| # taz.de -- Regierung uneins über NSA-Spähaffäre: Der eine vertraut, die and… | |
| > FDP-Justizministerin Leutheuser-Schnarrenberger kauft den Geheimdiensten | |
| > so leicht nichts ab. Sie fordert weitere Aufklärung und will den | |
| > Datenschutz in ihr Haus holen. | |
| Bild: Will eine härtere Gangart bei den Freihandelsgesprächen mit den USA: Ju… | |
| HANNOVER dpa | In der Bundesregierung gibt es deutliche Differenzen im | |
| Bewerten der Aufarbeitung der NSA-Spähaffäre und zum Umgang mit den | |
| US-Sicherheitsbehörden. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger | |
| (FDP) fordert weiter Aufklärung von den USA über Datenüberwachung in | |
| Deutschland. | |
| Sie widerspricht damit ihrem Kabinettskollegen Hans-Peter Friedrich (CSU). | |
| „Ich bin immer skeptisch gegenüber Beteuerungen von Seiten der | |
| Geheimdienste“, sagte sie der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Mit Blick | |
| auf aktuelle Äußerungen des Bundesinnenministers fügte sie hinzu: | |
| „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ | |
| Friedrich hatte unter Berufung auf Zusicherungen amerikanischer | |
| Geheimdienste erklärt, alle Verdächtigungen gegenüber der NSA seien nicht | |
| länger haltbar – weil durch die Dienste selbst ausgeräumt. „Die Behauptung | |
| etwa, es würden millionenfach deutsche Staatsbürger ausgespäht, ist | |
| schlichtweg falsch“, sagte Friedrich dem Bonner General-Anzeiger. Die | |
| FDP-Ministerin meinte hingegen, die Affäre sei noch nicht ausgestanden. | |
| „Wir als Bundesregierung haben noch einiges zu tun.“ | |
| Am Montag kommt das Kontrollgremium des Bundestags für die Geheimdienste | |
| erneut zusammen. Bei der regulären Sitzung geht es voraussichtlich wieder | |
| um das NSA-Vorgehen. Der zuständige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla soll | |
| erneut Auskunft geben. | |
| Leutheusser-Schnarrenberger forderte, man müsse bei den Gesprächen mit den | |
| USA über ein transatlantisches Freihandelsabkommen „hart verhandeln, um den | |
| Datenschutz zu stärken“. Die Chancen für einen Erfolg stünden gut. | |
| „Schließlich haben die Vereinigten Staaten ein großes wirtschaftliches | |
| Interesse an einer Freihandelszone.“ | |
| Die FDP-Politikerin sprach sich auch dafür aus, das Thema Datenschutz | |
| künftig in ihrem Ressort anzusiedeln. Sie sagte der Mittelbayerischen | |
| Zeitung in Regensburg, es sei besser, wenn der Datenschutz „in den | |
| Zuständigkeitsbereich des Justizministeriums fiele. Das würde dem Thema | |
| eine andere Ausrichtung geben.“ Bislang ist der Datenschutz im | |
| Innenministerium angesiedelt. | |
| ## Westerwelle für „deutsches Internet“ | |
| Nach den Worten von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sollte die Europäische | |
| Union (EU) Unternehmen für moderne Kommunikations-Technologien fördern, um | |
| anderen Staaten nicht das Feld zu überlassen. Sie sagte der Frankfurter | |
| Allgemeinen Zeitung: „Wir Europäer müssen gemeinsam daran arbeiten, unsere | |
| Abhängigkeit von Amerika und China zu überwinden und selbst starke | |
| Technologie anzubieten.“ | |
| Angesichts der Aufregung um Datensammelprogramme amerikanischer und | |
| britischer Geheimdienste beschäftige sie, „über welche eigenen Fähigkeiten | |
| im Bereich der modernsten IT-Technologien wir in Deutschland und Europa im | |
| Vergleich zu anderen verfügen“. | |
| Es werde immer schwieriger, das deutsche Datenschutzniveau zu sichern, | |
| „wenn die Daten zunehmend nur noch über ausländische Internetunternehmen | |
| und mit nicht-europäischer Soft- und Hardware transportiert werden. Da | |
| müssen wir wieder stärker werden“, so Merkel. | |
| Auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) befürwortet ein deutsches | |
| Internet, um mehr Datensicherheit zu schaffen. „Ich finde die jüngste | |
| Initiative von deutschen Unternehmen für ein Internet made in Germany mit | |
| besonderer Sicherheitsqualität sehr interessant“, sagte Westerwelle dem | |
| Focus. Er glaube, dass diese Idee Maßstäbe setzen könne. | |
| Der neue Leiter des sächsischen Verfassungsschutzes, Gordian Meyer-Plath, | |
| spricht sich für die Klärung der Befugnisse von befreundeten Geheimdiensten | |
| aus. „Wenn es Unklarheiten über die Rechte amerikanischer | |
| Nachrichtendienste bei uns gibt, muss das ausgeräumt werden“, sagte | |
| Meyer-Plath. Bei aller Kritik dürfe nicht vergessen werden, wie wichtig die | |
| Zusammenarbeit mit den US-Sicherheitsbehörden sei. „Der internationale | |
| Terrorismus ist eine gemeinsame Herausforderung, bei der Deutschland sich | |
| nicht abkoppeln kann.“ | |
| 17 Aug 2013 | |
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