| # taz.de -- Kommentar NSA-Spähaffäre: Da kommt noch mehr | |
| > Der NSA-Skandal ist längt nicht geklärt. Doch zittern muss die | |
| > Bundesregierung nur vor Edward Snowden und den Medien, nicht vor der | |
| > Opposition. | |
| Bild: Hautnaher Anti-NSA-Protest – hierzulande eher spärlich gesät | |
| Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) muss am Montag erneut im | |
| parlamentarischen Kontrollgremium für die Geheimdienste aussagen. | |
| Vergangene Woche versuchte er, den NSA-Skandal für beendet zu erklären. | |
| Doch das war zu dreist und deshalb nicht erfolgreich. Er hatte letztlich | |
| die Opposition und die kritische Öffentlichkeit eher provoziert als ruhig | |
| gestellt. | |
| Tatsächlich dürfte der NSA-Skandal noch lange nicht vorbei sein, auch, wenn | |
| die öffentliche Empörung momentan etwas abgegklungen ist. Die | |
| Überwachungspraktiken des US-Geheimdienstes NSA sind so exzessiv und werfen | |
| so viele Fragen auf, dass mit weiteren Enthüllungen zu rechnen ist. | |
| So ist aus deutscher Sicht nach wie vor unklar, wie viele | |
| Kommunikationsdaten von Deutschen auf welchem Wege abgegriffen werden. Es | |
| ist unklar, wie lange die Daten von der NSA gespeichert und mit welchen | |
| Methoden sie ausgewertet werden. Man weiß jetzt nur, dass es nicht rund 500 | |
| Mio Datensätze pro Monat sind (sondern mehr oder weniger), weil diese Zahl | |
| etwas anderes beschreibt: die Menge der vom BND gesammelten und an die NSA | |
| weitergebenen Daten aus Afghanistan und Nordafrika. | |
| ## Juristisch auf tönernen Füßen | |
| Die Weitergabe der BND-Auslanddaten an die USA ist weder harmlos noch | |
| selbstverständlich. Selbst wenn die Daten nicht direkt zur Zielbestimmung | |
| für Drohnenangriffe verwendet werden können, so sind sie doch eine Hilfe, | |
| Verdächtige aufzuspüren, die dann getötet werden. | |
| Außerdem wird langsam deutlich, dass die BND-Aktivitäten im Ausland | |
| juristisch auf tönernen Füßen stehen. Die Bundesregierung ignoriert | |
| einfach, dass die deutsche Staatsgewalt auch in Afghanistan und Nordafrika | |
| die Grundrechte achten muss. | |
| Die bloße exzessive Überwachung durch die USA scheint die Leute nicht | |
| wirklich aufzuregen, wohl weil die USA fern ist und die Menschen kaum an | |
| die nächste USA-Reise denken. Auch eine missbräuchliche Weitergabe der | |
| NSA-Daten an deutsche Geheimdienste ist noch nicht belegt. | |
| Wahlentscheidend wird die Geheimdienstüberwachung wohl nur, wenn mehr dazu | |
| kommt, zum Beispiel, dass die von der NSA gehorteten Daten nicht nur zur | |
| Terrorabwehr genutzt werden, sondern auch für illegitime Zwecke, etwa die | |
| Ausspähung der politischen Opposition in den USA und/oder in Deutschland. | |
| Wenn Edward Snowden Belege hierfür hat, werden seine publizistischen Helfer | |
| sie noch vor der Bundestagswahl präsentieren. So können sie maximale | |
| politische und publizistische Wirkung erzielen. Ronald Pofalla muss vor dem | |
| Spiegel und dem Guardian zittern, nicht vor der Opposition im | |
| Parlamentarischen Kontrollgremium. | |
| 18 Aug 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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