haben“ - etwa auf einen der weltweit größten Internetknoten | |
DE-CIX in Frankfurt am Main. | |
Doch dann kommt auf Seite 13 eine bemerkenswerte Einschränkung: „Bei | |
Internetkommunikation wird zur Übertragung der Daten nicht zwangsläufig der | |
kürzeste Weg gewählt; ein geografisch deutlich längerer Weg kann durchaus | |
für einen Internetanbieter auf Grund geringerer finanzieller Kosten | |
attraktiv sein.“ | |
So sei „selbst bei innerdeutscher Kommunikation“ ein Übertragungsweg | |
außerhalb Deutschlands nicht auszuschließen, schreibt die Regierung. „In | |
der Folge bedeutet dies, dass selbst bei innerdeutscher Kommunikation ein | |
Zugriff auf Netze bzw. Server im Ausland, über die die Übertragung erfolgt, | |
nicht ausgeschlossen werden kann.“ | |
## Alles andere als beruhigend | |
Das heißt im Klartext: Die Daten der Deutschen sind keineswegs sicher vor | |
dem Zugriff ausländischer Geheimdienste. Fließen sie – zufällig – über … | |
Staatsgebiet der USA, haben der Spähdienst NSA und andere Behörden durch | |
den nach dem 11. September 2001 verabschiedeten „Patriot Act“ und den | |
„Foreign Intelligence Surveillance Act“ Zugriffsmöglichkeiten. Wie | |
weitreichend diese sind, belegen [3][vom Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden | |
ans Licht gebrachte streng geheime Dokumente.] Auch der britische | |
Geheimdienst GCHQ hat demnach durch sein [4][Tempora-Programm] massiven | |
Zugriff auf den Internetverkehr. | |
Das Problem beschränkt sich nicht nur auf E-Mails oder Online-Netzwerke wie | |
Facebook, deren Server ohnehin in den USA stehen. Auch Festnetztelefonate | |
finden heutzutage immer häufiger über das Internet statt. Das Fachwort | |
dafür heißt „Voice over IP“. Die Telekom, der größte deutsche | |
Telekommunikationsanbieter, will bis 2018 die Festnetzanschlüsse aller 22 | |
Millionen Kunden auf diese Technologie umstellen, wie das Unternehmen auf | |
Nachfrage mitteilte. | |
Thomas Oppermann (SPD), Vorsitzender des für die Geheimdienste zuständigen | |
Parlamentarischen Kontrollgremiums und wahlkämpfender | |
Fraktionsgeschäftsführer, findet die Antwort der Bundesregierung denn auch | |
alles andere als beruhigend. „Das Innenministerium schließt ausdrücklich | |
nicht aus, dass die NSA auf innerdeutsche Kommunikation über Server in den | |
USA zugreift“, erklärte der SPD-Mann. | |
Die Zusicherungen von Kanzleramtsminister Pofalla seien daher nichts wert. | |
„Immerhin läuft der Großteil der innerdeutschen Kommunikation über Server | |
in den USA“, so Oppermann. „Ich gehe nach dieser Antwort nach wie vor davon | |
aus, dass die NSA die deutsche Kommunikation überwacht.“ | |
16 Aug 2013 | |
## LINKS | |
[1] /!121707/ | |
[2] http://www.thomasoppermann.de/details.php?ID=1387 | |
[3] http://www.theguardian.com/world/2013/jun/06/us-tech-giants-nsa-data | |
[4] http://www.theguardian.com/uk/2013/jun/21/gchq-cables-secret-world-communic… | |
## AUTOREN | |
Wolf Wiedmann-Schmidt | |
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