| # taz.de -- Kommentar freies WLAN: Der User ist ein Gesetzesbrecher | |
| > Mehr Breitband, keine Störerhaftung: auf den ersten Blick hat die | |
| > künftige Koalition gute Pläne. Doch Schwarz-Rot begreift das Netz noch | |
| > immer als Gefahr. | |
| Bild: Oh, was macht sie da im Internet? | |
| Haben Union und SPD das Internet für sich entdeckt? Da ist zum einen der | |
| Plan, jährlich eine Milliarde Euro zusätzlich in den Breitbandausbau zu | |
| investieren und so auch auf dem Land für schnellere Verbindungen zu sorgen. | |
| Zum anderen gibt es die Ankündigung, die Störerhaftung abzuschaffen. Das | |
| ist das rechtliche Konstrukt, wonach der Betreiber eines WLAN dafür | |
| verantwortlich ist, was die Nutzer darin treiben. Das ist ungefähr so, als | |
| machte man den Verleiher eines Küchenmessers dafür verantwortlich, wenn | |
| damit ein Banküberfall begangen wird. Die Störerhaftung gibt es vor allem, | |
| um dem Interesse von Lobbyverbänden wie der Musikindustrie gerecht zu | |
| werden. Die Folgen dagegen – teure Abmahnungen – treffen vor allem die | |
| Kleinen. Die Regelung abzuschaffen, ist so vernünftig wie überfällig. | |
| Also alles super? Nicht ganz. Denn dass zwei auf den ersten Blick positive | |
| Nachrichten die Runde machen, heißt nicht, dass sich ein neues Verständnis | |
| von Netzpolitik durchgesetzt hätte. Ein Konsens, der nicht nur die | |
| Internetversorgung als Teil der Daseinsvorsorge begreift, sondern auch das | |
| Internet als neutrales Netz und Informationen aus Politik und Verwaltung | |
| selbstverständlich als offen zugänglich. | |
| Wer Internet als Teil der Daseinsvorsorge sieht, als so wichtig wie Wasser | |
| oder Strom, den darf es nicht kalt lassen, was die kommerziellen Betreiber | |
| derzeit machen. Sie bieten in immer mehr Städten nur scheinbar offene | |
| WLAN-Verbindungen an. De facto sind diese stark reglementiert. Meist ist | |
| nach einer halben Stunde Schluss, und versorgt wird sowieso nur die | |
| Innenstadt. Schön für die Touristen, Pech für die Anwohner. | |
| ## Internetnutzung als Gefahr | |
| Aber finanzielle Unterstützung seitens der Politik für ein Bürgernetz, das | |
| ohne restriktive Log-Ins auskommt, ohne Grenzen hinsichtlich Zeit und | |
| Volumen sowie ohne Registrierung? Fehlanzeige. | |
| Die künftige Koalition setzt andere Prioritäten. Während sich eine | |
| Unterarbeitsgruppe um vermeintlich minderwichtige Themen wie Open Data oder | |
| Netzneutralität kümmern durfte, zog die Arbeitsgruppe Inneres und Justiz | |
| gleich die Vorratsdatenspeicherung an sich. Hier ist es wieder, das | |
| Verständnis, dass Internetnutzung nicht in erster Linie eine Chance, | |
| sondern eine Gefahr ist. Der User, ein möglicher Gesetzesbrecher, dessen | |
| digitale Schritte man genauestens überwachen muss. NSA und Co dürften das | |
| ganz genauso sehen. | |
| 14 Nov 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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