# taz.de -- Britische Geheimdienste in NSA-Affäre: „The Guardian“ unter Dr… | |
> Der Chefredakteur des „Guardian“ berichtet von massivem Druck. Er spricht | |
> von einem der „bizarrsten Augenblicke“ in der Geschichte des | |
> Traditionsblattes. | |
Bild: Kann mehr als abhören: GCHQ. | |
LONDON/RIO DE JANEIRO dpa | Die britische Zeitung The Guardian ist nach | |
eigenen Angaben wegen der geheimen Dokumente des früheren NSA-Mitarbeiters | |
Eward Snowden von der Regierung in London massiv unter Druck gesetzt | |
worden. [1][Chefredakteur Alan Rusbridger] schrieb am späten Montagabend, | |
das Blatt sei zur Zerstörung oder Herausgabe des Snowden-Materials | |
aufgefordert worden. Die Regierung habe gedroht, juristisch gegen die | |
Zeitung vorzugehen. | |
Chefredakteur Rusbridger schrieb weiter, zwei Mitarbeiter des britischen | |
Geheimdienstes GCHQ hätten im Gebäude der Zeitung die Zerstörung von | |
Festplatten überwacht. Dies sei einer der „bizarrsten Augenblicke“ in der | |
langen Geschichte des Guardian gewesen. | |
Rusbridger wurde nach eigenen Angaben zunächst vor etwas mehr als zwei | |
Monaten von einem sehr hohen Beamten der Regierung von Premierminister | |
David Cameron kontaktiert. Bei zwei darauffolgenden Treffen sei die | |
Rückgabe oder Zerstörung allen Materials, an dem das Blatt arbeite, | |
gefordert worden. | |
Vor gut einem Monat habe er einen Anruf der Regierung erhalten, in dem es | |
geheißen habe: „Ihr hattet Euren Spaß: Jetzt wollen wir das Zeug | |
zurückhaben.“ Bei weiteren Treffen sei die Forderung dieselbe geblieben: | |
zerstören oder zurückgeben. | |
Rusbridger habe erklärt, der Guardian könne nicht weiter an dem Thema | |
arbeiten, wenn die Forderung erfüllt werde. Der Regierungsmitarbeiter habe | |
gemeint: „Ihr hatte Eure Debatte. Es gibt keinen Grund, noch mehr zu | |
schreiben.“ | |
## Brasilien verlangt eine Erklärung | |
Unterdessen sorgt [2][die neunstündige Festsetzung] des brasilianischen | |
Lebensgefährten von Guardian-Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald am | |
Londoner Flughafen Heathrow weiter für politischen Wirbel. Brasilien | |
verlangt eine Erklärung Großbritanniens für [3][das Vorgehen] gegen David | |
Miranda. Außenminister Antonio Patriota kündigte an, er werde mit seinem | |
britischen Kollegen William Hague darüber sprechen. Greenwald steht wegen | |
seiner Zusammenarbeit mit dem US-Geheimdienstenthüller Snowden im Fokus. | |
Die US-Regierung, die Snowden wegen seiner Enthüllungen der Spähprogramme | |
der amerikanischen und britischen Nachrichtendienste vor Gericht stellen | |
möchte, wies jegliche Beteiligung an dem Vorfall in London von sich. „Die | |
Vereinigten Staaten sind (...) nicht involviert“, sagte der Sprecher des | |
Weißen Hauses, Josh Earnest, am Montag in Washington. | |
Brasiliens Außenminister Patriota erklärte, die zeitweilige Festnahme | |
Mirandas sei ungerechtfertigt gewesen. „Ich erwarte, dass es nicht wieder | |
geschieht“, sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur ABR. „Wir erleben | |
weiterhin einige Exzesse und Irrwege in der Frage des Kampfes gegen den | |
Terrorismus“, fügte er hinzu. Dieser Kampf müsse aber auf den Grundsätzen | |
des Multilateralismus, des internationalen Rechts und der Rationalität | |
basieren. | |
Miranda hatte am Montag bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von Río de | |
Janeiro die brasilianische Regierung aufgefordert, gegen seine Festnahme | |
auf dem Londoner Flughafen zu reagieren. „Ich erwarte, dass die | |
brasilianische Regierung etwas unternimmt, denn die Leute wissen nicht, was | |
wirklich geschieht“, erklärte er laut einem Bericht der Zeitung [4][Folha | |
de São Paulo]. | |
## Kein Recht auf einen Anwalt | |
Der 28-jährige Marketing-Student war am Sonntag in London von britischen | |
Sicherheitsagenten fast neun Stunden verhört worden. Er durfte keinen | |
Anwalt hinzuziehen. Die Briten beriefen sich dabei auf ein | |
Anti-Terror-Gesetz, das eine Festnahme ohne richterliche Anordnung und ohne | |
Recht auf juristischen Beistand ermöglicht. | |
„Ich wurde in einem Zimmer gehalten, in dem (Scotland-Yard-) Agenten ein- | |
und ausgingen, um sich bei der Befragung abzuwechseln“, sagte er. Sie | |
hätten ihn über sein ganzes Leben ausgefragt und ihm Computer, Handy und | |
den Fotoapparat weggenommen. Der Brasilianer ergänzte, er sei weder bedroht | |
noch aggressiv behandelt worden. | |
In Río de Janeiro wurde Miranda von Greenwald auf dem Flughafen Tim Jobim | |
(Galeão) empfangen. Er hatte in London nur eine Zwischenlandung auf dem | |
Heimflug aus Berlin gemacht, wo er eine Journalistin der britischen Zeitung | |
The Guardian getroffen hatte. Greenwald bezeichnete den Vorfall als | |
„Einschüchterung der Presse“. Er werde mit „noch aggressiveren“ Berich… | |
antworten. | |
20 Aug 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.theguardian.com/commentisfree/2013/aug/19/david-miranda-schedule… | |
[2] /NSA-Enthuellungsjournalist-Glenn-Greenwald-/!122086/ | |
[3] /Kommentar-britische-Sicherheitsbehoerden/!122118/ | |
[4] http://www1.folha.uol.com.br/mundo/2013/08/1328759-queriam-saber-se-eu-tinh… | |
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