# taz.de -- Air France und Klimaschutz: Vorbild mit 0,8 Prozent | |
> Als Gegenleistung für die Staatshilfe hat sich Air France verpflichtet | |
> zur „umweltfreundlichsten“ Airline zu werden – ein geschickter | |
> PR-Schachzug. | |
Bild: Weiter nicht klimafreundlicher: Flugzeuge der Air France | |
BERLIN taz | Der Aufschrei war groß: Deutschland gibt neun Milliarden Euro | |
[1][Staatshilfen für die Lufthansa] und knüpft daran keine Öko-Bedingungen! | |
Viel besser, hieß es von Umweltschützern, mache es da Frankreich: Dort hat | |
sich die Fluggesellschaft Air France, die zusammen mit der niederländischen | |
Fluggesellschaft KLM eine Holding bildet, als Gegenleistung für sieben | |
Milliarden Hilfen [2][verpflichtet], zur „umweltfreundlichsten Airline auf | |
dem Planeten“ zu werden. So wie alle Fluggesellschaften ist auch Air France | |
aufgrund der Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen im | |
Flugverkehr in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Mon Dieu! Großes Lob | |
von vielen Seiten folgte. | |
Jetzt entpuppt sich diese vollmundige Ankündigung als geschickter | |
PR-Schachzug. Die Brüsseler Umweltorganisation „Transport and Environment“ | |
(T&E) hat sich im Detail angeschaut, wozu sich Air France verpflichtet hat. | |
Ergebnis: zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen um sage und schreibe 0,8 | |
Prozent und sonst zu wenig Konkretem. | |
Air France hatte versprochen, den CO2-Ausstoß pro Passagier bis 2030 zu | |
halbieren und zwei Prozent des Kerosins durch Biotreibstoffe zu ersetzen. | |
Dann will sie die Emissionen von Inlandsflügen bis 2024 halbieren und keine | |
Ziele in Frankreich mehr anfliegen, die auch in zweieinhalb Stunden per Zug | |
zu erreichen sind. | |
Klingt gut, bringt aber laut T&E-Analyse kaum etwas. Erstens sind nur die | |
Inlandsflüge betroffen. Diese machen aber nur etwa 10 Prozent der | |
Emissionen aus. Fernreisen und Flüge zwischen den Überseegebieten zählen | |
nicht. Die Reduktion der Inlandsflüge reduziere die Gesamtemissionen eben | |
nur um 0,8 Prozent. Die Halbierung der CO2-Schuld pro Passagier werde durch | |
die Ausweitung des Verkehrs möglicherweise aufgefressen, zeigt die | |
Erfahrung. | |
## Grünes Paket ist eine Farce | |
Auch Air France hat keine absolute Obergrenze für Emissionen, die das | |
verhindern könnte. Und für den Einsatz von Biotreibstoffen gebe es keine | |
Regeln, kritisiert die Umweltorganisation T&E. Würde Kerosin direkt aus | |
Agrarprodukten eingesetzt, könnte das sogar höhere Emissionen bedeuten. | |
Um das Klima-Versprechen von Air France ernsthaft umzusetzen, brauche es | |
Verbindlichkeit, fordert T&E: Absolute CO2-Obergrenzen, einen Ausbau des | |
Zugverkehrs, keine Inlandsflüge unter fünf Stunden Zugreise (das würde 4,5 | |
Prozent Reduktion bringen) sowie eine klare Definition der genutzten | |
Biotreibstoffe. | |
Vor allem, so die Forderung, müssten diese Regeln juristisch | |
festgeschrieben und mit Geldstrafen bewehrt sein. Das aber ist im angeblich | |
großen grünen Paket von Air France nicht der Fall. | |
7 Jun 2020 | |
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[1] /Geplante-Staatshilfe-fuer-Lufthansa/!5685063 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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