# taz.de -- Kulturkürzungen in Berlin: Kai Wegner gibt Mentalitätstipps | |
> Der Regierende Bürgermeister findet, die Kulturszene solle sich bei den | |
> Kürzungen im Haushalt nicht so anstellen. Grüne und Linke sind | |
> fassungslos. | |
Bild: „Ich frage mich schon, ob Karten so preiswert angeboten werden müssen�… | |
Berlin taz | Es geht um Arbeitsplätze, um Einsparungen am Programm, bei | |
einigen Einrichtungen um die Existenz: Berlins Kulturszene steht Kopf, seit | |
CDU und SPD vor gut zwei Wochen ihre „Konsolidierungsliste“ für das | |
kommende Haushaltsjahr vorgestellt haben. Erst am Freitag demonstrierten in | |
Mitte wieder rund 2.500 Menschen gegen die [1][„drastischen Kürzungen“ bei | |
Kunst und Kultur] – mehr als zehnmal so viele, wie von den | |
Organisator:innen des „Trauermarschs“ angemeldet wurden. | |
CDU-Senatschef Kai Wegner lässt sich davon wenig beeindrucken. „Ich glaube, | |
wir müssen wegkommen von der Mentalität: Wir brauchen mehr Geld vom Staat“, | |
erklärte der Regierende Bürgermeister am Wochenende mit Blick auf die rund | |
130 Millionen Euro, [2][die im Etat der Senatskulturverwaltung 2025 | |
gestrichen werden sollen]. | |
Angesichts des auch ohne diese Gelder noch eine Milliarde großen | |
Kulturhaushalts sei das erstens kein Beinbruch. Und zweitens könnten | |
insbesondere die Theater und Opernhäuser künftig auch einfach „mehr auf | |
Wirtschaftlichkeit und Eigenverantwortung achten“. | |
Konkret nannte Wegner die angeblich zu niedrigen Ticketpreise. Er zumindest | |
frage sich, „ob Karten bei bestimmten Bühnen so preiswert angeboten werden | |
müssen“. Ob es richtig sei, „dass die Verkäuferin im Supermarkt, die | |
wahrscheinlich eher selten in die Staatsoper geht, mit ihrem Steuergeld | |
diese Eintrittskarten allesamt mitsubventioniert“. | |
## „Kultur ist das, was diese Stadt ausmacht“ | |
Manuela Schmidt sagt, sie machten solche Sätze fassungslos. Statt eines | |
Mentalitätswechsels in den Theatern erwarte sie einen Mentalitätswechsel | |
bei Kai Wegner und seinem CDU-Kultursenator Joe Chialo, so die | |
kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion. „Was glauben die denn? | |
Kultur ist doch nicht etwas, was man mit ökonomischen Begriffen bewerten | |
kann, Kultur ist das, [3][was diese Stadt ausmacht]“, sagte Schmidt am | |
Sonntag zur taz. | |
Letzteres sei komplett richtig, so der Sprecher für Kulturfinanzierung der | |
Grünen-Fraktion, Daniel Wesener. Die Frage der Wirtschaftlichkeit lasse | |
sich dabei allerdings sehr wohl stellen. Er habe nur das Gefühl, dass es in | |
dieser Hinsicht beim Regierenden „ein großes Unwissen gibt“, sagte der | |
ehemalige Finanzsenator zur taz. | |
Kultur sei immerhin „ein wesentlicher, auch wirtschaftlicher | |
Standortfaktor“ für Berlin. „Dass dieser Kausalzusammenhang von der selbst | |
ernannten Wirtschaftspartei CDU nicht gesehen wird, das finde ich schon | |
bemerkenswert.“ | |
Nicht minder bemerkenswert sei Wegners Verweis auf die an Opern | |
desinteressierte Supermarktkassiererin, wegen der es auch keinen Grund | |
gebe, Tickets weiterhin „so preiswert“ anzubieten. Konsequent zu Ende | |
gedacht, bedeute das vor allem eines, so Wesener: den Abschied vom | |
[4][Anspruch auf kulturelle Teilhabe], unabhängig vom Portemonnaie. Kultur | |
sei „dann tatsächlich nur noch etwas für die, die es sich leisten“ könnt… | |
„Der Neoliberalismus der Nullerjahre lässt grüßen.“ | |
Kai Wegner ficht das nicht an. Vielleicht gebe es noch Umschichtungen im | |
Etat von Kultursenator Joe Chialo, an den Kürzungen sei aber nicht mehr zu | |
rütteln. Und überhaupt: Auch ohne die 130 Millionen sei das „immer noch der | |
höchste Etat seit dem Mauerfall“. | |
Tatsächlich gehört die Senatskulturverwaltung zu den großen Verlierern der | |
jüngsten Sparrunde. Dem Vernehmen nach soll Chialo zu Beginn der | |
Verhandlungen von sich aus sogar mehr als das Doppelte des jetzt in Rede | |
stehenden Kürzungsbetrags in den Topf geworfen haben. Das, heißt es aus der | |
Koalition, sei selbst den nicht sonderlich kulturaffinen Chefverhandlern zu | |
rabiat gewesen. | |
1 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Berlin-spart-an-der-Kultur/!6048501 | |
[2] /Kultur-Berlins-muss-130-Millionen-sparen/!6048749 | |
[3] /BerlinIstKultur/!6045467 | |
[4] /Berliner-SPD-ist-die-Kultur-egal/!6048500 | |
## AUTOREN | |
Rainer Rutz | |
## TAGS | |
Kai Wegner | |
CDU Berlin | |
Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
Sparhaushalt | |
Kulturpolitik | |
Daniel Wesener | |
Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
Joe Chialo | |
Kulturförderung | |
Kürzungen | |
Theater | |
Theater | |
Sparhaushalt | |
Haushalt | |
Kürzungen | |
Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Berlins CDU-Kultursenator Joe Chialo: Kein Geld, kein Plan | |
Nach der jüngsten brutalen Kürzungsrunde dilettiert die CDU-geführte | |
Kulturverwaltung schon an der nächsten. Selbst die SPD hat die Faxen dicke. | |
Sparliste der Berliner Kulturverwaltung: Kreative Buchführung mit Joe Chialo | |
Teils stümperhaft, teils fehlerhaft: In der 130-Millionen-Euro-Sparliste | |
der Berliner Senatsverwaltung für Kultur gibt es etliche Ungereimtheiten. | |
Kürzungen im Kulturetat von Berlin: Gehen Kassiererinnen in die Oper? | |
Berlins Bürgermeister meint, Kassiererinnen würden eh nicht Opern besuchen. | |
So begründet Kai Wegner Einsparungen im Kulturbereich. Fragen wir mal eine | |
Kassiererin! | |
Kinder- und Jugendtheater FELD in Not: Komplett fallen gelassen | |
Im Oktober hat das Kinder- und Jugendtheater FELD den Theaterpreis des | |
Bundes bekommen. Jetzt bedrohen die Kürzungen im Kulturetat seine Existenz. | |
Demenzkranke spielen Theater: „Der Tod ist unser ungeliebter Mitspieler“ | |
Das Theaterensemble Papillons hat seine Spielstätte in einem | |
Pflegewohnheim. Hier machen Kinder und Jugendliche zusammen mit alten | |
Menschen Theater. | |
Theaterstück „Warten auf’n Bus“: Blues an der Bushaltestelle | |
Theaterlandschaft Brandenburg: Die Neue Bühne Senftenberg inszeniert Oliver | |
Bukowskis TV-Serie als Erkundungsreise durch ostdeutsche Männerseelen. | |
Kultur und Demokratie schützen: Eine von vielen Ratlosen | |
Der Verein „Die Vielen“ hat zur Konferenz gerufen. Beim „Ratschlag der | |
Vielen“ sollen Kulturschaffende Handlungskonzepte gegen rechts entwickeln. | |
Berliner SPD ist die Kultur egal: Meisterleistung an empathiefreier Ignoranz | |
Im Kulturbereich in Berlin wird immer mehr gekürzt und gespart. Noch | |
SPD-Mitglied fragt sich warum die SPD nichts unternimmt. | |
Berlin spart an der Kultur: Grob fahrlässig | |
Um 11,6 Prozent soll der Kulturetat im nächsten Jahr gekürzt werden. Was | |
die Sparpläne der schwarz-roten Koalition konkret bedeuten würden. | |
Kultur Berlins muss 130 Millionen sparen: Die Kürzungen „treffen hart“ | |
Die Kulturlandschaft ist massiv von den Einsparplänen getroffen. Der | |
Regierende Bürgermeister bringt nun „alternative Finanzierungsformen“ ins | |
Spiel. |