| # taz.de -- Kultur Berlins muss 130 Millionen sparen: Die Kürzungen „treffen… | |
| > Die Kulturlandschaft ist massiv von den Einsparplänen getroffen. Der | |
| > Regierende Bürgermeister bringt nun „alternative Finanzierungsformen“ ins | |
| > Spiel. | |
| Bild: Protest gegen Kürzungen: Schlussapplaus im Haus der Berliner Festspiele … | |
| Berlin taz | Die am Dienstag präsentierte [1][Milliarden-Sparliste] der | |
| schwarz-roten Koalition sorgt weiter für Wirbel und Unruhe. Vor allem in | |
| der Kulturszene, die am härtesten von den Einsparungen betroffen ist. Bei | |
| der Kultursubventionierung sollen rund 130 Millionen Euro wegfallen, etwa | |
| 12 Prozent der Ausgaben des Kulturetats, der für 2025 gekürzt bei rund 1,12 | |
| Milliarden Euro liegt. | |
| Betroffen sind verschiedene große und kleine Anbieter in unterschiedlichen | |
| Bereichen: Theater, Museen, Opernhäuser, Archive und Festivals müssen sich | |
| auf zum Teil erhebliche Kürzungen einstellen und warnen deshalb seit Wochen | |
| vor Einschränkungen im Spielbetrieb, dem Verlust von Arbeitsplätzen und | |
| sogar vor Insolvenzen. | |
| Ein paar Beispiele? Für die Kunst-Werke (KW) fallen Zuschüsse in einer Höhe | |
| von 256.800 Euro weg, das Künstlerhaus Bethanien bekommt 148.900 Euro | |
| weniger. Die Neue Gesellschaft für bildende Kunst (NGBK) muss auf 126.700 | |
| Euro, der Neue Berliner Kunstverein auf 120.000 Euro und das Kulturwerk des | |
| Berufsverbandes Bildender Künstler Berlins auf 271.000 Euro verzichten. | |
| Große Theater müssen bluten. Dem Berliner Ensemble gehen 1,75 Millionen | |
| Euro verlustig, beim Deutschen Theater sind es 3, bei der Volksbühne 2 | |
| Millionen, beim Maxim Gorki Theater 1 Million. Auch Privathäuser müssen | |
| umdisponieren, betroffen sind etwa das Grips-Theater mit einem Minus von | |
| 300.000 Euro, Sasha Waltz und ihre Compagnie kriegen 200.000 Euro weniger. | |
| Die lange Sparliste umfasst im Kulturbereich rund 95 Einzelposten. | |
| ## Entsetzen über die Sparvorgaben | |
| „Wir sind entsetzt darüber, dass die Kürzungen in der Kultur nun mit etwa | |
| 12 Prozent sogar noch höher ausfallen sollen, als zunächst befürchtet“, | |
| sagt Oliver Reese, Intendant des Berliner Ensembles. Diese Entscheidung | |
| mache deutlich, „dass die Regierungskoalition ohne Augenmaß eine dauerhafte | |
| Schädigung der vielfältigen Berliner Kulturlandschaft in Kauf nimmt, um | |
| kurzfristig den Landeshaushalt zu konsolidieren.“ Reese ist jedoch | |
| überzeugt, „dass die Rechnung am Ende nicht aufgehen wird, schließlich ist | |
| die Kultur das Markenzeichen Berlins und einer der wichtigsten | |
| Wirtschaftsfaktoren der Stadt“. | |
| Auch der Friedrichstadt-Palast – ein Touristenmagnet – muss den Gürtel | |
| enger schnallen und sich von 1,6 Millionen Euro verabschieden. „Die | |
| Kürzungen treffen den Palast hart“, sagt Intendant Berndt Schmidt. „2025 | |
| können wir das wohl ohne Einschnitte beim Personal und der Showqualität | |
| noch stemmen, da wir mit,[2][Falling in Love]' äußerst erfolgreich sind und | |
| uns auf ein Sparszenario entsprechend vorbereitet haben.“ Sollten dem Haus | |
| 2026 noch eine weitere Million Euro oder mehr abgezogen werden, habe er | |
| „keine Vorstellung, wie wir das ohne krasse und kontraproduktive | |
| Einschnitte bewältigen sollten“, so Schmidt. „Hoffentlich setzt sich bis zu | |
| solchen Entscheidungen Einsicht beim Senat durch.“ | |
| Das dürfte ein frommer Wunsch bleiben. Der Regierende Bürgermeister Kai | |
| Wegner (CDU) hat am Mittwoch im RBB-Inforadio die Sparmaßnahmen verteidigt | |
| und für den Kulturbereich als „dringend nötig“ bezeichnet. „Wir haben | |
| einfach in den letzten Jahren in Berlin zu viel Geld ausgegeben.“ Selbst | |
| dieser geänderte Haushalt 2025 sei immer noch ein Rekordetat und habe ein | |
| Volumen von rund einer Milliarde Euro im Jahr allein für die Kultur: „Das | |
| gab es noch nie.“ Bei den Einsparungen gehe es um die Zukunftsfähigkeit der | |
| Stadt. | |
| Um die berufliche Zukunft geht es auch vielen Akteuren der freien Szene. | |
| [3][Jana Kreisl] ist eine Solo-Selbstständige, sie arbeitet als | |
| Illustratorin und Comicautorin für private Kunden und auch mit | |
| Fördergeldern vom Senat. „Es ist ein Mix“, sagte Kreisl der taz schon vor | |
| Bekanntwerden der Sparliste, „und da würde dann ein großer Teil wegfallen.�… | |
| Ihre Comic-Workshops werde es dann nicht mehr geben können. Die | |
| Sparvorhaben seien „großer Mist“, so Kreisl stellvertretend für | |
| Kolleg:innen: „Wir leben ja eh schon sehr prekär.“ | |
| Kultursenator Joe Chialo (CDU) – von überregionalen Medien längst als | |
| designierter Kulturstaatsminister im Kabinett eines Bundeskanzlers | |
| Friedrich Merz gehandelt – will sich scheinbar noch nicht mit den Kürzungen | |
| abfinden. Kai Wegner sagte dazu im Radiointerview, man werde bei der Kultur | |
| noch mal nach „alternativen Finanzierungsformen“ suchen. Man wolle | |
| landeseigenen Unternehmen und Einrichtungen die Möglichkeiten geben, selbst | |
| Kredite aufzunehmen, die dann nicht über das Land Berlin liefen. | |
| 20 Nov 2024 | |
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| [2] https://www.palast.berlin/show/falling-in-love/ | |
| [3] https://www.janakreisl.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Hergeth | |
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