# taz.de -- Kommentar Friedrich in den USA: Von den Zuständigen keine Spur | |
> Der Innenminister opfert sich als nützlicher Idiot. Merkel wird es | |
> freuen. Denn ihr Kanzleramt ist verantwortlich für den BND und die | |
> Geheimdienstkoordination. | |
Bild: Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU): Kommt mit nichts in den Händen… | |
Seit dem Wochenende hat die Netzwelt ihren neuen Lieblingsdeppen gefunden: | |
Auf Twitter und in Blogs wird lustvoll über Bundesinnenminister Hans-Peter | |
Friedrich hergezogen – weil der sich bei seinem Kurztrip in die USA von den | |
amerikanischen Freunden für dumm habe verkaufen lassen und weil er vom | |
Internet schon gar nichts verstehe. | |
Der CSU-Mann aus Franken steht als Prügelknabe da. Das ist einerseits | |
inhaltlich nachvollziehbar und doch bemerkenswert: Denn Friedrich ist als | |
Innenminister nur für die beim Verfassungsschutz angesiedelte | |
Spionageabwehr zuständig, nicht jedoch für den Bundesnachrichtendienst und | |
die Geheimdienstkoordination. | |
Beides gehört zu den Aufgaben des Kanzleramts. Damit müsste die brisante | |
Angelegenheit also eigentlich Chefsache sein. Angela Merkel aber ist, | |
ebenso wie der für die Geheimdienstarbeit zuständige Kanzleramtsminister | |
Ronald Pofalla, in der NSA-Affäre bislang kaum in Erscheinung getreten. | |
Oder hat jemand in den vergangenen Wochen einen erhellenden Beitrag | |
Pofallas zur Rechtmäßigkeit der millionenfachen Auswertung von | |
Telekommunikationsdaten deutscher Bürger durch die US-Geheimdienste | |
vernommen? | |
Unlängst nach seiner geheimen Befragung durch das Parlamentarische | |
Kontrollgremium im Bundestag ließ sich Merkels Mann für die Geheimdienste | |
zu ein paar gestelzten Grundsatzbemerkungen vor laufenden Kameras | |
hinreißen, bevor er eilig wieder ins Kanzleramt abtauchte. | |
Aus Sicht der CDU-Wahlkampfstrategen ist diese Rollenverteilung nur zu | |
vernünftig. Denn im beginnenden Bundestagswahlkampf ist die Spähaffäre | |
bislang das einzige Thema mit größerem Risikopotenzial für Merkel. | |
Sie muss also versuchen, die öffentliche Empörung kleinzuhalten, und das | |
Thema möglichst weit weg vom Kanzleramt und ihrer Person. Ja, Merkel und | |
ihren Wahlkampfstrategen könnte zurzeit kaum Besseres passieren als eine | |
Öffentlichkeit, die sich auf den Innenminister einschießt. | |
Friedrich, der auch schon das Auffliegen der rechtsextremen NSU-Terrorzelle | |
samt einer Unzahl von Verfassungsschutzpannen weggesteckt hat, ist in | |
dieser Geheimdienstaffäre der nützliche Idiot der Regierung. | |
Er lenkt von den Verantwortlichen ab, die im Kanzleramt sitzen und hoffen | |
müssen, dass sich niemand mehr über die NSA aufregen mag, wenn Mitte August | |
Merkels große Wahlkampftournee startet. | |
14 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Astrid Geisler | |
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