# taz.de -- Luftfahrt nach Corona: Fliegen steht in den Sternen | |
> Die internationale Luftfahrt liegt am Boden. Doch bald wird wieder | |
> abgehoben. Wie ändert sich Fliegen? Ein Blick auf die aktuelle Lage | |
> weltweit. | |
Bild: Klimschützende hoffen, dass in Zukunft mehr Menschen auf Alternativen um… | |
Noch bleiben überall auf der Welt die meisten Passagierflugzeuge am Boden, | |
aber bald wird die Luftfahrtbranche langsam wieder in Gang kommen. Der | |
Internationale Luftfahrtverband IATA erwartet, dass ab Ende Mai der | |
Inlandsflugverkehr wieder einsetzt. In den Monaten danach soll der | |
innereuropäische und im letzten Quartal des Jahres der interkontinentale | |
Flugverkehr wieder anlaufen. | |
Global gesehen ist der Inlandsflugverkehr mit einem Anteil von 59 Prozent | |
an den Flugkapazitäten der größte Geschäftsbereich der Branche. Anders als | |
in Deutschland sind vor allem in sehr großen Staaten Inlandsflüge nicht | |
problemlos durch andere Verkehrsmittel wie die Bahn zu ersetzen. Das | |
Flugaufkommen innerhalb eines Kontinents hat einen Anteil von 27 Prozent | |
aller Flüge weltweit. 14 Prozent des gesamten Flugverkehrs bewegt sich | |
zwischen den Kontinenten. | |
Überall häufen Airlines derzeit astronomische Verluste an. Allein für den | |
europäischen Markt geht der Luftfahrtverband IATA von Umsatzeinbußen von 82 | |
Milliarden Euro für das Jahr 2020 aus. Was unter Klimaaspekten gut ist, | |
könnte für Reisewillige künftig zum Problem werden. Denn offen ist, wie | |
sich die Ticketpreise nach der Krise entwickeln. | |
Der internationale Dachverband der Fluggesellschaften IATA geht davon aus, | |
dass unmittelbar nach Aufheben der Corona-Maßnahmen die Tickets zunächst | |
günstig sind. Die Airlines müssen erst einmal die Nachfrage ankurbeln, so | |
IATA-Chefökonom Brian Pearce. Er rechnet damit, dass die Kapazität zunächst | |
höher ist als die Nachfrage. Der Ökonom rechnet nicht damit, dass die | |
Preise vor dem kommenden Jahr anziehen. Allerdings ist unklar, welche Flüge | |
die Airlines überhaupt anbieten werden. | |
## Unklare Schutzmaßnahmen | |
Das hängt auch davon ab, welche Schutzmaßnahmen an Bord vorgeschrieben | |
werden. Müssen etwa die Mittelsitze frei bleiben, steigen die Ticketpreise | |
nach Berechnungen der IATA um 43 bis 54 Prozent. Bei einer Auslastung von | |
60 Prozent können bei Vorkrisenpreisen nur 4 von 120 Fluggesellschaften | |
ihre Kosten decken. Die EU-Kommission hat sich gegen das Freilassen von | |
Sitzen ausgesprochen, was dem Wunsch der Airlines entspricht. | |
IATA empfiehlt Temperaturmessungen am Flughafen sowie das Tragen von | |
Atemmasken. Bei der Lufthansa etwa besteht die Pflicht zum Tragen eines | |
Atemschutzes. Eine langfristige Maskenpflicht würde das Fliegen alledings | |
verändern. Denn eine Bewirtung an Bord wie in der Vergangenheit wäre kaum | |
möglich – was vor allem bei Langstreckenflügen schwierig sein dürfte. Auch | |
auf den Flughäfen wird sich einiges verändern, zum Beispiel beim Boarding. | |
Bislang versuchen die Airlines bei den wenigen stattfindenden Flügen die | |
Reisenden über Fluggastbrücken in die Maschine zu leiten. Wenn Busse | |
eingesetzt werden, dann so viele, dass kein Gedränge entsteht. | |
Der zusätzliche Aufwand wird sich ebenfalls auf die Ticketpeise auswirken. | |
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) will keine | |
Prognose zu Flugpreisen abgeben. „Der Preis ist von vielen Faktoren | |
abhängig“, sagt Sprecher Ivo Rzegotta. „Schon Schwankungen des Ölpreises | |
können stark auf die Ticketpreise durchschlagen. Denn bis zu 30 Prozent der | |
Betriebskosten einer Fluggesellschaft sind Treibstoffkosten.“ | |
Vor Corona gab es auf dem europäischen Markt ein Überangebot an Flügen und | |
einen entsprechend harten Preiswettbewerb. Jetzt könnten Airlines | |
pleitegehen, andere ihr Angebot drosseln. Die Lufthansa etwa kündigte | |
bereits an, ihre Flotte zu reduzieren. „Ob Überkapazitäten im europäischen | |
Markt bestehen bleiben, lässt sich noch nicht absehen“, sagt Rzegotta. „Das | |
hängt maßgeblich davon ab, wie lange staatlich verfügte Reisebeschränkungen | |
aufrechterhalten werden und mit welchen Maßnahmen die europäischen Staaten | |
ihre Luftverkehrsgesellschaften unterstützen.“ | |
## Staatliche Hilfe | |
In Deutschland und anderen Ländern ist noch offen, wie die [1][Regierung | |
der Branche hilft]. Wenn der Staat hilft, muss er die Gelegenheit zum | |
Umsteuern nutzen, fordert Michael Müller-Görnert vom ökologischen | |
Verkehrsclub Deutschland (VCD). Dazu gehört, die Unternehmen dazu zu | |
bewegen, sparsame Flugzeuge anzuschaffen sowie die Einführung einer | |
Kerosinsteuer, sagt er. | |
Klimaaktivist*innen wollen keine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau in der | |
Luftfahrt. „So einen ruinösen Preiswettkampf wie vor der Krise darf es in | |
der Luftfahrt nicht mehr geben“, fordert Müller-Görnert. Ausgetragen werde | |
dieser Wettbewerb auf dem Rücken der Umwelt und der Beschäftigten, | |
kritisiert er. Das Bewusstsein dafür nimmt immerhin langsam zu, wie der | |
neue Begriff „Flugscham“ zeigt. Allerdings hat „Flugscham“ bislang vor | |
allem in skandinavischen Ländern zu einem Verzicht aufs Fliegen geführt. | |
Weniger geflogen werden könnte in Zukunft aber, weil Menschen Alternativen | |
nutzen, hofft der Verkehrsexperte. Die Erfahrungen aus der Coronakrise | |
könnten nachwirken. Inlandsflüge werden in Deutschland vor allem von | |
Geschäftsleuten genutzt. Etliche von ihnen erleben zurzeit, dass | |
Videokonferenzen eine Alternative zu Konferenzen mit persönlicher | |
Anwesenheit sind. Viele Privatleute treten in diesem Jahr den gewohnten | |
Urlaubsflug nicht an – und stellen fest, dass auch eine Reise mit einem | |
anderen Verkehrsmittel oder in die nähere Umgebung attraktiv sein kann. | |
## Wie sieht es in den einzelnen Ländern konkret aus? Ein Überblick: | |
DEUTSCHLAND | |
Flotte: Die größte deutsche Fluggesellschaft, [2][Lufthansa], hat | |
einschließlich der Billigflugtochter Eurowings rund 800 Maschinen, etwa 100 | |
könnten dauerhaft am Boden bleiben. Der Reiseveranstalter Tui betreibt 150 | |
Flieger, Condor 56. Die deutschen Airlines beförderten im vergangenen Jahr | |
162 Millionen Passagiere von insgesamt 248 Millionen Fluggästen in | |
Deutschland. | |
Inlandsflüge: 23 Millionen Passagiere flogen 2019 innerhalb Deutschlands. | |
Krise: Die Lufthansa braucht zur Rettung 10 Milliarden Euro. | |
Staatliche Hilfe: Nach Spiegel-Informationen haben sich die Spitzen der | |
Bundesregierung auf einen Deal mit der kränkelnden Airline geeinigt. Condor | |
hat nach der Pleite der Muttergesellschaft Thomas Cook bereits einen | |
staatlichen Kredit erhalten und jetzt einen weiteren in Höhe von rund einer | |
halben Milliarde Euro. Der Reiseveranstalter Tui, dem die | |
Tui-Flugzeugflotte gehört, hat einen staatlichen Kredit von 1,8 Milliarden | |
Euro bekommen. | |
Klimaziele: Spielen in den Verhandlungen bislang keine Rolle. Anja Krüger | |
ÄTHIOPIEN | |
Flotte: Die drei wichtigsten afrikanischen Fluggesellschaften sind | |
Ethiopian Airlines, Egypt Air und Kenya Airways. Ethiopian Airlines ist die | |
größte Fluggesellschaft in Afrika mit 111 Flugzeugen und hat die modernste | |
Flotte auf dem Kontinent. Sie fliegt zu 106 Reisezielen weltweit, aber vor | |
allem innerhalb Afrikas. | |
Krise: Ethiopian Airlines gehört komplett dem Staat und erwartet dieses | |
Jahr durch die Coronakrise einen Verlust von rund 1 Milliarde Euro. Egypt | |
Air gehört ebenfalls komplett dem ägyptischen Staat und fliegt mit 74 | |
Fliegern zu 75 Reisezielen weltweit, darunter viele in Afrika südlich der | |
Sahara. Um die ersten durch die Coronakrise verursachten finanziellen | |
Verluste zu tragen, braucht die Gesellschaft 140 Millionen Euro. | |
Staatliche Hilfe: Kenya Airways ist seit einiger Zeit in finanziellen | |
Schwierigkeiten, verursacht durch riesige Schulden und Korruption. Der | |
Staat, der zu fast 50 Prozent Anteilseigner ist, hat ein Darlehen von | |
umgerechnet 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Kenya Airways hatte | |
um 70 Millionen gebeten. Die Gesellschaft mit 40 Fliegern benutzt seit der | |
Krise einige ihrer Dreamliner, um Fracht zu transportieren. Ilona Eveleens | |
CHINA | |
Flotte: Die größten Linien sind China Eastern Airlines mit 607, China | |
Southern Airlines mit 603 und Air China mit 439 Fliegern. | |
Krise: Im ersten Quartal betrug der Verlust knapp 40 Milliarden RMB, rund 5 | |
Milliarden Euro. Dennoch gilt die chinesische Flugindustrie im | |
internationalen Vergleich als moderater Hoffnungsschimmer. Über ein Drittel | |
aller Flugzeuge, die seit März wieder in Betrieb genommen wurden, stammen | |
aus China. Bei den meisten Flügen handelt es sich um Inlandsrouten im Süden | |
des Landes, die vorwiegend Arbeiter nutzen. | |
Staatliche Hilfe: Der HNA-Mischkonzern, dessen Kerngeschäft Fliegen ist, | |
galt Ende Februar als erstes prominentes Opfer der Coronakrise: Das | |
Unternehmen wurde de facto von der Lokalregierung Hainan übernommen. Die | |
Kosten für Starts und Landungen wurden reduziert und die | |
Infrastrukturinvestitionen für Flughäfen drastisch erhöht. Gleichzeitig | |
zahlt der Staat bis Ende Juni Subventionen für jeden geflogenen Kilometer. | |
Besonderheit: Im April sind knapp 7.000 internationale Flüge entweder in | |
China gelandet oder haben von dort abgehoben. Bei den meisten handelt es | |
sich um Frachtgüter. Fabian Kretschmer | |
FRANKREICH | |
Flotte: Die 1933 gegründete Air France ist in Partnerschaft mit KLM und mit | |
den Lowcost-Filialen Hop und Transavia. Daneben existieren nur | |
Gesellschaften für Verbindungen mit Korsika, den Inseln in der Karibik und | |
im Südpazifik sowie Ableger der Lowcost-Flieger. Der französische Staat ist | |
als ehemaliger Hauptaktionär noch mit 14,3 Prozent am Kapital der Holding | |
AF-KLM (Mitglied von Skyteam) beteiligt. Air France verfügt über insgesamt | |
279 Maschinen. | |
Krise: Für das erste Quartal 2020 hat AF-KLM einen Verlust von 1,8 | |
Milliarden Euro verzeichnet, der wegen der zu fast 90 Prozent ausfallenden | |
internationalen Flüge beträchtlich (schätzungsweise 1 Milliarde pro Monat) | |
anwachsen dürfte. | |
Staatliche Hilfe: Die Regierung hat angesichts des Widerstands der übrigen | |
AF-KLM-Aktionäre auf die ursprünglich erwogene Nationalisierung verzichtet, | |
bietet aber eine Finanzhilfe in Höhe von bis zu 7 Milliarden Euro an, da | |
AF-KLM neben Lufthansa und British Airways zu den „soliden Airlines“ zähle, | |
welche die Krise überleben würden. | |
Klimaziele: Die ökonomischen Kriterien der staatlichen Hilfe kommen klar | |
vor klimapolitischen Überlegungen. Grundsätzlich gilt noch das Versprechen, | |
bis 2024 den CO2-Ausstoß der Inlandsflüge ab Paris-Orly um 50 Prozent zu | |
reduzieren. Rudolf Balmer | |
GROSSBRITANNIEN | |
Flotte: Die Airline Easy Jet hat 318 Flugzeuge, British Airways 280 und Jet | |
2 92. | |
Inlandsflüge: Laut Passagierzahlen der letzten Jahre sind um die 9 Prozent | |
der Flüge Inlandsflüge. | |
Krise: Richard Branson von Virgin Atlantic wollte, dass die Regierung seine | |
Verluste bezahlt, bekam aber nichts. Der Bankrott der Airline Flybe wurde | |
vom Staat nicht verhindert. Die Industrie behauptet, sie benötige weitere | |
Extrahilfe. | |
Staatliche Hilfe: Alle Angestellten erhalten von der Regierung 80 Prozent | |
ihrer Gehälter bis maximal umgerechnet 2.833 Euro pro Monat bis Ende | |
Oktober. Für Airlines, genauso wie für alle großen britischen Unternehmen, | |
sind Überbrückungsanleihen in Höhe von bis zu 57 Millionen Euro mit | |
teilweise Garantien der Regierung möglich. Ausstehende Mehrwertsteuer muss | |
zunächst nicht bezahlt werden. | |
Klimaziele: Offiziell gibt es dazu keine Verlautbarungen. Es könnte | |
allerdings sein, dass es deswegen keine Extrawurst für | |
Luftfahrtgesellschaften gegeben hat. | |
Besonderheit: Ein geplanter Ausbau des Flughafens Heathrow wird immer | |
ungewisser, während Gatwicks neuer Besitzer, der Baukonzern Vinci, den Bau | |
einer zweiten Start-und-Lande-Bahn in Auftrag geben will. Dainiel | |
Zylbersztajn | |
INDIEN | |
Flotte: Die staatliche Air India ist die älteste und am besten | |
international vernetzte Fluggesellschaft Indiens mit etwa 170 Maschinen. | |
Lokal ist der Billigflieger Indigo mit über 250 Maschinen besser | |
aufgestellt. | |
Inlandsflüge: Laut der Generaldirektion der Zivilluftfahrt Indiens sank der | |
inländische Flugverkehr im März 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat um ein | |
Drittel auf 7,7 Millionen Passagiere. | |
Krise: Laut der Ratingagentur Icra bräuchten die indischen | |
Fluggesellschaften bis 2023 eine Finanzspritze von 4,3 Milliarden Euro, um | |
sich über Wasser, also in der Luft zu halten. Der Weltluftfahrtverband IATA | |
schätzt den Einnahmeverlust der Airlines auf 10 Milliarden Euro. | |
Staatliche Hilfe: Die Regierung hat sich dazu noch nicht geäußert. | |
Klimaziele: Spielen bei den Rettungsplänen bislang keine Rolle. | |
Besonderheit: 2019 ging bereits die Airline Jet Airways pleite, da sie | |
keinen Käufer fand. Auch die verschuldete Air India stand schon vor der | |
Coronakrise zum Verkauf. Die bisherigen guten Wachstumsprognosen sind der | |
Prognose gewichen, dass Hunderttausende Arbeitsplätze in der Branche | |
gefährdet sind. Natalie Mayroth | |
IRLAND | |
Flotte: Aer Lingus hat 57 Maschinen. Sie ist eine Tochter der International | |
Airlines Group, zu der auch British Airways und Iberia gehören. Ryanair ist | |
mit 277 Flugzeugen die größte Billigfluggesellschaft Europas. | |
Krise: Aer Lingus kämpft ums Überleben, da die Muttergesellschaft vom | |
Bankrott bedroht ist, und will die Belegschaft um 20 Prozent verkleinern. | |
Es geht um 900 Jobs. Ryanair ist wegen Rücklagen und Ausbeutung der | |
Angestellten etwas besser aufgestellt und wird überleben. Aber das | |
Unternehmen will 15 Prozent der Belegschaft entlassen – rund 3.000 | |
Angestellte. Beide haben die Gehälter vorübergehend um die Hälfte gekürzt. | |
Staatliche Hilfe: Der irische Staat subventioniert das Gehalt von | |
Angestellten, deren Unternehmen wegen der Coronakrise mindestens 25 Prozent | |
des Umsatzes eingebüßt haben: mit 70 Prozent des Nettoeinkommens und bis zu | |
410 Euro pro Woche. Das gilt auch für Aer Lingus und Ryanair. Mitte Juni | |
läuft die Hilfe aus. Die Fluglinien verlangen eine Verlängerung, weil es | |
länger dauen wird, bis man wieder auf die Beine, also in die Luft kommt. | |
Linke Abgeordnete fordern, Aer Lingus zu renationalisieren, statt so lange | |
Geld hineinzupumpen, bis die privaten Eigentümer wieder Profit machen. | |
Klimaziele: Spielen bisher keine Rolle. Ralf Sotscheck | |
KOLUMBIEN | |
Flotte: Die kolumbianische Airline Avianca umfasst 176 Flugzeuge. | |
Inlandsflüge: 2019 hat Avianca 54 Prozent der gut 29 Millionen Passagiere | |
im Inland transportiert. Billigflieger wie Viva Air, die teilweise der | |
Mutterfirma der irischen Ryanair gehören, machen sich jedoch immer mehr im | |
Inland breit. | |
Krise: Viva Air hat einen staatlichen Überbrückungskredit beantragt. Am 10. | |
Mai meldete Avianca Insolvenz an, die zweite seit 2003. Avianca war seit | |
Monaten in der Krise. Die meisten Mitarbeiter*innen verzichten seit Beginn | |
des Flugverbots auf Gehalt, um die Airline zu retten. Sie sollen ihre | |
Arbeit behalten, betont Avianca. Avianca Perú wird hingegen abgewickelt. | |
Staatliche Hilfe: Der Staat prüft die Gewährung von Krediten. Dass der | |
Staat bei Avianca einsteigt, sei ausgeschlossen, sagte Finanzminister | |
Alberto Carrasquilla. Der Sitz der Holding ist mittlerweile im | |
Steuerparadies Panama, weshalb viele Kolumbianer*innen gegen eine | |
staatliche Rettung sind. | |
Klimaziele: Spielen zurzeit keine Rolle. | |
Besonderheit: Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle. Ohne Flugverkehr | |
geht es nicht. Manche Teile des riesigen Landes – wie Leticia, die | |
Hauptstadt der Provinz Departamento de Amazonas – sind nur aus der Luft zu | |
erreichen. Katharina Wojczenko | |
SPANIEN | |
Flotte: Die Fluggesellschaft Iberia hat 108 Maschinen, Vueling 118 und Air | |
Europa 66. | |
Krise: Der spanische Verband der Fluggesellschaften (ALA) spricht von einem | |
„Überlebenskampf“. ALA schätzt die Einbußen durch die Coronakrise auf 15 | |
Milliarden Euro. Werden alle Zulieferer und Dienstleister mit einbezogen, | |
belaufen sich die Verluste in Spanien durch die fast komplette Einstellung | |
des Flugverkehrs auf 55 Milliarden Euro. Das sind über 4 Prozent des BIP. | |
Die Fluggesellschaften verlangen von der Regierung, dass ihnen die | |
Flughafengebühren bis auf Weiteres erlassen werden. Außerdem fordern sie | |
Direkthilfen von bis zu 13 Milliarden Euro. | |
Staatliche Hilfe: Die Regierung hält sich bedeckt. Sie wartet auf ein | |
gemeinsames Vorgehen aller EU-Länder. | |
Besonderheit: Die sogenannten spanischen Fluggesellschaften sind mit | |
Ausnahme einiger kleinerer Inlandsgesellschaften längst nicht mehr | |
spanisch. So gehört etwa die einstige staatliche Iberia und die | |
Billigfluggesellschaft Vueling zum Konsortium International Airlines Group | |
(IAG) rund um British Airways. Auch Air Europa steht kurz vor der Übernahme | |
durch IAG. Reiner Wandler | |
TUNESIEN | |
Flotte: Die halbstaatliche Airline Tunisair dominiert mit ihren 28 | |
Flugzeugen und 40 Zielen die Luftfahrtbranche des Landes. Hinzu kommt das | |
Tochterunternehmen TunisAir Express mit vier Embraer-Regionaljets. Die | |
private Nouvelair betreibt 11 Maschinen und die regionale Syphax Airlines | |
noch zwei Propellerflugzeuge. | |
Krise: Tunisair braucht etwa 31,5 Millionen Euro. Chef Elyes Mnakbi warnt, | |
dass die älteste nordafrikanische Fluggesellschaft schon im Juni bankrott | |
sein könnte, wenn der Flugverkehr weiter lahmliege. | |
Staatliche Hilfe: Ob die Regierung Tunisair in der Coronakrise finanziell | |
unterstützen wird, ist unklar. | |
Klimaziele: Trotz der Nähe zu Italien spielt die Anreise per Fähre bisher | |
nur für tunesische Gastarbeiter eine Rolle. | |
Besonderheit: Viele große Hotels verkaufen ihre Zimmer in Verbindung mit | |
einem Charterflugkontingent an ausländische Reiseveranstalter. Die Lage der | |
Airlines beeinflusst daher die Hotelbuchungen. Mirco Keilberth | |
USA | |
Flotte: American Airlines verfügt über 1.569 Maschinen, Delta über 1.349 | |
Maschinen, Southwest Airlines über 754 Maschinen und United Airlines über | |
1.380 Maschinen. | |
Inlandsflüge: An normalen Tagen sind 2,7 Millionen Passagiere im Luftraum | |
der USA unterwegs, davon mehr als die Hälfte auf Inlandsflügen. Im April | |
gingen nur noch rund 200.000 Menschen pro Tag in die Luft. | |
Staatliche Hilfe: Von den Rettungsgeldern in Höhe von 50 Milliarden Dollar | |
an die Fluggesellschaften – davon 25 Milliarden für Lohnfortzahlungen bis | |
Dezember und 25 Milliarden als günstige Darlehen – profitieren alle Großen | |
des Geschäfts. Aber auch manche Kleine, die Taxidienste für Konzernchefs | |
anbieten, kommen in den Genuss der Rettungsgelder. | |
Klimaziele: Spielt bei den Hilfen keine Rolle. | |
Besonderheit: Die Konzernberater von McKinsey gehen davon aus, dass eine | |
Rückkehr zur Normalität frühestens 2022 möglich ist. Die Zahl der | |
Flugzeuge, die auch während der Pandemie im Luftraum der USA unterwegs | |
sind, ist um 58 Prozent geschrumpft. Von den knapp 90.000 Flugzeugen, die | |
in normalen Zeiten täglich über den USA unterwegs sind, sind nur ein | |
Drittel Passagierflieger. Die übrigen sind Privatmaschinen, Flugtaxis, | |
Militärflugzeuge und Frachtflugzeuge. Dorothea Hahn | |
20 May 2020 | |
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