# taz.de -- Streit über Massenställe für Legehennen: Bio-Lobby gegen Grünen… | |
> Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft stellt sich gegen die | |
> Forderung grüner Agrarpolitiker. Er will mehr Öko-Legehennen pro Stall | |
> unterbringen. | |
Bild: Mal was anderes: Hühnerdisko | |
BERLIN taz Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) geht beim | |
Thema Bio-Geflügelhaltung auf Konfrontationskurs zu einflussreichen | |
Agrarpolitikern der Grünen. Peter Röhrig, Geschäftsführer des | |
Branchenverbands, teilte der taz mit: „Der BÖLW setzt sich dafür ein, dass | |
bei Legehennen bis zu vier Herden (maximal à 3.000 Tiere) unter einem Dach | |
untergebracht werden dürfen“, also insgesamt 12.000 Hühner. Niedersachsens | |
Agrarminister Christian Meyer hatte [1][im August in der taz] gefordert, | |
die Zahl der Bio-Hennen pro Gebäude auf nur 3.000 zu begrenzen. Dem schloss | |
sich [2][auch der agrarpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion], | |
Friedrich Ostendorff, an. | |
Weil Biofarmen derzeit mitunter 30.000 Hühner in einem Gebäude halten, ist | |
das Gras in den Ausläufen in kurzer Zeit weggepickt. Obwohl die | |
EU-Ökoverordnung verlangt, dass das Freigelände „[3][überwiegend aus einer | |
Vegetationsdecke bestehen]“ muss. Denn sonst können Schadstoffe aus den | |
Ausscheidungen der Tiere leichter ins Grundwasser gelangen. Zwar erlaubt | |
die Europäische Union [4][höchstens 3.000 Legehennen pro „Stall“]. Doch d… | |
deutschen Behörden lassen mehrere Ställe in einem Gebäude zu. Meyer | |
begründete seine Forderung auch damit, dass Bio-Kunden „keine Massenställe�… | |
wollten. | |
Doch der BÖLW, bei dem alle großen Öko-Verbände wie Bioland, Naturland und | |
Demeter Mitglied sind, beharrt aus wirtschaftlichen Gründen auf größeren | |
Stallgebäuden. Schließlich könnten die Betriebe Geld sparen, indem sie etwa | |
eine Eiersortiermaschine für mehrere Ställe nutzten, argumentiert | |
Geschäftsführer Röhrig. | |
Damit die Ausläufe trotzdem grün bleiben, verlangt der BÖLW, dass sich das | |
Freigelände nicht mehr auf 350 Meter, sondern nur noch auf 150 Meter vom | |
Stall erstrecken darf. Außerdem sollten künftig die vorgeschriebenen 4 | |
Quadratmeter Auslauffläche pro Henne „auf zeitweise 2,5 Quadratmeter | |
reduziert werden können“, erklärte Röhrig. „So können stark beanspruchte | |
Bereiche des Auslaufs zeitweise ausgezäunt werden, um eine Erholung der | |
Vegetationsdecke zu ermöglichen.“ | |
## Mehr Auslauffläche pro Legehenne | |
„Die Begrenzung der Auslaufdistanz wird von mir unterstützt“, sagte Meyer | |
der taz. „Ich würde es begrüßen, wenn alle Betriebe des BÖLW diesen | |
Vorschlag in ihren Geflügelhaltungen kurzfristig umsetzen würden.“ Der | |
Grüne wandte sich aber gegen den Vorschlag, die vorgeschriebene | |
Freigeländegröße vorübergehend zu reduzieren. „Für ein sinnvolles | |
Auslaufmanagement wird es in vielen Fällen eher notwendig sein, pro | |
Legehenne deutlich mehr als diese Auslauffläche zur Verfügung zu stellen“, | |
so der Minister. | |
Niedersachsen habe das Bundesagrarministerium bereits mehrfach gebeten, | |
sich bei der EU für eine europaweite Begrenzung der Legehennen-Zahl pro | |
Gebäude einzusetzen. „Leider ist der Bund hier jedoch untätig.“ Ein | |
Sprecher von Bundesminister Christian Schmidt (CSU) dagegen schrieb, seine | |
Behörde habe die EU-Kommission um ein Limit in einer neuen Ökoverordnung | |
gebeten. Aber Schmidt hat sich noch nicht einmal auf eine bestimmte Zahl | |
festgelegt. In dieser Angelegenheit befinde sich das Ministerium „derzeit | |
noch in Beratungen“, so sein Sprecher. | |
4 Oct 2016 | |
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[1] /Oekologische-Tierhaltung/!5325052/ | |
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[3] http://eur-lex.europa.eu/legal-content/de/TXT/?uri=CELEX%3A32008R0889 | |
[4] http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX%3A32008R0889&… | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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