# taz.de -- Gender-Verbot an Unis und Behörden: Verbotspartei CSU | |
> An bayerischen Schulen, Hochschulen und Behörden darf nicht mehr | |
> gegendert werden. Strafen in Schulen sind nicht geplant. Ein | |
> überflüssiges Verbot. | |
Bild: Nicht mehr im bayerischen Lesekasten: Sternchen-Wörter | |
Markus Söder liefert. Im Dezember hat er es in einer Regierungserklärung | |
angekündigt, und schon jetzt wird es umgesetzt: [1][das bayerische | |
Genderverbot]. In den Schulen, Hochschulen und der Verwaltung des | |
Freistaats darf künftig nicht mehr mittels Satzzeichen oder Großbuchstaben | |
im Wortinneren gegendert werden. Freundlicherweise hat [2][der | |
Ministerpräsident] selbst auch gleich die Kommentierung der neuen | |
Vorschrift mitgeliefert. | |
Man braucht sie sich nur aus den diversen Bierzeltreden des vergangenen | |
Jahres zusammenzuklauben, dann lautet sie ungefähr so: Wir brauchen keine | |
ideologisch motivierte Sprachpolizei, und eine Verbotspartei wie die CSU | |
passt einfach nicht zu Bayern; hier lebt man schließlich die Liberalitas | |
Bavariae: Leben und leben lassen, sprechen und sprechen lassen! Okay, „CSU“ | |
hat er jetzt nicht wirklich gesagt, sondern „Grüne“. | |
Aber die kleine sprachliche Anpassung sei gestattet, erhöht sie doch den | |
Wahrheitsgehalt der Aussage ungemein. Das Verbot sagt mehr über seinen | |
Urheber aus als über Bayern. Denn das wird durch die Neuregelung natürlich | |
genauso wenig untergehen wie das Abendland. Und auch im Schulalltag wird | |
sich wenig ändern. Lehrerinnen und Lehrer, die reihenweise schlechte Noten | |
wegen nicht gegenderter Aufsätze vergeben haben, gab es zwar in manchen | |
CSU-Phantasien, nicht aber im real existierenden Klassenzimmer. | |
Sehr viele extrem engagierte Lehrkräfte in Bayern haben schon immer einen | |
großartigen Unterricht gemacht – weniger dank, mehr trotz der Vorgaben der | |
Staatsregierung. Und immerhin haben sich Befürchtungen nicht bewahrheitet, | |
dass Schülerinnen und Schüler, die zu Gendersternchen greifen, künftig | |
schlechter bewertet würden – wie das in Schleswig-Holstein, [3][Sachsen | |
oder Sachsen-Anhalt] der Fall ist, wo bereits strengere Genderverbote | |
gelten. | |
Es gibt gute Gründe gegen das Gendern, es gibt auch gute Gründe dafür. Und | |
es gibt gute Gründe gegen überflüssige ideologische Verbote. Dafür? Gibt es | |
keine. | |
20 Mar 2024 | |
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## AUTOREN | |
Dominik Baur | |
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