# taz.de -- Autor über prekäres Aufwachsen: „Die Kosten von Armut aufzeigen… | |
> Mit dem prekären Leben kennt sich Olivier David aus. Mit „Keine | |
> Aufstiegsgeschichte“ hat der Journalist sein erstes Buch vorgelegt. | |
Bild: Hat gelernt, dass Bücher etwas Gutes sind: Olivier David | |
taz: Herr David, gab es da, wo Sie aufgewachsen sind, [1][Bücher] um Sie | |
herum? | |
Olivier David: Ja. Es war nicht so, dass wir in einem Haushalt aufgewachsen | |
sind … | |
… Sie haben eine Schwester … | |
… in dem die Eltern Leseratten waren. Aber es gab Bücher und es gab auch | |
das Bewusstsein dafür, dass Bücher etwas Gutes sind. Das hat zu tun mit der | |
Geschichte meiner Mutter. Mein Vater hat auch gelesen, aber eher | |
französische Comics. | |
Ihr Vater ist Franzose. | |
Ja, genau, und Comics waren sein Ding, „Corto Maltese“ und „Blueberry“. | |
Meine Mutter ist selbst in Armut groß geworden und hat viel Gewalt in ihrer | |
Familie erlebt. Sie ist in Hamburg aufgewachsen und hat sich in ihrer | |
Kindheit eine Bücherhallenkarte erlogen. In der Lebensrealität ihrer Eltern | |
gab es zwei wichtige Menschen im „Dorf“ – die haben ihren Stadtteil am | |
Rande von Hamburg als Dorf empfunden, wohlgemerkt nur ein paar hundert | |
Meter weg von den Hochhausblocks von Billstedt –, und das waren der Pfarrer | |
und der Lehrer. Also hat meine Mutter gesagt: Mein Lehrer hat gesagt, ich | |
brauche so eine Bücherhallenkarte – und hat sie bekommen. Sie hat sich Orte | |
geschaffen, an die sie fliehen konnte, und die Bücherhalle war ein solcher | |
Ort. | |
Für Sie auch? | |
Meine Eltern hatten eineinhalb oder zwei Jahre einen Bio-Gemüseladen im | |
„Mercado“… | |
… ein anfangs sehr umstrittenes [2][Einkaufszentrum im Hamburger Stadtteil | |
Ottensen] … | |
… da waren wir öfter nach der Schule, und da gab es auch eine Bücherhalle, | |
das war ein guter Ort, um uns zu „parken“. Ich war zwar der Zweitletzte in | |
meiner Klasse, der lesen konnte, erst in den Sommerferien zur zweiten | |
Klasse hab ich es auf Druck meiner Schwester gelernt. Aber die Bücherhalle | |
war von Anfang an ein wichtiger Ort für mich. Ich habe nie megaviel | |
gelesen, aber dafür relativ konstant. Außer ein, zwei Dostojewskis nur | |
wenig hohe Literatur. Aber diese Lebensrealität von Büchern, die gab es | |
schon. | |
Ich frage, weil es vielleicht nicht selbstverständlich ist, dass aus einer | |
Geschichte wie Ihrer ein Buch wird. Das Klischee ist ja Lesen als Flucht. | |
Dass auch die Leihbücherei selbst einen Fluchtort darstellen kann: das | |
erzählt ja etwas über Lebensverhältnisse, über Enge und übergriffige | |
Eltern. Vielleicht nicht bei Ihnen selbst, aber bei Ihrer Mutter. Wie aber | |
solche Generationenerfahrungen ineinandergreifen, das ist ja auch Thema | |
Ihres Buches. Dass da etwas vererbt werden kann, um nicht zu sagen: muss. | |
Aber halt auch im Guten: Wo und wie meine Mutter Kraft geschöpft hat, so | |
etwas vererbt sich auch. Hätte meine Mutter nicht von Anfang an geglaubt, | |
dass das Leben mehr ist, als arm und alleine zu sein, dann würde ich viel | |
weniger konsequent versuchen, mein Glück in der Welt zu finden. Sie selbst | |
hatte dabei durchaus auch abstruse Ideen davon, wo ihr eigenes Glück liegt. | |
Inwiefern abstrus? | |
Meine Eltern waren einige Jahre lang bei den Hare Krishnas und davor in der | |
Drogenszene. Das Milieu, aus dem ich komme, hat formal einen eher geringen | |
Bildungsstand, aber es ist konsequent links. Meine Mutter und ihre | |
Schwester sind auf eine Realschule gegangen und dort haben Student:innen | |
Arbeiterkindern Bildung angeboten, darüber haben sich die beiden | |
politisiert. | |
Erfolgreich, in diesem Fall? | |
Meine Mutter ist mit 17 abgehauen und ist dann in WGs ebendieser | |
Student:innen gelandet, die gerade mal ein paar Jahre älter waren. Da | |
hat eine Politisierung eingesetzt. Dieses Milieu ist sehr interessant. | |
Armut wird medial oft gleichgesetzt mit Rechtsruck, mit rassistischen | |
Reflexen, mit einer Arbeiter*innenschaft, die anderen marginalisierten | |
Gruppen die Solidarität versagt. Diese Analyse mag ihre Berechtigung haben | |
und ich erhebe gar keinen Anspruch darauf, die Geschichte armer Menschen in | |
Deutschland an sich zu erzählen. Aber ich habe es eben anders erlebt. | |
Wie ist das heute? | |
In Altona, wo ich herkomme, wo viele meiner Freund*innen leben, also ich | |
diskutiere mit denen nicht ständig über politische Themen … Aber einige | |
sind Kommunist*innen, andere begreifen sich ebenfalls als links. Da gibt es | |
so einen Handwerker-, Arbeiter*innen-Stolz, der sagt: Grundsätzlich glaube | |
ich nicht, dass ihr da oben uns etwas Gutes wollt. Aber eben aus einer | |
linken, einer solidarischen Richtung. Und das kommt mir in | |
Armutserzählungen viel zu selten vor: ein großstädtisches, migrantisches | |
Milieu, das versucht, Solidarität zu schaffen, wo es vielleicht auf den | |
ersten Blick gar nicht so auf der Hand liegt. | |
[3][Ottensen] wurde bereits erwähnt. Eines, das heute nicht mehr so zu | |
finden ist, oder? | |
Ja, Ottensen ist viel homogener geworden, im negativen Sinne. | |
Wie war es früher? | |
In dem Viertel meiner Kindheit haben in den 90er Jahren auch Lehrer*innen, | |
Künstler*innen, Arbeitslose, alle möglichen Leute gewohnt. Wenn ich darüber | |
rede, dass in fast jedem Haus bei mir in der Straße irgendwelche Dealer | |
waren und es da Razzien gab, dann war das eine Straße weiter schon wieder | |
ganz anders. Ich will Kriminalität und Armut nicht glorifizieren, aber das | |
hat parallel existiert. Auch heute gibt es noch kleine Inseln, wo dieselben | |
Leute leben und dieselben Familien wie damals in Wohnungen wohnen mit alten | |
Mietverträgen. Ich bin ein großer Fan von Durchmischung, weil ich in meinem | |
Leben sehr oft davon profitiert habe. | |
Zum Beispiel? | |
Das fängt an mit der Waldorfschule, auf die ich gegangen bin. Dort habe ich | |
andere soziale Kontexte kennengelernt und miterlebt, wie Menschen leben, | |
die weniger dysfunktional aufwachsen als ich. Da konnte ich mir viel | |
abgucken. Ich habe mich dort aber auch oft nicht zugehörig gefühlt, weil | |
ich viele der Codes nicht kannte. Im Laufe der Jahre lernt man aber | |
teilweise, diese Codes zu imitieren. Und das ist für mich und für mein | |
Umfeld nicht untypisch. Da haben viele gleich mehrere Zungenschläge und | |
wissen, dass sie mit ihrem Lehrer, den sie auf der Straße treffen, anders | |
reden als mit ihren Freund*innen. | |
Der Titel Ihres Buches lautet „Keine Aufstiegsgeschichte“, und es gibt | |
darin die schöne Formulierung, es sei eine „Ausstiegsgeschichte“, | |
horizontal, nicht vertikal. Und trotzdem ließe es sich auch lesen als die | |
eines Erfolges: Sie sitzen ja nicht als „Leistungsbezieher“ in einer | |
Großwohnsiedlung. Gut, auch das steht im Buch: dass man als freier | |
Journalist, je nach Auftraggebendem, zum Prekariat gehört. Aber hätte es | |
nicht auch ganz anders ausgehen können? | |
Es ist es ein Unterschied, jetzt darüber zu sprechen oder in dem Zustand, | |
in dem ich vor eineinhalb, zwei Jahren das Buch angefangen habe. Ich habe | |
damals ein Volontariat bei einer Lokalzeitung gemacht, der Hamburger | |
Morgenpost. Ich hatte mehrere psychische Erkrankungen und konnte das | |
Volontariat nicht weiterführen, weil es einfach kräftemäßig nicht ging. | |
Meine Depression hat mich so sehr aus meinem Leben geschleudert. Ich bin | |
dann aus Hamburg weggezogen und habe ein halbes Jahr lang Krankengeld | |
bezogen und das Buch geschrieben. Ich kannte niemanden in der | |
Literaturbranche und wusste nicht, wie man mit Verlagen in Kontakt tritt. | |
Ich wusste nicht, ob mein Buch genommen wird, ob es überhaupt je gedruckt | |
wird, ob es erfolgreich wird. Ich hatte kein Studium, kein Abitur. Zu dem | |
Zeitpunkt hat sich meine Geschichte nicht wie eine Erfolgsgeschichte | |
angefühlt. | |
Und heute? | |
Lassen sich immer noch einige Indizien dafür finden, dass meine Geschichte | |
höchstens ein Bildungsaufstieg werden kann. In Hildesheim beim Studium bin | |
ich seit genau drei Monaten und ich fühle mich da einfach noch ein bisschen | |
fremd. Ich habe den Impuls, arbeiten zu wollen, und ich glaube, ich muss | |
das Schreibstudium und meinen Job als Journalist und Autor verbinden. Ich | |
studiere ja nicht wegen des Abschlusses, ich bin da, um Schreiben zu lernen | |
und Gleichgesinnte zu treffen, mit denen ich über Literatur sprechen kann. | |
Natürlich sammle ich aber Kapitalsorten … | |
… nach [4][Pierre Bourdieu] … | |
… und das habe ich auch schon bei der Morgenpost gemacht. Trotzdem ist es | |
ein Unterschied, ob ich Volontär bei einer Lokalzeitung war oder an der | |
Henri Nannen Schule ausgebildet wurde – und vorher Journalismus studiert | |
habe. | |
Wie zeigt sich das? | |
Freier Journalismus ist auch für sehr gut ausgebildete Leute schon prekär. | |
Es wird nicht unbedingt besser, wenn man viele Dinge noch nicht weiß, nicht | |
viel Berufserfahrung hat und wenig Kontakte. Wenn ich ein Buch schreibe und | |
mit Medien darüber rede, ist das natürlich eine andere Stellung als die, | |
die ich damals hatte, an der Supermarktkasse. Ich habe mehr Möglichkeiten, | |
für mich zu sprechen und zu kämpfen, als es meine ehemaligen | |
Arbeitskolleg*innen im Supermarkt haben. Aber ich strebe trotzdem | |
einen Beruf an, der prekär ist und in dem ich mit großer Sicherheit in | |
Altersarmut lande. Insofern ist es ein anderes Milieu, das ich erreicht | |
habe, aber es ist immer noch dieselbe Klasse. Trotz der Unterschiede | |
zwischen einem prekären Kulturmilieu und prekärer körperlicher Lohnarbeit | |
plädiere ich für Solidarität und für gemeinsame Perspektiven. Letzten Endes | |
steht man auf derselben Seite, wenn man wenig Geld hat. | |
Wie durchmischt oder eben nicht haben Sie den Journalismus erlebt? | |
Ich glaube, dass da gerade etwas passiert, dass es Tendenzen der | |
Veränderung gibt. Aber auch da muss man sehr genau hingucken. Es ist | |
vergleichsweise simpel, beispielsweise einen schwarzen Moderator, eine | |
schwarze Moderatorin zu installieren und zu sagen: Guck mal, wir sind | |
divers – aber die Strukturen nicht anzutasten. Und das ist ein Problem. Ich | |
glaube nicht, dass die Branche an sich den Wunsch hat, ihre Strukturen zu | |
ändern. Es sind nicht unbedingt die weißen Chefs, die sagen: wir brauchen | |
mehr Perspektiven. Veränderung wird von einem journalistischen Prekariat | |
erstritten. | |
Wer profitiert davon? | |
Die ganze Gesellschaft kann von einer diversen Medienlandschaft | |
profitieren. Nur: Das eine ist, Diversität zu fordern oder zu sagen, man | |
wolle sie. Das andere ist, sie dann auch auszuhalten. Denn wenn wir uns | |
Diversität als flauschige Blumenwiese vorstellen, dann ist das naiv. Wenn | |
es zum Beispiel um psychische Erkrankungen im Journalismus geht, um | |
Menschen, die aus einer Armutsklasse kommen, dann ist so eine Integration | |
mühsam. Ich habe damals als Volontär über viele Wochen nicht funktioniert. | |
Wenn ich sage, ich habe eine psychische Erkrankung, dann ist es das eine, | |
vom Journalismus zu sagen: Ja, cool, schildere deine Perspektive. Aber die | |
Frage ist, ob die Solidarität auch noch da ist, wenn du deinen | |
Abgabetermin nicht schaffst. | |
Wie offen konnten Sie umgehen mit Ihrer eingeschränkten Gesundheit, die man | |
Ihnen ja nicht ansieht? Gegenüber Chefs, Vorgesetzten, Kolleg*innen? | |
Ich habe es lange geheim gehalten und musste mir sehr gut überlegen, ob ich | |
das meinem Arbeitgeber gegenüber kommunizieren will. Ich habe mit dem | |
Ansprechen am Ende gute Erfahrungen gemacht. Aber angesprochen habe ich es | |
auch erst, als es eigentlich nicht mehr geheim zu halten war. | |
Eine andere Sphäre, in die Sie zumindest reingeschnuppert haben: Sie haben | |
eine Schauspielausbildung gemacht. Auch nicht ganz selbstverständlich für | |
jemanden Ihres Hintergrunds. | |
Überhaupt nicht selbstverständlich. Es war auch überhaupt nur möglich, weil | |
meiner Mutter der Aufstieg gelungen ist. Sie hat acht Jahre lang | |
Arbeitslosengeld bekommen und sich kurz vor Einführung von Hartz IV in | |
Arbeit gebracht. Das heißt, meiner Mutter ist ein temporärer Aufstieg | |
gelungen. Das war die Voraussetzung, dass ich die Ausbildung habe machen | |
können, und das ist natürlich eine furchtbar privilegierte Geschichte: | |
Keiner aus meiner Straße hat eine Schauspielausbildung gemacht. Aber ohne | |
Schüler-Bafög und Nebenjob wäre es nicht gegangen. | |
Ein Thema, das sich durch Ihre Geschichte zieht: Fremdheit, Dazugehören, | |
irgendwo reinkommen, wo man traditionell vielleicht nicht reingelassen | |
worden wäre. Da gibt es die Waldorfschule, den Journalismus und eben eine | |
private Schauspielschule, die ja Geld kostet. | |
Ich habe auch an staatlichen vorgesprochen und wurde nicht genommen. Eine | |
Schauspielausbildung ist zumeist einem bildungsbürgerlichen Milieu | |
vorbehalten. Das war einer von mehreren Momenten, wo ich mit Menschen aus | |
anderen Klassen in Berührung gekommen bin – und daraus viel habe ziehen | |
können. Das war vielleicht auch meine erste Selbsttherapie. | |
Ach ja? | |
Mir wurde schon mit Mitte 20 gesagt, ich solle Therapie machen, und ich hab | |
dann gedacht: Nee, ich arbeite doch und bin auf der Schauspielschule. | |
Während Freund*innen von mir eine Lehre in der Küche oder auf der | |
Baustelle gemacht haben, steckte ich morgens in Ballettleggings und habe | |
mich gestretcht, und für mich hat sich das wahnsinnig gut angefühlt, etwas | |
für mich zu machen. Ich dachte: Ich betreibe Innenschau, versuche mit | |
Menschen zu interagieren, beschäftige mich mit Musik und Tanz. Aber | |
natürlich ersetzt das keine Therapie. Und ich habe im Schauspiel etwas | |
gesucht, was es gar nicht bieten konnte. | |
Nämlich? | |
Ich dachte, Schauspiel sei der geeignete Ort, mein eigenes Milieu zu | |
repräsentieren, widerzuspiegeln, was ich für Erfahrungen gemacht habe. Ich | |
habe nicht verstanden, dass es um Spielfreude geht, um eine Verwandlung, | |
darum in Rollen zu schlüpfen. Ich habe mich dann mit Kindertheater über | |
Wasser gehalten. Da fährst du drei, vier Mal die Woche morgens um sechs | |
oder sieben Uhr los, spielst sechs Mal hintereinander dasselbe Stück, hast | |
150 Euro verdient. Ich hatte immer noch Nebenjobs und musste mich | |
durchschlagen. Für drei Jahre war das sehr okay. Nur irgendwann dachte ich | |
dann: Das ist nicht meine Zukunft. | |
Sondern? | |
Ich kann nicht an der Front stehen und versuchen, Brände zu löschen. Ich | |
muss einen Schritt nach hinten gehen – und darüber nachdenken. Dann habe | |
ich mich politisiert, habe angefangen, mich mit dem Journalismus | |
auseinanderzusetzen. Ich habe einen Blog betrieben und versucht, beim | |
[5][G20-Gipfel] … | |
… 2017 in Hamburg … | |
… Texte zu schreiben und geübt, wie man Kommentare schreibt. Dann habe ich | |
irgendwann meinen Theaterjob gekündigt mit der Aussicht auf ein Praktikum | |
bei der Hamburger Morgenpost. Das war einigermaßen dumm. Nur: Wenn dumme | |
Dinge funktionieren, dann sagen alle, man war mutig, wenn man scheitert, | |
ist man der Dumme. | |
Man tut Ihnen nicht unrecht, wenn man sagt: Sie sind kein Anhänger | |
neoliberaler Eigenes-Glückes-Schmied-Theorien, oder? Also, dass es jeder | |
und jedem gegeben wäre, sich aus der eigenen Herkunft zu befreien durch | |
Leistung oder so was. | |
Ich glaube nicht nur nicht daran, es ist schlicht nicht so. Das bedeutet | |
nicht, dass Aufstieg per se unmöglich ist. Jeder kennt irgendjemanden, der | |
es trotz schlechter Karten geschafft hat. Aber wenn wir uns die Zahlen | |
angucken, dann müssen wir die Analyse wagen und sagen: Die Regel ist eher | |
gesellschaftlicher Abstieg. Ganz blank, ohne politische Agenda, sagen die | |
Zahlen ja einfach: Aufstieg ist in den vergangenen Jahrzehnten immer | |
weniger möglich. Ein immer größerer Teil scheitert daran, während die | |
Mittelschicht schrumpft und immer mehr absteigen. Insofern befinden wir | |
uns, wie der Soziologe Oliver Nachtwey schreibt, in einer | |
Abstiegsgesellschaft. Unser Wirtschaftssystem funktioniert nicht für alle | |
gleich. Es produziert Lebensläufe, denen das Scheitern immanent ist. Und | |
deswegen habe ich das Buch geschrieben. Ich will die Kosten von Armut | |
aufzeigen. Ich will zeigen, was es bedeutet, arm zu sein – oder was es | |
bedeuten kann. | |
27 Feb 2022 | |
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