# taz.de -- Aus der „zeozwei“: „Ich esse, was ich will“ | |
> Ist gutes Essen Mittelschichtsgedöns oder eine wichtige politische Frage? | |
> „Knallhart“ politisch, sagt Anton Hofreiter von den Grünen. | |
Bild: „Essen ist politisch, aber wir schreiben den Leuten nicht vor, du solls… | |
Ein sonniger Freitagnachmittag in Berlin. Anton Hofreiter kommt mit dem | |
Fahrrad vor die Kreuzberger Marheineke-Markthalle gefahren. Man rate ihm ja | |
immer, nicht mit dem Rad zu Fototerminen zu kommen, sagt er. Aber dann | |
macht er es halt doch. Erst wird er in einem improvisierten Studio in der | |
Halle fotografiert. Danach setzt man sich zum Gespräch vor ein | |
österreichisches Restaurant gegenüber. | |
zeozwei: Wir möchten mit Ihnen über politisches Essen und die fehlende | |
kulinarische Emanzipation reden, Herr Hofreiter. | |
Anton Hofreiter: Wissen Sie, wie der Kabarettist Gerhard Polt Gemütlichkeit | |
definiert? | |
Nein. | |
Zeit ist Zeit. Ist Einheit für Gemütlichkeit. Wäre Gemütlichkeit | |
dreitausendsechshundert Sekunden in Zeit, für wie viel Gemütlichkeit bliebe | |
dann Zeit? Zeit plus Zeit ist mehr Zeit. Brot plus Zeit ist Brotzeit. Zeit | |
mal Zeit ist Mahlzeit. | |
Würden Sie sich als kulinarisch emanzipiert bezeichnen? | |
Darauf will ich ja hinaus: Hat man dafür Zeit, dann kann man kulinarisch | |
emanzipiert sein. Sonst wird es komplizierter. | |
Also eher nicht kulinarisch emanzipiert, denn Zeit haben Sie als | |
Spitzenpolitiker nicht. | |
In Teilen ja, in Teilen nein. Man versucht immer wieder, sich Zeit | |
freizuschaufeln und dann ist es möglich: Wenn man selber kocht, was man | |
eingekauft hat. Oder wenn Sie in ein Lokal gehen, in dem Sie wissen, wo die | |
Produkte herkommen. Und manchmal kann man es schlichtweg nicht sein: Man | |
ist auf einem Termin und es gibt keine Auswahl. | |
Kohl hatte den Saumagen, Schröder die Currywurst, welches Essen steht für | |
Sie? | |
Darüber habe ich auch nachgedacht, als ich hierher geradelt bin. Ich habe | |
kein bestimmtes Lieblingsessen, weil ich zu sehr Vielfalt schätze – | |
Spaghetti mit Tomatensoße und auch mal einen guten Schweinebraten. | |
Und so ein Salätchen? | |
Wenn er richtig gemacht ist und frisch, ist Salat eine gute Sache. Haben | |
Sie mal überlegt, Vegetarier zu werden? Ich persönlich esse zu gern auch | |
mal ein gutes Stück Fleisch und ich bemühe mich darum, weitgehend | |
Biofleisch zu essen. | |
Wie oft kochen Sie selbst? | |
Im Schnitt zwei- oder dreimal die Woche. | |
Schick mit teuren Messern und gutem Wein oder schnelle Spaghetti? | |
Wenn ich Freunde einlade, nehme ich mir Zeit. Und koche aufwendiger. Da | |
sind aber nicht die Messer das Entscheidende, sondern die Zutaten. Manchmal | |
koche ich auch einfach nur Spaghetti mit Tomaten. | |
Wären Sie mit uns auch in ein Fünfsternerestaurant gegangen? | |
Nein, denn es gibt maximal drei Sterne. | |
Wir hätten zu Tim Raue, ein Zweisternekoch, in die Rudi-Dutschke-Straße | |
gehen können, direkt gegenüber der taz. Die Frage ist, ob man sich als | |
Politiker überhaupt mit hochklassiger Kulinarik identifizieren darf oder | |
sofort als Besserverdiener-Schnösel gilt? | |
Ich war selber noch nie bei Tim Raue, aber klar darf man durchaus auch in | |
ein gutes Lokal gehen. | |
Sie haben keine Angst vor einer Scheinheiligkeitsdebatte, wie sie den | |
SPD-Spitzenkandidaten Peer Steinbrück ereilte, als er sagte, er kaufe keine | |
Flasche Pinot Grigio unter fünf Euro. | |
Bei Herrn Steinbrück war die Schwierigkeit nicht der Pinot Grigio, sondern | |
dass eines zum anderen kam, bis jeder das Gefühl hatte, der hat überhaupt | |
keine Ahnung, wie das Leben von normalen Menschen ausschaut. Sein Problem | |
war nicht, dass er auf Lebensmittel Wert legt, die anständig produziert | |
werden, sondern dass er einstündige Vorträge für 15.000 Euro hielt. | |
Wie viel bekommen Sie denn? | |
Natürlich nichts, außer meinen normalen Bezügen als Fraktionsvorsitzender. | |
Den Satz „Was ich esse oder nicht, entscheide ich selbst“ haben Sie in den | |
Beschluss des letzten grünen Parteitags reingeschmuggelt ... | |
... ich habe ihn verteidigt. | |
Kann man als Politiker denn essen, was man will? | |
Ich esse, was ich will. Man hat mir diese Frage auch noch nie gestellt. | |
Hannelore Kraft gewann die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen mit einem | |
Currywurstbild und dem Slogan: Currywurst ist SPD. Industriewurst ist ein | |
Symbol für Gerechtigkeit und Bürgernähe. | |
Wir Grüne sind erstens nicht die SPD. Zweitens bin ich mir da nicht mehr so | |
sicher, wenn neben der Currywurst die Tierhaltungsbedingungen auch noch | |
fotografiert werden. Oder die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den | |
Schlachthöfen. Oder die vertriebenen Kleinbauern. Oder wenn da zudem steht, | |
wie stark die Gülle das Grundwasser verdreckt. | |
Welches Essensbild passt zu Hofreiter? | |
Mein Bild ist, dass man die Produkte anständig herstellt. | |
Also würden Sie sich mit Bioessen zeigen? | |
Zwischen Bioessen und dem, was in einem Zehntausender-Schweinestall los | |
ist, ist ein ganz weites Spektrum. Das heißt: Wir wollen erreichen, dass | |
für Lebensmittel gewisse Mindeststandards gelten. | |
Mit einem Wiesenhof-Hähnchen würden Sie sich nicht fotografieren lassen? | |
Nein, würde ich nicht. | |
Essen gilt bei manchen Linken als weiches Thema für Mittelschichtsfuzzis. | |
Weiches oder hartes politisches Thema? | |
Knallhart. „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ So bringt Valentin | |
Thurn in seinem neuen Dokumentarfilm das Problem auf den Punkt. Es geht um | |
knappe Böden, knappes Wasser, nachhaltige Nahrungserzeugung und unsere | |
Lebensgrundlagen. Nahrung ist das Megathema der Zukunft, man soll das nicht | |
bagatellisieren. | |
Politisieren Sie es. | |
Denken Sie nur an die Sojaproduktion in Argentinien, in Paraguay, in | |
Brasilien und die Zustände, die in diesen Ländern herrschen: Da müssen | |
bestimmte Standards her. Das Futter, das an unsere Tiere verfüttert wird, | |
darf nicht so produziert werden, dass dafür Menschen vertrieben oder im | |
Extremfall sogar ermordet werden. Es muss damit Schluss sein, dass die | |
Schweine so gehalten werden, dass es offensichtliche Tierquälerei ist. Dass | |
wir so eine Viehhaltungsdichte haben, dass zu viel Gülle anfällt. | |
Wenn Sie was verändern wollen, dann brauchen Sie Wähler, die Sie | |
unterstützen. Dann muss man denen sagen: Wenn ihr mehr Gerechtigkeit und | |
mehr Tierschutz wollt, dann müsst ihr die Nachfrage nach entsprechenden | |
Lebensmitteln erhöhen. | |
Die Nachfrage ist ja da. Das schönste Beispiel dafür sind die Eier: Da hat | |
man eine relativ komplizierte Kennzeichnung. Man hat nicht drauf | |
geschrieben: Käfighuhn, Freilandhuhn, Bodenhaltungshuhn und Biohuhn, | |
sondern 0, 1, 2, 3. Und trotzdem sind innerhalb kürzester Zeit, die | |
3er-Eier aus den Käfigen verschwunden. Da wissen es die Leute. | |
Beim konventionell hergestellten Stück Fleisch ... | |
... da wissen sie eben nicht, wie das hergestellt ist. Stellen Sie sich | |
vor, an der Fleischtheke gäbe es auch eine Kennzeichnung, zum Beispiel: | |
Fleisch aus Massentierhaltung, Fleisch aus artgerechter Haltung, Fleisch | |
aus Freilandhaltung. Dann geht doch niemand mehr hin und sagt: Ich hätte | |
gerne Fleisch aus Massentierhaltung. | |
Warum haben wir die Fleischkennzeichnung nicht? | |
Weil die derzeitigen politischen Mehrheiten das verhindern. | |
Wie wollen Sie das ändern? | |
Was für eine Frage. | |
Warum lachen Sie da so? | |
Weil Sie fragen, wie man Veränderungen erreicht. Naja, wie man immer | |
Veränderungen erreicht. Man wirbt für seine Überzeugungen und kämpft die | |
Sachen dann durch. | |
Es ist eine Illusion zu glauben, dass alle Bio essen. Es gibt keine | |
Mehrheitsbewegung für gutes Essen. | |
Sie machen da einen künstlichen Gegensatz auf. Ich habe nicht gesagt, dass | |
alle Bio essen müssen, sondern, dass es bessere Standards gibt. Alle | |
Umfragen zeigen, dass zwischen 80 und 90 Prozent der Leute die Exzesse in | |
der Massentierhaltung nicht mittragen. | |
Politik ist in Umfragen erfolgreich, wenn man die Leute in Ruhe lässt. | |
„Die Leute“ sind ganz verschieden. Die einen wollen Ruhe, die anderen | |
wünschen sich Kennzeichnungen und Standards. | |
Okay, dann sagen Sie uns doch mal, was die drei wichtigsten Kriterien für | |
gutes Essen sind? | |
Menschenrechtsstandards müssen eingehalten werden. | |
Kann ich nicht überprüfen. | |
Doch, kann man. Es gibt für Biomasse Zertifizierungssysteme, warum nicht | |
für Futter? Das Zweite sind Tierschutzstandards und das Dritte ist, dass | |
unser Grundwasser nicht verschmutzt wird. Das lässt sich alles überprüfen. | |
Aber doch nicht von mir als Konsumentin. | |
Das ist doch gerade das Problem: Weil es eben keine Kennzeichnung gibt. | |
Dafür müssen die Voraussetzungen geschaffen werden. Man braucht ein | |
Zusammenwirken aus Regulierung und dem Verhalten der Menschen. Die | |
Veränderungsbereitschaft ist da. Die Leute wollen gutes Essen und mehr | |
Tierschutz. | |
Fassen wir das neue grüne Denken zusammen: Essen ist politisch, aber | |
letztlich Privatsache? | |
Nein, Essen ist politisch, aber wir schreiben den Leuten nicht vor, du | |
sollst dieses oder jenes. Die Verantwortung für die Probleme der | |
Agrarpolitik lassen sich nicht einfach einzelnen Personen zuschieben. Es | |
ist die Aufgabe von Politik, Regeln und Rahmen zu setzen. | |
Angela Merkel äußert sich überhaupt nicht zum Essen. Wie wollen Sie im | |
Falle einer Koalition mit ihr denn ab 2017 irgendwelche Regeln und Rahmen | |
setzen? | |
Das ist ein schwaches Argument. Angela Merkel äußert sich zu überhaupt | |
nichts. Außer zu Pegida, da hat sie sich vernünftig geäußert. | |
Würden Sie Agrarminister werden oder doch lieber Außenminister? | |
Reden wir doch lieber darüber, was ich verändern will. Wir müssen bei den | |
Agrarsubventionen die Verteilung ändern, im Moment gehen 25 Prozent der | |
Mittel an 1 Prozent der Betriebe. Dann die Tierschutzstandards erhöhen. Der | |
Antibiotikaeinsatz muss reguliert werden. Der von Pestiziden auch. | |
Was davon könnten Sie mit der CDU durchsetzen? | |
Das ist von so vielen Variablen abhängig. Gibt es überhaupt Schwarz-Grün, | |
passiert etwas anderes? Klar ist: Wir Grüne regieren, damit sich was | |
ändert. | |
Die Landwirtschaft trägt ein Drittel zu einer möglichen Klimakatastrophe | |
bei. Aber wir haben nicht den Eindruck, dass die Grünen sozialökologische | |
Transformation und kulinarische Emanzipation so engagiert betreiben wie | |
identitätspolitische Emanzipationen. | |
Wir Grünen haben massive Kämpfe geführt bei der Energiewende, wir haben | |
damals unter Rot-Grün ein neues Naturschutzgesetz durchgesetzt. Wir haben | |
in allen Bundesländern, wo wir mitregieren, das Umweltressort. In den | |
Flächenländern, in denen die Agrarpolitik Gewicht hat, stellen wir bis auf | |
Thüringen die Agrarminister. Man braucht das Bündnis zwischen | |
identitätspolitischen, sozialen und ökologischen Fragen. Fortschritt wird | |
gemeinsam erkämpft. Man kann nicht das eine für das andere vernachlässigen, | |
dann setzt man nichts durch. | |
Der Öko ist eine Minderheit in Ihrer Partei, wie jede andere Minderheit | |
auch. | |
Diese Beobachtung teile ich schlicht nicht. Bei den ganzen Ökothemen | |
spielen die Parteiflügel keine Rolle. Im Kern sind wir uns bei den | |
Ökofragen immer einig, weil das die gemeinsame Basis ist für uns Grüne. | |
Oder sie sind Ihnen egal, während die Identitäts- und Menschenrechtsfragen | |
große Emotionen hervorkitzeln. | |
Nein, wenn Sie sich über die gesamte Partei einig sind, dann brauchen Sie | |
sich nicht zu streiten, sondern führen die Auseinandersetzung mit anderen | |
Teilen der Gesellschaft. | |
Ach, ja? Für mehr Klimagerechtigkeit hilft nur, weniger Fleisch zu essen. | |
Trotzdem empfehlen Sie nicht einmal ein Zurück zum Sonntagsbraten. | |
Ich bin in einem Haushalt aufgewachsen, da gab es am Samstag Suppenfleisch, | |
am Sonntag gab es den Sonntagsbraten, am Freitag Fisch und unter der Woche | |
eben kein Fleisch. Da gab es Nudeln, vielleicht mal Schinkennudeln mit Ei. | |
Meine Eltern kamen aus einem Arbeiterhintergrund. Das war damals so. Und | |
jetzt ist es eindeutig so, dass der Fleischkonsum, wie wir ihn im Schnitt | |
haben, nicht auf neun oder zehn Milliarden Menschen übertragbar ist. | |
Richtig. | |
Eben. | |
Das ist ein gesellschaftlicher Diskurs, der geführt wird, und zu diesem | |
Diskurs sagen wir: So wie im Moment Tiere gehalten werden, so wie das | |
Futter angebaut wird, die Gülle ausgebracht wird, ist das nicht nachhaltig. | |
Darauf begründen wir unsere Veränderungen. | |
Sie haben laut gesagt: Wechselt den Stromanbieter, um gegen Atomkonzerne | |
vorzugehen. | |
Die Frage, ob Ihre Waschmaschine mit Atom- oder Ökostrom läuft, macht für | |
die Funktionsfähigkeit Ihrer Maschine keinen Unterschied. Wenn Sie aber | |
gerne ein schönes Stück Fleisch essen und bekommen gesagt, Sie sollen das | |
nicht mehr essen, dann ist das ein grundlegender Unterschied, weil ich in | |
Ihre persönliche Lebensgestaltung eingreife. Deswegen ändern wir die | |
Gesetze. | |
Geben Sie es doch zu: Sie haben ein Veggieday-Trauma, seit Sie im Wahlkampf | |
2013 einen fleischfreien Kantinentag vorgeschlagen haben und dafür als | |
Verbotspartei abgelehnt wurden. Wie wollen Sie da Ernährungspartei werden? | |
Wir sind eine Ökopartei. | |
Ernährungspartei aber auch? | |
Wir machen Agrarpolitik, wir kümmern uns auch um Ernährungsfragen, im Kern | |
sind wir eine Ökopartei. Für eine Ökopartei ist entscheidend, welche | |
ökologischen Konsequenzen bestimmte Dinge haben. | |
Industriefleischproduktion hat dramatische ökologische Konsequenzen. | |
Genau. Darauf reagieren wir mit politischen Maßnahmen. Seien Sie mir nicht | |
böse, ich bin ein Anhänger davon, dass man mit den Leuten nicht du, du, du | |
umgeht, sondern dass man gesetzgeberische Maßnahmen macht. Der Veggieday | |
war ein Fehler. | |
Du, du, du ist der erhobene Zeigefinger? | |
Ja. Dieses Du-du-du hat mich schon immer persönlich genervt. Unklug ist es | |
auch. | |
In welchem Sinne unklug? | |
Weil Politik, wenn sie mit du, du, du daherkommt, das Gegenteil erreicht | |
von dem, was man will. | |
Du, du, du ist doch grüner Gründungsimpuls. | |
Das ist die Missinterpretation des Veggiedays. Es gibt bei uns ein paar | |
Zeigefingerleute, das bestreite ich überhaupt nicht, zum grünen | |
Gründungsimpuls gehört aber auch Liberalität, anarchische Lässigkeit. | |
Wo gibt es bei den Grünen denn anarchische Lässigkeit? | |
Sie kennen keine bayerischen Grünen … | |
Doch, Sie. | |
Würden Sie behaupten, dass ich du, du, du bin, dann wäre ich persönlich | |
beleidigt. | |
Sie sind ein bayerischer Genussmensch? | |
Ja, klar. | |
Gehen Sie ab und zu ins Hofbräuhaus? | |
Nein, ich sagte doch, ich bin ein Genussmensch. | |
Das müssen Sie für Menschen jenseits des Weißwurstäquators erklären. | |
Nichts gegen das Hofbräuhaus, aber es ist eher für Touristen gedacht. Am | |
besten geht man einfach in gute Wirtshäuser, wo es was Gescheites zu essen | |
gibt. Zum Beispiel in Passau in den „Grünen Baum“. | |
Stellen wir uns mal vor, Sie hätten uns zu sich nach Hause eingeladen. Und | |
Sie sagen, ich mache heute mal ein richtig schönes Essen. Was wäre das? | |
Das kommt auf die Jahreszeit an. | |
Sommer. | |
Dann machen wir einen Radicchio, bisschen angebraten mit ein paar | |
Pinienkernen, und da tun wir einen guten Gorgonzola rein. Dazu passt ein | |
leckerer Salat mit Apfelbalsamico, es gibt da einen wunderschönen | |
Apfelbalsamico von einem kleinen Bauern aus Niederbayern. Mögen Sie Bohnen, | |
vielleicht Kartoffeln, und dann kommt es drauf an – essen Sie Fleisch? | |
Einer ja, eine nein. | |
Dann gäbe es für ihn ein Steak dazu und als Nachtisch Beeren mit | |
Schlagobers. | |
Und die Vegetarierin würde leer ausgehen. | |
Sie bekämen ein ganz anderes Essen: Als Hauptgang Nudeln mit frischem | |
Gemüse mit Parmesan drüber gerieben. Oder wenn es doch schon später im Jahr | |
ist und es schon Sellerie gibt: ein Sellerieschnitzel. | |
Hat Sie die Nähe zu Italien kulinarisch positiv beeinflusst oder hat Ihnen | |
das Ihre Mutter beigebracht? | |
Bei uns hat eigentlich eher der Vater gekocht. Ja, das liegt unter anderem | |
an der Nähe zu Italien und daran, dass wir einen großen Garten hatten und | |
dass wir darauf geachtet haben, viel selbst anzubauen. Es gab auch einen | |
Bauern in der Nähe. Dort konnten wir die Milch selber holen. | |
Waren Sie mal in einem Schlachthof? | |
Einmal, aber das ist schon eine Weile her. | |
Könnten Sie selbst ein Schwein schlachten? | |
Ich weiß es nicht. Ich konnte Schweine zerlegen. So viel Geld hatten wir | |
früher nicht. Trotzdem wollten wir Biofleisch haben. Also hatten wir eine | |
große Tiefkühltruhe. Es macht einen großen Unterschied, ob Sie das Biofilet | |
einzeln kaufen oder ein halbes Schwein und das dann selber zerlegen. | |
Herr Hofreiter, Cem Özdemir ist Vegetarier, Robert Habeck ist es nach einem | |
Gespräch mit der zeozwei geworden. Was wird jetzt aus Ihnen? | |
Ist der Robert so beeinflussbar? Das wusste ich gar nicht. | |
Also, was wird aus Ihnen? | |
Aus mir ist schon etwas geworden. | |
14 Jun 2015 | |
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