# taz.de -- Elektromobilität in China: Autokonzerne unter Strom | |
> Ab 2018 soll jedes vierte verkaufte Auto in China einen Elektromotor | |
> haben. Deutsche Unternehmen fühlen sich unter Druck gesetzt. | |
Bild: Alles auf Grün: China setzt ab 2018 auf E-Mobilität – und sorgt damit… | |
Peking taz | Noch sehen die Zahlen gut aus: Die meisten europäischen | |
Autobauer – allen voran die deutschen – blicken in China auf ein | |
erfolgreiches Jahr zurück. Volkswagen verzeichnete ein Plus von über 12 | |
Prozent. Auch BMW legte deutlich zu. Daimler konnte den Verkauf sogar um | |
fast 28 Prozent steigern. Doch schon 2017 dürften die Verkaufszahlen für | |
die deutschen Autobauer sehr viel schlechter aussehen. Denn die chinesische | |
Regierung plant eine Reihe von Maßnahmen, die allen voran den deutschen | |
Autobauern auf dem größten Automarkt der Welt das Geschäft vermiesen | |
könnten. | |
Steuererleichterungen für besonders kleine Motoren, die 2016 ganz erheblich | |
für den Verkaufsschub gesorgt haben, fallen zum Jahresende weg. Stattdessen | |
will Peking für Luxusgefährte teurer als umgerechnet 180.000 Euro eine | |
zusätzliche Sondersteuer von 10 Prozent erheben. Diese Steuer gilt bereits | |
seit dem 6. Dezember. | |
Vor allem aber die Pläne für eine feste Elektroauto-Quote setzen die | |
deutsche Autoindustrie in Alarmstimmung. Peking will, dass alle Hersteller, | |
die im Jahr mindestens 50.000 Autos in China verkaufen, bis 2018 8 Prozent | |
sogenannte Fahrzeuge mit neuer Antriebsform verkaufen. Dazu gehören reine | |
Elektroautos, Steckdosen-Hybride und konventionellen Hybridautos, die ihre | |
Batterien über den Benzinmotor laden. Ab 2019 müssen es 10 Prozent sein, ab | |
2020 dann 12 Prozent. Erfüllt ein Autobauer diese Quote nicht, soll er dazu | |
verpflichtet werden, anderen Herstellern sogenannte Punkte abzukaufen. Das | |
Ziel der chinesischen Führung: Bis 2020 sollen mindestens fünf Millionen | |
Elektrofahrzeuge auf Chinas Straßen rollen. | |
Die Bestimmungen betreffen zwar alle Hersteller. Doch bei der | |
Elektromobilität sind die deutschen Autobauer ausgerechnet auf ihrem | |
derzeit wichtigsten Absatzmarkt vergleichsweise schlecht aufgestellt. | |
Die japanische Konkurrenz – allen voran Toyota – setzt bereits seit Jahren | |
auf Antriebsformen mit Elektromotoren. Doch auch die chinesischen Autobauer | |
sind sehr viel besser aufgestellt: Der Autobauer BYD (Build Your Dreams) | |
ist sogar über die Batterietechnik groß geworden. Volkswagen, Audi, BMW und | |
Daimler hingegen waren bislang eher zögerlich. Wozu auch? Autos mit | |
Verbrennungsmotoren verkaufen sich in China derzeit ja prächtig. | |
Nach außen hin versuchen die Vorstandschefs der deutschen Hersteller ihren | |
Ärger über die neue Regelung zu kaschieren. Daimler wolle sein Wachstum in | |
China künftig mit seiner vor Ort produzierten neuen Marke EQ ankurbeln, | |
kündigte China-Vorstand Hubertus Troska an. „Wir wollen den Mercedes unter | |
den Elektrofahrzeugen entwickeln.“ | |
Zugleich muss auch er zugeben, dass es noch keinen festen Zeitpunkt gibt, | |
ab wann und mit welchem chinesischen Partner EQ-Modelle einschließlich der | |
Batterien für den Elektromotor gebaut werden. | |
Nicht besser sieht es bei Volkswagen aus. Von 30 Elektromodellen innerhalb | |
der „nächsten fünf bis zehn Jahre“ ist die Rede, neuerdings auch von | |
400.000 Fahrzeugen mit Elektro- oder Hybridmotoren ab 2020. Derzeit sind es | |
aber nach eigenen Angaben nur „mehrere Hundert“ – und allesamt importiert. | |
Empörung bei internationalen Konzernen | |
Hinter den Kulissen ist der Ärger über die angekündigte Regelung groß. In | |
den China-Zentralen in Peking beklagen die Manager, die chinesische | |
Verwaltung habe sie nicht ausreichend eingebunden. Immerhin habe die | |
deutsche Autowirtschaft in China Hunderttausende von Arbeitsplätzen | |
geschaffen. Ihr stehe daher ein Mitspracherecht zu. | |
Doch die Kritik prallt in China ab. Die Fakten liegen längst auf dem Tisch, | |
sagt der chinesische Autoexperte Zhang Zhiyong. Er verweist auf die hohe | |
Luftverschmutzung, der die chinesische Führung bereits vor fünf Jahren den | |
Kampf angesagt hat. Die Maßnahmen seien nur noch nicht ausreichend | |
umgesetzt. | |
Zugleich produziert China inzwischen einen Überschuss an Energie aus Sonne | |
und Wind. Es mangelt jedoch an Abnehmern. Batteriebetriebene Autos wären | |
die idealen Kandidaten, diesen Strom zu verwenden. | |
In Peking etwa, dessen Straßen von mehr als sechs Millionen Autos verstopft | |
sind, werden Kennzeichen für Neuzulassungen nur noch verlost. Die Chancen, | |
eine der Lizenzen zu ergattern, liegen bei unter 5 Prozent. Wer hingegen | |
ein Elektroauto kauft, braucht nicht am Losverfahren teilzunehmen. | |
Andere Großstädte wollen diese Regelung ebenfalls einführen. „Auf diese | |
Entwicklung haben die deutschen Autohersteller aber nicht ausreichend | |
reagiert“, kritisiert der chinesische Automarktexperte Zhang Zhiyong. „Sie | |
ruhen sich stattdessen auf den guten Verkaufszahlen in der chinesischen | |
Provinz aus.“ | |
28 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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