| # taz.de -- Allianzenbildung vor der EU-Wahl: Rechte wollen neue Fraktion grün… | |
| > Italiens Innenminister Matteo Salvini und der AfD-Mann Jörg Meuthen | |
| > verkünden ein neues Bündnis. Sie wollen für eine „Festung Europa“ | |
| > kämpfen. | |
| Bild: Weiße Rechte unter sich – Matteo Salvini und Jörg Meuthen (Mitte) am … | |
| Mailand taz | Dass er auf einer Pressekonferenz beklatscht wird, dürfte | |
| [1][Jörg Meuthen] in Deutschland noch nie passiert sein. Am Montag aber | |
| konnten einige der weit über 100 Journalisten im Mailänder Nobelhotel | |
| Gallia nicht an sich halten und applaudierten dem AfD-Vorsitzenden. „Für | |
| ein Europa der Vernunft – Die Völker begehren auf“ war der Titel der | |
| Konferenz, zu der Italiens Innenminister Matteo Salvini eingeladen hatte | |
| und zu der offensichtlich auch sein Fanclub aus rechten Medien gekommen | |
| war. | |
| Salvini selbst begnügte sich mit ein paar einleitenden Worten, die | |
| Neuigkeiten zu verkünden überließ er demonstrativ Meuthen: Die | |
| rechtspopulistischen Parteien wollen sich zu einer neuen Fraktion namens | |
| „Europäische Allianz der Menschen und Nationen“ zusammenschließen, | |
| berichtete der. „Wir wollen die EU an Haupt und Gliedern reformieren, aber | |
| nicht zerstören“, versicherte Meuthen. „Radikale Veränderungen“ soll es | |
| dennoch geben: Brüssel solle Kompetenzen und Macht an die „Heimatländer“ | |
| zurückgeben. | |
| Programmatisch wird es dabei, wenig überraschend, vor allem um eines gehen: | |
| „Wir werden eine Festung Europa bilden müssen, in die wir nur die | |
| hineinlassen, die wir hineinzulassen bereit sind“, so Meuthen. „Die | |
| Australier haben es vorgemacht, Matteo zeigt uns exemplarisch, wie das | |
| geht.“ Europa müsse „verteidigt werden vor China und Afrika“, ergänzte | |
| Salvini. | |
| [2][Die Lega] hatte eine solche Zusammenkunft aller „souveränistischen“ | |
| Parteien Europas zur Allianzenbildung vor der EU-Wahl schon für Februar | |
| angekündigt. Am Montag saßen allerdings neben Salvini und Meuthen nur Olli | |
| Kotro von der Partei Die Finnen und Anders Vistisen von der Dänischen | |
| Volkspartei auf dem Podium. | |
| Doch dabei werde es nicht bleiben: „Gehen sie davon aus, dass in den | |
| nächsten Tagen einiges geschehen wird. Das hier ist die Initialzündung“, | |
| raunte Meuthen. „Es wird ein Haus mit mindestens einem Dutzend Bewohnern.“ | |
| Salvini sprach sogar von 15 Parteien, die Abwesenden hätten ihn beauftragt, | |
| „sie heute hier zu vertreten, sonst wäre es mit ihnen allen auf dem Podium | |
| unkomfortabel geworden“. Er nannte allerdings nur Belgien, Österreich und | |
| Frankreich. | |
| Am 18. Mai, dem Samstag vor der EU-Wahl, soll, ebenfalls in Mailand, das | |
| „Richtfest“ der neuen Parteienfamilie steigen, sagte Meuthen. Dabei | |
| willkommen seien alle, für die „konservativ, freiheitlich und patriotisch | |
| nicht nur Worthülsen sind“, sagte Meuthen. Nicht willkommen sind auch | |
| viele: „Sozialisten, Kommunisten, Extremisten, Ökofaschisten, aus dem | |
| rechten und linken Lager“. Die skandinavischen Gäste beschworen die Gefahr | |
| des Multikulturalismus. Der drohe „Europa zu zerstören“, sagte Kotro. „W… | |
| müssen die europäische Kultur stützen und nicht fremden Kulturen opfern.“ | |
| Der Däne Vistisen bekräftigte, der Schutz des „europäischen Kulturerbes“ | |
| sei „der Grund, warum wir da sind.“ | |
| Die neue Parteienfamilie sei „neues Blut, neue Kraft, neue Hoffnung“ für | |
| Europa, sagte Salvini. „Sie sehen hier keine Leute, die Sehnsucht nach der | |
| Vergangenheit haben.“ Die hätten heute einzig „die in Brüssel“. Er trete | |
| für denselben „Traum von Europa“ ein, wie ihn Papst Johannes Paul gehabt | |
| habe: „Selbst er hat die unterschiedlichen Identitäten anerkannt, und man | |
| kann nicht sagen, dass er ein Populist war. Europa macht Sinn, wenn die | |
| Identitäten anerkannt werden. Wenn es nur auf Geschäften basiert, dann ist | |
| es nur ein Alptraum.“ | |
| Über Grenzschutz wurde lange gesprochen, über die Wirtschafts- und | |
| Außenpolitik nur kurz. „Made in Europe, Made in Germany, Made in Italy | |
| verteidigen“ wolle die neue Parteienfamilie, schädliche Handelsverträge | |
| „überarbeiten“, sagte Salvini. Die Russland-Sanktionen seien „bisher kei… | |
| Lösung gewesen. Ich bevorzuge den Dialog.“ | |
| ## Träume vom rechten EU-Kommissionspräsidenten | |
| Die Türkei hingegen kann nicht auf so viel Entgegenkommen hoffen: Es sei | |
| seltsam, dass die EU Strafen gegen Polen und Ungarn verhängt habe, aber | |
| seit Jahren Milliarden Euro an ein Land schenke, dass Europa „Konkurrenz | |
| macht“. Das müsse „unbedingt unterbrochen werden“, sagte Salvini. „Die | |
| Türkei hat mit Europa überhaupt nichts zu tun, sie wird nie Europa sein.“ | |
| Sein Koalitionspartner, die populistische Fünf-Sterne-Bewegung, hatte das | |
| Treffen in Mailand vorab skeptisch kommentiert. Cinque-Stelle-Chef Luigi Di | |
| Maio hatte erst am Vortag erklärt, er wolle mehr Rechte für das | |
| EU-Parlament, also genau das Gegenteil von dem, was den „Souveränisten“ | |
| vorschwebt. Salvini gab sich nicht die geringste Mühe, zu verbergen, wie | |
| wenig ihn das kratzt: „Ich kommentiere nicht, was meine Alliierten machen, | |
| lokale Polemik interessiert mich nicht. Die ist winzig klein im Vergleich | |
| zu unserem Projekt, Europa zu retten.“ | |
| Tatsächlich denkt Salvini längst über die römische Koalition hinaus. Schon | |
| im Oktober 2018 hatte Salvinis Vertrauter, der Lega-Innenminister Lorenzo | |
| Fontana, davon gesprochen, Salvini als Spitzenkandidat aller Rechtsparteien | |
| für die Nachfolge von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zu | |
| nominieren. Darauf angesprochen, wiegelte Salvini ab. „Wir gestalten von | |
| heute an die Politik der nächsten 50 Jahre, zurzeit habe ich keine | |
| persönlichen Ziele, was mich anbelangt. Wir werden mit unseren Freunden | |
| darüber reden.“ Einer der Freunde hat sich schon eine Meinung gebildet: | |
| „Matteo wäre der perfekte Präsident der Europäischen Union, viel | |
| qualifizierter als die vergangenen“, sagte Meuthen. | |
| 8 Apr 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Jakob | |
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