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# taz.de -- Klimaschutz im Flugverkehr bleibt aus: Keine Antwort
> Die UN-Luftfahrtorganisation ICAO wird geplante Maßnahmen zum Klimaschutz
> verzögern. Fragen der taz werden nicht beantwortet, weil es „sinnlos“
> sei.
Bild: Flugzeuge sind die größten Dreckschleudern
Berlin taz | Wer in ein Flugzeug steigt, muss für ein halbwegs gutes
Gewissen dabei nun noch ein paar Jahre mehr warten. In der vergangenen
Woche hat die UN-Luftfahrtorganisation ICAO beschlossen, ihre geplanten
Maßnahmen zum Klimaschutz zu verzögern. Der Zuwachs von CO2-Emissionen, der
ab 2021 durch einen Zertifikatehandel ausgeglichen werden sollte, wird
anders berechnet, der Handel mit Zertifikaten später beginnen als geplant.
Die Entscheidung des ICAO-Rats, in dem 36 Staaten vertreten sind, soll 2022
überprüft werden.
Hintergrund ist der Absturz der Flugbranche in der Coronakrise. Eigentlich
wollte die ICAO, die seit 1997 den schnell wachsenden CO2-Ausstoß der
Branche nicht reguliert hat, zumindest den weiteren Anstieg der Emissionen
bremsen. Bisher macht der CO2-Ausstoß aus Flugzeugturbinen etwa 1,2 Prozent
der weltweiten Emissionen aus, seine Klimawirkung liegt aber zwei- bis
dreimal so hoch. CORSIA sieht vor, diese Klimabelastung über Maßnahmen an
anderen Stellen und einen Emissionshandel auszugleichen.
Als Basis dafür sollte ein Durchschnittswert der Flugemissionen von 2019
und 2020 gelten. Allerdings werden die CO2-Emissionen in 2020 um etwa 50
Prozent niedriger liegen, zeigen Schätzungen. Sollte der Flugverkehr 2021
wieder stark anziehen, müssten die Airlines also wegen einer niedrigeren
Berechnungsgrundlage mehr Zertifikate kaufen. Deshalb hatte die Fluglobby
der IATA gefordert, nur 2019 als Grundlage zu nehmen und den Beginn des
Systems zu verschieben.
Die ICAO stimmte dem nun zu. Für 2021 bis 2023 gilt 2019 als Basiswert.
Wird er nicht überschritten, müssen die Flugkonzerne für ihren CO2-Ausstoß
nichts zahlen. Nach Meinung von Experten sparen die arg gebeutelten
Airlines damit etwa 15 Milliarden Dollar an Kosten.
## Anreize für eine grüne Erholung bleiben aus
Umweltverbände hatten protestiert: Die Beibehaltung von CORSIA hätte
[1][nach ihren Angaben kaum höhere Belastungen] gebracht, weil die Flüge
nicht so schnell wieder ihr altes Niveau erreichen. Die Aussetzung dagegen,
wie nun geschehen, werde Anreize für eine grüne Erholung der Airlines
beseitigen. Eine [2][Studie des Thinktanks Climate Action Tracker] stuft
CORSIA als „kritisch unzureichend“ ein.
„Großartige Nachricht für die Umwelt!“, twitterte der offizielle
ICAO-Account zu der Entscheidung. Trotz Corona „geht robuste Klimaaktion
weiter“. Nicht ganz so großartig fand die ICAO-Pressestelle offenbar eine
Mail mit Fragen der taz. Weil sie „bestürzt“ sei, dass die taz „dieselben
Missinformationen fortsetzt, die wir auch in anderen neoliberal getriebenen
Medien finden“, gab es keine Antworten, weil „die aktuelle Einschätzung
ist, dass es sinnlos ist, Sie zu unterstützen“.
Die [3][taz hatte in der Vergangenheit über CORSIA berichtet] und die
ICAO-Politik [4][kritisch kommentiert]. Jetzt heißt es von der
UN-Organisation: „Im Licht Ihrer vergangenen falschen Anschuldigungen und
Behauptungen schätzen wir Sie momentan als einen im bösen Willen
Engagierten ein und als jemanden, der nicht legitim daran interessiert ist,
einen akkuraten und abgewogenen Blick darauf zu werfen, wozu ICAO
geschaffen wurde.“
6 Jul 2020
## LINKS
[1] https://www.oeko.de/publikationen/p-details/should-corsia-be-changed-due-to…
[2] https://climateactiontracker.org/sectors/aviation/
[3] /Klimaschutz-im-Flugverkehr/!5689590
[4] /Klimaschutz-im-Flugverkehr-fehlt/!5692526
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## TAGS
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Flugverkehr
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Klima
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Polizeikontrollen in Hamburg
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