| # taz.de -- Ökologische Hühnerhaltung: Trotz Regelverstößen keine Strafen | |
| > Große Bio-Legehennen-Farmen missachten die Vorgaben zum Auslauf. Doch der | |
| > Ökoverband der Betriebe bleibt untätig. | |
| Bild: Hühner auf einer Wiese mit saftigem Gras – ein eher seltener Anblick | |
| Berlin taz | Der Ökoverband Biopark will keine Sanktionen verhängen gegen | |
| Legehennen-Farmen mit Auslaufflächen, deren Boden entgegen den | |
| EU-Vorschriften weitgehend frei von Pflanzen ist. „Das sind Betriebe, die | |
| nach jeder Ausstallung wieder Gras ansäen. Die machen da ja was“, sagte | |
| Geschäftsführerin Delia Micklich der taz. | |
| Sie verwies darauf, dass die Behörden Verstöße verfolgen müssten. Die für | |
| die Farmen zuständigen Ämter in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg | |
| bekommen das seit Jahren immer wieder auftretende Problem aber bislang | |
| nicht in den Griff. | |
| Die EU-Ökoverordnung verlangt: [1][„Freigelände für Geflügel muss | |
| überwiegend aus einer Vegetationsdecke bestehen.“] Diese Vorschrift soll es | |
| erschweren, dass der Boden durch Wind und Wasser erodiert, dass Nährstoffe | |
| aus den Ausscheidungen der Hühner ins Grundwasser gelangen und dass die | |
| Hühner Schadstoffe über Bodenpartikel aufnehmen. Außerdem bietet ein grüner | |
| Auslauf den Hühnern deutlich mehr Beschäftigungsmöglichkeiten und lockt sie | |
| hinaus. | |
| Die taz hatte am 13. August berichtet, dass zum Beispiel [2][Deutschlands | |
| größter Bio-Eier-Erzeuger „Fürstenhof“ gegen die EU-Vorschrift verstöß… | |
| Das trifft auch auf zwei Farmen in den brandenburgischen Dörfern Petznick | |
| und Mittenwalde zu. | |
| Alle Betriebe vermarkten ihre Eier mit Biopark-Gütesiegel, das [3][höhere | |
| Umwelt- und Tierschutzstandards] als die gesetzlichen Vorschriften | |
| garantieren soll. Da auf den Farmen beispielsweise 30.000 Hühner in einem | |
| Gebäude gehalten werden, ist das Gras innerhalb kurzer Zeit weggepickt. | |
| Kritiker bemängeln solche Missstände schon lange. | |
| Doch statt Verstöße zu bestrafen, stellt die Biopark-Geschäftsführerin die | |
| Gesetzeslage infrage: „Wie sinnhaft ist eine Regelung: Es müssen mindestens | |
| 50 Prozent begrünt sein?“, sagte Micklich. Wenn es wenig regnet, sei es nun | |
| mal schwierig, die Grasnarbe zu erhalten. | |
| ## Bio und Massentierhaltung schließen sich nicht aus | |
| Andere Betriebe schaffen das, indem sie weniger Tiere pro Gebäude halten. | |
| So verteilen sich die Hühner besser in der Nähe des Stalls. Zudem haben die | |
| Bauern dann genug Platz, um einen Teil der Ausläufe abzusperren, damit sich | |
| dort das Gras erholen kann. [4][Biopark schreibt dafür nur 0,2 Quadratmeter | |
| je Tier vor] – Experten zufolge ist das bei weitem zu wenig. Dennoch teilte | |
| Biopark-Vorsitzender Carsten Niemann der taz mit: „Die Biopark-Richtlinien | |
| reichen mit Sicherheit.“ | |
| Gerade Fürstenhof fällt seit Jahren wegen Unregelmäßigkeiten auf. Mal | |
| [5][waren laut Staatsanwaltschaft Ausläufe zu klein], dann wurde stark | |
| [6][pestizidbelastetes Futter aus der Ukraine verarbeitet]. Auf die Frage, | |
| ob Biopark sich von der Unternehmensgruppe trennen wolle, antwortete | |
| Niemann: „Fürstenhof fällt auf mit negativen Dingen, aber auch mit | |
| positiven.“ Die Gruppe bietet zum Beispiel anders als Konkurrenten | |
| [7][Bio-Elterntieren auch Auslauf]. | |
| Während die männlichen Küken von Legehennen-Linien normalerweise wie in der | |
| konventionellen Haltung gleich nach dem Schlupf getötet werden, [8][mästet | |
| Fürstenhof einige der Tiere]. Wenn sich aber „Mitglieder nicht an unsere | |
| Richtlinien halten/halten wollen, werde ich nicht zögern, diesen Betrieben | |
| zu kündigen“, schrieb Niemann der taz. | |
| Bio und Massentierhaltung schließen sich nicht aus, die ökologische Haltung | |
| hat trotzdem Vorteile: Die meisten konventionellen Legehennen müssen ihr | |
| ganzes Leben im Stall verbringen, der kleiner ist als bei Bio. | |
| Schnabelteile werden amputiert, das Futter kommt oft aus umweltschädlichen | |
| Monokulturen, die mit chemisch-synthetischen Pestiziden und Kunstdünger | |
| behandelt werden. | |
| 28 Aug 2016 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://eur-lex.europa.eu/legal-content/de/TXT/?uri=CELEX%3A32008R0889 | |
| [2] /Oekologische-Tierhaltung/!5325052 | |
| [3] http://biopark.de/warumbiopark.php | |
| [4] http://biopark.de/wm_files/wm_pdf/RLaenderungenMai2014konkretisiert2016.pdf | |
| [5] http://www.zeit.de/news/2014-03/24/kriminalitaet-zu-wenig-platz-fuer-oeko-h… | |
| [6] http://bio-markt.info/kurzmeldungen/Fuerstenhof_Pestizide_im_Huehnerfutter.… | |
| [7] /Vorwuerfe-aus-Niedersachsen/!5301475 | |
| [8] http://www.ez-fuerstenhof.de/36.html | |
| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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